Donnerstag

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Bernd, ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Wie meinst du das?

Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Was möchtest du denn tun?

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag.

Ja? Heute ist Mittwoch?
Nein, heute ist Donnerstag.

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag.

Ich weiß gar nicht, was ich machen soll.
Ach, ich weiß, was du meinst. Stelle einfach ARD ein. Da kommt die Quizsendung. Du musst die Eins drücken.

Ja, wirklich? Die Eins? Heute ist Donnerstag?
Ja, heute ist Donnerstag.

Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Löse doch das Kreuzworträtsel.

Ja. Das ist schön.


Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag. Jetzt kommt Deine Sendung.

Jetzt? Das ist schön.Was ist heute für ein Tag? Mittwoch?
Nein, heute ist Donnerstag.

Klingeln - der Pflegedienst.

So ein Mist.
Es ist weiter nicht schlimm. Wir essen dann Abendbrot.

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag. Hat es dir denn geschmeckt?

Ja, war sehr gut. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll.
Wir sehen das Quiz zu Ende, dann gehst du ins Bad.

Meinst du wirklich? Du bist mein Liebling.
Ja. Wie war es heute bei der Tagespflege?

Das war ganz gut.
Was habt Ihr da gemacht?

Ich weiß nicht. Wir haben Rätsel gelöst und gesungen. Heute ist Donnerstag?

Ja, heute ist Donnerstag.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
zwischen Menschen

Ein Stück Welt, ein Ausriß aus dem Leben.
Das enthält ein selbstgenügsames Stück Erleben in sich, durch Wiederholungen im Gespräch, die zugleich kleine Vergessensschwellen anzeigen, rotiert es, wird eine lockere Art von Vers und Refrain.
Wochentage, die durchs erwartete Fernsehprogramm unterscheidbar sind, wie Zahnpasta von Hautcreme an der Tubenfarbe unterscheidbar ist.

Diese prosaische Zweizeiler-Lyrik hat mich tief beeindruckt, das ging mir gar nicht aus dem Kopf, seit ichs gelesen habe. Ein trocken-realistisches Stück eben, zwischen Menschen
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Sorry,

was hat das mit Lyrik zu tun? Das ist ein Dialog, könnte man unter Theater, Drama, Dialog etc. stellen. Aber Lyrik?
Ich schreibe selbst kurze Theaterstücke und kann sie hier nicht einordnen, käme aber nicht auf die Idee, sie unter Lyrik zu stellen.

Der Text wird hier im Bereich auch nicht passender dadurch, dass er freundlicherweise zu "prosaischer Zweizeiler-Lyrik" erhoben wird , weil er nämlich auch dann Prosa bleibt.

Dadurch, dass es in der LL (wie ich irgendwann mal vergebens anmahnte) keine Rubrik für solche bühnengemäße Stücke gibt, wird der Text auch nicht zu Lyrik. Vielleicht, lieber Bernd, nutzt du mal deine Stimme als Moderator und setzt dich dafür ein, dass Texte wie deiner hier in der LL zukünftig auch eine angemessene Heimat finden. Das würde mich freuen.
 

revilo

Mitglied
Sorry Bernd.... Dieser Text hat hier genau so viel zu suchen wie der Fuchs im Hühnerstall ... nämlich gar nix .... damit verbinde ich keine inhaltliche Kritik ...denkt doch bitte mal über den Vorschlag von Cellist nach ..

LG revilo
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es ist kein Bühnenstück, sondern ein Gedicht.
Zugegeben, ein Grenzfall.
Später mehr dazu.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,
die verschiedenen Formen haben Überlappungsbereiche.
Das Gedicht steht aber jetzt unter "Experimentelles", das ist vielleicht eine bessere Einordnung.


Im vorliegenen Fall haben wir es zu tun mit

- starker Verdichtung
- Abstraktion von allem zwischen den Versen liegenden
- Kehrreim (in leicht veränderter Form)

Von einem dramatischen Werk unterscheidet es sich mindestens durch die gewählte Strophenunterteilung.
Mit leicht anderer Darstellungsform wird es eventuell eine dramatische Dichtform in Form eines Sketches.

