Die wahre Schöpfungsgeschichte

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Ironbiber

Foren-Redakteur
Der Herr erschuf den Menschen am sechsten Tag während einer sehr kreativen Phase. Als er sah, dass die Rohlinge aus Lehm genügend Symmetrie und Anmut besaßen und ihr Schwerpunkt einen aufrechten Gang erlaubte, ruhte er am 7. Tag von all seinen Mühen aus. Diesen Tag nannte er Sonntag und verfügte seinen Pröbchen hinzugehen, fruchtbar zu sein, sich zu mehren und ebenfalls an jedem Sonntag zu ruhen und ihn lobzupreisen.

Am nächsten Tag jedoch plagte ihn schon wieder sein Gewissen.

„Wie werden sich all diese vielen unterschiedlichen Individuen, die ich da aus Lehm geformt habe, organisieren können? Wie werden sie kommunizieren und konsumieren und wie werden sie zum Wohle aller interagieren?“, fragte er seinem Sohn der, neben ihm sitzend, ebenfalls ratlos in die Ferne blickte.

„Schau mal da! Dort liegen noch Lehmreste von deinen ersten Versuchsreihen, die ja bekanntlich voll in die Hose gegangen sind!“, sprach der Gefragte. „Kratz sie zusammen und forme Kaiser, Könige, Pharaonen, Despoten, Politiker und Banker draus! Schick sie gleich hinterher und gib ihnen den Auftrag für Ruhe, Ordnung und ein Mindestmaß an Wohlstand durch eine moderate Staatsverschuldung zu sorgen. Ich mach mich auf die Socken und steige auch mal runter um zu schauen ob das auch alles so klappt, wie wir uns das denken.“

Nur mit Mühe konnte er sich viele Jahre später wieder zurück zu seinem Vater in den Himmel retten, nachdem ihn die Ausschussware des letzten Schöpfungstages umgehend verfolgt, gequält und sogar gekreuzigt hatte.
„Das war keine gute Idee! Die Lehmreste müssen kontaminiert gewesen sein und sind per se völlig unbrauchbar. Ich fürchte, dass wir die Kontrolle über das alles verloren haben und nun tatenlos zuschauen müssen, wie das Chaos da unten weiter seinen Lauf nimmt.“

Der Herr war sichtlich geschockt, strich sofort den achten Tag seiner Schöpfungsgeschichte aus dem Kalender und schickte eine riesige Flut auf die Erde um sein Werk zu ersäufen. Leider hatte er nicht bedacht, dass er den Klümpchen bereits im Prototypenstadium das Schwimmen gelehrt hatte. So kam es, dass viele dennoch überlebten und sich auch gleich wie die Karnickel weiter vermehrten.

„Ok“ sprach der Herr, „Wenn das nichts hilft, bleibt mir ja immer noch Plan B“
„Da unten sind einige Haufen und Superhaufen, die schon so verschuldet sind, dass ich die anderen nur noch dazu bringen muss, für diese Verlierer mit Kreditzusagen zu bürgen. Der Rest erledigt sich dann von selbst. Nennen wir es einfach Finanz- und Bankenkriese oder noch besser Rettungsschirm – da kommt richtig Vertrauen auf“

Wir wissen natürlich nicht, wie die Schöpfungsgeschichte weitergeht und ob es wieder einige Individuen schaffen werden zu überleben, um sich ganz neu formatieren zu können. Die Zukunft wird es zeigen. Es steht jedoch zu befürchten, dass der Herr seine kreative Phase, die ihn vor sehr, sehr langer Zeit drückte, weiter bitter bereuen wird.
 

Hagen

Mitglied
ein weiterer Beweis dafür, dass der Schöpfer diese unsere Welt und seine Bewohner zu seiner Belustigung erschaffen hat.
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Treffen sich zwei Planeten im Weltall, meint der eine:
"Na, wie geht's?"
Darauf der andere:
"Schlecht. Ich habe Homo Sapiens."
"Mach dir nichts draus", anwortete der erste, "habe ich auch gehabt. Das geht vorüber."
 



 
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