Dilatation

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Monochrom

Mitglied
Dilatation

Mit jeder Umdrehung gedehnt.
Das Licht und Vergebung ersehnt.
Der Platz ohne Sinn ist erstritten.
Es drängt sich in Rollen und Sitten.

Das Schöne ist kämpfend gefunden.
aus Zweigen in Knospen umwunden,
ein Geist in den Wirren der Zeit,
im Widerstand, zornig zum Kampf bereit.

Die Erde wird Wuchs später richten,
lässt Schichten, bemessen an Schichten.
Das Bürgertum im Bestehen geschönt.
An Oben und Unten gewöhnt.

Ein Pulsschlag im Kot einer Zeit.
Der Bürger von Freiheit befreit.
Es brennt in den Ecken der Schonung.
Und jeder macht’s schön für Belohnung.

Beim Greifen soll Weite nicht sein,
denn Weisheit legt dort ihren Keim.
Am Horizont letztlich erschrocken,
der Schmerz dort besiegt das Frohlocken.

Der Menschengeist zeugt Sucht nach Ferne,
er wagt sich in Gänge der Sterne.
Umschließt mit Weh jenes Licht,
die Wahrheit entflieht seiner Sicht.
 

Tula

Mitglied
Hallo Monochrom

Ein gedanklich reicher und ausgefeilter Text, originell auf jeden Fall, ein jeder mag sich selbst darin finden wie er/sie will.

Ein paar Holperer glaube ich zu sehen in

S2V4
S3V3
S6V3

Gern gelesen

LG
Tula
 

Monochrom

Mitglied
Hi Tula,

danke fürs Lesen.

Ich schreibe nur selten gereimte Texte, man findet mich eher bei ungereimten Einträgen.

Liegt wohl daran, dass ich die augenblickliche allgemeingültige Einschätzung gereimter Lyrik kurzsichtig finde.

Ich bin daher geneigt, das "Holpern" insofern nicht ganz anzuerkennen.

Es ist richtig, dass ein Auslassen von der jeweilig erwarteten betonten oder unbetonten Silbe auffällig ist, aber ich sehe dies in erster Linie im Textzusammenhang. Wenn der Inhalt es zulässt, wird solch ein Auslassen ein zusätzliches Element der Klangbildung und stützt den Inhalt des Textes.

Sicher ist es nicht gut, mit diesem Stilmittel allzu verschwenderisch umzugehen. Das macht einen Text kaputt.

Wenn Du Dir die entsprechenden Verse anschaust, magst Du dem ggf. folgen. Ansonsten erkläre ich es Dir gerne zu einem späteren Zeitpunkt.

Aber allein unsere evtl. entstehende Diskussion zeigt mir, dass ich dem gereimten Dichten eher fern bleiben werde.

Grüße,
Monochrom
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liegt wohl daran, dass ich die augenblickliche allgemeingültige Einschätzung gereimter Lyrik kurzsichtig finde.
Lieber Monochrom,

ich verstehe diesen Satz nicht.
Soweit ich sehe, gibt es zwei diametral einander entgegengesetzte Einschätzungen "gereimter Lyrik", nicht nur in der Leselupe:
Die einen halten sie für die einzige "richtige" oder schöne Dichtung, die anderen, die ich besonders in der ungereimten Fraktion finde, lesen keinen gereimten Text, ums Verrecken nicht. Sie halten es wahrscheinlich für Gift.

Besonders bei den "seriösen" Wettbewerben haben gereimte Gedichte keine Chance, das ist völlig unabhängig von deren Qualität, Modernität und Unerhörtheit. Ich meine z.B. die Ausschreibungen vom Bonner "Dichtungsring" und vom Münchner - verdammt wie hieß der noch? verdrängt. Sie schrieben die "dunkle Materie" als Thema aus, ich machte den Fehler, Gereimtes einzusenden, -- es folgte die übliche Papierkorb-Entsorgung. Elektronisch ist es ohnehin der schlichte Entf-Klick. Ein Nichts. Eigentlich ein böses Minus-Spiel, Schulden und Strafe statt bloßer Vergebenundvergessenheit. Geformte Lyrik gilt offensichtlich als Verbrechen, kaum verzeihlich.

Wessen "allgemeingültige" Einschätzung hast Du also gemeint? Die von James Bond oder die von revilo?

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich erwarte eigentlich eine Antwort auf meine schlichte Frage.

Was an meiner Frage verstehst Du nicht?
 

Monochrom

Mitglied
Hi,

ich kann Deiner Frage gut folgen und auch der Antwort, die Du selbst schon darauf gegeben hast.

Gereimte Lyrik wird von vielen mit einer stark gebundenen Metrik in Verbindung gebracht.

Mischformen und/ oder Abweichungen werden oft als geringfügige Lyrik abgeurteilt, was Schade ist.

Ich selbst nähere mich über die ungereimte Lyrik nach und nach den gereimten Formen, und schreibe selbst nur selten komplett gereimt, was man auch an diesem Text erkennen kann.

Eine gute Mischung von Ungereimt und Gereimt findet man häufig bei Ralf Langer, der oft im ungereimten thread Gedichte postet.

Ich kann weder revilo noch James Blond in etwas zustimmen, da sie beide in ihrer Blickweise von meiner mehr oder minder stark abweichen. Obwohl ich beide als gute Lyriker schätze.

Ich mag Verdichtung, und eine treffsichere Metrik, diese beiden Handwerksarten werden ja oft dem ungereimten und gereimten Schreiben zugeordnet, was aber falsch ist.
Das Verdichten im Ungereimten ist sehr nahe an der Metrik des Gereimten. Ich wage sogar zu behaupten, dass es dasselbe ist, und es dem Autor obliegt, wie er damit umgeht. Es gibt nämlich auch bei ungereimten Texten eine Metrik, so wie es bei Gereimten eine Verdichtung gibt.

Grüße,
M.
 



 
Oben Unten