Drachenkind

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Isa

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Vor langer Zeit, als es noch Könige, tapfere Ritter und Drachen gab, lebte in einem Dorf ein Mädchen. Sie war weder besonders schön, noch besonders klug. Man hätte sie für ein normales Kind gehalten, denn selbst ihr Name, Maren, war etwas ganz Natürliches. Doch es gab eine Sache, vor der sich die Leute fürchteten. Maren konnte mit Tieren sprechen. Sie verstand alles, was sie sagten. Die Fliegen, sowie die wilden Wölfe, die im Winter heulend um die Schafställe schlichen. Aber es gab noch eine Sache, die den Leuten nicht gefiel. Maren war ein Findelkind. Es war nichts genaueres über ihre Herkunft bekannt. Sie wurde im Wald, nahe einer Quelle entdeckt, um sie herum waren verschiedene Vögel, die sie vor der Kälte der Nacht schützten. Die Frau, die Maren fand war schon alt, doch da sie allein wohnte, nahm sie Maren mit sich und zog sie auf. Man entdeckte erst später die Gabe Marens. Von dieser Zeit an war Maren etwas Unnormales, manche Leute sagten sie sei mit dem Teufel im Bund und eine Hexe, andere dagegen sahen in Maren eine große Magierin. Marens Ziehmutter Edda war die Dorfhebamme und hatte einen guten Ruf. Sie wollte, dass Maren ihrer Nachfolgerin wird. Auch Maren freute sich darüber, den Beruf erlernen zu dürfen, den ihre Mutter ausübte.
Doch es sollte anders kommen.
Maren, die inzwischen schon fünfzehn alt war, ging, wie jeden Tag, in den Wald. Es war ein schöner Frühlingstag und Maren war guter Laune. Da hörte sie plötzlich eine Stimme. Es schien so, als ob sie in einer fremden Sprache rufen würde. Maren horchte und lief hinter der Stimme her. Tiefer und tiefer in den Wald. Immer weiter weg von dem Weg, der in den Wald führte. Dann kam sie an einen Teich, der so klar war, dass sie auf den Grund sehen konnte. Doch plötzlich bewegte sich das Schilf und bog sich auseinander. Maren hielt die Luft an . Dort stand die schönste Frau, die sie je gesehen hatte. Das Mädchen fiel auf die Knie, und senkte den Kopf. Es erklang ein silberhelles Lachen. Maren konnte nicht anders und musste den Kopf heben, um diese wunderschöne Frau ansehen.
„ Du bist einem Ruf gefolgt“, die Stimme erinnerte an eine helle Glocke, „ da du nun hier bist, mein Kind, so möchte ich dich um etwas bitten. Mein Drache ist schwer krank. Ich habe schon vieles versucht, um ihn zu heilen, doch es will mir einfach nicht gelingen. Willst du mir helfen?“
Maren war zu verdutzt um irgend etwas sagen zu können. Sie nickte nur.
„ Dann steh’ auf und folge mir, meine Tochter.“
Die Stimme der schönen Frau war seltsam zwingend und so folgte Maren ihr.
Mach einiger Zeit kamen sie zu einer Höhle. Daraus erklangen stöhnende Geräusche. Maren wusste, dass dieses Stöhnen von entsetzlichen Schmerzen herrühren musste. Die schöne Frau war stehen geblieben und machte eine einladende Handbewegung auf den Höhleneingang zu. Maren schritt tapfer durch den Eingang in die Höhle hinein. Dort lag er . Der Drache. Er krümmte sich vor Schmerzen und war kreidebleich.
Als er Maren bemerkte hob er den Kopf.
Es sagte etwas, doch Maren konnte es nicht verstehen.
Die schöne Frau war hinter Maren getreten und flüsterte ihr zu: „ Sie ist noch sehr jung und kann sich deshalb nur in der Tiersprache mit dir unterhalten. Ich werde das übersetzen , was du nicht verstehst. Gerade hat sie draconisch gesprochen.“
Maren kniete sich neben das Drachenweibchen und redete sanft , mit der Sprache der Tiere, auf sie ein. Das Weibchen wurde immer ruhiger und schlief dann ein. Maren untersuchte sie mit der Genauigkeit, wie sei es von Edda gelernt hatte. Schnell hatte sie begriffen, was dem Drachen fehlte.
