Hallo alle miteinander,
ich bin ganz neu hier, und das ist der erste Text, den ich einstelle. Ich würde mich über jede Menge sachliche Kritik freuen. Ich sage es auch gleich vorweg, ich bin mit dem Titel nicht zufrieden. Vielleicht hat jemand eine bessere Idee.
Die Suche nach Macht und Glück
»Heute Nacht«, sagte Alexander und schaute seine Zwillingsschwester herausfordernd an. »Es ist Vollmond. Auf dem Friedhof wird niemand sein, aber wir haben das Mondlicht.«
Martina war nicht überzeugt. »Woher willst du wissen, dass sie auf dem Friedhof ist? Sie stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum. Es gibt sie gar nicht bei uns, hat Mutti mir aus dem Lexikon vorgelesen.«
»Lexikonwissen. Es gibt sie überall dort, wo die Körpersäfte der Toten den Boden tränken.«
»Da wo der Urin eines erhängten Gauners auf die Erde geflossen ist«, verbesserte Martina ihren Bruder, »bestimmt nicht auf dem Nicolai-friedhof oder auf einem anderen in Chemnitz. Es gab keine Galgen auf Friedhöfen und Erhängte wurden dort nicht begraben.«
»Du weißt immer alles besser, genau wie Hermine Granger in den Har-ry Potter-Büchern. Wo außer auf Friedhöfen sollen denn noch Körper-säfte der Toten in der Erde sein? Du hast bloß Schiss mitzukommen.«
»Habe ich nicht. Aber wir brauchen einen Hund, um sie aus der Erde zu ziehen und Ohrenschützer, damit wir ihren Schrei nicht hören und dar-an sterben.«
»Ich habe an alles gedacht.« Alexander holte aus der Schublade seines Schreibtisches zwei Kopfhörer hervor. Es waren altmodische Dinger, die die Ohren ganz bedeckten. Martina setzte einen auf.
»Wo hast du sie her?« Ihre Stimme hörte sich dumpf an durch die Kopfhörer. »Ich höre immer noch was.«
»Du musst die Hände drauf drücken. Wir nehmen noch Cher mit. Sie wird die Alraune aus der Erde ziehen.«
»Sie wird dabei sterben«, protestierte Martina. Cher war eine kleine wollige Mischlingshündin. Sie gehörte der Nachbarin Tante Meier, und Martina ging regelmäßig mit ihr spazieren. Sie hätte gerne einen eige-nen Hund gehabt.
»Woran liegt dir mehr? An Cher oder an uns? Mit der Alraune hast du bald einen Hund.«
Martina überlegte. Eine Alraune war ein mächtiger Wiederbringer und half Verwandelten und Verfluchten, so stand es in `Harry Potter und die Kammer des Schreckens´. Sie konnte aber noch mehr. Die Zwillin-ge hatten sich im Internet informiert. Sie brachte ihrem Besitzer Glück und Reichtum und machte ihn unverwundbar. Sie erfüllte alle Wünsche. Unverwundbarkeit brauchte besonders Alexander. Denn da gab es Til-man in ihrer Klasse. Er war schon dreizehn, einmal sitzen geblieben und groß und stark. Er und seine ebenso großen und starken Freunde quälten Alexander. Sie sangen Spottlieder über ihn, aber das war noch das Harmloseste. Sie nahmen ihm sein Pausenbrot und sein Taschen-geld weg, warfen seine Schulsachen in den Dreck und drohten ihn zu verprügeln, wenn er auch nur ein Wort sagen würde.
Nur Martina wusste von Tilmann und seinen Freunden. Sie hatte vor zwei Wochen ihr Taschengeld opfern müssen, damit Alexander ein neues Mathebuch kaufen konnte, nachdem Tilman das alte in eine Pfüt-ze geworfen und darauf herumgetrampelt hatte. Und erst vor drei Tagen hatten sie Alexanders Kopf unter Wasser gehalten. Jedenfalls konnte sich Martina sonst keinen Grund vorstellen, warum ihr Bruder in der letzten Schulstunde nasse Haare gehabt hatte, obwohl kein Schwimm-unterricht gewesen war.
