Doña Berta und die Ibiza-Fummel Püttmann... Folge 26

Doña Berta und die Ibiza-Fummel

Neulich fuhrn wir mit unserer Nuckelpinne son bissken über Ibza und wollten ma dat Städtchen Sta. Eulalia besuchen. Dat war gar nich so einfach.
Auffe Straßenschilder stand nämlich überall nur „Sta. Eularia des Riu“. Für mich stand fest, dat bei die Beschriftung vonne Hinweisschilder der Schreibteufel seine Finger im Spiel hatte.
So war dat aber nich.
Weiß der Kuckuck, warum die Brüder hier son Versteckspiel mit uns Touristen veranstalteten. Berta meinte, dat sei wieder son neuet Gesellschaftsspiel, son autonomistiget Gedöns vonne Katalanier.

Wir fuhren voll verunsichert in dieset Örtchen rein und fanden nach ner Stunde mit etwat Glück ne Parklücke am Hafen. Dann suchten wir gezielt en gewissen Imbiss. Der „Hühner-Karl“ hatte nämlich ne große Anzeige inne „Ibiza Heute“. „Jeden Tag wechselt der Mittagstisch“, oder so ähnlich. Mir lief schon allein vom Preis dat Wasser im Mund zusammen.
Gut, dat war kein richtiget Restaurante. Hier konnten die Germanen aber jeden Tag die gute deutsche Küche spachteln, wie gesacht, für kleinet Geld. Königsberger Klopse, Rinderrouladen, Schweinebraten, Schweinshaxen und dat übliche kleinbürgerliche Spachtelprogramm. Dat Imbissrestaurante war einfach, aber, wat meinnen Se wohl - gerammelt voll!
Ich hätte nich gedacht, dat so viel Inselprominenz oder wat sich dafür halten tat, hier Schlange stand.
Die so genannte Prominenz sachte längst nich mehr „Hühner-Karl,“ sondern „Chicken Charly“. Dat hörte sich dann nich so profanös an.
Et war Freitag, und et gab Kohlrouladen mit Salzkartöffelkes. Dat für 3,90 Euro!
Ich hab sage und schreibe drei Portionen davon verputzt, so lecker war dat.
Bertaken staunte nich schlecht und ermahnte mich, ich sollte ma doch langsam ma auf meine Figur achten. Die wär schon lange nich mehr dat, wat se ma war. Damit hatte se ja son bissken Recht, aber musste se mir dat ausgerechnet jetz im Urlaub sagen?
Nach dieser herrlichen deutschen Gaumenfreude schlenderten wir selbstzufrieden inne Hafenmeile rum. Ich trank inne diversen Hafenpinten son paar gut gezappte Pilsken und Berta ihr Käffchen con leche mit nem kleinen Brandy. Dat brauchten wir hier als gestresste Urlauber.
En herrlichen Ausblick auffen Hafen und die promenierenden Nationen sorgte für ständige Abwechslung.

Plötzlich sprang meine Berta wie vonne Tarantel gebissen vom Tisch auf und zeigte mit aufgerissenen Augen und ausgestrecktem Arm ganz ungläubig in eine ganz bestimmte Richtung.
„Willi, kuck ma, da drüben, hinter dem Restaurante, links anne Ecke. Die hab ich schon lange gesucht, endlich, nee, son Zufall!“ Sie war hin und weg.
„Berta, wat hasse schon lange gesucht?“
„Willi, da, die kleine Modeboutique, mit die Ibiza-Fummel! Da muss ich sofort hin. Kommsse mit oder bleibsse hier sitzen?“
„Berta, kuck da ma schön alleine, du weiß doch, wie gerne ich mit dir einkaufen geh, wie nervtötend dat für mich iss. Kauf dir wat Nettet, ich bleib hier sitzen.“

Nach eineinhalb Stunden war Bertaken immer noch nich zurück! Hoffentlich war ihr nix passiert! Ich brauchte sie ja schließlich noch als Fahrerin.

Ich marschierte also in den Laden rein. „Berta!“, rief ich, „mein Täubchen, lebse noch?“
Da schallte et aus der Umkleidekabine: „Gut, dasse komms, Willi, ich bin mir ja sooo unschlüssig.“

Hinter mir hörte ich ne dunkle Stimme wie aus ner Grabkammer: „Moda Adlib, Ibiza, Señor, alles von Hand, von artistos origenes, Künstler de Ibiza. Doña Berta ganz entzuckt!“
Diese Gruselstimme gehörte einem riesigen Weibsbild mit breiten Schultern und behaarten, muskulösen Armen. Dat Wesen trug en langet rosa Nachthemd mit ner breiten Tigerschärpe um den Bauch. Inne Ohren hatte se Ohrringe wie Klosettdeckel und hatte ne rot-grüne Perücke aufm Kopp.