„ Sie braucht die Milch ihrer Mutter, oder normale Ziegenmilch mit viel Butter versetzt, sonst funktioniert ihr Verdauungssystem nicht richtig. Ihr dürft sie auf keinen Fall mit irgendeiner Art von Fleisch füttern.“
„ Ich danke dir, dass du mir und ihr geholfen hast. Ich weiß nicht wie ich dir danken soll. Oh, jetzt merke ich erst wie unhöflich ich zu dir gewesen bin. Ich habe ja nicht einmal meinen Namen genannt. Also ich bin Finschaij Leda, eine Sijchanfee. Und du musst Maren sein, die Tochter der Mandeschija.“
Maren schaute die Fee verwirrt an und entgegnete dann.“
„ Meine Mutter heißt Edda und ich lebe mit ihr im Dorf im Wald. Ich habe noch nie von einer Mandeschija gehört. Ihr müsst Euch irren.“
Nun war die Sijchanfee ein wenig verwirrt, doch dann zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
„ Dann weißt du es also nicht... Nun ja, wenn du möchtest kannst du wieder zu deiner Edda zurückkehren. Aber darfst auch bei mir bleiben und ich werde dir alles erzählen, was du wissen möchtest.“
„ Ich möchte gern bei Euch bleiben, aber meine Mutter wird sich Sorgen um mich machen, wenn ich so lange fort bleibe.“
„ Darum kümmere ich mich schon. Nun komm’ ich zeige dir mein ganzes Heim.“
Maren folgte der Fee. Die mit leichtem Schritt die Höhle durchquerte, bis sie zu einem kleinen Tunnel kamen. Durch diesen führte die Fee das Mädchen und sie kamen in einen großen Saal, in dem es nur so schimmerte vor Edelsteinen.
Eine große Treppe führte in das Obergeschoss des Schlosses im Berg.
Finschaij Leda begleitete Maren nach Oben und zeigte ihr ein einfaches Zimmer. Dort sah es genauso aus, wie ihr kleines Zimmer bei Edda.
Maren fühlte sich sofort wie zu Hause.
„ Hier wirst du wohnen, bis du wieder zurückkehren möchtest. In einer Stunde gibt es Essen. Meine Dienerin Marlene wird dich zu mir in den Speisesaal bringen.“
Dann verschwand die Fee, sie löste sich in Luft auf.
Nun stand Maren etwas verlassen in ihrem Zimmer. Dann entdeckte sie ein Regal, das mit Büchern voll gestellt war. Edda hatte oft von Büchern erzählt, doch sie hatte noch nie eines in den Händen gehalten.
Maren zog ein Buch heraus und blätterte darin. Sie sah viele Zeichen, die sie nicht zu deuten wusste, doch dann kamen auch Bilder. Auf diesen waren Drachen abgebildet. Sie konnte sich nicht satt sehen an diesen schönen Bildern und so verstrich Zeit und es klopfte an der Tür.
„ Herein!“
Die Tür schwang auf und dort stand ein kleines Mädchen, das einen weiten, hell schimmernden Umhang trug. Die Kapuze hatte es sich tief ins Gesicht gezogen.
„ Es ist Zeit.“
„ Du musst Marlene sein. Du bist nett. Komm’, lass uns Freundinnen sein. Aber zuerst, könntest du mir dein Gesicht zeigen?“
Das Mädchen zog seine Hand hervor und streifte die Kapuze zurück. Maren fuhr erschrocken zurück. Denn das Gesicht des Mädchens war schrecklich entstellt. Doch dann erinnerte sie sich an die Worte ihrer Mutter: „ BEURTEILE EINEN MENSCHEN NIE NACH SEIMEM AUSSEHEN!“
Maren machte einen Schritt auf Marlene zu und umarmte diese.
„ So, nun sind wir Freundinnen.“
Marlene war verdutzt. Dies war das erste Mädchen, dass nett zu ihr war und nicht schreiend von ihr davonlief, sobald sie ihr Gesicht gezeigt hatte.
Ihr entstelltes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
„ Komm’ ich führe dich nun zu meiner Herrin.“, mit einem Blick auf das Buch in Marens Hand fügte sie hinzu: „ Wenn du Fragen zu dem Buch hast, dann kannst du es mit nach unten nehmen und die Herrin fragen, was du wissen möchtest.“
Maren folgte ihrer neuen Freundin, die sie die Treppe hinab, in einen großen Speisesaal führte.
Dort saß an einer langen Tafel Finschaij Leda. Maren setzte sich.
„ So, da du nun da bist können wir ja beginnen.“
Sie klatschte in die Hände und eine große Tür öffnete sich und es kamen Servierwägen herausgerollt, jeder war mit Essen nur so überladen. Das meiste kannte Maren nicht und sie hielt sich zurück und traute sich nicht etwas neues zu probieren.
