Die Zwei

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du bist anders als wir,
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Von uns gibt es viele,
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Wie kannst du nur Prim sein?
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Wir alle sind teilbar und haben Teiler,
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Ich weine gleich,
sagte die Zwei zur Vier, zur Sechs und zur Acht und zu all den anderen geraden Zahlen, die gafften.

Die Ungeraden können mich nicht leiden, weil ich gerade bin, die Geraden nicht, weil ich prim bin, und die Eins sowieso nicht.

Komm doch zu uns! riefen die Surrealen Zahlen
und begannen, nach Zahlen zu malen
im fahlen Lichte von Lampenschalen.

Aber nichts tröstete die Zwei, und sie wurde depressiv.

Du bist anders als wir,
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Von uns gibt es viele,
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Wie kannst du nur Prim sein?
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Wir alle sind teilbar und haben Teiler,
sagten die Vier, die Sechs und die Acht zur Zwei.

Die anderen geraden und die ungeraden Zahlen standen und gafften.
 
Hallo Bernd,
dein Gedicht gefällt mir sehr. Die Außenseiterin tut mir richtig leid.
Ich verstehe nur die Wiederholung nicht.
Außerdem ist nicht zu erkennen, warum die 1 die 2 sowieso nicht mag.
Vielleicht weil sie selbst weder gerade noch prim ist? Kannst du das in dem Gedicht nicht noch unterbringen?

Viele Grüße,
Marie-Luise
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Marie-Luise,
ich könnte es unterbringen. Aber Du hast es ja herausbekommen.
Die Wiederholung stellt den Teufelskreis innerhalb der Depression dar. Immer die gleichen Gedanken. Vermutungen. Zweifel.
 
Ja, lieber Bernd, deine Gedanken vom Teufelskreis kann ich verstehen, doch da ich hier in der Lupe so oft von „Verdichtung“ gehört habe, habe ich es angestoßen.
Damit, dass du das „sowieso“ nicht näher erklärst, willst du die Fantasie des Lesers anregen.
Mir gefällt es eigentlich so, wie es da steht.
Wenn man es auf die Menschen überträgt, ist ein Außenseiter meistens unglücklich.

Nochmals Grüße von mir.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
die parampara des parahen

das spannendste an diesem gedicht ist (mir), daß die pointe ungesagt bleibt und hinter dem "verhalten" der geraden zahlen zu dem ihnen allen gemeinsamen primfaktor steht bzw. dahinter versteckt bleibt.
ja, das paßt auch nicht schlecht, daß die eins die zwei "nicht mag", wenn ich darüber nachdenke: die eins ist eine sehr eifersüchtige angelegenheit, monotheistisch, monokulturell, monoton, monokratisch, mon (französisch?) ...
und die zwei ist so etwas wie der verbotene gott neben dem gott, die zerspaltung des einen (des "hen" der neuplatoniker), und dann noch prim, zerspaltungs-faktor, nicht einfach selbst in sich entzweites opfer, und doch, ein "para-hen".
 
O, welch ein Kommentar von Mondnein!!!

Wenn jemand, lieber Bernd, dein Gedicht nicht verstanden haben sollte, braucht er nur diesen Kommentar zu lesen. Dann ist er im Bilde.

Gruß,
Marie-Luise
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Außerdem ist mein Gedicht formal parakonsistent.
Ich war mir durchaus nicht sicher, ob es nicht doch gereimt sei.
 

HerbertH

Mitglied
Eine schöne Parabel über den Gruppenzwang, soziale Ausgrenzung, die Einsamkeit, die Begaffer des Unglücks und den Neid. Es passiert immer wieder und jetzt ist es mathematisch bewiesen :)

Mondneins Kommentar wäre - etwas verdichtet - ein Gedicht für sich ;)
 



 
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