Die Vertreibung der Nacht

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aliceg

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DIE VERTREIBUNG DER NACHT

Der Tag währt länger als die Nacht,
will nicht mehr schlummern, wenn sie wacht.
Die Grenze ziehn gelingt schon nicht.
Die Dunkelheit erstirbt im Licht,
denn Neonpracht erhellt die Nacht
und alles Nachtgetier verwirrt
und torkelnd sich im Tanze irrt,
verwechselt sämtliche Laternen
mit Mondenschein und mit den Sternen.
Gibt es sie noch, den Großen und den Kleinen Wagen,
die stets am gleichen Himmelsparkplatz lagen?
Wo sind die Sterne alle nur geblieben?
Ich sehe nur die Großstadt-Lichter, die sie trüben.

-ag
 
Zuletzt bearbeitet:

Blue Sky

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Da fielen mir gleich Textzeilen aus einem meiner favorit Songs ein:
Diese Stadt ist mir zu laut - ich kann meinen Herzschlag hier nicht hören.
Diese Stadt ist mir zu hell - ich kann die Sterne hier nicht sehen.

Metropolen mit ihrer Lichtverschmutzung sind nichts für Sternenflieger.
 

Blue Sky

Mitglied
aber wer tut was dagegen?
Putin macht das ... Der sorgt gerade dafür, dass Energie knapp und teuer wird.
Und wenn er dann irgendwann alles kaputtgebombt hat, gehen auch in seinem Land die Lichter aus.:oops::rolleyes:
Im Ernst aber, ist die Beleuchtung bestimmt nicht zu stoppen, es ist zu selbstverständlich geworden, dass die Nacht zum Tag gehört.

LG
BS
 

Ofterdingen

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Hallo Aliceg,

Du hast ein Thema aufgegriffen, das nicht nur die Vögel und die Insekten beschäftigt, sondern auch viele Menschen. Schön und originell der Bezug zu unserer technisierten Welt, wenn du den Großen und den Kleinen Wagen parken lässt am Himmel.
Nur leider haben gereimte Gedichte ihre Tücken, denn es ist schwer, Reimpaare zu finden, die nicht bereits unzählige Male verwendet wurden und längst abgenutzt sind. Einer der Wenigen, die auch heute noch frisch wirken, ist Wilhelm Busch. Er schafft das zum Beispiel mit unreinen Reimen:
Ach, was muss man oft von bösen
Kindern hören oder lesen
Wie zum Beispiel hier von diesen,
Welche Max und Moritz hießen.

Du dagegen reimst Nacht auf wacht, nicht auf Licht, irrt auf verwirrt, Laternen auf Sternen, Wagen auf lagen. Kennt man alles schon hundertfach. Halbwegs originell ist nur der Reim geblieben auf trüben. Die übrigen könnten auch im Geburtstagsgedicht der Tante Erna für ihre Nichte Emily vorkommen. Eigentlich schade, weil du damit dein Anliegen verdirbst. Besser wäre ein ungereimtes Gedicht.


Hallo Blue Sky,

"aber wer tut was dagegen?" - "Putin macht das ... Der sorgt gerade dafür, dass Energie knapp und teuer wird."
Dein Sarkasmus gefällt mir. Du schaffst es wie nebenbei, Dinge auf den Punkt zu bringen, spritzig zu formulieren.
 

aliceg

Mitglied
Lieber Ofterdingen,

erst einmal danke fürs Lesen und Kommentieren.

Meiner Meinung nach kann man ein Gedicht nicht nur so wie du sehen, sondern auch ganz anders.

Für mich sind die sich reimenden Endwörter einer Zeile ganz und gar nicht ausschlaggebend (bzgl. Originalität, Inhalt usw.), sondern hauptsächlich für den Wohlklang da.

Findest du die Reimpaare 'bösen - lesen' sowie 'diesen - hießen' denn wirklich sooo originell? (Sie stehen in jedem Reimlexikon!)
Was jedoch originell ist, sind die Worte davor, die ja die Geschichte ausmachen ...

lg aliceg
 



 
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