die totengötter

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]die totengötter


ungewöhnliche klänge glaubst du zu schmecken - stimmt:
donner schnalzen durch rostige harfen gepfefferten zimt
über die ebene reitet gitarren-riffe der sohn
rheas den sie dem kronos gebar apolly-abaddon

pluton das irre gestirn schwindet hin aus dem sinn aus dem sinn
doch nicht allein denn die demeter-tochter verschwindet verschwin-
det-det weg-weg - weg - sie versteckt sich und deckt eben den
dort wo die mutter sie sucht die nachts noch die nackten gesehn

gern hätte sie es gewußt wer denn wen da hinab mit sich zog
ob sie des unterirdischen meisters berechnung betrog
oder ob jene ihn mit gewalt in den west-horizont
jagt an die abendland-nachtland-front atomar übersonnt

sieh nur: sie steigen vom thron vor charon zu baden im styx
nippen entspannt kaffee lethe - vergißt sich der nöck in der nix
bist du nicht meine nichte? fragt er schneeweißchen - sie lacht:
widerstand null ohm du mein nöckiges nichts - gute nacht
 
Orpheus wollte die Geliebte retten,
die im Hades lag in Ketten.
Eurydike folgte ihm,
schmeckte seine Melodien.
Leider, es war wirklich dumm,
sah sich Orpheus nach ihr um.
Sie verschwindet- det – det
Das ist wirklich nicht sehr nett-nett.
Doch ruft sie noch ganz laut und fix.
Ich bade bald in Charons Styx.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
danke fürs Reinschauen, liebe Marie-Louise, aber den Wilhelm-Busch-Ton, der in der Lupe im Übermaß rumleiert, bin ich zur Zeit ein bißchen satt, es war auch nie meiner (obwohl ich die Weisheit des originalen Wilhelm Busch über die Maßen liebe, vor allem der expressiven Comic Strips wegen).
Ich lebe im 21. Jahrhundert, und gewiß, ich komme aus der Avantgarde des 20., inzwischen ein bißchen alt, aber ...

nichts für ungut.
 
Ich liebe Wilhelm Busch. Bei ihm ist alles so klar, so übersichtlich und witzig, lieber Mondnein.
Deine Gedichte sind für meine Begriffe etwas wirr und eben unübersichtlich.
Dieses Gedicht ist besonders wirr. Sogar Schneeweißchen kommt darin vor zum Entsetzen von Rosenrot. In der Vergangenheit haben die beiden doch alles gemeinsam unternommen. Hier trinkt sie ohne ihre Schwester Kaffee Lethe :confused:mit Nöck und Konsorten.:D
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ich werde ein bißchen spoilern.
"nix" ist das lateinische Wort für "Schnee".

Du bist glaubich ein bißchen biblisch bewandert, da wirst Du den "Apollyon" wiedererkannt haben, ebenso "abaddon" (in alternativer Schreibweise "abbadon").

Der Schalk an der Oberfläche deckt archäologische Schichten, es ist wie beim Forum Romanum, auf dem die Schafe und Ziegen grasten zwischen den romantischen Trümmern. Oder wie bei der heiligen Einweihungsstätte Eleusis, wo ein Zementwerk den Marmor mahlte. Oder wie Pergamon, wo der Altar zerstückelt in die Stadtmauer hineingearbeitet worden war, bevor gelehrte Leute ihn dort entbargen.

Aber wir lernen, daß die Funde besser verborgen bleiben unter malerischen Idyll-Schäfchen, in mahlerischen Zementmühlen und maleureusen Patchwork-Mauern, da sind die Altertümer besser geschützt als in irakischen und syrischen Museen. Deshalb decke ich nur wenig auf, z.B. den Schnee, der schmilzt sowieso, denn ich habe keine Widerstandskraft in meinen eleusinischen Knochen mehr, die Leselupe schafft mich. "Io moro" singen die Operndiven immer, die weiblichen wie die männlichen.

Vielleicht kommt bald der Anonymus-Troll und schenkt mir eine glatte Eins. So als Kopfnote. Schließlich ist morgen Halbjahresmitteilungstag. Auf ihn und auf Dich, liebe Marie-Louise, ist doch immer Verlaß.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liebe Marie-Luise, ich spiele gerne mit den Vieldeutigkeiten, ich suche und nutze sie. "Verstehen" ist dabei nur eine der Ebenen, eine andere wären die Bilderfolgen, der innere "Film", der die Vorstellungen so verbindet, wie Wahrnehmungen sie verbinden. Bilderfolgen sind eine andere Dimension als die Verstehenszusammenhänge. Dann noch die Ebene der Assoziationen, gekreuzt mit den Vieldeutigkeiten. Dann die Ebene der Klänge, Silben in metrischer Ordnung, ihre Melodie, die Reime und Assonanzen.
Ich liebe die Moderne, wie ich sie aus der Lyrik von Bob Dylan, John Lennon und von denen kenne, die deren Surrealismen und Wortspiele weitergetrieben haben. Dabei fasziniert mich alles, was musikalisch "in den Himmel geschrieben" ist.
Vor drei Jahren habe ich nach langer Pause geradezu explosiv losgelegt, einen Zyklus geschrieben, der sehr persönliche Ansprache war, Liebeslieder. Seit etwa zwei Jahren schreibe ich nicht mehr jene eine Person an, sondern - in die Musik hinein, in den Himmel, in den Götterraum, in den schöpferischen Wahnsinn, ins Unerhörte. Aber nicht ganz ohne Humor, nicht ganz ohne lachende Phrasen, nicht ganz ohne "das Billige", das lustige Wertlose, das, an dem alle vorbeirennen in ihrem Dichterstolz.
Und das habe ich nun davon: Nicht einmal einen vernünftigen Kommentar ("tiefere Analyse"), sondern nur Deine "spontanen Leseeindrücke".

