Dissonanz (gelöscht)

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Gedicht ist in gewissem Sinne selbstbezüglich. Es beschreibt die Dissonanz in seinen Versen.

Beispiel:

... des deinen - geheimen (das ist zwar eine Assonanz, aber kein Reim.

"... der" als unbetontes WOrt kann keinen Reim zu "leer" tragen.

"... gehaucht nur" und "Schwur" bildet ebenfalls eine Dissonanz.

Durch diese gekonnte Methode schreibt das Gedicht über sich, obwohl es an der Oberfläche eine Liebesbeziehung zu beschreiben scheint.

Auch die Satzmelodie erscheint mir dissonant, aber hier kann es regionale Unterschiede geben.


Entsprechend der Zeichensetzung muss statt "drängt" eine Mehrzahl verwendet werden.

Es ist dies Wort, dies stille,
mein Herz berauscht und
meine willenlose Hülle
dränge zu deinem Mund.

Eine Alternative bei anderer Bedetung wäre:

Es ist dies Wort, dies stille (in diesem Fall: das stille)
mein Herz berauscht, und
meine willenlose Hülle
drängt zu deinem Mund.
 

Walther

Mitglied
Hallo Bernd,

das Gedicht ist in der Tat "dissonant". Das liegt wesentlich daran, daß hinten und vorne das Metrum nicht paßt.

Ich habe das Björn an anderer Stelle, seinem Werk "Sturm im Wasserglas", schon einmal dargelegt, leider ohne Erfolg. Daher bin ich gespannt, was wir jetzt zu lesen bekommen werden.

Gruß W.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielleicht liegen die Abweichungen im Rhythmus im Dialekt begründet. Das habe ich schon öfters gesehen. Es gibt starke regionale Unterschiede.
 

Walther

Mitglied
Hallo Bernd,
das ist leider nicht richtig. Deutsches Metrum ist deutsches Metrum. Das gilt in der Schweiz, in Österreich und sogar im Schwobaländle. :)
Wenn es Abweichungen gibt, sind sie marginal. In diesem Gedicht sind die Abweichungen nicht marginal, sie sind beinahe schon "Programm".
Ich habe früher in solchen Fällen Silbenschemata mühevoll eingetippt, bis ich der Silben(-erbsen-)zählerei geschimpft wurde. Daher stelle ich es mittlerweile den Autoren anheim, das doch selbst einmal zu tun, dann kämen sie nämlich drauf, wo's klemmt.
Ich empfinde es als eine doch recht ärgerliche Läßlichkeit, daß darauf so wenig Augenmerk gelegt wird, und wenn man das dann bekrittelt, bekommt man mitgeteilt, man werde das nicht ändern. Nun denn. Ich habe meine Hinweise gegeben.
Am Ende ist Reimdichtung eben eine Lyrikform mit festen Metren. Mit denen kann gerne gespielt werden, aber dann mit System (und/oder Können), bitte schön.
Lieber Gruß W.
 

björn lindt

Mitglied
Mag mein Gedicht dissonant sein oder nicht.
Lyrik sollte sich wohl kaum nur auf stures Regelwerk beziehen. Letzlich entscheidet wohl der "unwissende" Leser selbst, ob ihm ein Gedicht gefällt, ob's nun schulmeisterlich konform geschrieben ist oder eben nicht. Seitens meiner Leserschaft erhielt ich bisher durchweg positive Antwort. Ihr gefällt, was und wie ich schreibe... Würde ich mich dem Diktat verquerer Metren, Jamben und Trochäen unterwerfen, so wären meine einfühlsamen und durchaus flüssigen Gedichte wohl kaum das, was sie heute sind, sondern einfach nur pure Retorte. Es wäre nicht mehr mein Schaffen. Jeder hat seine eigene Sprache, die hatte Goethe auch. Marcell Reich Ranicki hat gesagt, dass kein
Dichter nur gute Lyrik geschrieben hat.
Mit bestem Dank für die Kritik verbleiben.

