die Virtuosen

4,00 Stern(e) 2 Bewertungen

Tula

Mitglied
die Virtuosen

Du siehst sie nie. Das ist der erste Trick.
Und doch spielen sie dir vor, auf Schritt und Tritt und
sogar in den Schlaf.

Hier kommt der zweite: alles ist bis auf die letzte Note
durchkomponiert. Voll legato, Zweifeln umsonst.
Schlag auf Schlag und das Tempo bestimmen sie selbst: prestissimo
bis es hinter den Muscheln nur noch rauscht.

Der dritte hat es in sich: sie geigen dir genau
Das vor, was du hören willst, und – ohne dass du es bemerkst:
jedes neue Lied ist ein Ur-altes, tausendmal verführt.

Sie beherrschen jedes Instrument.
Du folgst ihnen, ob dir das klar wird oder nicht.

Die Noten sind falsch, aber

SIE machen die Musik.
 
G

Gelöschtes Mitglied 21263

Gast
Voller - wenn man's so sagen darf - Anspielungen! Ich glaube, eine Straffung des Textes wäre denkbar. Und das Finale? Vielleicht sind die Noten doch richtig, und Sie spielen uns was Falsches vor, das wir für richtig halten!
Mir hat's gefallen.

F.
 
G

Gelöschtes Mitglied 19679

Gast
Mir gefällt es auch, Dirk, vielleicht ein paar - und - weglassen?
Und das ZWEIFELN, die Zweifeln ans Ende, so meine ich das:

Du siehst sie nie. Das ist der erste Trick.
Doch spielen sie dir vor, auf Schritt und Tritt
bis in den Schlaf (oder - sogar im Schlaf).


...Schlag auf Schlag, das Tempo bestimmen sie: prestissimo...


Die Noten sind falsch, aber
Zweifel umsonst

SIE machen die Musik.


Gruß, Moja
 

HerbertH

Mitglied
ich vermute, dass hier nicht die Virtuosen der Musik gemeint sind, sondern andere Verführer.

Trotzdem trübt sich mir der Genuss,
weil ich Musik so liebe und deren Verführung eine andere ist als die der anderen...
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, vielleicht liegt genau darin die Virtuosität, dass wir glauben die richtige Musik zu hören.
Mit dem Schluss komme ich auch nicht ganz klar:
Sie spielen keine falschen Noten, denn dann bestünde ja die Gefahr, dass wir es erkennen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Tula

Mitglied
Moin in die Runde

Erstmal vielen Dank für die freundliche Aufnahme, Kommentare und Sternchen.

Dass es hier nicht wirklich um Musik geht, liegt auf der Hand. Letztere dient ja auch anderen Vergleichen wie "Hier spielt die Musik!", "den Ton angeben", "jemandem etwas vorgeigen" usw. als Vorlage. Diese werden hier ebenso verarbeitet, es geht um Täuschung, sprich Manipulation, staatlich sanktioniert oder nicht, ob es schlichtweg nur um Einschaltquoten geht oder andere Interessen, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.
Ich will noch hinzusetzen, dass das Gedicht etwa ein Jahr alt ist, es geht also nicht um Corona oder ein spezielles Thema der Gegenwart. Dennoch stellt sich bei dem Gedröhn um nur EIN Thema immer die Frage, inwieweit der sogenannte freie Journalismus tatsächlich bemüht ist, die Öffentlichkeit nicht nur "richtig", sondern auch umfassend und ausgewogen zu informieren.

Ich muss über die Vorschläge noch etwas nachdenken. Wenigstens ein 'und' kann man streichen, ein anderes ersetzen, der Vorschlag, das Zweifeln ans Ende zu binden, ist gut, wobei es auch an seine momentane Stelle passt.

Die "falschen Noten" am Ende wollen auf den gefälschten Charakter der Kompositionen hinweisen. Jede Note, eine Information; das Ergebnis kann durchaus wohl klingen, soll es im Sinne des dritten Tricks ja auch. Das ändert aber nichts an den Tatsachen der Fälschung, stilles Übergehen einiger schräger Akkorde, die nicht in die Partitur passen wollen, mit einbezogen.

Ich wünsche allen einen "echten" Sonnen-Sonntag. Wenn der Wetterbericht Regen vorhersagt und am Ende gar keiner fällt, nun wer weiß ... :)

LG
Tula
 
Zuletzt bearbeitet:

Perry

Mitglied
Hallo Tula,
es wurde bereits vieles detailliert angesprochen, weshalb ich mich mehr allgemein äußere.
Mir macht viel mehr Sorge, dass solche "Verführungen" nicht einmal mehr selbst gelesen, sondern nur noch Kommentare dazu gelikt werden.
LG
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo Manfred
Es ist eben so, die Leute bekommen das was sie wollen. Ich tröste mich damit, dass es doch eigentlich nie anders bzw. besser war.
LG
Tula
 



 
Oben Unten