die überzeugung der kaulquappen (terzinen o.ä.)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
die überzeugung der kaulquappen


pygmäen jodler mit ledernen flöten
schutz schläuchen rodeln durch glitschige gletscher
zwie spalten hinab in die tiefen der kröten

und spreizen die warzigen schenkel zum grätscher
noch grinsen sie breit doch in kindes kind nöten
verzerrn sie die lippen zum zähne bleck fletscher

und bieten dir gern überzeugungs empfängnis
und tief unterm staat understate mentholistische
minzen grün soszen frisch aus dem gefängnis

breckzitisch gebrochen und was noch die tische
dir tragen beladen mit gnaden bedrängnis
im angesicht all der dir feindlichen fische

da öffnen sie dir ihr verhängtes verhängnis
 

Tula

Mitglied
Hallo Hansz
Als Terzine und überhaupt sprachlich einwandfrei. Der Titel reizt zu tieferen Interpretationen an, die Kaulquappen als Sinnbild für eine gewisse Sorte Mensch. So richtig dahinter gestiegen bin ich aber nicht.
Da ich als Leser auch nach Bildern suche, geht es mir hier in etwa wie vor einem Gemälde von Bosch oder eben Bruegels Fischen. Was als Lob zu verstehen ist.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dankeschön, Tula!

Interessanter Blickwinkel: Mit Blick auf die "sehr" figürlichen Maler, die klar erkennbare Gegenstände surrealistisch kombinieren.
So einen (ich nenne es mal) "figürlichen Blick" haben, glaube ich, die meisten Sprachwerker, vor allem die reimenden. Unreime fallen oft in das Gegenteil, in die abstrakte Bürokratensprache.
Ein Standpunkt so zwischen Klee und Kandinsky ist im Feld der Dichter so selten wie das Grün am Himmel. Ich löse die Bilder weithin auf, so daß die Metaphern zwischen transfiguraler Strukturschrift (etwa Klee) und absoluter Abstraktion (Kandinsky, Mondrian, Pollock) changieren. Dann müßte auch Wortauflösung häufiger vorkommen.

Der Titel ist kein eigentliches Thema bei diesem Ding hier, sondern spielt genauso assoziativ mit den fast schon absolut-aufgelösten Metaphern, berührt die ausgereiften Kröten, von fern noch die "feindlichen fische", steht aber distant ("absolute Metapher") zu den Penisschutzschläuchen der Afro-Ditten. Es sei denn, man erinnert sich an die Spermiengestalt der Kaulquappen, aber das wäre doch sehr weiträumig assoziativ.

Da nach der sechsten Verszeile ein neues Terzinenpaar anfängt, steht das häßliche "o.ä." in der Titelklammer.

grusz, hansz
 



 
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