„ Schmeckt dir mein Essen nicht?“
„ Doch, doch es sind nur so schrecklich viele Speisen, so dass ich gar nicht weiß mit welcher ich beginnen soll.“
„ Nun, dem kann ich Abhilfe verschaffen. Wenn du mir erlaubst, werde ich deinen Teller für dich füllen.“
„Danke!“
Und wieder klatschte die Sijchanfee nur in die Hand und auf Marens Teller erschienen köstliche Speisen, die sie sofort aufaß.
Nachdem sie gegessen hatten, fragte Maren nach den vielen Zeichen in dem Buch und Finschaij Leda erklärte ihr, dass dies Buchstaben seinen und man damit gesprochenes oder gedachtes festhalten könne. Maren bat die Fee darum ihr diese Zeichen beizubringen.
Die Fee willigte ein und so durch lebten sie und Maren viele lehrreiche Jahre.

Maren war nun schon drei Jahre bei Finschaij und hatte schon viel gelernt.
Eines Tages spürte sie, dass ihre Zeit bei der Fee sich dem Ende zuneigte.
„ Finschaij, ich möchte Euch etwas fragen.“
„Dann frage, mein Kind. Denn Fragen sind die besten Wege, etwas zu lernen.“
„ Wer ist die Mandeschija?“
„ Oh, ja, ich wusste, dass diese Frage kommen musste. Auch wenn ich gehofft habe., du würdest noch damit warten. Doch nun, da du sie mir gestellt hast, werde ich sie dir, so gut ich kann, beantworten.
Am besten ist es wohl, wenn ich beim Anfang beginne.
Wir die Feen sind schon lange auf dieser Welt, genauso wie die Drachen, Elfen, Trolle, Kobolde, Alben und viele mehr. Es gab immer ein ungeschriebenes Gesetz, dass lautete, alle Wesen dürfen so leben, wie es ihrer Art entspricht, aber sie dürfen dadurch die anderen Wesen nicht stören. Dies ging viele Jahrhunderte gut. Dann traten die Menschen auf diese Erde, und wir mussten uns in die Wälder zurückziehen. Dann kam es auf einmal zu Kämpfen zwischen den Wesen. Denn der Mensch hatte uns den Platz und die Freiheit genommen unsere Kulturen und Lebensweisen frei zu entfalten. Es kam immer häufiger zu Ausschreitungen , denn jedes Lebewesen braucht seinen Platz, um zu Leben.
Nun war es aber so, dass sich eine Fee, in einen Halbdrachen verliebte. Halbdrachen sind Magier, oder Magierinnen, die aussehen, wie wir Feen. Doch haben sie Flügel an ihrem Rücken, die an Drachenflügel erinnern. Sie können Feuerspeien und ihr Hals ist geschuppt. Als sich diese beiden Wesen ineinander verliebten, herrschte gerade erbitterter Krieg zwischen den Feen und Halbdrachen.
Die Familien der beiden waren dagegen, dass sich die Liebenden weiter trafen. Doch die Fee und der Halbdrache schafften es immer wieder sich zu treffen. Eines Tages beschlossen sie zu fliehen. Sie wollten einen Ort suchen, wo sie in Frieden miteinander leben konnten. Die Fee war schwanger und der Halbdrache wollte sie zuerst bitten, doch bei ihrer Familie zu bleiben, da er Angst um sie hatte. Doch die Fee hatte sich in den Kopf gesetzt mit ihrem Geliebten zu fliehen. Es sollte nicht gut ausgehen.
Die Familie der Feen verfolgte die beiden. Sie konnten immer wieder entkommen, doch dann bekam die Fee auf der Flucht ihr Kind, und sie war sehr geschwächt, so dass die Familie der Fee, die Flüchtigen einholte. Der Halbdrache verteidigte die Mutter seines Kindes mit all seinen Kräften, doch am Ende waren es doch zu viele und er wurde getötet. Die Fee war mit ihrem Kind weiter geflohen, doch war sie schon am Ende ihrer Kräfte. Da beschloss sie, ihr Kind auszusetzen. Denn sie wusste, dass ihre Familie es umbringen würde. Sie legte es sanft in eine Kuhle in der Nähe einer Quelle. Sie bat die Vögel darum, das Kind zu beschützen. Dann stellte sie sich ihrer Familie und sie wurde in einen schwarzen Turm eingesperrt. Das Kind jedoch überlebte. Eine Hebamme fand den Säugling und zog ihn bei sich auf.