Dat wollte ne Frau sein? War se im Leben nich! Dat war son Tuntenverschnitt oder so wat, ich kenn da nix von. Iss auch egal.

Ich rief meinem Mäuslein zu: „Berta, lass ma kucken, wat du in eineinhalb Stunden so allet eingekauft hast.“
„Noch nix, Willi, iss dat nich schrecklich? Ich bin mir nich sicher, ob ich die drei Kleider dort auffem Stuhl oder diese fünf Teile hier kaufen soll, oder doch besser alle Fummel?“

Endlich trat Berta ausse Kabine. Ich kriegte fast en Schlag!
Da stand meine Frau mit nem lila Nachthemd vor mir, gelbe Hippiefransen unten dran und hatte sich auch noch son dicken Kälberstrick um die Lenden gewürgt. Die sah aus wie ne Schreckschraube.
Dat Nachthemd war so verknittert, als wenn se damit gerade aussem Bett gestiegen wär. Da fragte se noch: „Willi, iss dat nich ma ganz wat anderet, so richtig ausgeflippert iss dat. Dat iss Ibiza-Look und Flair.”
Die Grabesstimme wieder: „Si, wunderbar, coco loco, puro Leinen, bueno Qualität, steht Doña Berta mucha gut. Don Wilhelm kaufen, machen Doña Berta mucho glucklich, viel amor, mache bueno precio für Hippiekostüm: 285 €.“

Ich zischte den nachgemachten Kleiderständer an: „Willze mich verkackeiern? Keinen Cent geb ich für sonne Geschmacksverirrung aus. Haut mir bloß ab mit dieser bescheuerten Hippie-Kostümierung! Die Pelle kannze nich ma zu Karneval anziehen.
Berta, du gehst mit dem Gelumpe nich einen Schritt vor die Tür, zieh sofort den Fetzen aus. So wat gehört inne Mülltonne gekloppt! Berta, du hast den Verstand verlorn! Bis du fünfzehn oder fünfzig?
Und nun zu dir, mein Freund: Meine Frau iss nich die "Donner-Berta", die heißt Frau Berta Püttmann, merk dir dat.“

„Aber Wilhelmino, warum machen denn gleich so problemo? Ich bin Filippa, für dich, mein Guter, auch Filippo, dann aber nur mit ganz langem ‚Ooo’ hinten. Sei wieder bueno.“
Dann tänzelte der Süße zu mir rüber und sachte: „Wollen lucki, lucki machen, ob wir für Don Wilhelmino nicht auch un poco tipico Ibiza haben.
Er holte vom Kleiderständer eine weite, helle Schlafanzughose. „Don Wilhelmino, probar, por favor, Taille 54, Designer auch Bierbauch wie du“, und schob mich in die Kabine.
Ich gab mich geschlagen. Den Sack zog ich an. Der Lumpen passte. War auch schön leicht und sehr bequem. Ich dachte: Brauchsse nur mit som Band am Hüftknochen befestigen. Eigentlich richtig wat für’n heißen Sommer. Ich kuckte in dat Hosenschild: Made in Taiwan! Ich zeigte dat dem weiblichen Filippo.
„Don Wilhelmino, kostet auch nur 60 Euro. Este no origen Adlib Moda de Ibiza, aber mucho chic.“

Ich musste jetzt bei Berta schleunigst handeln und flüsterte dem Filippo zu: „Komma mit deine Lauscher son bissken runter, Filippo. Ich nehm den Sack nur, wenne meiner Donner-Berta sachs, dat ihr die Klamotten zu eng sind oder so wat in der Art. Ich kauf ihr wat anderet in deiner Bude, hasse dat kapiert?“ Ich drückte ihm dann noch stiekum en kleinen Schein inne Hand.
„Si, Don Wilhelm, si, mucho interessante Deal. Nicht jeden Tag so kluge Señores hier.“

Bertalein hat dann auch schön auf meinen Compañero gehört und sich wehmütig von der Hippiezeit verabschiedet. Sie fand nach einer weiteren Stunde doch noch ein wirklich „entzuckendes“ Teilchen. En sommerlichet Wollteil, pastellgrün. Stand ihr sehr gut. Für kühlere Abende prima geeignet und auch sehr praktisch.
Et war en Schal. Man konnte ihn als Stolla falten und um den Balg packen, auch als Putzlappen für nen dreckigen Stuhl verwenden und ihn dann als Kissen benutzen. Berta war glücklich und zufrieden.

Ich bedankte mich mit viel „muchas gracias“ bei Filippa, der Mitfühlenden, und kniff ihr ein Äugsken zu. Sie verstand!
In ihrem Körper schwirrten doch noch son paar männliche Hormone rum, sonst hätte sie mich mit Sicherheit bei Berta inne Pfanne gehauen. Muchas gracias, Filippooo!
 



 
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