Eine Alraune würde dem ein Ende setzen. Sie würde Alexander die Kraft und den Mut verleihen, sich gegen Tilman zur Wehr zu setzen. Oder er würde es dem Klassenlehrer oder den Eltern sagen können und die würden ihnen dann helfen. Langsam nickte Martina und wusste, sie hatte Chers Todesurteil unterzeichnet.
Die kleine Hündin aus dem Nachbarhaus zu holen, war nicht schwer. Ein Schlüssel lag immer unter dem Blumentopf auf der Treppe, und Cher stand schwanzwedelnd hinter der Tür, als Martina aufschloss.
Ohne jemandem zu begegnen, erreichten sie den Friedhof. Das Eingangstor war nachts verschlossen, aber zwischen den Gitterstäben gab es Stege, und sie konnten wie auf einer Leiter hinüberklettern. Alexander zuerst, Martina reichte ihm Cher und folgte.
Der Friedhof schien stiller zu sein als die Garagen nebenan oder die Kleingärten gegenüber und kälter. Martina zog den Reißverschluss ih-res Anoraks ganz nach oben. Die Blumen sahen im Mondschein alle grau aus, und die Grabsteine standen wie Wächter an ihren Plätzen. Durch Martinas Gedanken wirbelten Geschichten von Vampiren, die um Mitternacht aus ihren Gräbern stiegen, auf den Wegen tanzten und alle entführten, derer sie habhaft werden konnten. Aber bis dahin war noch über eine Stunde Zeit.
»Wo willst du suchen?« wisperte sie.
»Warum flüsterst du? Es ist nur ein Friedhof.« Alexander sprach aber genauso leise. »Hinten bei den alten Familiengräbern.«
»Das sieht doch beinahe aus wie ein Galgen.« Alexander zeigte auf dem Weg zum alten Teil des Friedhofs auf einen dicken Ast, der waa-gerecht vom Stamm abstand. Martina schauderte. Unter dem Ast fanden sie nichts, was auch nur entfernt einer Alraune ähnelte, nur Gras und verblühten Löwenzahn. Die Alraunenpflanze sah aus wie eine Kreu-zung zwischen Löwenzahn und Huflattich, aber mit dunkleren, krausen Blättern.
»Ich grabe kein Loch in einem Grab. Wer weiß, was da alles raus-kommt«, sagte Martina, als sie weitersuchten.
»Hühnchen.«
Alexander ging voraus und leuchtete mit seiner Taschenlampe den Bo-den ab. Hin und wieder stieg er über ein Mauerchen und suchte den Boden in einem der Gräber ab. Martina verließ den Weg nicht und hielt krampfhaft Chers Leine fest. Die Schatten steinerner Engel lagen wie Riesen auf den Wegen, bewegten sich und griffen nach den nächtlichen Besuchern. Alexander ließ die Taschenlampe fallen und schlug wild um sich. »Etwas hält mich fest.«
Martina eilte zu ihm, und Cher verbellte die Nacht.
»Dein Rucksack hat sich in einer Hecke verfangen.« Ihre Finger zitter-ten, während sie ihn befreite. »Lass uns nach Hause gehen.«
»Willst du noch mal herkommen und nach der Alraune suchen?« Ale-xander hob die Taschenlampe wieder auf und schraubte die Batterien fest, die sich beim Sturz gelöst hatten. Er schaute seine Schwester nicht an.
Martina schluckte. Noch einmal herkommen wollte sie nicht. Sie such-ten weiter.
»Da vorne. Was ist das?« Martina griff nach Alexanders Schulter. Er zuckte zusammen. Sie zeigte ihm eine Stelle unter einer Buche, an der sich vom Gras ein Kranz dunkler, krauser Blätter abhob. »Ist sie das?«
Sie knieten sich hin, um die Pflanze genauer zu betrachten. Blätter ra-schelten im Wind. Die Schatten der Engel zitterten bedrohlich. Wolken schoben sich vor den Mond, und es wurde dunkler. Die Geisterstunde nahte. Sogar Cher spürte es und drückte sich ängstlich an Martina.
Alexander verglich die Pflanze mit einem Bild, das er aus seinem Rucksack holte. »Wir haben sie gefunden.«
Martina hatte Watte mitgebracht, die sie sich in die Ohren stopften, bevor sie die Kopfhörer aufsetzen. Behutsam stach Alexander das Gras um die Pflanze herum aus und fing an zu graben. Eine dicke Wurzel reichte tief hinab.
