Diogenes im Bierfaß

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LuMen

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Diogenes im Bierfaß


Diogenes wohnt nicht zum Spaß
in einem großen leeren Faß,
obwohl – das Faß ist nicht mehr leer,
liegt er darin längs oder quer!
Trotzdem spürt er insofern Leere,
als er des Wohnkomforts entbehre,
zu demonstrieren aller Welt
das Dasein pur – auf sich gestellt!

Das Lehrstück ist ihm zwar genehm,
indes zuweilen unbequem.
Er kann sich drehen, wie er will,
es drückt etwas, liegt er auch still.
Sein Geist hat´s besser, denn er ruht
in philosophischer Obhut.
Doch selbst auf höchster Eb´ne stößt
sich manches, wird der Kern entblößt.

Denn als an einem heißen Tag
er ausgedörrt im Fasse lag,
da sähe er wohl oder übel
gern randvoll den Getränkekübel,
weil Grundsubstanzen zu entbehren,
muss bald am Lebensnerven zehren!
Spät schlief er ein in seiner Tonne –
und lächelte im Traum voll Wonne!

Im Faß voll Bier sah er sich baden
und hatte alsbald voll geladen!
Dabei konnt´ er als stiller Zecher
verzichten selbst auf einen Becher.
Beglückt durch einen Faßbier-Rausch
gab er sogar den Wein in Tausch!

Als er erwacht, ist… aus der Traum,
denn Gerstensaft gab´s damals kaum.
Nur Utopie ward ihm beschert,
realer Zugang doch verwehrt!
Er dürstet weiter und sieht Träume
nur noch als flüchtiges Geschäume.

Und das entspricht ganz seiner Sicht
vom Sinn des Lebens – im Verzicht!
 



 
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