Die Speisekarte

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LuMen

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Die Speisekarte

Sie dient im Restaurant dem Kunden
zum Lesen, bis er das gefunden,
was ihn erquickt an Leib und Magen,
um es dem Kellner aufzutragen.

Doch wer die Wahl hat, hat die Qual!
Man liest die Karte oft dreimal,
denn Speis´ wird dort nicht schlicht beschrieben:
„Gedichte“ sind es zum Verlieben!

Wenn dann nach langer Wartezeit
der Ober naht, ist man bereit,
die Köstlichkeiten zu probieren,
bevor sie an Geschmack verlieren.

Wie wär´s mit zarten Milchlamm-Lendchen
vom Chefkoch mit dem Zauberhändchen?
Gar besser noch „Kapaun vom Grill
an Butterschaum mit Zimt und Dill”?

Dazu gibt es Kartoffelecken
goldgelb und knusperfrisch zu schlecken!
Die Mahlzeit zeigt sich bunt garniert,
mit Blattgrün und Radies´ verziert.

Der Nachbar ordert als Entree
„Fleischbällchen mit Erdapfelschnee“.
Dann stürzt sich jeder auf das Seine,
trinkt Bier dazu und ein paar Kleine.

Erst später fragt der Mensch, der satte,
was wirklich er zu essen hatte.
Saß er nun an Lukullus´ Tafel?
Vielleicht - war alles nur Geschwafel?

Erdapfelschnee just nur der Matsch,
der sonst der Weißwurscht folgt mit Klatsch?
War der Kapaun am Röstespänchen
nicht eher doch ein halbes Hähnchen?

Was war an den Kartoffelecken
Goldwertes letztlich zu entdecken?
Sie schmeckten so wie jene Pommes,
die ich am Imbißstand bekomm´!

Das Aug´ isst mit! So sagt ein Spruch.
Der Zunge ist das nicht genug!
Steht der Genuss nur auf Papier –
so wird des Essers Auge stier.

Und auch die Rechnung geht nicht auf:
Für Wortgeklingel zahlt man drauf!
 



 
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