Trotz der Watte und der Kopfhörer glaubte Martina, das Scharren zu hören, mit dem die kleine Schaufel in die Erde fuhr. Sie bedeutete Ale-xander vorsichtig zu sein und hielt ihm Chers Leine hin. Er schüttelte den Kopf, lockerte noch mehr Erde.
Ein Fauchen gefolgt von einem hohen, schrillen Schrei durchdrang Kopfhörer und Watte. Die Alraune ...! Alexander hatte einen Fehler gemacht, hatte zu tief gegraben. Sie sprangen auf und rannten so schnell sie konnten. Jeden Augenblick konnte der schreckliche Fluch der Alraune sie treffen. Cher schoss an ihnen vorbei und zwängte sich unter dem Tor durch. Die Zwillinge kletterten drüber und fort von die-sem unheimlichen Ort. Martina, sonst immer die Langsamere, überholte Alexander. Keuchend rannten sie die Straße hoch nach Hause.
Beide zitterten so sehr, dass sie kaum die Tür aufschließen konnten. Der Schrei gellte noch immer in ihren Ohren.
Sie polterten in das Schlafzimmer ihrer Eltern, die hochschreckten und nichts verstanden. Schluchzende Zwillinge im Arm brachten sie nach und nach die ganze Geschichte aus ihnen heraus, von der Alraune, von Tilman und warum Cher mitten in der Nacht hechelnd vor dem Bett lag.
»Eine Alraune kann da nichts tun«, tröstete die Mutter sie. »Es stimmt nicht alles, was bei Harry Potter steht.«
»Aber der Schrei«, weinte Martina.
»Er kam nicht von einer Alraune. Wahrscheinlich waren es Kater, die miteinander kämpften. Das habt ihr doch schon gehört?«
»Tilman wird dich nicht mehr ärgern, Alexander. Wir überlegen jetzt alle zusammen, was wir tun können.« Der Vater setzte sich in den Schneidersitz und zog seinen Sohn neben sich.
© Aneirin 2003
ich bin ganz neu hier, und das ist der erste Text, den ich einstelle. Ich würde mich über jede Menge sachliche Kritik freuen. Ich sage es auch gleich vorweg, ich bin mit dem Titel nicht zufrieden. Vielleicht hat jemand eine bessere Idee.
Die Suche nach Macht und Glück
»Heute Nacht«, sagte Alexander und schaute seine Zwillingsschwester herausfordernd an. »Es ist Vollmond. Auf dem Friedhof wird niemand sein, aber wir haben das Mondlicht.«
Martina war nicht überzeugt. »Woher willst du wissen, dass sie auf dem Friedhof ist? Sie stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum. Es gibt sie gar nicht bei uns, hat Mutti mir aus dem Lexikon vorgelesen.«
»Lexikonwissen. Es gibt sie überall dort, wo die Körpersäfte der Toten den Boden tränken.«
»Da wo der Urin eines erhängten Gauners auf die Erde geflossen ist«, verbesserte Martina ihren Bruder, »bestimmt nicht auf dem Nicolai-friedhof oder auf einem anderen in Chemnitz. Es gab keine Galgen auf Friedhöfen und Erhängte wurden dort nicht begraben.«
»Du weißt immer alles besser, genau wie Hermine Granger in den Har-ry Potter-Büchern. Wo außer auf Friedhöfen sollen denn noch Körper-säfte der Toten in der Erde sein? Du hast bloß Schiss mitzukommen.«
»Habe ich nicht. Aber wir brauchen einen Hund, um sie aus der Erde zu ziehen und Ohrenschützer, damit wir ihren Schrei nicht hören und dar-an sterben.«
»Ich habe an alles gedacht.« Alexander holte aus der Schublade seines Schreibtisches zwei Kopfhörer hervor. Es waren altmodische Dinger, die die Ohren ganz bedeckten. Martina setzte einen auf.