Dieses Kind, das bist du Maren. Die Fee war deine Mutter, die Mandeschija. Dein Vater hieß Usandos. Deine Geschichte kenne ich, da sie mir deine Mutter erzählt hat, als sie in Gefangenschaft zu ihrer Familie zurückkehrte. Du hast Magie in dir, was du mit Sicherheit in den letzten drei Jahren festgestellt hast. Die Magie mit Tieren zu sprechen kommt von deiner Mutter, ebenso das Heilen. Von deinem Vater hast du die Fähigkeit zu Fliegen, doch das wirst du erst mit einundzwanzig Jahren können. Doch nun musst du mein Haus verlassen. Auch wenn es ohne dich leer sein wird. Aber ich habe deiner Mutter versprochen, dass ich dich zu ihr schicke, wenn du von ihrer Geschichte weißt.“
Maren nickte nur. Sie hatte auch keinen Grund weiter etwas zu sagen. Sie stand auf, umarmte die Fee.
„ Ich danke dir, dass du mir diese Antwort gegeben hast, nun werde ich aufbrechen und meine Mutter suchen. Lebt sie immer noch in diesem schwarzen Turm?“
Die Finschaij Leda nickte nur.
Maren verabschiedete sich mit wenigen, aber herzlichen Worten von ihrer Freundin Marlene. Dann führte die Fee sie wieder durch den Tunnel, in die Höhle. Dort lag immer noch das Drachenweibchen.
Doch es war gewachsen. Ihre Flügel waren vollständig entwickelt und sie war schon an die zehn Meter lang.
„ Ich gebe dir meinen Drachen mit. Sie kann immer noch kein menschliches Wort mit dir wechseln, doch du kannst jetzt draconisch und kannst dich mit ihr verständigen. Sie ist eine gute Begleiterin und wird dir treu sein, aber nur dann wenn du auch ihr treu bist. Vernachlässige sie nie. Behandle sie, wie du auch Marlene behandelt hast. Als deine Freundin. Aber nun geh. Wenn du deine Mutter gefunden hast, dann schicke sie wieder zurück zu mir.“
Maren bedankte sich nochmals und dann ging sie.
Nach einer Weile sagte sie zu dem Drachen.
„ Ich sollte dir einen Namen geben, denn dann kann ich besser zu dir sprechen. Du musst mir sagen, wenn du einverstanden bist. Wie wäre es mit Kattla?“
Das Drachenweibchen schüttelte den Kopf.
„ Scarlenda? Raccala? Gora?“
Nun nickte der Drache ganz heftig.
„ Ich danke dir, dass du mir einen Namen gegeben hast. Gora gefällt mir.“
„ Es freut mich, dass es dir gefällt. Weißt du, wo ich den schwarzen Turm finden könnte?“
„ Wir müssen drei Tagesmärsche durch diesen Wald, dann könnten wir in einem Dorf nach fragen. Aber du musst vorsichtig sein, denn die Familie deiner Mutter hat wache Ohren.“
Maren nickte nur und lief dann schweigend neben Gora her.

Nach drei Tagen kamen sie wirklich, wie Gora gesagt hatte in ein kleines Dorf. Es erinnerte Maren sehr an ihr eigenes und sie bekam Heimweh. Doch sie verdrängte es, indem sie an ihre Mutter dachte.
Im Dorf ging sie mit Gora in eine kleine Schenke, um sich dort ein wenig auszuruhen.
„ Gibt es hier in der Nähe noch Feen?“
Der Wirt starrte Maren verwundert an, doch dann nickte er.
„ Ja, aber was wollt Ihr bei den Feen? Sie sind gefährlich. Sie leben tief im Wald. Dort haben sie einen hohen, schwarzen Turm errichtet. Aus diesem kommt jede Nacht ein herzzerreißendes Seufzen, oder es erklingt eine verlockende Melodie. Doch jeder, der versucht hat, herauszufinden, was es mit diesem Turm auf sich hat, wurde nie wieder gesehen. Nehmt Euch lieber in Acht. Geht mit diesem Drachen lieber nicht dort hinein. Denn Drachen können die Elfen nicht leiden. Sie haben alle schönen Malereien von Drachen, die wir in unserem Dorf hatten, zerstört.“
Maren blickte nachdenklich, doch dann stand sie auf und verabschiedete sich vom Wirt.
Sie verließ die Schenke und schlug den Weg in Richtung Wald ein. Gora trottete hinter ihr her.
„ Gora, es tut mir leid, aber du musst mich nun verlassen. Denn du hast den Wirt ja gehört, die Feen werden dich töten.“
„ Nein, Maren, Finschaij Leda hat mir gesagt, ich solle dich nicht eher verlassen, als dass du deine Mutter in den Armen hälst. Ich werde immer in deiner Nähe bleiben. Du kannst mich ja immer an dieser Lichtung treffen.“
Maren umarmte Gora und ging dann immer tiefer in den Wald hinein.

