Diese modernen Dichter können mich nicht kratzen

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Willibald

Mitglied
German Snoopy, poet, iceskater,
speaking about urban and Martialian Disticha,
then explicating in German verses
his point of view, a well defined (postmodern) position
Agedum!

Dogmata als Element des Tristram-Mottos: ???????? ???? ????????? ?? ?? ????????, ???? ?? ???? ??? ?????????, ???????.

more geometrico als Beleg, dass Informationen in diesem Forum nützlich und gar nicht so oberlehrerhaft sein müssen

Das Gedicht nimmt Bezug auf das Anfangskapitel des Trstram Shandy von Laurence Sterne (und auf den Namen dieses Autors).

Jetzt eben läuft im Deutsch Landfunk eine Sendung über Sterne, die dort auch in den folgenden Tagen noch abgerufen werden kann.

Mich wundert, daß das kein Leser selbst heraufgefunden zu haben scheint.
grusz, hansz
Snoopy als magister der Distichon-Poetik, vis comica et ludus ....

Martial als Referenz zu (mehr oder weniger martialischer) Polemik samt Spott auf zeitgenössische Instanzen

Postmodern als Hinweis auf vergnüglichen parodistisch-ernsthaften Eklektizismus

katalexis in unam syllabam (nach einem fünften daktylischen Fuß, und damit Verfehlung der festen zweisilbigen Form) als Zeichen des probierenden lyrischen Ichs und als Abbildung eines vorsichtigen Probelaufes auf dem Eis

Insgesamt eher der Satura Lanx als möglichem genre zugeordnet. Dieser Trimalchio verhaut massiv die Distichon-Norm.

Mag sein, dass hier dann auch Dein Hinweis auf stinkende falsche Freunde seinen Platz hat.

ceterum censeo: ridere fortasse licet, poeta magisterque doctissime et illustratissime

http://www.scienzz.de/magazin/upload/kultur2015/SterneReynolds_Wiki.jpg
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Text ist zweisprachig verfasst und nur ein Teil davon ist "feste Form".
Deshalb habe ich es verschoben.

Edit. Angepasst:

Auf Bitte des Verfassers in "Experimentelles".
Viele Grüße von Bernd
 

Willibald

Mitglied


Distichen kratzen ins Eis

Über Berlin dahin im Winter watet der Eisbär,
Barsches, knirschendes Weiß deckt die Bäume des Parks.

Siehe, dort drängt sich die Jugend zum See, zur spiegelnden Eisbahn,
Weithin wiegt sich die Schar auf dem bekuften Schuh.

Wie sie sich suchen und fliehn! Schräg flattern die Shawls der Mädchen,
Wo sich die Lieblichste zeigt, stürmen ihr Jünglinge nach.

Zaghaft zuerst, nah am Ufer, versuch ich mein lyrisches Ego,
Dann in die Weite ganz keck streb ich schließlich hinaus,

Distichen kratzt mein Fuß in den endlos schimmernden Spiegel.
Über mir zieht ein Aar stetig die ruhige Bahn.

Oben schläft einsam Apoll. Wann denkt noch seiner ein Schreiber?
Heute beherrscht das Geschäft: Benn. Und ähnliches Volk.

Leb´ in vergangener Zeit. Und sprech´ in verschollenen Zungen,
Ach, wie ist mir egal, dass mich der Tag nicht versteht.

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Erläuterungen, Polemik, Begütigendes siehe unter Experimentelles
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
okay, Willibald:

Dogmata als Element des Tristram-Mottos: ???????? ???? ????????? ?? ?? ????????, ???? ?? ???? ??? ?????????, ???????.
Du zitierst aus zweiter Hand, nämlich aus dem Tristram-Motto.

Das heißt, Du nennst nicht den wirklichen Urheber dieses Spruchs: Epiktet.

Das wäre ja noch egal, wenn Du Dich an dieses Motto halten würdest. Aber Du baust Deine dogmata vor Deine praxeis, d.h. Du willst den Leser verwirren.
Nun gut, so kann man das Motto natürlich auch verstehen: positiv (nicht als Kritik), also als Ziel und Zweck der vor die Verse gebauten Handbuchdogmatik.

Zum Beispiel, um die Distichendichter damit zu langweilen.