Im Drama wird üblicherweise der Sprecher angegeben.
Es gibt keine Strophen- sondern eine Szenenunterteilung.

Prosa hat keine Verse und keine Strophen, obwohl ein Prosawerk auch Strophen enthalten kann.

Es ist nicht lyrische Prosa, sondern Prosalyrik.

Im Prinzip ist ein Haiku ebenfalls Prosalyrik.

Ich habe Anfangs überlegt:
Bernd, ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Wie meinst du das?

Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Was möchtest du denn tun?

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag.

Ja? Heute ist Mittwoch?
Nein, heute ist Donnerstag.

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag.

Ich weiß gar nicht, was ich machen soll.
Ach, ich weiß, was du meinst. Stelle einfach ARD ein. Da kommt die Quizsendung. Du musst die Eins drücken.

Ja, wirklich? Die Eins? Heute ist Donnerstag?
Ja, heute ist Donnerstag.

Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Löse doch das Kreuzworträtsel.

Ja. Das ist schön.


Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag. Jetzt kommt Deine Sendung.

Jetzt? Das ist schön.Was ist heute für ein Tag? Mittwoch?
Nein, heute ist Donnerstag.

Klingeln - der Pflegedienst.

So ein Mist.
Es ist weiter nicht schlimm. Wir essen dann Abendbrot.

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Donnerstag. Hat es dir denn geschmeckt?

Ja, war sehr gut. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll.
Wir sehen das Quiz zu Ende, dann gehst du ins Bad.

Meinst du wirklich? Du bist mein Liebling.
Ja. Wie war es heute bei der Tagespflege?

Das war ganz gut.
Was habt Ihr da gemacht?

Ich weiß nicht. Wir haben Rätsel gelöst und gesungen. Heute ist Donnerstag?

Ja, heute ist Donnerstag.



Bernd, ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Wie meinst du das?

Ich weiß gar nicht, was ich tun soll.
Was möchtest du denn tun?

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Freitag.

Ja? Heute ist Donnerstag?
Nein, heute ist Freitag.

Welchen Tag haben wir heute?
Heute ist Freitag.
In dieser Form würde man das Künstliche und die Verknappung vielleicht noch besser sehen.

Aber es steckt auch so im Gedicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Tja Bernd,

so kann man es vermutlich auslegen. Ich sehe nach wie vor das Lyrische nicht und deine Argumente überzeugen mich da auch nicht, aber das ist ja mein Problem. ;-)

Mit leicht anderer Darstellungsform wird es eventuell eine dramatische Dichtform in Form eines Sketches.
Das war auch mein Gedanke und da bin ich bei dir. Wobei mir die Darstellungsform weniger wichtig ist als Inhalt und Stil.

Du führst "Verdichtung" als ein Argument an, dass es sich hier um Lyrik handelt. Welche Verdichtung meinst du? Wenn ich Beckett, besonders "Warten auf Godot" anschaue, dann erscheinen dort die Dialoge zwischen Estragon und Wladimir durchaus auch verdichtet. Niemand käme aber auf den Gedanken, diese Dialoge Lyrik zu nennen. :)

Aber dein Text ist ja auch nicht von Beckett. ;-)

LG
Cellist
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Lb. revilo,

...denkt doch bitte mal über den Vorschlag von Cellist nach ..
danke dir für deine Unterstützung. Aber das wäre ja noch schöner, wenn hier über Vorschläge der gewöhnlichen Schreiber nachgedacht würde. So wie es ist, so ist es gut, richtig ... und basta!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS: Erfunden habe ich die Form nicht. Allerdings sind Dialoggedichte seit dem 19. Jahrhundert selten geworden. Ich habe auch welche gefunden, bei denen die handelnden Personen jeweils genannt wurden. Das ist also ebenfalls eine Option. Diese kannte ich vorher nicht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Hallo Bernd,

warum wundert mich das jetzt nicht?

Theaterstücke ins Diskussionsforum? Nein Danke!
 



 
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