„Was willst du hier?“
Maren blieb stehen und sah sich um. Das Blattwerk bog sich auseinander und dort stand ein Feer.
Maren fuhr erschrocken zurück.
„ Was willst du hier?“
Die Stimme des Feer war schneidend. Er blickte Maren aus seinen braunen Augen kalt an.
„ Ich wollte zu den Feen...“
„ Warum?“
„ Finschaij Leda schickt mich. Ich habe eine Zeit lang bei ihr gelernt und dann sagte sie mir ich solle die Feen im Fewald aufsuchen und bei ihnen eine Zeit lang dienen, damit ich voll ausgebildet wieder zu ihr zurückkehren kann. Denn sie sagte, wer bei den Feen gedient hat, ist qualifiziert genug bei einer Sijchanfee zu dienen.“
Der Feer blickte überrascht, dann erschien ein wissendes Lächeln auf seinem schönen Gesicht.
„ Folge mir. Ich bin Trachnan, der Sohn der Reijcha und des Mendios. Wie lautet dein Name?“
„ Oh, ich bin Maren. Die Tochter der Edda, wer mein Vater ist kann ich dir nicht sagen. Ich bin ein Findelkind.“
Trachnan zog die Augenbraun hoch. Sagte aber nichts.
Der Wald um sie herum wurde immer dichter. Doch plötzlich tat sich eine Lichtung auf und Maren stand vor einem wunderschönen Schloss, das in einem hellen weiß erstrahlte.
Sie gingen ins Innere des Schlosses. Dort sah es so aus, wie bei Finschij Leda.
„ Mutter, wir haben einen Gast im Haus.“
Eine große Tür am Ende des Saales öffnete sich und eine wunderschöne Frau eilte herein. Ihr langes Kleid wischte den Boden hinter ihr.
„ Mutter, darf ich dir vorstellen, dies ist Maren. Finschaij Leda hat sie zu uns geschickt, da sie hier lernen soll.“
Reijcha schaute Maren abschätzend an, dann klatschte sie in die Hände und eine Dienerin kam herein.
Sie trug ein silbernes Kleid in ihren Händen.
„ So mein Kind, dies wirst du hier tragen. Das ist Rena, sie wird dir dein Gemach zeigen und dir beim Ankleiden helfen. Dann wird sie dich in mein Studierzimmer geleiten, dort werde ich dir alles weitere erklären.“
Sie wandte sich wieder ab und eilte aus dem Saal. Trachnan machte eine spöttische Verbeugung und verschwand ebenfalls in die selbe Richtung wie seine Mutter.
Rena zeigte Maren ihr Zimmer und richtete Maren für die Besprechung mit der Fee her.
Maren fühlte sich komisch, denn sie war seit langem wieder gebadet und neu eingekleidet. Auch ihre Haare fielen glänzend über ihre Schultern. Kurz gesagt, Maren war eine bezaubernde Schönheit.
Rena führte Maren in das Studierzimmer der Fee. Diese saß hinter einem großen Schreibtisch. Neben ihr saß ihr Sohn. Sein Mund war geöffnet, so erstaunt war er über die Schönheit Marens.
Seine Mutter bemerkte es und funkelte ihn böse an.
Maren machte einen kleinen Knicks, so wie sie ihn von Finschaij Leda gelernt hatte.
„ So Maren, Finschaij Leda schickt dich. Wenn du von ihr kommst, dann musst du eine besondere Begabung haben. Könntest du mir diese nennen?“
„ Nun ja, ich kam das erste mal zu ihr, weil ich einem besonderen Ruf gefolgt bin. Ich hörte eine fremde Sprache, doch sie schien mir irgend was sagen zu wollen, deshalb bin ich ihr gefolgt. Sie führte mich zu Finschaij Leda. Sie erklärte mir, dass ihr Drache krank sei, und wenn ich ihn heilen würde, würde sie mich belohnen.
Nun, da ich in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin, in dem jeder jedem hilft, sah ich darin kein Problem und heilte den Drachen. Finschaij Leda muss darin etwas besonders festgestellt haben, auf jeden Fall fragte sie mich dann, ob ich nicht bei ihr bleiben wolle, um zu lernen. Ich lebte drei Jahre bei ihr, bis sie mir dann sagte, dass ich fort müsse, zu anderen Feen, um zu lernen, was eine gute Dienerin alles wissen braucht. So bin ich zu Euch gelangt, verehrte Reijcha.“
Trachnan blickte Maren staunend an.