Lustig.

Aber ich schreibe noch ein paar solcher - bewildering things. Nach und nach rücke ich sie hier "lupis ad devorandum" ein. Guten Appetit.
 
Und das habe ich nun davon: Nicht einmal einen vernünftigen Kommentar ("tiefere Analyse"), sondern nur Deine "spontanen Leseeindrücke".
Und das habe ich nun davon. Da befasse ich mich mit den wirren Gedichten, tu meine spontanen Leseeindrücke kund, und du bist unzufrieden.

Eine tiefere Analyse, wie du sie wünscht, ist einfach nicht drin, weil ich aus deinen poetischen Ergüssen oft gar nicht schlau werde.

Und doch wünscht du einen guten Appetit, wenn du sie“ den Wölfen zum Fraß“ hinwirfst.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Du verstehst nicht, liebe Marie-Luise. Wenn Du auf den Knopf "Textassoziationen" klickst, darf ich nur auf gleicher Ebene antworten und mein Lied rutscht immer weiter nach unten runter, wo keiner mehr reinschaut. Nur wenn Du auf "Konstruktive Vorschläge" klickst, bleibt das Lied oben und wird auch von anderen wahrgenommen. Die lange Erklärung, die ich eben gegeben habe, darf ich nicht als "tiefere Analyse" einbringen, weil ich nur auf eine "tiefere Analyse" (und das ist ein Knopf, nicht mehr) mit "tieferer Analyse" antworten darf.
Wenn ich einem Gedicht was Gutes will, gehe ich auf "tiefere Analyse", auch dann, wenn ich nur eine Zeile herausgreife und darauf eingehe o.ä. Den Knopf "Textassoziation" klicke ich nur an, wenn ich das Ding nicht besonders mag.
Natürlich bin ich Dir dankbar, daß Du überhaupt liest und was dazu schreibst, aber ich möchte auch von anderen gelesen werden, und das wird man nur, wenn man durch den Knopf namens "Konstruktive usw." wieder nach oben getragen wird.

Das sind die Spezialitäten hier. Damit kann man schon was anfangen, - im Unterschied zu den unsäglichen Bewertungsbalken, die immer was ganz anderes anzeigen als von Bewertern eingegeben wird. Man sollte diese Benotung abschaffen, sie ist ungerecht, unfair und albern.

Gewürdigt fühle ich mich durch jeden Leser, das ist klar, und durch jeden, der was dazu schreibt, ja, und besonders durch jeden, der den Knopf "Konstruktive ..." betätigt.
So ist das hier. Das ist die Basis, die Grundstruktur hier.
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
eine schande ists

Ja, lieber mondnein, es wird zu wenig auf gute Gedichte reagiert.
Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, das die Texte die ich als herausragend beurteile kaum gelesen, wenig kommentiert und unbewertet ins Unsichtbare abrutschen.

Bei deinen Gedichten fällt es mir oft schwer eine tiefere Analyse zu liefern. Es ist wie mit Hegel oder Heidegger, ich begreife was sie sagen wollen, ich fühle es mehr, bin ich aber gezwungen das Ganze in Worte zu fassen, entgleitet mir die Stimme und löst sich in oberflächliches Stammeln auf.

So bleibt mir aber immer noch die grandiose Sprache, der Rhythmus, die Gleichklänge, der wunderbare eigene Stil deiner Gedichte.
Und diesen liebe ich!
L.G
Patrick
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dimensionen

Danke, Marie-Luise!
Und herzlichen Dank Dir, guter Patrick!
Natürlich muß ich mich über den Vergleich mit Hegel (über den ich viel "gearbeitet" habe) und Heidegger (der auch Gutes geschrieben hat, nicht nur Wortgeklingel) freuen; und ich habe auch die Kritik im Ohr, daß die beiden schwer oder oft auch gar nicht zu verstehen sind. Aber das sind Philosophen, denen Verständlichkeit mit absoluter Notwendigkeit aufgegeben ist, und wenn sie dem Leser Steine in den Weg legen, sind sie dafür per Diskussion anzuklagen und zu "befragen". Dichtung dagegen hat zwar auch die Verstandesdimension, zugleich aber auch andere, und die Metalladern laufen nicht so schön parallel zueinander wie die Stollen, in denen die arbeiten, die die Schätze entbergen wollen.
Wie oben beschrieben.