Björn Lindt
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich habe nicht gesagt, es sei ein schlechtes Gedicht. Ich habe auf die Selbstbezüglichkeit hinsichtlich der Dissonanz hingewiesen, die mir auffiel.

Selbstbezüglichkeit ist eine Besonderheit, die selten erreicht wird.

Ich weiß nicht, wieso "Dissonanz" oft als negativ aufgefasst wird.

Viele Grüße von Bernd
 

Walther

Mitglied
Lieber Björn,

wahre Kunst ist es, die Form zu beherrschen und trotzdem die behauptete Leichtigkeit herzustellen. Das ist dann jemand, der die Sprache wirklich beherrscht, und nicht nur unter der Einbildung leidet, solches Können zu besitzen.

Ich betrachte das Feedback von Freunden immer als etwas Relatives. Erst außerhalb der persönlichen Umgebung, in der aus gutem Grund in der Regel harsche Kritik unterbleibt, zeigt sich die Überlebensfähigkeit von Kunst.

Eines rate ich sehr: Bitte nicht Protagonisten zitieren für die eigene Einschätzung seiner Fähigkeiten, die einen evtl. nie - und wenn, dann wahrscheínlich eher nicht positiv - kritisieren werden, weil sie in einer anderen Liga spielen. Selbstvertrauen ist gut, Überheblichkeit führt zur Selbstüberschätzung und damit in die Irre.

Auch ich sage nicht, daß Deine Gedichte schlecht sind. Falsch ist aber zu meinen, Gefallen sei ein Kategorie der Kunstbewertung. Sie ist allenfalls auch eine, aber niemals die wichtigste Bewertungskategorie. Qualität zeigt sich in der souveränen Beherrschung des Werkstoffs, hier der Sprache. Da gibt es, bis zur Zeichensetzung und der richtigen Schreibweise, noch viel für Dich zu tun.

Was ich bisher sehe, sind einige gute Ansätze und viel Arbeit am eigenen Vermögen durch Üben, Üben und nochmals Üben. Verbesserung ist nur durch Kritik möglich und deren Annahme und Verinnerlichung. Sonst bleibst Du dort stecken, wo Du bist, und das ist weniger weit, als Du denkst.

Bisher erkenne ich aber nicht den Funken der an sich ob der Kritik nötigen Bescheidenheit. Ich lese nur Auftrumpfen. Und ich merke auch nicht, daß die Grundrichtung dieses Forums, nämlich das gemeinsame Arbeiten an den Texten, hier verstanden wäre.

Daher werde ich mir das nur noch eine kurze Weile anschauen. Sollte sich keine Bewegung und Einsicht feststellen lassen, werde ich Deine Beiträge einfach ignorieren.

In diesem Sinne grüßend

der W.
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Würde ich mich dem Diktat verquerer Metren, Jamben und Trochäen unterwerfen, so wären meine einfühlsamen und durchaus flüssigen Gedichte wohl kaum das, was sie heute sind, sondern einfach nur pure Retorte. Es wäre nicht mehr mein Schaffen. Jeder hat seine eigene Sprache, die hatte Goethe auch.
Hallo Björn,

die deiner Meinung nach "verqueren Metren" sind nunmal der Grundstein für gereimte Gedichte.

Über deine These

Würde ich mich dem Diktat verquerer Metren, Jamben und Trochäen unterwerfen, so wären meine einfühlsamen und durchaus flüssigen Gedichte wohl kaum das, was sie heute sind, sondern einfach nur pure Retorte.
kannst du jederzeit im Forum Lupanum diskutieren.

Hier, auf dem Forum für Gereimtes, erwarten wir Texte, die sich (fast) ohne Einschränkung dem "Diktat" unterwerfen.
Abweichungen sind immer - gekonnt - möglich.