»Wo hast du sie her?« Ihre Stimme hörte sich dumpf an durch die Kopfhörer. »Ich höre immer noch was.«
»Du musst die Hände drauf drücken. Wir nehmen noch Cher mit. Sie wird die Alraune aus der Erde ziehen.«
»Sie wird dabei sterben«, protestierte Martina. Cher war eine kleine wollige Mischlingshündin. Sie gehörte der Nachbarin Tante Meier, und Martina ging regelmäßig mit ihr spazieren. Sie hätte gerne einen eige-nen Hund gehabt.
»Woran liegt dir mehr? An Cher oder an uns? Mit der Alraune hast du bald einen Hund.«
Martina überlegte. Eine Alraune war ein mächtiger Wiederbringer und half Verwandelten und Verfluchten, so stand es in `Harry Potter und die Kammer des Schreckens´. Sie konnte aber noch mehr. Die Zwillin-ge hatten sich im Internet informiert. Sie brachte ihrem Besitzer Glück und Reichtum und machte ihn unverwundbar. Sie erfüllte alle Wünsche. Unverwundbarkeit brauchte besonders Alexander. Denn da gab es Til-man in ihrer Klasse. Er war schon dreizehn, einmal sitzen geblieben und groß und stark. Er und seine ebenso großen und starken Freunde quälten Alexander. Sie sangen Spottlieder über ihn, aber das war noch das Harmloseste. Sie nahmen ihm sein Pausenbrot und sein Taschen-geld weg, warfen seine Schulsachen in den Dreck und drohten ihn zu verprügeln, wenn er auch nur ein Wort sagen würde.
Nur Martina wusste von Tilmann und seinen Freunden. Sie hatte vor zwei Wochen ihr Taschengeld opfern müssen, damit Alexander ein neues Mathebuch kaufen konnte, nachdem Tilman das alte in eine Pfüt-ze geworfen und darauf herumgetrampelt hatte. Und erst vor drei Tagen hatten sie Alexanders Kopf unter Wasser gehalten. Jedenfalls konnte sich Martina sonst keinen Grund vorstellen, warum ihr Bruder in der letzten Schulstunde nasse Haare gehabt hatte, obwohl kein Schwimm-unterricht gewesen war.
Eine Alraune würde dem ein Ende setzen. Sie würde Alexander die Kraft und den Mut verleihen, sich gegen Tilman zur Wehr zu setzen. Oder er würde es dem Klassenlehrer oder den Eltern sagen können und die würden ihnen dann helfen. Langsam nickte Martina und wusste, sie hatte Chers Todesurteil unterzeichnet.
Die kleine Hündin aus dem Nachbarhaus zu holen, war nicht schwer. Ein Schlüssel lag immer unter dem Blumentopf auf der Treppe, und Cher stand schwanzwedelnd hinter der Tür, als Martina aufschloss.
Ohne jemandem zu begegnen, erreichten sie den Friedhof. Das Eingangstor war nachts verschlossen, aber zwischen den Gitterstäben gab es Stege, und sie konnten wie auf einer Leiter hinüberklettern. Alexander zuerst, Martina reichte ihm Cher und folgte.
Der Friedhof schien stiller zu sein als die Garagen nebenan oder die Kleingärten gegenüber und kälter. Martina zog den Reißverschluss ih-res Anoraks ganz nach oben. Die Blumen sahen im Mondschein alle grau aus, und die Grabsteine standen wie Wächter an ihren Plätzen. Durch Martinas Gedanken wirbelten Geschichten von Vampiren, die um Mitternacht aus ihren Gräbern stiegen, auf den Wegen tanzten und alle entführten, derer sie habhaft werden konnten. Aber bis dahin war noch über eine Stunde Zeit.
»Wo willst du suchen?« wisperte sie.
»Warum flüsterst du? Es ist nur ein Friedhof.« Alexander sprach aber genauso leise. »Hinten bei den alten Familiengräbern.«
»Das sieht doch beinahe aus wie ein Galgen.« Alexander zeigte auf dem Weg zum alten Teil des Friedhofs auf einen dicken Ast, der waa-gerecht vom Stamm abstand. Martina schauderte. Unter dem Ast fanden sie nichts, was auch nur entfernt einer Alraune ähnelte, nur Gras und verblühten Löwenzahn. Die Alraunenpflanze sah aus wie eine Kreu-zung zwischen Löwenzahn und Huflattich, aber mit dunkleren, krausen Blättern.