„ Und du bist wirklich einer fremden Sprache in den Wald gefolgt und hast einfach einen Drachen geheilt?“
Man konnte die Verwunderung aus seiner Stimme deutlich hören. In den letzten Minuten hatte Maren Trachnan bezaubert. Reijcha bemerkte die Veränderung ihres Sohnes, doch da dieser schon öfter Bediensteten feurige Blicke zugeworfen hatte, schenkte sie ihm nicht viel Beachtung.
„ So, Maren. Da Wir nun von dir erfahren haben, dass du gut mit Drachen und anderen Tieren umgehen kannst, und dazu auch noch fremde Sprachen verstehst, wirst du in den Ställen arbeiten. Die Bedingungen sind einfach. Du bewohnst ein eigenes kleines Zimmer und hast einen Tag in der Woche frei. Ein mal im Monat bekommst du neue Kleidung und jeden Tag wirst du mit Essen in der großen Halle versorgt.
In den Ställen wirst du dich um die Verletzungen der Tiere kümmern. Dein normaler Arbeitstag hat neun Stunden, doch es kann öfter sein, dass du durch einen Notfall länger arbeiten musst. Wenn du krank wirst, kümmert sich der Arzt der Bediensteten um dich. In deiner freien Zeit darfst du dich auch außerhalb des Schlosses aufhalten. Die große Bibliothek ist dir verboten, doch du darfst in einer kleinen Bibliothek der Dienstboten lesen. Bücher dürfen nicht aus der Bücherei entfernt werden. Wenn du fragen hast wende dich an meinen Sohn, du findest ihn im Gelehrtenzimmer in der Nähe der Ställe. So du bist nun entlassen. Trachnan, führe sie bitte auf ihr Zimmer und zeige ihr, was sie sonst noch alles wissen muss.“

„ Du musst meiner Mutter verzeihen, sie kann manchmal sehr ruppig sein.“
Maren blickte Trachnan nur an. Sie war verzaubert von seinen braunen Augen, die so bewundernd auf sie herab blickten.
„ Hier, das ist dein Zimmer.“
Trachnan zeigte ihr einen kleinen Raum, in dem nur ein schmales Bett, eine kleine Kommode und ein alter Stuhl standen.
Trachnan blickte verlegen auf Maren.
„ Es ist nicht gerade ein Traumzimmer, aber ich denke, du wirst ohnehin die meiste Zeit in den Ställen verbringen.“
Er schloss die Tür des Raumes wieder und führte Maren dann den Gang entlang, in den Innenhof des Schlosses.
Dieser bestand aus einem großen Platz, einem Brunnen und aus Stall.
In diesem Stall tummelten sich allerlei Gestalten. Von kleinen hundeähnlichen Wesen bis zu großen Pferden mit Flügeln.
Maren war begeistert. So eine große Artenzahl.
„ Am Anfang wirst du dich hauptsächlich um die Gimmons kümmern. Das sind diese kleinen Tiere dort.“
Er zeigte mit dem Finger auf die kleinen hundeähnlichen Wesen.
„ Sie sehen nur so harmlos aus, du wirst schon noch merken, dass sie sehr scharfe Zähne haben.“
Er wandte sich um und führte Maren in das Innere der Ställe. Maren blickte sich um, denn sie konnte nicht glauben, dass Trachnans Familie keine Drachen besaßen.
Maren musste plötzlich an Gora denken, die sie allein im Wald zurückgelassen hatte. Sehnsucht nach Gora keimte in ihr auf. Sie konnte sich nicht mehr richtig auf das konzentrieren, was Trachnan sagte.
„ ... und dies hier sind die Eseb... . Maren hörst du mir zu.“
Maren blickte erschrocken auf.
„Entschuldigung, ich musste gerade an meine Mutter denken, die ich schon so lange nicht mehr gesehen habe.“
Trachnan nickte verständnisvoll.
„Keine Angst, in ein paar Jahren wirst du sie schon wiedersehen. Das wird sich jetzt lange anhören, doch du wirst sehen, diese paar Jahre werden, wie im Flug, vergehen.“
Maren erwiderte den Blick Trachnans und er schaute verlegen zur Seite.
„ Ich denke, wenn du ...“
Sie brach den Satz ab und fragte statt dessen.
„ Warum habt ihr eigentlich keine Drachen bei euch. Bei Finschaij Leda habe ich Gora versorgt.“
Trachnan zuckte mit den Achseln.
„ Weißt du, dies ist eine lange und traurige Geschichte, wenn du willst kannst du an deinem ersten freien Tag bei mir vorbei kommen und ich werde sie dir erzählen.“
Er schaute hoffnungsvoll in ihr Gesicht. Sie lächelte und stimmte mit einem leichten Kopfnicken zu.
