Die Welt ist schön

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Die Welt ist schön, sei schön mit ihrem vielerlei Grün, umhertastendem Getschilp der schwarzkuttigen Amseln, ihrer Sonne, ihrem mäßig kühlem Wind, unauffälligen Fußgängern, devoten Schnaps- und Tabakverkäufern. Schön auch wegen der vollen Brüste meiner Geliebten und ihrer Geilheit. Danach muss sie erst wieder schön werden. Ich koche, wir essen, Kerze, Violinen, laue Nacht. Oder: Theater, Oper, Konzert, Café, Kneipe. Ich erkläre, sie träumt, laue Nacht. Es steht, was ich ihr sage, in Büchern. Sie kann lesen, kann Bücher lesen. Könnte. Wie kann man, frag' ich mich, ohne Schnaps in dieser schönen Welt ohne Langeweile existieren? Sie beißt mich ins Ohr. Aber wie lange kann sie das durchhalten? In die Nacht gleitet sie an meiner Stimme, die leise aber akzentuiert Schönes, eben: belles lettres, in sie summt, damit sie auf Schallschwingen in ihren Traum schwebt. Und immer erwacht sie und hofft sie, mein schöner Spiegel, dass ich ihr die schöne Welt noch einmal mehr zeige.
Das kann ich wie Wolken regnen und so leicht, wie Bienen Honig in Waben füllen. In ihrer lächelnden Wärme liege ich nackt in den Tag. Wir füttern uns Leben. Zu Scharfes wird nicht serviert. Nicht den Tod, aber was dazu führt ersparen wir uns. Wir muten uns ständig Schmerz zu aber nicht den großen, den Abschied, bis plötzlich ex nihilo Symmetriebrüche die Welt wieder werden ließen. Als wären wir nicht gewesen. Es hing noch ein Geruch von dir und mir im unvertäuten Laken. Das schwob davon. Die Welt ist schön.

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Die Welt ist schön, sei schön mit ihrem vielerlei Grün, umhertastendem Getschilp der schwarzkuttigen Amseln, ihrer Sonne, ihrem mäßig kühlem Wind, unauffälligen Fußgängern, devoten Schnaps- und Tabakverkäufern. Schön auch wegen der vollen Brüste meiner Geliebten und ihrer Geilheit. Danach muss sie erst wieder schön werden. Ich koche, wir essen, Kerze, Violinen, laue Nacht. Oder: Theater, Oper, Konzert, Café, Kneipe. Ich erkläre, sie träumt, laue Nacht. Es steht, was ich ihr sage, in Büchern. Sie kann lesen, kann Bücher lesen. Könnte. Wie kann man, frag' ich mich, ohne Schnaps in dieser schönen Welt ohne Langeweile existieren? Sie beißt mich ins Ohr. Aber wie lange kann sie das durchhalten? In die Nacht gleitet sie an meiner Stimme, die leise aber akzentuiert Schönes, eben: belles lettres, in sie summt, damit sie auf Schallschwingen in ihren Traum schwebt. Und immer erwacht sie und hofft sie, mein schöner Spiegel, dass ich ihr die schöne Welt noch einmal mehr zeige.
Das kann ich wie Wolken regnen und so leicht, wie Bienen Honig in Waben füllen. In ihrer lächelnden Wärme liege ich nackt in den Tag. Wir füttern uns Leben. Zu Scharfes wird nicht serviert. Nicht den Tod, aber was dazu führt ersparen wir uns. Wir muten uns ständig Schmerz zu aber nicht den großen, den Abschied, bis plötzlich ex nihilo Symmetriebrüche die Welt wieder werden ließen. Als wären wir nicht gewesen. Es hing noch ein Geruch von dir und mir im unvertäuten Laken. Das schwob davon. Die Welt ist schön.

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Zu: The Great Gig in The Sky (Pink Floyd)
 
Tod und / in Ekstase

piosenka jest o śmierci.
(Es geht ums Sterben.)

Wielkie dzięki, Ola! ;-)

Keine Sorge. Es ist ein Liebesgedicht.
nicht für die Hausfrau. ;-)

schrieb dies für meine Geliebte, Holly, zu meinem Lieblingslied und Ola Bieńkowska sang es am Besten.


cheers

serge (in awe)



http://youtu.be/sxo0OJkbaMY
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo serge,

ein prosaisches stilleben.
für mich ein kleinod


"Wir füttern uns Leben.
Zu Scharfes wird nicht serviert.
"Nicht den Tod, aber was dazu führt ersparen wir uns."

mußte an hemmingways "eden" denken.
klarheit der worte:
sie fragt: was fühlst du.
er antwortet: ich fühle mich...

thanx
 

ENachtigall

Mitglied
Die Art, wie du deine Welt schön sein lässt, serge, ist vielleicht deshalb so poetisch, weil ihre Farben - die dunklen und die leuchtenden - vom Aufeinanderprallen immer diese leichten Kampfspuren tragen. Der Tenor dabei: ein tiefes Dunkelbunt.

Grüße von Elke
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo,

ich lese deinen Text nun wiederholt und kann nicht verstehen, weshalb er noch nicht bewertet wurde, daher mache ich jetzt mal den Anfang.
Übrigens, der Kommentar von Elke ist auch eine kleine, feine ly. Prosa.

