Diese kleine pelzige Wesen ...

hein

Mitglied
Dieses kleine pelziges Wesen ...

Im Rahmen eines Seminars erhielt ich die Aufgabe, eine kurze Abhandlung, beginnend mit dem Satz "dieses kleine pelzige Wesen mit seinen ..." zu schreiben.
Diese Geschichten basieren auf eigenen Erlebnissen und Erfahrungen. Von anderen Katzenbesitzern erhielt ich inzwischen die Bestätigung, dass ich hiermit nicht alleine bin.

Einleitung

Dieses kleine pelzige Wesen mit seinen großen blauen Augen und dem kleinen Stummelschwanz konnte man nur lieben, knuddeln und verwöhnen. Die niedliche Phase dauerte aber nicht sehr lange, schnell zeigten sich seine angeborenen Fähigkeiten als Manipulierer, ja Haustyrannen, und degradierten den Hausherrn zum Diener und Dosenöffner. Hinzu kommt, dass die beste Ehefrau von allen immer auf seiner Seite ist und im Zweifelsfall seine Anweisungen übersetzt und mit Nachdruck unterstützt.

Hier einige Beispiele:

Futter!

Ein klägliches Miauen, verbunden mit einem leidenden Blick und einigen Schritten mit vor Schwäche nur noch mühsam zu bewegenden Beinen in Richtung des Futterplatzes kann nur eines bedeuten: die Katze will was zu fressen! Ich kenne das Spiel, überhöre und übersehe die Zeichen geflissentlich bis ich die eindeutige Anweisung der Übersetzerin „geht du mit!“ nicht mehr ignorieren kann.
Die erste Schale mit Nassfutter wird kurz angerochen und mit angeekeltem Blick abgelehnt. Dann kippe ich Trockenfutter aus drei verschiedenen Tüten auf die noch vom letzten Mal vorhandenen Berge um ihn zu verleiten, davon doch noch etwas zu probieren, was mit dem üblichen Riechen und Naserümpfen eindeutig abgelehnt wird. Verzweifelt hole ich eine neue Dose und häufe den Inhalt in eine weitere der in langer Reihe aufgestellten Futternäpfe. Nach kurzer Inspektion weist der Feinschmecker auch diese neue Leckerei mit dem bekannten Gesichtsausdruck ab, geht zurück zur ersten Schale, nimmt dort einige Häppchen und stolziert dann schnurstracks in Richtung des von mir vorgewärmten und jetzt freien Sessels.

Geschenke!

Eine Katze stellt nicht nur Ansprüche, sondern bringt Dir (wenn Du es verdient hast) auch Geschenke. Eine Zeit lang lag jeden Morgen direkt unter meinem Küchenstuhl der Kopf einer in der vorhergehenden Nacht erlegten und verspeisten Maus. Besser noch war es natürlich, als ich einige Tage lang anstatt eines Maus-Kopfes jeweils die Überreste eines jungen Kaninchens fand. Wegen der hier aber offensichtlich nur begrenzten Recource kehrte sie bald wieder zu den gewohnten Mäusen zurück. Weshalb die Gunstbeweise letztlich eingestellt wurden ist nicht bekannt. Ich wüsste von keinem Vergehen, dass einen derartigen Liebesentzug rechtfertigen würde, und Mäuse gibt es immer genug.

Die Beschreibung von lebenden Geschenken, deren Jagd und Entsorgung würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen und wird hier deshalb vernachlässigt.

Datenverarbeitung!

