Dorno Di Rose

Regenbogen

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Dorno Di Rose

Es war einmal ein Königspaar, das wartete schon lange vergeblich auf ein Kind .Und als wieder mal ein Jahr zu Ende ging, geschah das Wunder, und die Königin gebar einen Sohn. Als sie geschwächt in ihrem Bett lag, warf sie einen langen Blick auf den Rosenstrauß, der neben der Wiege stand, und den der König selbst im Rosengarten für sie geschnitten hatte. und als sie sah, dass der König selbst seine schönsten Rosen für diesen Strauß geopfert hatte, wollte sie es ihm ihre Liebe zeigen und nannte ihren Sohn: Dorno Di Rose.
Vor lauter Freude ließ der König ein großes Taufessen vorbereiten und schrieb persönlich die Einladungskarten. Als er seiner Gemahlin die Einladungen zeigte, war sie sehr verängstigt, hatte er doch dreizehn Karten geschrieben. Sie überlegten lange, und entschieden sich die Karte für die älteste Tante nicht zu verschicken.
Als der große Tag kam, saß das Königspaar glücklich auf seinem Thron. Die Gäste kamen und jeder verneigte sich vor der Wiege des Thronfolgers und gab zu seinem Geschenk noch einen guten Wunsch mit auf den Lebensweg. Gerade als der Zwölfte Gast vor die Wiege trat, knallten die großen Tore des Krönungssaales gegen die Wände und die älteste Tante des Königs trat ein. Voll Zorn rief sie:" Wie konntet ihr es wagen, mich zu vergessen. Zur Strafe soll euer Sohn an seinem achtzehnten Geburtstag sich an einer Spindel stechen und sterben." Drehte sich um und rauschte von dannen.
"Na", lachte der König " da hat sich die gute alte Tante aber gewaltig geirrt. Liegt hier doch mein Sohn in der Wiege, und der wird sicher nicht mit Nadel und Faden hantieren."
Doch seine Frau begann zu weinen und blickte durch einen Tränenschleier auf den zwölften Gast, der noch immer vor der Wiege stand. Die Frau hob den Schleier und sah lange auf das schlafende Kind. Dann sprach sie:" Leider kann ich den bösen Fluch nicht aufheben, aber ich kann ihn mildern. Er soll nicht sterben, sondern in einen langen und tiefen Schlaf fallen."
Da die Königin trotzdem noch immer große Angst hatte, ließ der König im ganzen Land alle Spindeln verbrennen. Nur das alte Spinnrad seiner Mutter auf dem Turm, dass vergaß er.
Die Jahre vergingen und das Königspaar sah ihren Sohn heranwachsen. Alle Mädchen aus gutem Hause umschwärmten Dorno Di Rose, denn er war ein stattlicher junger Mann geworden. Doch er freute sich nur auf seinen herannahenden achtzehnten Geburtstag. An diesem Tag würde er seinen Vater auf dem Thron ablösen, denn der war inzwischen schon alt und grau geworden. Endlich würde er jeden Winkel des Schlosses genauer anschauen, selbst den alten baufälligen Turm, den er noch nie betreten durfte. Als endlich der große Tag da war, begannen schon am frühen Morgen die Köche in der Küche, die Bediensteten im Schloss und auch der junge Kronprinz mit den Vorbereitungen für das große Fest. Während aus der Küche die verschiedensten Düfte heraus wehten, und der Krönungssaal auf Hochglanz poliert wurde, stieg Prinz Dorno leise und verstohlen die alten und brüchigen Stufen zum alten Turm hinauf. Als er schon fast oben war, hörte er auf einmal eine leise Stimme, die einseltsames Lied sang. Voller Neugierde ging er zu der Tür und zog kräftig am Knauf. Die Tür ging nur langsam und mit großem Protestkreischen auf und als er den schummrigen Raum betrat, sah er eine alte Frau vor einem seltsamen Gerät sitzen, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Voller Neugierde fragte er die Alte:“ Sagt mal gute Frau, was tut Ihr hier und was ist das für ein seltsames Gerät, an dem Ihr hier arbeitet?“ Daraufhin antwortete die alte Tante des Königs: „Das, mein Sohn, ist ein Zauberspinnrad. Wenn man daran dreht und den Faden vorsichtig über die Spindel zieht, dann geht ein Wunsch in Erfüllung.“ Daraufhin sprach der Königssohn:“ Bitte, gute Frau, lasst es mich auch einmal versuchen.“ „Aber natürlich mein Prinz“, lächelte die böse Frau hinterhältig „ versuche dein Glück.“
Das ließ sich der junge Dorno nicht zweimal sagen, und setzte sich hinter das Spinnrad und begann sofort mit der Arbeit. Und natürlich passierte das, was passieren musste. Kaum führte er den Faden um die Spindel, stach er sich mit der Nadel in den Finger, fiel zu Boden und versank in einen tiefen Schlaf. Nach und nach versank das ganze Schloss in den gleichen Tiefschlaf, der hundert Jahre währen sollte und eine wunderschöne Rosenhecke verhüllte das Schloss.
Natürlich sprach es sich herum, das der schöne Königssohn verzaubert worden war. Und es machten sich viele schöne Mädchen auf, um den Prinzen zu befreien, aber alle mussten unverrichteter Dinge wieder umkehren. So gingen hundert Jahre ins Land und das Schloss und die Königsfamilie waren vergessen. Eines Tages kam ein junges und anmutiges Mädchen vorbei. Es war barfuss und trug nur Lumpen. Als sie die wunderschönen Rosenblüten sah, fühlte sie auf einmal, wie es ihr ganz schwer ums Herz wurde. Sie näherte sich der Hecke und, wie von Geisterhand bewegt, öffnete sich ein schmaler Pfad. Schnell schritt sie durch die Hecke und erfreute sich am betörenden Duft der Rosen. Als sie den Turm sah, fühlte sie sich magisch von ihm angezogen. Langsam betrat sie die brüchigen Stufen und ging vorsichtig nach oben. Als sie das Turmzimmer betrat, sah sie einen wunderschönen jungen Mann am Boden liegen. Sie beugte sich zu ihm hinunter und sagte:“ Endlich habe ich dich gefunden. Jede Nacht träumte ich von dir und wusste nicht, ob es dich gibt oder nicht.“ Da sie ihn für tot hielt weinte sie still vor sich hin und versank in tiefe Trauer. Als sie sich mit schwerem Herzen über ihn beugte und ihm einen zarten Kuss auf die Lippen gab, schlug er plötzlich die Augen auf. Er sprach: „ Du hast mich von einem bösen Fluch befreit. Dafür möchte ich dir von Herzen danken. Und da ich mich sofort in dich verliebt habe, möchte ich dich bitten meine Gemahlin zu werden.“
Er nahm sie bei der Hand und führte sie die Treppe herunter. Währendessen erwachte das ganze Schloss zu neuem Leben. Als Dorno den Krönungssaal erreichte, sah er wie seine Eltern sich suchend umsahen um ihren Sohn zu finden. Erfreut blickten sie zu dem Tor, durch das Dorno mit seiner Braut an der Hand zu ihnen trat.„ Ich möchte euch meine Braut vorstellen, die den bösen Fluch von mir genommen hat.“ Voller Freude nahmen das Königspaar ihre zukünftige Schwiegertochter in den Arm. Und statt der Geburtstagsfeier wurde eine große Hochzeit gefeiert. Und das ganze Land freute sich mit der Königsfamilie.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
 