LG Franka
 
Glätte

Und oben steht einer mit Bart, mit weise umherblickenden Augen, in sich ruhend. Lächelnd? Ich weiß es nicht, wir sehen uns nie, nicht hier, nicht in dieser Zeit. Doch wenn es einst hell wird, hoppla!
Ein Gedanke gefällt mir: Ihn stehen zu sehen, gar nicht so aussehend wie allerorts vermutet, eher wie Willi, Biene Majas bester Kumpel, Worte murmelnd, kaum verständlich, wie sein Handeln, all zu oft.
Und unten? Tja, da steht er, der serge, mit seinem Eimer und wartet. Neben ihm noch weitere Ersatzgefäße, um sich zu bevorraten. Blinzelnd steht er da und lauert, bis er endlich bekommt, was er will, was er braucht, für jenes, von dem er glaubt, dass es wichtig für die Welt wäre.
Ein zweiter Gedanke gefällt mir: Ihn, den da oben, nicht stehen sehen, nicht weise umherblickend, nicht in sich ruhend, sondern beschäftigt, bewaffnet mit einer güldenen Gießkanne, aus der es sprudelt, unendlich sprudelt und deren Inhalt hinunter zu serge regnet, der sich freut über so viel flüssiges Schmalz, das er beizeiten verarbeiten wird, um es zurückzugeben an die, die es wollen und auch an die, die zufällig hineingeraten und fast darauf ausgerutscht sind.

Beste Grüße
 
Peinlich! ,-)

mist, Kageb, Du hast Recht. Das ist mir jetzt unangenhm. Hier kann das englische natürlich gelöscht werden. Macht nicht viel Sinn hier.Könntest Du es bitte löschen, die korrigierte Fassung, meine ich?
Danke Dir
lg

serge
 

Ofterdingen

Mitglied
Die Welt ist schief, in tausend Winkeln schief mit ihrem umhertastenden Grün, dem Getschilp der schwarzkundigen Amseln, ihrer Sonne und dem Sonnenwind, der herab weht bis zu den unauffälligen Fußgängern und den verrohten Schnaps- und Tabakverkäufern. Denn bereiten diese in ihrem hirnlosen Gewerbe jemals anderes vor als den schleichenden Untergang der Menschheit? Schon beuge ich mich über die vollen Brüste meiner Geliebten wie eine Nacktschnecke und hinterlasse eine dicke Schleimspur auf ihr. Danach muss sie erst wieder schön werden. Ich koche, wir essen, Kerzen, Stechmücken, laute Nacht – warum muss diese Sechzehnjährige nebenan ihre Batunga-Musik immer auf Brüllstärke stellen?! Wenn man ihr was sagt, macht sie gleich Theater. Ich erkläre, wie immer endlos, und sie schläft darüber ein und träumt schlechte Träume. Was für eine Nacht! Er steht, aber was nützt mir das? Egal, was ich ihr sage: Sie schläft weiter. Sie könnte lesen, könnte langweilige Bücher lesen. Und hat sie nicht auch mich? Wie kann sie in so viel Langeweile existieren? Sie wacht zwischendurch auf und beißt mich ins Ohr. Aber wie lange kann sie das durchhalten? Ich glaube, ich werde sie verlassen, denn wie kann ich mit einer Frau zusammen bleiben, die sich mit so einem öden Typen abgibt wie mir? Ach ja, und noch viele Grüße von Groucho Marx.
 
Ich koche, wir essen, Kerzen, Stechmücken, laute Nacht
Das stimmt!

Eine Parodie, die zum Mindestens Eingehen in meinen Text voraussetzt, Hast Du fein fein gemacht, Ofter! ;-) Die 16jährigen nerven, das darfste mir glauben. Wer jetzt letzlich langweiliger oder langegeweilter ist, weiß ich nicht. Immerhin hast Du mir ihre großen Brüste gelassen.
Zur Langeweile - tut mir Leid, wenn ich hier wieder auf Heidegger, Martin rekurrieren muss, gibt's 'ne imposante Gedankenblase in seinem vor-Sein-und-Zeit-Schriftum zum Phänomem der Langweile: (Ich fass es mal so eben aus meim suffkopp zusammen was Safranski Rüdiger in seinem Büchlein auszuplaudern für bedeutsam hielt:
Martin at a party, höllisch gelangweilt, hält inne ,-) (kann nie schaden). Denkt er sich: Öder geht's nicht. Aber Heidegger, der er ist, denkt er sich, "in der absoluten Langweile erkennt das Selbst das Sein - durchaus kantisch- als Sein an sich - Glücksmoment!
Heidegger: Nur dann(!), wenn also aller Alltagsflitter aus dem Philosophenauge weggefegt wurde, wird der Blick auf's Existentielle frei. Es geht um den Grund.
Aber darum kümmer ich morgen wieder, vieleicht.

cheers
serge

(Novalis, der alte Giftler, hat natürlich viel bessres als den ofterdingen geschrieben. weißt du ja sowieso. in diesem Sinne ...
 



 
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