Sobald ich mich an meinen PC-Arbeitsplatz setze erhalte ich Hilfe in Form eines dicken pelzigen Wesens, das seinen buschigen Schwanz über die Tastatur ausbreitet und meine Fähigkeiten im Blind-Schreiben herausfordert. Zusätzlich versucht eine samtige Pfote, meinen Fingern zu folgen bzw. sie mit den Krallen festzuhalten. Das führt natürlich zu ungeahnt kreativen, aber so nicht gewollten Effekten in Texten und Tabellen. Sonstige Unterstützung wie Laufen über die Tastatur, Verdecken des Bildschirms mit vollem Körpereinsatz oder Verfolgen des Mauszeigers mit der Pfote müssen wohl nicht weiter beschrieben werden.
Durch kunstvolles Mobbing in Form von Ziehen am Schwanz, Klaps auf die Pfote, Kitzeln am Bauch, Verfluchen und sonstigen Schikanen bringe ich sie meist nach einiger Zeit dazu, eine Etage höher zu springen. Dort liegt sie dann auf der Kante des Bildschirms und lässt lässig Vorderpfote und aufgeplusterten Schwanz direkt in mein Blickfeld hängen.

Mittagsstunde!

Nach dem Mittagsessen pflegt die Landbevölkerung zu ruhen. Der Mensch auf dem Sofa, die Katze im Sessel. Eines Tages lief dies etwas aus dem Ruder und lies einen schwer lädierten Dosenöffner zurück. Das Tatgeschehen nach Augenzeugenberichten: mit vorgetäuschtem Schlaf und einem halb geöffneten Auge hatte die Katze gewartet, bis eindeutige Geräusche vom Sofa her die dort eingetretene völlige Entspannung signalisierten. Dann bewegte sie sich lautlos bis vor die Couch und versuchte, mit einem kräftigen Sprung auf den Körper des Ahnungslosen zu gelangen. Dies misslang gründlich (ob der Tisch im Weg war oder nur der richtige Schwung fehlte, ist bis heute nicht geklärt), jedenfalls geriet der Sprung zu kurz, und der Angreifer musste sämtliche Krallen der Vorderpfoten durch Decke und Kleidung direkt in die Brust des Opfers schlagen und sich langsam daran hochziehen. Hellwach wartete der schwer Beschädigte auf das Abklingen des Schmerzes während sich der Delinquent bequem auf ihm ausbreitete und bereits nach sehr kurzer Zeit direkt in sein Ohr schnarchte.
Gefühlte Stunden später konnte der Mensch die Schmerzen einigermaßen verdrängen und duselte wieder ein. Zum gleichen Zeitpunkt bemerkte jedoch die Katze, dass es an dieser Stelle doch zu unbequem oder auch zu warm war und entschied sich für eine höhere Position. Ohne Vorwarnung schlug sie die Krallen aller vier Pfoten in Brust und Bauch und sprang mit der dadurch erzeugten Spannung direkt auf die hohe Rückenlehne des Sofas, von woher bereits nach Sekunden die wohlbekannten Geräusche tiefster Entspannung zu vernehmen waren.
Das Bekanntwerden der schaurigen Verletzungen hätte wohl jedes Mitglied von Amnestie International zu weltweiten Protesten animiert. Der Mensch aber litt still und konnte den Rest der Mittagsstunde vergessen.

Raus und rein!

Eine Katze im Haus will raus. Wenn sie draußen ist will sie wieder rein. Das ist bekannt und allgemein akzeptiert. Zur Vermeidung von schwerwiegenden Konflikten, rumgenerve und andauernd notwendiger Bewegung haben wir daher eine Katzenklappe.
Eines Tages signalisierte das Tier mit eindeutigen Zeichen, dass es raus wollte. Ob sie nur schlechte Laune hatte oder ob die Klappe an dem Tag nicht standesgemäß war lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls bestand sie auf persönliche Bedienung in Form von Öffnen der Hintertür.
Nach einigen Minuten, ich hatte es mir gerade wieder bequem gemacht, signalisierten lautes Miaue und Kratzgeräusche aus Richtung der Terrassentür den Wunsch der Katze auf Einlass gerade durch diese Öffnung. Ignorieren führte nur dazu, dass das Begehren mit zunehmender Vehemenz vorgetragen wurde, letztlich musste ich also aufstehen und die Terrassentür öffnen. Der Nervheini bequemte sich aber nicht rein, sondern blieb draußen und zeigte durch Anstupsen und Umschmeicheln der Beine, dass er lediglich gestreichelt werden wollte. Nach dem gewährten Service stolzierte er, jetzt offensichtlich zufrieden, mit erhobenem Kopf und steil aufgerichtetem Schwanz durch den Garten in Richtung seines bevorzugten Sonnenplatzes.