Morgana

Mitglied
Gut gelöst...

...schwierige Aufgabe den Prinzen zum Spinnen zu bringen, so das man es auch noch glaubt das er es tun würde. Bravourös gelöst durch die Sache mit dem Wunsch. Wäre mir nicht eingefallen, deshalb hab ich Dornröschen nicht als Vorlage gewählt... *lach*

Aber ich frag mich noch woher der Prinz wußte das er verflucht war. Er hatte doch noch nie ein Spinnrad gesehen.

Brightest Blessings

Lady Morgana
 

Frank Zimmermann

Junior Mitglied
Liebe

Nette Geschichte - kommt mir irgendwie bekannt vor...

Was mir allerdings aufgefallen ist: ein echter Märchenprinz würde wohl nie von "verliebt sein" sprechen. Da wird immer so geheiratet, wie das Schicksal es vorgibt.
Und wo ist eigentlich die Strafe für die böse Tante?

Danke für Deinen Beitrag!
 

Regenbogen

Mitglied
Hallo Morgana, hallo Frank,

woher der Prinz wußte, dass er verflucht war? Wenn ich mich an einer Nadel stechen würde, und in einen hundertjährigen Schlaf fallen würde, wüßte ich auch von alleine, dass ich verflucht bin bzw, war. Tja und die alte Tante lebte doch schon längst nicht mehr.
Trotzdem, vielen Dank für die Antworten.
 



 
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