Den restlichen Tag verbrachten sie damit, sich von Trachnan alles zeigen zu lassen und als der Gong zum Abendmahl rief verabschiedeten sich die beiden voneinander.

Die erste Nacht in ihrem neuen Heim träumte Maren von einem schwarzen Turm in dem sie gefangen war. Sie sah auch öfter Edda ihre Mutter, wie diese vor dem Turm stand und versuchte ihre Ziehtochter zu befreien. Dann sah sie Trachnan, wie er auf Gora ritt und ihr dabei königlich zulächelte.
Dann jedoch verschwanden all die Bilder, und sie viel in ein tiefes schwarzes Loch und sie schrie und schrie und schrie ...

Sie öffnete die Augen. Sie war schweißgebadet und ihr Puls raste. Neben ihrem Bett stand Eva, die Dienstmagd, sie hatte Maren beim Abendessen kennengelernt.
„ Geht es dir gut?“
Sie sorgte sich um Maren, da sie selbst wusste, wie es war, wenn man fremd irgendwo hin kam.
„ Nein, nein, es geht schon wieder. Es war nur ein Alptraum.“
Eva nickte. Sie kannte dies nur allzu gut. Sie kam aus dem kleinen Dorf vor dem Wald. Man hatte sie als Kind immer davor gewarnt in den Wald zu gehen, doch dann war eine Hungersnot über das Dorf hereingekommen. Sie hungerten alle, da hatte Eva dann beschlossen im Wald nach Nahrung zu suchen. Dann war sie zu diesem Schloss gekommen, sie war erstaunt gewesen, dass es dieses Schloss wirklich gab. Dann hatte sie Trachnan angesprochen. Er lief anscheinend immer vor dem Schloss herum, um die Menschen dort aufzusammeln, die sich verirrten. Eva hatte ihm ihre Geschichte erzählt und er hatte gesagt, dass ein Platz als Dienstmädchen frei sei. Eva hatte sofort eingewilligt, denn sie hatte nichts zu verlieren. Als sie dann später bemerkte, dass sie nicht mehr nach Hause konnte, war sie zuerst erschüttert gewesen, dann wütend und im Laufe der Zeit hatte sie sich damit abgefunden, ihre Familie nie wieder zu sehen. Als sie Maren gestern das erste Mal gesehen hatte , war sie glücklich, denn Maren war fast im gleichen Alter wie sie und sie war sich sicher, dass sie Freundinnen werden würden.
„ Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du einfach zu mir kommen. Meine Kammer ist die gegenüber von dir.“
„ Danke Eva. Du bist wirklich sehr nett zu mir.“
Eva verabschiedete sich und Maren legte sich wieder hin und fiel in den ersehnten ruhigen Schlaf.

Der nächste Tag war für Maren harte Arbeit. Bei Finschaij Leda hatte sie hauptsächlich gelernt mit Magie umzugehen, die schwere Hausarbeit hatte Marlene ihr abgenommen. Nun musste sie sich wieder an harte Arbeit gewöhnen.
Trachnan hatte recht gehabt. Die Gimmons, um die sich Maren kümmern sollte, waren frech.
Und sehr leicht reizbar, wie sie bald darauf merkte. Am Nachmittag hatte sie eine Stunde frei. Sie ging in die Bibliothek.
Dort suchte sie alles, was sie über Gimmons herausfinden konnte.

Gimmon, pl. Gimmons.
Im Volksmund auch Wüstling genannt. Der G. stammt aus dem Norden der Insel Ramia. Dort leben die G. in Rudeln. Der Rudelführer ist immer ein Männchen.
G. werden nicht größer als eine Elle, bzw. ca. 40 cm nicht schwerer als 20 Pfund, und nicht länger als 60 cm. Sein Kopf ist im Verhältnis zum Rumpf relativ groß. Der G. hat kleine spitze Ohren, die er immer aufgerichtet hält, um jedes noch so kleine Geräusch wahrzunehmen. Seine Augen sind riesig, und haben meist einen dunklen Farbton. Sie haben einen extrem feinen und perfekt ausgebildeten Geruchssinn. Das Maul wir von einer Reihe spitzer, scharfer Zähne geziert, die ihn als Raubtier und Fleischfresser ausweisen. Der G. hat einen langen und sehr gelenkigen Hals ( er kann in um 150° drehen). Seinen Rumpfbau kann man mit oval beschreiben. Der G. hat kurze, aber kräftige Beine, die mit scharfen Krallen versehen sind. Er hat einen langen kräftigen Schwanz, mit dem er sich an Ästen festhalten kann. Das Fell ist dunkelbraun bis schwarz, so kann es sich in der Nacht vor Greifvögeln tarnen.