Es war einmal ein kleines pelziges Wesen ….


Die Chaussee
 

hein

Mitglied
Dieses kleine pelzige Wesen mit seinen großen blauen Augen und dem kleinen Stummelschwanz konnte man nur lieben, knuddeln und verwöhnen. Die niedliche Phase dauerte aber nicht sehr lange, schnell zeigten sich seine angeborenen Fähigkeiten als Manipulierer, ja Haustyrannen, und degradierten den Hausherrn zum Diener und Dosenöffner. Hinzu kommt, dass die beste Ehefrau von allen immer auf seiner Seite ist und im Zweifelsfall seine Anweisungen übersetzt und mit Nachdruck unterstützt.

Hier einige Beispiele:

Ein klägliches Miauen, verbunden mit einem leidenden Blick und einigen Schritten mit vor Schwäche nur noch mühsam zu bewegenden Beinen in Richtung des Futterplatzes kann nur eines bedeuten: die Katze will was zu fressen! Ich kenne das Spiel, überhöre und übersehe die Zeichen geflissentlich bis ich die eindeutige Anweisung der Übersetzerin „geht du mit!“ nicht mehr ignorieren kann.
Die erste Schale mit Nassfutter wird kurz angerochen und mit angeekeltem Blick abgelehnt. Dann kippe ich Trockenfutter aus drei verschiedenen Tüten auf die noch vom letzten Mal vorhandenen Berge um ihn zu verleiten, davon doch noch etwas zu probieren, was mit dem üblichen Riechen und Naserümpfen eindeutig abgelehnt wird. Verzweifelt hole ich eine neue Dose und häufe den Inhalt in eine weitere der in langer Reihe aufgestellten Futternäpfe. Nach kurzer Inspektion weist der Feinschmecker auch diese neue Leckerei mit dem bekannten Gesichtsausdruck ab, geht zurück zur ersten Schale, nimmt dort einige Häppchen und stolziert dann schnurstracks in Richtung des von mir vorgewärmten und jetzt freien Sessels.

Eine Katze stellt nicht nur Ansprüche, sie bringt Dir (wenn Du es verdient hast) auch Geschenke. Eine Zeit lang lag jeden Morgen direkt unter meinem Küchenstuhl der Kopf einer in der vorhergehenden Nacht erlegten und verspeisten Maus. Besser noch war es natürlich, als ich einige Tage lang anstatt eines Maus-Kopfes jeweils die Überreste eines jungen Kaninchens fand. Wegen der hier aber offensichtlich nur begrenzten Recource kehrte sie bald wieder zu den gewohnten Mäusen zurück. Weshalb die Gunstbeweise letztlich eingestellt wurden ist nicht bekannt. Ich wüsste von keinem Vergehen, dass einen derartigen Liebesentzug rechtfertigen würde, und Mäuse gibt es immer genug.
Die Beschreibung von lebenden Geschenken, deren Jagd und Entsorgung würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen und wird hier deshalb vernachlässigt.

Sobald ich mich an meinen PC-Arbeitsplatz setze erhalte ich Hilfe in Form eines dicken pelzigen Wesens, das seinen buschigen Schwanz über die Tastatur ausbreitet und meine Fähigkeiten im Blind-Schreiben herausfordert. Zusätzlich versucht eine samtige Pfote meinen Fingern zu folgen bzw. sie mit den Krallen festzuhalten. Das führt natürlich zu ungeahnt kreativen, aber so nicht gewollten Effekten in Texten und Tabellen. Sonstige Unterstützung wie Laufen über die Tastatur, Verdecken des Bildschirms mit vollem Körpereinsatz oder Verfolgen des Mauszeigers mit der Pfote müssen wohl nicht weiter beschrieben werden.
Durch kunstvolles Mobbing in Form von Ziehen am Schwanz, Klaps auf die Pfote, Kitzeln am Bauch, Verfluchen und sonstigen Schikanen bringe ich sie meist nach einiger Zeit dazu, eine Etage höher zu springen. Dort liegt sie dann auf der Kante des Bildschirms und lässt lässig Vorderpfote und aufgeplusterten Schwanz direkt in mein Blickfeld hängen.