Viele Grüße, Zeder
 

björn lindt

Mitglied
Mein Duden nennt als formale Mittel der Lyrik Reim, Rhythmus, Metrik, Takt, Vers, Strophe u.a. Wenn also diese Mittel kumulativ angewendet werden müssen, damit Lyrik Lyrik ist, dann mögen die Kritik in gewissem Sinne recht haben, wenn sich das Forum für stilechte Lyrik reserviert sehen will.
Natürlich sind nicht alle Strophen im Gleichmass abgefasst und als Aussenstehender findet man immer etwas zum kritisieren, doch meine Gedichte berühren und letzlich bin ich es, der in ihnen zum Ausdruck kommt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Björn, Du wendest alle diese Mittel an, um ein dissonantes Werk über Dissonanz zu schaffen. Wenn DU überhaupt Lyrik schreibst, sind die im Duden genannten Elemente vorhanden.

Kumulativ anzuwenden sind die Stilmittel nicht, sondern sie sind jeweils entsprechend ihrer Funktion zu verwenden. Das machst Du automatisch und unbewusst.

Dein Gedicht hat einen sehr komplexen Rhythmus und daraus ergeben sich die Dissonanzen. Man kann es nicht ohne Probleme sprechen.

Bereits bei den Reimen wählst Du Dissonanz und reimst "deinen" mit "Reimen" - eine Assonanz statt einem sauberen Reim.

Trotzdem eine Reimform ...
 

Walther

Mitglied
Hallo Björn,

mit Deiner Einstellung solltest Du die Gedichte für Dich schreiben und es dabei dann auch belassen. Irgendwie scheinst Du nicht verstehen zu wollen, daß Du hier auf dem falschen Dampfer bist (und nicht der Rest der Welt).

Es genügt nicht, Halbwissen zu haben. Sprache in Kunst zu verwandeln ist mehr, als Lesen und Schreiben (und Sprechen). Es bedeutet, sich in die Tradition einzuarbeiten und sie in sich aufzunehmen. Erst der Meister verläßt den Regelpfad, und zwar, wenn er den Nachweis geführt hat, daß er die Regeln der Kunst (daher auch die Formulierung "nach allen Regeln der Kunst") beherrscht.

Bei Dir ist viel Wirrnis im Licht und im Schatten (oder auch Assonanz und Dissonanz, wie Berndt das freundlicher beschreibt). Das kann man auch Deinen Texten entnehmen, in denen manches steckt, was durchaus erwähnenswert wäre, wenn da nicht die Unbelehrbarkeit aus jeder Deiner Äußerungen hervorschiene, nicht nur Deinen Einlassungen hier, die Dich nicht sehr vorteilhaft einführen.

Hier schreiben viele, die es in ihrem Dichterleben schon auf weit über 1.000 (und mehr) Versuche gebracht haben, die daraus keinerlei Aufhebens machen und auch nicht der Ansicht sind, sie hätten deshalb die Weisheit gepachtet (oder schrieben gar formvollendet und wertvoll). Deine 120 erwähnten Werke haben mich deshalb zu einem erheblichen Schmunzeln verführt.

Es gibt allerdings eine Dummheit, die aus der Selbstüberhebung erwächst. Ich kenne diese Dummheit nur zu gut, glaube es mir. Manches Talent ist unter ihr verschüttet worden. Es wäre schade, wenn Deines dazugehörte.

Bester Gruß W.
 

björn lindt

Mitglied
Ich gebe mich geschlagen, allerdings mit dem Einwand, dass die von mir gegebenen Antworten keineswegs als überheblich zu werten sind. Allzugerne lasse ich mich in ein Wortgefecht ein... Dissonanz war ein Experiment. Mögen mir die Götter den Regelbruch verzeihen!
Ich bin sehr dankbar für Kritiken und andere Meinungen und werde diese sicherlich in meinen neuen Werken berücksichtigen. Wie schon gesagt, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
 



 
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