Unglückliche Zielsetzung, ich würde noch immer die Drei in die Wertung setzen. Zumal ich nicht weiß, wozu die folgenden Verse eigentlich gut sein sollen. Historizistisches Epigonentum? Oder verstaubtes Material aus der überquellenden Schublade? So schlimm sind sie ja eigentlich nicht, bis auf den angeführten (und teilweise korrigierten) Hexameter ganz nett. Als Angriff auf moderne Lyrik lächerlich, als Parodie überflüssig, als Beweis von poetologischen Kenntnissen kluggeschissen, als Steilvorlage für alis Mißverständnisse von letzterem verschossen, - quid sibi vult?

grusz, hansz
 

Willibald

Mitglied


Distichen kratzen ins Eis

Über Berlin dahin im Winter watet der Eisbär,
Barsches, knirschendes Weiß deckt die Bäume des Parks.

Siehe, dort drängt sich die Jugend zum See, zur spiegelnden Eisbahn,
Weithin wiegt sich die Schar auf dem bekuften Schuh.

Wie sie sich suchen und fliehn! Schräg flattern die Shawls der Mädchen,
Wo sich die Lieblichste zeigt, stürmen ihr Jünglinge nach.

Zaghaft zuerst, nah am Ufer, versuch ich mein lyrisches Ego,
Dann in die Weite ganz keck streb ich schließlich hinaus,

Distichen kratzt mein Fuß in den endlos schimmernden Spiegel.
Über mir zieht ein Aar stetig die ruhige Bahn.

Oben schläft einsam Apoll. Wann denkt noch seiner ein Schreiber?
Heute beherrscht das Geschäft: Benn. Und ähnliches Volk.

Leb´ in vergangener Zeit. Und sprech´ in verschollenen Zungen,
Ach, wie ist mir egal, dass mich der Tag nicht versteht.

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Erläuterungen, Polemik, Begütigendes versteht man bei Lektüre der ersten Versionen
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Pardon,

ich bitte um Entschuldigung: die Drei würde ich nicht mehr setzen, denn der prosaische Vorlauf ist ja doch weggekürzt worden.

Jetzt würde ich eine Acht setzen, denn die Distichen selbst sind nicht schlecht. Sie sind amüsant, und ohne Holzhammerhinweis auf angebliche Postmodernität o.ä. durchaus süffisant-parodistisch. sie bekommen einen Eigenwert, der einen lächeln läßt.

Ohne die Prosa davor und danach gehören sie nun eigentlich in die Festen Formen.

Witzig.
 

Willibald

Mitglied
Ächz,

es scheint immer noch nicht verständlich, dass es hier um einen Oberlehrerbezug geht.

In mondneins Gedicht "more geometrico" ist eine L.Sterne-Anspielung eingebaut. Diese wird - so erwähnt mondnein - nicht erkannt. Er setzt daher einen erläuternden Link. Gleichzeitig moniert er das Oberlehrerhafte der englisch-spaßigen Distichonerklärung.

Daraufhin ist sehr zart - sapienti sat - das Motto aus dem Tristram Shandy von Willibald zitiert und sogar im Kontext (mondneins Replik zu "more geometrico" und der erläuternde Hinweis wird zitiert) verankert worden.


Das Gedicht nimmt Bezug auf das Anfangskapitel des Trstram Shandy von Laurence Sterne (und auf den Namen dieses Autors).

Jetzt eben läuft im Deutsch Landfunk eine Sendung über Sterne, die dort auch in den folgenden Tagen noch abgerufen werden kann.

Mich wundert, daß das kein Leser selbst heraufgefunden zu haben scheint.
grusz, hansz
Mondnein moniert, hier schmücke (?) sich jemand/Willibald mit Epiktet und nenne Epiktet nicht. Teufel, Teufel.

Quid nobis restat?

Subrideamus!
 
A

aligaga

Gast
Nicht die Wirklichkeit selbst beunruhigt die Menschen, sondern die Meinungen über sie.
Dieser von @Willi - nota bene in Altgriechisch und zusammen mit dem Konterfei des Urhebers versandte - Spruch sollte eigentlich jedem halbwegs Bildungshungrigen geläufig seyn.

So wie jener, der dem da nachgesagt wird:
??????????????? ??????????????????????????????????????
Auf gut Doitsch: @Mondneins gehässiger Dreier ist und bleibt unumstößlich, ganz gleich, ob er @Willis Werk gerecht wird oder nicht.

Ist das nicht herrlich?