Nach dem Mittagessen pflegt die Landbevölkerung zu ruhen. Der Mensch auf dem Sofa, die Katze im Sessel. Eines Tages lief dies etwas aus dem Ruder und lies einen schwer lädierten Dosenöffner zurück. Das Tatgeschehen nach Augenzeugenberichten: mit vorgetäuschtem Schlaf und einem halb geöffneten Auge hatte die Katze gewartet, bis eindeutige Geräusche vom Sofa her die dort eingetretene völlige Entspannung signalisierten. Dann bewegte sie sich lautlos bis vor die Couch und versuchte, mit einem kräftigen Sprung auf den Körper des Ahnungslosen zu gelangen. Dies misslang gründlich (ob der Tisch im Weg war oder nur der richtige Schwung fehlte, ist bis heute nicht geklärt), jedenfalls geriet der Sprung zu kurz, und der Angreifer musste sämtliche Krallen der Vorderpfoten durch Decke und Kleidung direkt in die Brust des Opfers schlagen und sich langsam daran hochziehen. Hellwach wartete der schwer Beschädigte auf das Abklingen des Schmerzes während sich der Delinquent bequem auf ihm ausbreitete und bereits nach sehr kurzer Zeit direkt in sein Ohr schnarchte.
Gefühlte Stunden später konnte der Mensch die Schmerzen einigermaßen verdrängen und duselte wieder ein. Zum gleichen Zeitpunkt bemerkte jedoch die Katze, dass es an dieser Stelle doch zu unbequem oder auch zu warm war und entschied sich für eine höhere Position. Ohne Vorwarnung schlug sie die Krallen aller vier Pfoten in Brust und Bauch und sprang mit der dadurch erzeugten Spannung direkt auf die hohe Rückenlehne des Sofas, von woher bereits nach Sekunden die wohlbekannten Geräusche tiefster Entspannung zu vernehmen waren.
Das Bekanntwerden der schaurigen Verletzungen hätte wohl jedes Mitglied von Amnestie International zu weltweiten Protesten animiert. Der Mensch aber litt still und konnte den Rest der Mittagsstunde vergessen.

Eine Katze im Haus will raus. Wenn sie draußen ist will sie wieder rein. Das ist bekannt und allgemein akzeptiert. Zur Vermeidung von schwerwiegenden Konflikten, rumgenerve und andauernd notwendiger Bewegung haben wir daher eine Katzenklappe.
Eines Tages signalisierte das Tier mit eindeutigen Zeichen, dass es raus wollte. Ob sie nur schlechte Laune hatte oder ob die Klappe an dem Tag nicht standesgemäß war lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Jedenfalls bestand sie auf persönliche Bedienung in Form von Öffnen der Hintertür.
Nach einigen Minuten, ich hatte es mir gerade wieder bequem gemacht, signalisierten lautes Miaue und Kratzgeräusche aus Richtung der Terrassentür den Wunsch der Katze auf Einlass gerade durch diese Öffnung. Ignorieren führte nur dazu, dass das Begehren mit zunehmender Vehemenz vorgetragen wurde, letztlich musste ich also aufstehen und die Terrassentür öffnen. Der Nervheini bequemte sich aber nicht rein, sondern blieb draußen und zeigte durch Anstupsen und Umschmeicheln der Beine, dass er lediglich gestreichelt werden wollte. Nach dem gewährten Service stolzierte er, jetzt offensichtlich zufrieden, mit erhobenem Kopf und steil aufgerichtetem Schwanz durch den Garten in Richtung seines bevorzugten Sonnenplatzes.


Es war einmal ein kleines pelziges Wesen ….
 



 
Oben Unten