Lieber Björn,
wahre Kunst ist es, die Form zu beherrschen und trotzdem die behauptete Leichtigkeit herzustellen. Das ist dann jemand, der die Sprache wirklich beherrscht, und nicht nur unter der Einbildung leidet, solches Können zu besitzen.
Ich betrachte das Feedback von Freunden immer als etwas Relatives. Erst außerhalb der persönlichen Umgebung, in der aus gutem Grund in der Regel harsche Kritik unterbleibt, zeigt sich die Überlebensfähigkeit von Kunst.
Eines rate ich sehr: Bitte nicht Protagonisten zitieren für die eigene Einschätzung seiner Fähigkeiten, die einen evtl. nie - und wenn, dann wahrscheínlich eher nicht positiv - kritisieren werden, weil sie in einer anderen Liga spielen. Selbstvertrauen ist gut, Überheblichkeit führt zur Selbstüberschätzung und damit in die Irre.
Auch ich sage nicht, daß Deine Gedichte schlecht sind. Falsch ist aber zu meinen, Gefallen sei ein Kategorie der Kunstbewertung. Sie ist allenfalls auch eine, aber niemals die wichtigste Bewertungskategorie. Qualität zeigt sich in der souveränen Beherrschung des Werkstoffs, hier der Sprache. Da gibt es, bis zur Zeichensetzung und der richtigen Schreibweise, noch viel für Dich zu tun.
Was ich bisher sehe, sind einige gute Ansätze und viel Arbeit am eigenen Vermögen durch Üben, Üben und nochmals Üben. Verbesserung ist nur durch Kritik möglich und deren Annahme und Verinnerlichung. Sonst bleibst Du dort stecken, wo Du bist, und das ist weniger weit, als Du denkst.
Bisher erkenne ich aber nicht den Funken der an sich ob der Kritik nötigen Bescheidenheit. Ich lese nur Auftrumpfen. Und ich merke auch nicht, daß die Grundrichtung dieses Forums, nämlich das gemeinsame Arbeiten an den Texten, hier verstanden wäre.
Daher werde ich mir das nur noch eine kurze Weile anschauen. Sollte sich keine Bewegung und Einsicht feststellen lassen, werde ich Deine Beiträge einfach ignorieren.
In diesem Sinne grüßend
der W.