Dort steht (gelöscht)

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Hanna,

"Bewegung außerhauts" finde ich sehr schön. Allerdings habe ich ein Problem. Vielleicht kannst Du mir das auflösen.

Wenn es sich tatsächlich um ein Menschen von cirka 3 Jahren handeln sollte, dann kann er nicht Liebe "denken", dann kann dieses Kind nur Liebe fühlen.

Sprichst Du aber von einem Erwachsenen,der es fertig bringt, so weit das überhaupt möglich ist, sich von sich selbst zu entfernen und sich in Fremdes hineinzuversetzen, dann könnte er, weil er schon bewusst Liebe gefühlt hat, auch Liebe denken in der Art von : Sehnsucht nach Liebe in der Welt ganz allgemein.

Das graue Kind könnte man leicht als ein vernachlässigtes oder sogar misshandeltes Kind verstehen von cirka 10 Jahren, aber dann passt das "denkt" für mein empfinden da auch nicht so richtig hin. Wenn Du auch bewusst das Wort "Sehnsucht" vermieden hast, müsste es doch um der Klarheit Willen hier auftauchen, falls Du diese Version gemeint haben solltest.

Gespannte Grüße
Vera-Lena
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo revilo,

vielen Dank für Deinen Vorschlag. Ich bin sicher kein Kostverächter, wenn es um Kürzungen und Verdichtungen geht, ganz im Gegenteil. Deine Version ist mir jedoch zu weit vom Ursprungstext entfernt, sowohl inhaltlich als auch rhythmisch.
Danke trotzdem!

Liebe Vera-Lena,

auch Dir vielen Dank für Deine Gedanken, mit denen Du mich aber auch in ein Dilemma bringst. Einerseits möchte ich mich sehr gerne mit Dir austauschen, vielleicht auch meine Lesart(en) mitteilen. Andererseits mache ich das ungerne bei eigenen Texten. Hmm, vielleicht gelingt ein Mittelweg …

Sprichst Du aber von einem Erwachsenen,der es fertig bringt, so weit das überhaupt möglich ist, sich von sich selbst zu entfernen und sich in Fremdes hineinzuversetzen, dann könnte er, weil er schon bewusst Liebe gefühlt hat, auch Liebe denken in der Art von : Sehnsucht nach Liebe in der Welt ganz allgemein.
Ich denke, dass man den Text als Entfremdung, Entfernung von sich selbst bzw. das Kind als Metapher oder etwas Altes, noch immer Vorhandenes (Mumifiziertes) verstehen könnte. Muss man denn tatsächlich etwas gefühlt haben, um es (nur) denken zu können? Reicht nicht auch das Wissen darum, dass Menschen lieben? Und muss/kann man Sehnsucht nach etwas haben, das man selbst nicht kennt?

Ich finde aber auch, dass das Kind nicht unbedingt eine Metapher sein muss, denn ich bin davon überzeugt, dass es auch Kinder gibt, die nicht (mehr) fühlen können. Auch hier sehe ich keinen Widerspruch. Sind sie alt genug, wissen sie, dass es Liebe gibt und - so verrückt sich das womöglich anhört - ich bin überzeugt davon, dass sich das Unvermögen zu fühlen kognitiv kompensieren lässt. Vielleicht weil dies die einzige Möglichkeit ist. Schön ist sicher anders ...

Liebe Grüße von Hannah
 

revilo

Mitglied
Hallo, Dein Text reizt mich. Deswegen habe ich ein wenig gebastelt. Dafür bin ich in der LL berüchtigt.Du hängst sicherlich an dem "außerhauts", was ich gut verstehen kann. Das Wort ist sperrig und kantig.
Das graue Kind erinnert mich zu sehr an die grauen Herren aus dem Kinderbuch Momo.

Dort steht
ein Kind
schaut Welt
Bewegung außerhauts
denkt Liebe
grau

Sorry, aber ich kann´s nicht lassen.........
LG revilo
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Hannah,

danke für Deine Antwort! Jetzt verstehe ich besser, worauf Du hinaus willst. Gut , dass Du Dich in Deiner Antwort nicht unbedingt festgelegt hast, so bleiben dem Leser noch viele eigene Lesarten.

Wenn man nicht mehr fühlen kann, müsste schon eine enorme psychische Störung vorliegen. Sicher hilft es, sich in die Intelligenz zu flüchten, aber der wesentliche Teil des Selbst fehlt dann.

Das graue Kind als eine verschleierte Erinnerung leuchtet mir auch ein. Es gibt ja Menschen, die ihre Kindlichkeit komplett verloren oder aufgegeben haben. Für mich ist das immer unvorstellbar, weil ich bis heute ein Kind geblieben bin, deshalb konnte ich Deine Gedankenverbindungen nicht nachvollziehen.

"Denkt Liebe" verstehe ich jetzt so, dass das Kind, auch wenn es ein Erwachsener sein sollte, also in beiden Fällen sehr wohl das Wort Liebe kennt, aber keine Liebe erfahren hat. Also was mir nun weiterhilft bei Deinem Text ist, dass das Menschenwesen "Das Wort" Liebe denkt. Insofern kann ich mich mit dem Text anfreunden, so unglaublich traurig er auch ist.

Der Vorschlag von revilo "Denkt Liebe grau" würde meine Gedanken auch gut ausdrücken, nämlich dieses Nichterfahrenhaben von Liebe und die Liebe deshalb in eine Grauzone denken.

