Die Spinne und das Mutschekiebchen

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Katniss

Mitglied
Rot mit schwarzen Punkten. Schon von Weitem unverkennbar. Mutschekiebchen heisst es in meiner Heimat. Reglos klebt es jetzt im Netz.

Kürzlich musste ich zusehen, wie die Spinne im Fenster des Arbeitszimmers eine Mücke gefressen hat. Auch sie war im Netz gefangen und konnte sich nicht mehr daraus lösen. 'Nicht das Mutschekiebchen' denke ich und hole ein Blatt Papier, um es zu befreien. Die Spinne kommt bereits aus ihrem Versteck und ich kann ihren Ärger über die verlorene Mahlzeit spüren. Doch ich bin schneller und rette das Mutschekiebchen aus ihren Fängen.

Kreuzspinnen überleben den Winter nicht – das habe ich kürzlich gelesen. Die Weibchen legen Eier, spinnen für ihre Jungen einen Kokon, in dem sie überwintern können und tun es dann den Männchen gleich und sterben.

Doch jetzt ist Frühling, fast schon Sommer, und die Spinne macht sich allabendlich auf die Suche nach der Beute im Netz. Aber den Marienkäfer, den bekommt sie nicht. Sanft beseitige ich die Spinnweben und setze ihn in die Blumen auf der Terrasse. Ich hoffe dass er überlebt, doch den Rest muss er alleine schaffen.

Als Kind haben wir die Punkte auf dem Rücken gezählt und es hiess sie geben ihr Alter an. Ein Irrtum. Glück bringen soll es, das Himelgüegeli – wie es auf Bärndütsch heisst. „Himelgüegeli“ - ich höre deine Stimme noch und der weiche Ton dieses Dialekts klingt wie Musik in meinen Ohren. Verliebt bin ich ein bisschen in diese Sprache, egal aus wessen Mund sie kommt.
Und verliebt hatte ich mich auch in dich. Dass ich Glück habe, das habe ich wahrhaftig geglaubt, als du den Arm um mich legtest. Mich nach 2 Wochenenden im Schnee wiedersehen wolltest, zu dir nach Hause einludest und meintest, wir hätten ganz viel Zeit zusammen.
Doch ich bin dir auf den Leim gegangen. Wie das Mutschekiebchen, das fröhlich durch die Gegend flog und nichtsahnend in den Spinnweben gelandet ist. 'Oh oh' dachte es noch, doch mit jedem Versuch sich zu befreien verhedderte es sich nur noch stärker darin. Bis es sich irgendwann reglos seinem Schicksal ergeben wollte.



Ich sehe es schon von Weitem. Reglos hängt es dort und erst nachdem ich es aus dem Netz befreie, bewegt es ich wieder langsam. Sanft löse ich die klebrigen Fäden von seinem Körper.

Wie die Spinnweben haftet die Erinnerung der letzten Monate an mir. Die Erinnerung an dich, an all die schönen Worte, die du mir zugeflüstert hast. Davon habe ich mich blenden lassen. All die innigen Momente, die Gefühle, die ich nur in deinen Armen hatte – sie waren den Schmerz, den ich jetzt spüre, nicht wert. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich ganz davon befreit habe. Trotzdem weiss ich: eines Tages werde ich meine Flügel wieder ausbreiten. Und dann achte ich besser darauf, wohin ich fliege.
 
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Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Katnis,

ich glaube niemand kann sich hier darüber beschweren, dass ich bezüglich der Texteinordnung in die Rubrik "Erzählungen" besonders pingelig bin. Bereits "Die Melancholie der Liebe" empfand ich als Erzählung äußerst grenzwertig, besteht doch die ganze Handlung lediglich aus einer reinen Nabelschau der Protagonisten.
Aber dieses Textlein vom sächsischen "Motschkiebchen" hat nun mit einer Erzählung absolut nichts gemein. Ich schiebe das Ganze mal zur "Kurzprosa". Da ist es eventuell besser aufgehoben.
Und für die Zukunft: Einfach mal in den Forentext schauen, damit du selber einschätzen kannst, ob es sich wirklich um eine Erzählung handelt, die du hier einzustellen gedenkst.