Ich freue mich sehr, sehr über Dein Lob. Und verspreche, mich nicht daran zu berauschen.
Haha.
 
O

orlando

Gast
Manchmal isses echt nett in der Lupe *freu.

Und die Sache mit den Unbeachteten (Jan Wagner würde sie "Verborgene" nennen) stimmt natürlich. Selbst ich, die fleißige Kommentatorin, bekenne mich schuldig, musste aber monatelang an einer Anthologie arbeiten, die nun beim Verlag liegt.
Und Verborgenes liegt allemal auch in deinen Gedichten, die stete Arbeit und Vorwissen erfordern, Gedichte eines Lyrikers für Lyriker.
Dies meine ich nicht als Vorwurf.
Germany liebt seine Dichter nämlich eher nicht, ganz im Gegensatz zu Anderslautendem; insofern sind wir gezwungen für diejenigen zu schreiben, die eh schon wissen, was Ambach ist.
Beliebt macht man sich damit nicht.
Der Patrickschen Belobung schließe ich mich gut & gerne an und amüsiere mich über die Verwurstung der Märchen, Mythen und der Moderne, vor allem aber liebe ich Café au lait.

Tja, was soll ich sagen? So gut, wie (fast) alles, was ich jemals von dir las - und ich lese alles. Wunderbare Wortspielereien und boshafte Anspielungen ...
Mögen dich die Götter beschützen
orlando
 
Irgendwie freut es mich – ich weiß zwar nicht warum – dass du doch noch verständnisvolle Leser für das für mich so wirre Gedicht gefunden hast.
Ich habe meine Meinung aber nicht geändert, doch darauf kommt es ja nicht an.

Nochmals Grüße von mir.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke, Marie-Luise!
Und Dir, liebe Orlando, ein besonders herzliches Dankeschön, am meisten dafür, daß Du alle Stücke von mir liest. Das ist die Basis, die Substanz, und dieser einfache Sachverhalt freut mich am meisten. Dafür setze ich die Lieder ja auch unter die Lupe - zum Lesen eben. Über das Wunder der Kommunikation (gegen die These des Gorgias: "wenn es etwas gäbe und es wäre erkennbar, dann wäre es nicht mitteilbar"), also über die Mitteilbarkeit, die einen gemeinsamen Geistraum schafft, reflektiere ich gern, auch in manchen Liedern, d.h. ich staune über das Lesen und Gelesenwerden, wie über das Sprechen und Gehörtwerden, das Musikalisch-Imaginativ-Logisch-Vieldimensionale,

grusz, hansz
 
O

orlando

Gast
Redewendung: "wissen, was Ambach ist"
bedeutet, (schon) zu wissen was los ist, besonders in Bezug auf scheinbar Neues, Unbekanntes. Kann aber sein, dass die Wendung von aussterbender Art ist ... ;)
Grüßle, orlando
 
R

Rehcambrok

Gast
Zeit , - Mühe und Spaß

Hallo Mondnein,
ich hab doch einiges an Zeit gebraucht um das Ganze zu 'Übersetzen'. Hat Spaß gemacht, aber gelegentlich solltest du nur aus der Form fallende Sachen schreiben, die einem nicht ganz so viel abverlangen.

LG Rehcambrok
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Spiel, Flug, Kuss und Wind

"abverlangen" möchte ich eigentlich nichts, keinem. Die erste Strophe z.B. ist ja ein schlichtes Stück Rockmusik. Es geht ins Erzählende über, eigentlich locker, und endet in Mehrdeutigkeiten, eher spielerisch als kryptisch. Nun ja, daß "nix" ein lateinisches Wort ist, das Schnee heißt, hätte ich zum Scherz auch versteckt lassen können, aber da es nicht um "Wer wird Millionär" geht, hab ichs gern verraten, so wird die Polyphonie besser hörbar.
"Verstehen" und "Verstehen" sind mehrererlei; die logische Ebene, ja aber auch das Verstehen von der Art "harmonische Schlüssigkeit begreifen", etwa beim Schritt von der Dominante in die Tonika, oder beim Auswägen der Farbgewichte in einem abstrakten Bild.
Am liebsten wäre mir, man ließe es einfach fließen durch den "inneren Film", die Assoziationen-Verzweigungen und ihre Zusammenfließen von Bächen zu Flüssen, von Strömen in Meere. Glücklich bin ich, wenn es eine gut musikalische Pointe gibt, keinen bloßen Witz also, sondern etwas von der Art wie bei Novalis: "... erwacht flog ich in ihrem Arm dahin".
Das wäre was! Oder: "excuse me, while I kiss the sky" (Hendrix), oder "and the wind began to howl" (Dylan), ja das wäre was!
 



 
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