Doppelherbst. - Sonett

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Walther

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Doppelherbst.

Es streicht der Himmel sich in mildes Grau
Und Tröpfchen setzen sich an Haaren fest.
Das müdgewordne Jahr gibt sich den Rest,
Und was der wär, weiß keiner so genau.

Ein Hund zieht seine Spuren und sagt: „Wau!“,
Als er die Kleine sieht: Sie ist ein Fest
Für müde Augen in der blöden Krisenpest:
Ganz gleich, weshalb, mir ist im Magen flau.

Ich schlag den Mantelkragen hoch, den Schal,
Ihn knote ich um meinen Faltenhals.
Und wär die Erde nicht das Jammertal:

Zu jammern läge nah. Denn jedenfalls
Liest sie vertieft ihr Smartphone durch: Egal,
Ein alter Mann taugt viel. Bloß nicht zur Balz.
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hey Walther!
Gefällt mir ausgesprochen gut! :)
Minimalien:
In der dritten Zeile der zweiten Strophe hätte ich die metrische Stolperstelle durch einfügen einer oder gar mehrererer deutlich erkennbaren/-barer Zäsur(en) etwas vorlesefreundlicher gestaltet, nett wie ich bin. Irgendwie vielleicht so:

Für müde Augen. In dieser - würg! - Krisenpest:

Und auf das (ja, klar: etwas manierierte) "würg" kam ich wegen des Schals, weshalb ich das schalige Würgemotiv noch etwas stärker angedeutet hätte, z. B. in der Art:

Ich schlag den Mantel hoch. Und meinen Schal,
den knote ich um meinen Faltenhals


Sodann, schließletztlich, hätte ich persönlich das "smarte Phone" eher in der üblichen Smartphone-Darreichung eingebaut:

Liest sich vertieft ihr Smartphone durch: Egal,

Und sind alldiese Minimalien "relevant"? Natürlich nicht! :)

Hat Spaß gemacht, Dein herbstversehrtes Doppelherz!

LG!

S.
 

Aniella

Mitglied
Hallo Walther,

amüsante Darstellung des Herbstes, hat mir ein Schmunzeln entlockt und ist mit viel Wahrheit gespickt.
Sehr gern gelesen.

LG Aniella
 

Walther

Mitglied
Hey Walther!
Gefällt mir ausgesprochen gut! :)
Minimalien:
In der dritten Zeile der zweiten Strophe hätte ich die metrische Stolperstelle durch einfügen einer oder gar mehrererer deutlich erkennbaren/-barer Zäsur(en) etwas vorlesefreundlicher gestaltet, nett wie ich bin. Irgendwie vielleicht so:

Für müde Augen. In dieser - würg! - Krisenpest:

Und auf das (ja, klar: etwas manierierte) "würg" kam ich wegen des Schals, weshalb ich das schalige Würgemotiv noch etwas stärker angedeutet hätte, z. B. in der Art:

Ich schlag den Mantel hoch. Und meinen Schal,
den knote ich um meinen Faltenhals


Sodann, schließletztlich, hätte ich persönlich das "smarte Phone" eher in der üblichen Smartphone-Darreichung eingebaut:

Liest sich vertieft ihr Smartphone durch: Egal,

Und sind alldiese Minimalien "relevant"? Natürlich nicht! :)

Hat Spaß gemacht, Dein herbstversehrtes Doppelherz!

LG!

S.
danke, du lieber, oben umgesetzt!
 
Hallo Walther

Mir gefällt es sehr gut, wie du die Herbststimmung in der Natur mit deiner eigenen herbstlichen Befindlichkeit zusammenführst, nicht larmoyant, sondern elegant und mit feiner Selbstironie. Trotz der deutlich anklingenden Melancholie liegt auch eine gewisse Behaglichkeit und Aufgeräumtheit in der kühlen Herbstluft. Fünf Sterne!

Herzliche Grüsse
Bertold
 

Walther

Mitglied
Hallo Walther,

amüsante Darstellung des Herbstes, hat mir ein Schmunzeln entlockt und ist mit viel Wahrheit gespickt.
Sehr gern gelesen.

LG Aniella
Hallo Walther

Mir gefällt es sehr gut, wie du die Herbststimmung in der Natur mit deiner eigenen herbstlichen Befindlichkeit zusammenführst, nicht larmoyant, sondern elegant und mit feiner Selbstironie. Trotz der deutlich anklingenden Melancholie liegt auch eine gewisse Behaglichkeit und Aufgeräumtheit in der kühlen Herbstluft. Fünf Sterne!

Herzliche Grüsse
Bertold
ich lese ein Dort-und-Ich-Sonett
wann liest man schon mal 'Wau' in einem lyrischen Altenheim

Gruß
Béla
Ihr lieben!
Ich danke euch fürs reinlesen und kommentierten. danke!
lg W.

der dichter dankt @sufnus, @Aniella, @Bertold Zähring und @wiesner fürs leseempfehlen!
 



 
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