Heiter, sehr heiter

aligaga
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Deine Argumentation, Willibald,

verstehe ich, und ich gebe Dir recht.

Deiner.

Auf alium socium habe ich keine Lust einzugehen. Dem verdankst Du, daß ich Dich so gründlich mißverstanden habe.

Da der keine Ruhe geben wird, verabschiede ich mich nun von diesem Kommentar-Faden.

grusz, hansz
 
A

aligaga

Gast
Auf alium socium habe ich keine Lust einzugehen. Dem verdankst Du, daß ich Dich so gründlich mißverstanden habe.

Da der keine Ruhe geben wird, verabschiede ich mich nun von diesem Kommentar-Faden.
Jaja - der böhse, böhse @ali ist Schuld daran, dass der guhte, guhte @Mondnein nicht anders konnte als bloß einen Dreier geben.

Für die, die noch dageblieben sind und die's vielleicht interessiert: Wenn man Lao-Tses
??????????????? ??????????????????????????????????????
in den Guhel-Übersetzer tippt, erhält man ein köstliches:
Nur eine Realität ist unwiderlegbar. Die Wahrheit ist jedoch eine wortgetreue Vorstellung von der Wirklichkeit, es gibt unzählige Zahlen, die eine ist richtig und die andere ist richtig.
Auf Doitsch heißt das:
Es gibt nur eine Wirklichkeit, und die ist unumstößlich. Wahrheiten aber, in Worten ausgedrückte Meinungen über die Wirklichkeit, gibt's unzählige, und eine ist so richtig oder falsch wie die andere.
Und Tschüss!

aligaga
 

Willibald

Mitglied


[blue]Distichen kratzen ins Eis

Über Berlin dahin im Winter watet der Eisbär,
Barsches, knirschendes Weiß deckt die Bäume des Parks.

Siehe, dort drängt sich die Jugend zum See, zur spiegelnden Eisbahn,
Weithin wiegt sich die Schar auf dem bekuften Schuh.

Wie sie sich suchen und fliehn! Schräg flattern die Shawls der Mädchen,
Wo sich die Lieblichste zeigt, stürmen ihr Jünglinge nach.

Zaghaft zuerst, nah am Ufer, versuch ich mein lyrisches Ego,
Dann in die Weite ganz keck streb ich schließlich hinaus,

Distichen kratzt mein Fuß in den endlos schimmernden Spiegel.
Über mir zieht ein Aar stetig die ruhige Bahn.

Oben schläft einsam Apoll. Wann denkt noch seiner ein Schreiber?
Heute beherrscht das Geschäft: Benn. Und ähnliches Volk.

Leb´ in vergangener Zeit. Und sprech´ in verschollenen Zungen,
Ach, wie ist mir egal, dass mich der Tag nicht versteht.
[/blue]

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Erläuterungen, Polemik, Oberlehrervorwurf, Begütigendes, also das Nachfolgende, genieße der geneigte Leser unter Rückgriff auf die ersten Versionen
_______________
 
A

aligaga

Gast
Dass sich sogenannte "Ritter" unwissentlich die Rüstung verbeulen und erst nachher draufkommen, wer da wen vermöbelt hat, war und ist ein beliebtes und immer wieder gern gewähltes Narrativ.

Dumm nur, wenn man dabei, wie weiland der Kaskadör in "Ben Hur", die Rolex anbehält, während man auf die Gäule eindrischt.

Der gehässige (und gewiss heimlich immer noch mitlesende) Zensurenverteiler hat sich mitnichten an @alis pointierten Kommentaren orientiert, als er den Daumen senkte, sondern ausweislich der den Postings stets beigesellten Zeitangaben den Dreier schon gedrückt, noch bevor er die erste Stellungnahme überhaupt abgegeben hatte: Die Benotung erfolgte am 12.04. um 11:53 Uhr, sein Verriss erst um 18:38 Uhr des gleiche Tages.

Dass man dem inwischen völlig zerrissenen, hin- und hergeschobenen Stückerl ausgerechnet wegen @alis launiger Empfehlungen, der Autor möge zum Besten der Leser ein bisschen weniger tief gründeln, so drastisch abwertete, scheint kaum vorstellbar.

Jaja, die Wahrheiten! Das ist schon ein rechtes Kreuz mit denen. Wer die zu oft sagt, ist nur selten der Guhte ...