Gruß Ralph
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Katniss,

das Problem hier ist, dass du das Thema mit dem Spinnennetz einfach fallen lässt und dich am Schluss im Ungefähren verlierst.
Wenn du Glück gehabt hast, dann bist du ja dem Netz entkommen. Aber wer hat dich befreit? Und bist du dir sicher, dass du nicht in einem neuen Spinnennetz gelandet bist?
Da hätte man etwas daraus machen können, so ist es aber leider langweilig.

Liebe Grüße
Manfred
 

Katniss

Mitglied
Hallo Katnis,

ich glaube niemand kann sich hier darüber beschweren, dass ich bezüglich der Texteinordnung in die Rubrik "Erzählungen" besonders pingelig bin. Bereits "Die Melancholie der Liebe" empfand ich als Erzählung äußerst grenzwertig, besteht doch die ganze Handlung lediglich aus einer reinen Nabelschau der Protagonisten.
Aber dieses Textlein vom sächsischen "Motschkiebchen" hat nun mit einer Erzählung absolut nichts gemein. Ich schiebe das Ganze mal zur "Kurzprosa". Da ist es eventuell besser aufgehoben.
Und für die Zukunft: Einfach mal in den Forentext schauen, damit du selber einschätzen kannst, ob es sich wirklich um eine Erzählung handelt, die du hier einzustellen gedenkst.

Gruß Ralph
Vielen Dank für den Hinweis und das Verschieben zur Kurzprosa. War mir nicht bewusst.

Einen sehr persönlichen Text als „Nabelschau“ zu bezeichnen finde ich allerdings nicht angebracht. Leider passiert sowas im Internet immer wieder. Schade! Hätte gehofft in einem Literaturforum herrsche ein freundlicherer Umgang.
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Katniss,
die Rettung des Käferchens und deine Gedanken dabei finde ich ein würdiges Thema. Ich stimme Franke aber zu, dass das Ende mit dem Thema stärter verbunden bleiben sollte. Der bloße Gedanke an Glück finde ich als Überleitung etwas dünn. "In deinen Armen liegen" vs "Käfer liegt im Spinnennetz", da kann man doch viel draus machen.

Eine Binsenweisheit.
Das Wort passt hier nicht, oder? Binsenweisheiten sind wahr, aber trivial. Das mit dem Alter der Käfer ist doch eher ein populärer Irrtum.

Viele Grüße
lietzensee
 

Katniss

Mitglied
Hallo Katniss,
die Rettung des Käferchens und deine Gedanken dabei finde ich ein würdiges Thema. Ich stimme Franke aber zu, dass das Ende mit dem Thema stärter verbunden bleiben sollte. Der bloße Gedanke an Glück finde ich als Überleitung etwas dünn. "In deinen Armen liegen" vs "Käfer liegt im Spinnennetz", da kann man doch viel draus machen.


Das Wort passt hier nicht, oder? Binsenweisheiten sind wahr, aber trivial. Das mit dem Alter der Käfer ist doch eher ein populärer Irrtum.

Viele Grüße
lietzensee
Danke für das Feedback! Da muss ich leider zugeben, dass ich den Schluss schnell geschrieben hatte ohne viel zu überlegen.
 

Katniss

Mitglied
Ich habe den Text nochmal überarbeitet. Wäre dankbar für erneutes Feedback.

Am Ende hätte ich gerne noch erwähnt, dass die Spinne selbst in ihrem Netz 'gefangen' ist. Doch ich glaube beides (meine Flügel ausbreiten und darauf achten, wo ich hinfliege resp. die Spinne, die in ihrem eigenen Netz gefangen ist) ist zu viel.
 

Vitelli

Mitglied
Da du eine Rückmeldung wünscht, äußere ich mich mal; die erste Version hab ich nicht gelesen.

Die Geschichte steht und fällt mit ihrem Aufhänger. Damit meine ich: Die von dir gewählte Metapher sollte m. E. der Aufhänger für eine (gute) Geschichte sein. Bei dir ist die Metapher aber die Geschichte selbst - du fügst kaum etwas Lesenswertes hinzu.

Wenn du mal lesen möchtest, wie man so was gekonnt anstellt, empfehle ich dir: Lukas Bärfuss' Koala. Wie der eine Geschichte in der Geschichte erzählt, indem er das Tierreich als Metapher heranzieht und obendrein/nebenbei ein Zeitdokument abliefert, das ist schon rar gesät in der Literatur, wenn nicht einzigartig.

Just my 2 Cents.

Viele Grüße,
Vitelli
 
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