Aber so, wie Du es da zu stehen hast, regt es jedenfalls sehr zum Nachdenken an.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Vera-Lena,

vielen Dank für Deine erneute Rückmeldung. Ich freue mich, dass Dir der Text ein wenig deutlicher geworden ist. (Denkbar wäre übrigens auch eine Deutung in Richtung Autismus/Asperger usw. Mag den Leser ungern festlegen. Am schönsten fände ich es, wenn man ganz ohne Deutung klar käme, weil es dem Text gelingt, eine Stimmung zu transportieren.)


Hallo revilo,

Das graue Kind erinnert mich zu sehr an die grauen Herren aus dem Kinderbuch Momo.
Hmm ... Recht haste. Die Assoziation hatte ich beim Schreiben ehrlich gesagt nicht, aber sie ist natürlich nachvollziehbar und Ende hat da wohl Erstrechte. ;-)
Was soll ich nun tun? Das "grau" an den Schluss zu stellen gefällt mir nicht so gut. Ich finde es verwässert das "denkt Liebe" und wirkt ein wenig zu gewollt. Ich denke noch einmal darüber nach, vielen Dank auf jeden Fall.


Liebe Grüße Euch beiden
Hannah
 

Rhea_Gift

Mitglied
Dort steht
ein Kind
blind schaut Welt
Bewegung außerhauts
Kind denkt Liebe
und schaut grau
zurück

nur so ne weitere Idee...

LG, Rhea
 
I

Ivor Joseph

Gast
Leider macht ein Neologismus noch kein gutes Gedicht aus. Und undeutlich ist nicht mehrdeutig.

Also sagen wir mal - äh - ein Pflegefall. In Rheas Version kommt noch Dysgrammatismus dazu.

LG, Ivor
 

sekers

Mitglied
außermir

Hallo Hannah Rieth,

leider macht ein Neologismus noch kein gutes Gedicht aus. schreibt ein Vorkommentarist.
Ich anschließe mich seiner Meinung, auch wenn ich das Leider nicht verstehe. vielleicht, wenn ich über es phantasiere, soll damit das Gegenteil einer leichtfeiglichen, sprich schwermüten Stimmung angedeutet werden, in die das Finden solcher tief Gründigenwahrheiten einen schon einmal hineinstupsen kann.

was Dein Gedicht aber betrifft, so bin ich ergriffen von ihm. so und sehr und beides.

außerhauts ist eine Superschöpfung.

ein häßliches Wort, eigentlich, vermittelt mir ein ganz unmittelbar ungutes Gefühl. ganz das Gegenteil von der inneren Wohligkeit.

kann denn irgendetwas, und wenn eine Bewegung a., überhaupt gut, positiv sein?

das Kind schaut sie, sieht sie in der Welt, ordnet sie in seinem grauen Universum ein und zu, und denkt, aber fragt auch gleichzeitig: das ist Liebe.?

so kam der Text zu mir rüber.

Liebe Grüße

G.
 

Josi

Mitglied
Ein Gedicht zum Nachdenken!
Die Bewegung außerhauts gefallen mir gut, ich mag konstruierte Wörter!

Liebe Grüße
von Josi
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Ivor,

ich sehe kein grammatisches Problem?

Dort steht
ein Kind/
blind schaut Welt/
Bewegung außerhauts/
Kind denkt Liebe
und schaut grau
zurück

rätselnde Grüße... allenfalls das etwas umgangsprachlich verwendete schauen (mit Ellipse; dass die Welt das Kind blind anschaut, lässt sich doch hier gedanklich leicht ergänzen?)

LG, Rhea
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Rhea, sekers und Josi,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

@Rhea
Ich kann Deinen Ansatz - glaube ich - nachvollziehen, auch diese Version ist mir jedoch zu weit vom Ursprungstext entfernt. Die Aussage ist einfach eine andere.

@sekers
ein häßliches Wort, eigentlich, vermittelt mir ein ganz unmittelbar ungutes Gefühl. ganz das Gegenteil von der inneren Wohligkeit.
Finde ich auch.

Ich denke weiter über Eure Anregungen nach!

Liebe Grüße

Hannah
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Hannah,

zunächst konnte ich dein Gedicht gar nicht leiden, das gebe ich ungern zu. ;)

Mittlerweile gefällt es mir sehr gut. Der tiefere Sinn erschließt sich hier halt erst nach vielfachem Lesen, was ja kein ursächlicher Nachteil ist.

Um den Zugang aber eine Idee einfacher zu gestalten, böte es sich m. E. an, komplette Kleinschreibung zu verwenden:

dort steht
ein graues kind
schaut welt
bewegung außerhauts
denkt liebe
Denn dadurch wäre die Weltbewegung leichter zu entschlüsseln, auch die Weltbewegung außerhauts, denke ich. Ebenso die Kette "schaut Welt" - "denkt Liebe." - Optisch gewönne der Text auch.

Was meinst du dazu?

Herzliche Grüße
Heidrun
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Heidrun,

zunächst einmal freut es mich natürlich, dass Du Dich mit dem Text anfreunden konntest. :)

Und dann danke ich Dir für Deine Anregung. Ich hatte auch überlegt, den Text konsequent klein zu schreiben, die Idee dann aber aus irgendwelchen Gründen wieder verworfen. Ich weiß wirklich nicht mehr warum, denn es erscheint mir tatsächlich sinnvoll. Danke Dir!

Viele Grüße
Hannah
 



 
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