Dietrich Bonhoeffer

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E

Einsprengsel

Gast
Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg zusammen mit Canaris und Oster hingerichtet.

Ein Aufrechter starb,
ermordet von Nazischergen,
einer der Millionen, gerufen
von Menschen

Die Kirche schwieg,
blicklos für das Elend der Verführten,
auf ihn kam es an, wer würfe
den ersten Stein

Zwischen den Abgründen,
das Leben auf dem Sprung ins
Diesseits, und Gott war da,
Gott, der Gerechte
 

Label

Mitglied
Hallo Einsprengsel

diese Strophe

Zwischen den Abgründen,
das Leben auf dem Sprung ins
Diesseits, und Gott war da,
Gott, der Gerechte

bringt mich ins Schlingern
Diesseits? bezogen auf den gerechten Gott? ist wahrscheinlich Satire
bezogen auf Bonhoeffer, wird es wohl bedeuten, dass er sein Leben in Jenseitsgedanken verbracht hat und dass er das reale Diesseits erst kurz vor seinem Lebensende erkannt hat.

ich kann mich natürlich täuschen und du hast es anders gemeint.

Dein Gedicht zeigt mir die Bonhoeffer Tragödie noch tragischer und stellt die Hoffnung, dass gute aufrechte Menschen zum Nachahmen einladen sollten, in Frage.

Liebe Grüße
Label
 
E

Einsprengsel

Gast
Hi Label,

schön, dass du mal reingesehen hast. Wenn du halbwegs mit dem Wirken von Bonhoeffer vertraut wärst, und das setze ich voraus, würde sich dir auch die dritte Strophe erschließen. Das Diesseits meint, dass Bonhoeffer, der ja Pfarrer und Theologe war, sein Wirken eben nicht nur auf die Verkündigung der Worte Gottes reduzierte, sondern seine Aufgabe zugleich und vor allem im Diesseits, im Eingreifen
zum Wohle des Menschen erblickte, sich also selbst als "tätigen" Christen sah, der auch für soziale Gerechtigkeit stritt. Und das bildet sich ja auch in seinem Lebenslauf ab. Kritisch stehe ich allerdings seiner Zusammenarbeit mit Canaris gegenüber, aber auch dies muss man in der Zeit sehen. Bonhoeffer war eben ein zutiefst bürgerlicher Mensch, der sich gar nicht anders entscheiden konnte.

Das Kuriose an Bonhoeffer heute ist ja, dass sich die Kirche auf ihn beruft, als sei er ihr Vorläufer (im Grunde missbraucht sie ihn), denn nicht nur die offizielle, sondern auch die Bekennende Kirche hielt hübsch den Mund zum Beispiel in der Judenfrage. Bonhoeffer stieß bei all seinen Bemühungen in der Kirche auf Ablehnung, er wurde von ihr wie ein Paria behandelt. Sie rührte auch keinen Finger für ihn, als er verhaftet worden war, und am Ende stand ja bekanntlich das Todesurteil eines Standgerichtes. Kein Wort dazu von der Kirche damals.

Ich bin atheistisch, aber solch einen Christen achte ich, der ist für mich der wirkliche Christ, der sich zu Recht auf den Glauben an Gott berufen darf.

Einsprengsel
 



 
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