Die Wölfe aus dem Süden

Writeolm

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Die Wölfe aus dem Süden

Ich öffne meinen Spiegelschrank
zu suchen, was ich dort verstaut.
Muss steigen auf des Fußes Bank
und fluch erst leise und dann laut.

Das schönste Kleid hab’ ich gefunden
und weiß nicht, ob ich’s tragen kann.
Es ist von oben bis ganz unten
bestickt mit Worten und Gedanken.

Ich zieh es an und flecht mein Haar.
Zupf eitel am Gewandes Saum,
bis ich erkenne spiegelnd klar,
die Worte stehen andersrum.

Beschämt senk’ ich den Kopf nach vorn.
Weiß ich doch jetzt wohin es führt,
wenn man aus fassungslosem Zorn,
wortquälend sich verklausuliert.

Vergebt mir, lasst es jetzt genügen.
Die Augen hebe ich voraus
und sehe aus des päpstlich Süden
zwei Wölfe kommen im Gebraus.



Es zucken die Lefzen, die Zähne gebleckt,
wird rasend vor Hast im Dom eingecheckt.
Die Tore aus Eiche, die Fenster aus Blei,
schon sind sie zu dritt, der Woelki dabei.

Sie lächeln beladen ins Scheinwerferlicht
und schwören vor Gott, es geschieht nie mehr nicht.
Und hinter dem Kreuze, am marmornen Stein,
kotzt das kleinste der Geißlein vor all diesem Schleim.
 



 
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