»Ich grabe kein Loch in einem Grab. Wer weiß, was da alles raus-kommt«, sagte Martina, als sie weitersuchten.
»Hühnchen.«
Alexander ging voraus und leuchtete mit seiner Taschenlampe den Bo-den ab. Hin und wieder stieg er über ein Mauerchen und suchte den Boden in einem der Gräber ab. Martina verließ den Weg nicht und hielt krampfhaft Chers Leine fest. Die Schatten steinerner Engel lagen wie Riesen auf den Wegen, bewegten sich und griffen nach den nächtlichen Besuchern. Alexander ließ die Taschenlampe fallen und schlug wild um sich. »Etwas hält mich fest.«
Martina eilte zu ihm, und Cher verbellte die Nacht.
»Dein Rucksack hat sich in einer Hecke verfangen.« Ihre Finger zitter-ten, während sie ihn befreite. »Lass uns nach Hause gehen.«
»Willst du noch mal herkommen und nach der Alraune suchen?« Ale-xander hob die Taschenlampe wieder auf und schraubte die Batterien fest, die sich beim Sturz gelöst hatten. Er schaute seine Schwester nicht an.
Martina schluckte. Noch einmal herkommen wollte sie nicht. Sie such-ten weiter.
»Da vorne. Was ist das?« Martina griff nach Alexanders Schulter. Er zuckte zusammen. Sie zeigte ihm eine Stelle unter einer Buche, an der sich vom Gras ein Kranz dunkler, krauser Blätter abhob. »Ist sie das?«
Sie knieten sich hin, um die Pflanze genauer zu betrachten. Blätter ra-schelten im Wind. Die Schatten der Engel zitterten bedrohlich. Wolken schoben sich vor den Mond, und es wurde dunkler. Die Geisterstunde nahte. Sogar Cher spürte es und drückte sich ängstlich an Martina.
Alexander verglich die Pflanze mit einem Bild, das er aus seinem Rucksack holte. »Wir haben sie gefunden.«
Martina hatte Watte mitgebracht, die sie sich in die Ohren stopften, bevor sie die Kopfhörer aufsetzen. Behutsam stach Alexander das Gras um die Pflanze herum aus und fing an zu graben. Eine dicke Wurzel reichte tief hinab.
Trotz der Watte und der Kopfhörer glaubte Martina, das Scharren zu hören, mit dem die kleine Schaufel in die Erde fuhr. Sie bedeutete Ale-xander vorsichtig zu sein und hielt ihm Chers Leine hin. Er schüttelte den Kopf, lockerte noch mehr Erde.
Ein Fauchen gefolgt von einem hohen, schrillen Schrei durchdrang Kopfhörer und Watte. Die Alraune ...! Alexander hatte einen Fehler gemacht, hatte zu tief gegraben. Sie sprangen auf und rannten so schnell sie konnten. Jeden Augenblick konnte der schreckliche Fluch der Alraune sie treffen. Cher schoss an ihnen vorbei und zwängte sich unter dem Tor durch. Die Zwillinge kletterten drüber und fort von die-sem unheimlichen Ort. Martina, sonst immer die Langsamere, überholte Alexander. Keuchend rannten sie die Straße hoch nach Hause.
Beide zitterten so sehr, dass sie kaum die Tür aufschließen konnten. Der Schrei gellte noch immer in ihren Ohren.
Sie polterten in das Schlafzimmer ihrer Eltern, die hochschreckten und nichts verstanden. Schluchzende Zwillinge im Arm brachten sie nach und nach die ganze Geschichte aus ihnen heraus, von der Alraune, von Tilman und warum Cher mitten in der Nacht hechelnd vor dem Bett lag.
»Eine Alraune kann da nichts tun«, tröstete die Mutter sie. »Es stimmt nicht alles, was bei Harry Potter steht.«
»Aber der Schrei«, weinte Martina.
»Er kam nicht von einer Alraune. Wahrscheinlich waren es Kater, die miteinander kämpften. Das habt ihr doch schon gehört?«
»Tilman wird dich nicht mehr ärgern, Alexander. Wir überlegen jetzt alle zusammen, was wir tun können.« Der Vater setzte sich in den Schneidersitz und zog seinen Sohn neben sich.
© Aneirin 2003