Quietschvergnügt

aligaga
 

molly

Mitglied
Hallo Willibald,

schön, dass Du Mondneins Seite herauf geholt hast. Ich lese immer wieder einmal in seinen "12koerbe".

Wäre es für Willibald und ali nicht eintönig, wenn nicht auch andere Stimmen zu Wort kämen?

Friedliche Grüße

molly
 

molly

Mitglied
Hallo willibald,

dieser Text gefällt mir ausgesprochen gut:

""Leb´ in vergangener Zeit. Und sprech´ in verschollenen Zungen,
Ach, wie ist mir egal, dass mich der Tag nicht versteht.""

Mit Gruß

molly
 

Willibald

Mitglied
Gratias, molly,

sicher aufgefallen:

Leb´ in vergangener Zeit. Und sprech´ in verschollenen Zungen...

lässt sich als Aussagesatz ("ich lebe in vergangener Zeit..") oder als (gemäßigter) Imperativ, als Maxime ("lebe, spreche/sprich") lesen.

greetse

ww
 

Willibald

Mitglied


[blue]Distichen kratzen ins Eis

Über Berlin dahin im Winter watet der Eisbär,
Barsches, knirschendes Weiß deckt die Bäume des Parks.

Siehe, dort drängt sich die Jugend zum See, zur spiegelnden Eisbahn,
Weithin wiegt sich die Schar auf dem bekuften Schuh.

Wie sie sich suchen und fliehn! Schräg flattern die Shawls der Mädchen,
Wo sich die Lieblichste zeigt, stürmen ihr Jünglinge nach.

Zaghaft zuerst, nah am Ufer, versuch ich mein lyrisches Ego,
Dann in die Weite ganz keck streb ich schließlich hinaus,

Distichen kratzt mein Fuß in den endlos schimmernden Spiegel.
Über mir zieht ein Aar stetig die ruhige Bahn.

Oben schläft einsam Apoll. Wann denkt noch seiner ein Schreiber?
Heute beherrscht das Geschäft: Benn. Und ähnliches Volk.

Leb´ in vergangener Zeit. Und sprech´ in verschollenen Zungen,
Ach, wie ist mir egal, dass mich der Tag nicht versteht.
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Erläuterungen,
Polemik,
Oberlehrervorwurf,
Begütigendes,
also das Nachfolgende,

genieße der geneigte Leser
unter Rückgriff
auf die ersten Versionen

_______________
 

revilo

Mitglied
Ich frage mich, warum Du, lieber Willi , Deinen Text mit Erklärungen, Anmerkungen und dergleichen versiehst....das nimmt mir die Lust am Lesen.....LG revilo
 
A

aligaga

Gast
Ich frage mich, warum Du, lieber Willi , Deinen Text mit Erklärungen, Anmerkungen und dergleichen versiehst....das nimmt mir die Lust am Lesen.....LG revilo
Dass einer sowas unter der Rubrik Konstruktive Vorschläge oder eine tiefere Analyse von sich gibt, lässt hell auflachen.

Zum einen: Wenn man damit rechen muss, dass, wie geschehen, ohne nähere Gebrauchsanweisung inzwischen ja nicht einmal ein samtweicher "Kunstfurz" sinnvoll interpretiert werden kann und von einem Unwohlwollenden mit einer "Eins" ausgezeichnet wird, sollte man vor allem bei komplizierteren Texten mit festen Formen, wo die Rezipienten sofort auf jedes Tüpfli scheißen, die Erklärungen vorwegnehmen können. Das sparte Zeit und Geld!

Zum zweiten: Wer hinterher (!) laut kräht, dass er dass er so schlau sei, auch ohne die Zusatzgedanken der Autors auszukommen, ja, sie sich geradezu verbittet, will dem Schriftsteller nichts Gutes - er will ihn klein machen und sich, coram publico, groß.

Aber das gelingt ihm damit nicht. Alles, was damit erreicht wurde, ist, dass @Willis zwar ein wenig verstaubte, gleichwohl aber hübsche Reminiszenzen längst entfernt wurden und das Gedicht in einer Rubrik steht, wo's gar nicht hingehört.

Mach dir nicht draus, o @Willibald. Guhte Lührik hat immer Begleiter, denen man's nicht recht machen kann. Es sind Kreuzworträzler: Gestalten aus den "Meistersingern" mit zehn Buchstaben, der erste ein "B" ...

Quietschend vor Vergnügen

ali
 



 
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