G. leben im Rudel. Der Rudelführer wird durch Überlegenheitskämpfe bestimmt. Die G. Paaren sich im Frühjahr. Die Tragzeit der G.weibchen beträgt 4 Monate. Die G.säuglinge werden mit Fell, jedoch blind geboren. Die Mutter versorgt ihren Wurf, der meist aus 3-5 G. besteht, bis sie sehen können. Dies dauert normalerweise 3 Tage.
Wenn man sich einen G. als Tier hält, sollte man darauf achten, dass es mindestens 7 Gimmons sind die sie haben. Da die Tiere Rudeltiere sind sterben sie wenn sie allein gehalten werden.
Text von Henriette Semitz

Anmerkung: Obwohl Gimmons Fleischfresser sind, sind sie süßen Früchten nicht abgeneigt.


Maren klappte das Buch zu. Sie hatte eine Idee, wie sie mit den Gimmons zurecht kommen würde.
Sie lief in die Küche und verlangte einen Apfel.
Dann rannte sie in den Stall zurück und begab sich in das Gehege der Gimmons.
Sofort rannte der Rudelführer, ein ungewöhnlich großer Gimmon, auf sie zu. Maren konzentrierte sich und dran in die Gedanken des Tieres ein.
Rudelführer, halte ein.
Der Rudelführer stoppte kurz vor ihr.
Ich möchte dir nichts tun, weder dir, noch deinem Rudel. Man hat mir aufgetragen, dass ich mich um euch kümmern soll. Ich möchte es zuerst auf die nette Art versuchen. Du musst mich nicht als Bedrohung deines Rudels sehen. Ich möchte nur gut Freund mit euch sein.
Was will ein Aufrechtgeher von einem Gimmon. Ich werde mein Rudel von dir Aufrechtgeherin beschützen. Denn wir alle wissen, was ihr Aufrechtgeher mir angetan habt.
Maren blickte auf.
Was haben wir euch angetan?
Ihr, die mir und meinem Rudel die Freiheit geraubt habt. Für unsere Jungen ist es nur noch ein Märchen, das die Alten erzählen. Doch viele von uns kennen noch den Geruch der Freiheit, der uns um die Nase weht, wenn wir Jagen.
Maren war bestürzt. Sie hatte geglaubt, dass der Gimmon ein Zuchtexemplar war, und nicht ein Wildfang.
Es schockiert mich dies zu hören. Ich entschuldige mich dafür bei euch. Obwohl ich weiß, dass dir und den deinen diese Entschuldigung nicht viel nützen wird. Doch wollen wir es mit einem Kompromiss versuchen?
Der Gimmon blickte Maren in die Augen.
Du bist anders Aufrechtgeherin. Unser vorheriger Herr prügelte uns, damit wir ihn nicht mehr beißen und ihm gehorchen. Wir haben beschlossen uns nicht mehr unterdrücken zu lassen. Aber wir sind schlaue Tiere, auch wenn man uns dies nicht ansieht. Sage uns deinen Kompromiss und wir werden darüber nachdenken.
Rudelführer, ich dachte mir, dass ich bei Trachnan bewirken könnte, dass ihr den ganzen Tag draußen in den Wälder herumstreifen dürft, am Abend jedoch wieder zurückkehrt, und die Nacht über im Stall verbringt. Eurer Jungen könnten wieder lernen, wie es ist, wenn einem der Wind um die Nase weht wenn man jagt und frei ist. Wenn ihr mich in euerem Rudel akzeptiert, dann könnte ich euch auch besser verstehen lernen. Ihr würdet nie wieder geschlagen werden, so lange ich hier bin.
Als Maren geendet hatte schaute sie in Rudelführers überlegendes Hundsgesicht.
Wir sind alle einverstanden, der Handel ist gut, und mein Name lautet übrigens Tremon.
Mein Name ist Maren.
Tremon kam und leckte Maren einmal quer über das Gesicht, Maren tat es ihm gleich, denn sie wusste, dadurch war sie nun Mitglied im Rudel. Sie gab Tremon den Apfel, den sie genau für diesen Zweck mitgenommen hatte.
„ Da hast du ja neue Freunde gewonnen.“
Maren drehte sich um. Hinter ihr stand Trachnan. Sie lächelte.
Als er sich wieder umdrehte hielt sie ihn am Arm fest.
„ Trachnan, warte. Ich muss mit dir sprechen.“
Trachnans braune Augen schauten Maren fragend, aber zugleich beglückt an.
„ Trachnan könnt ihr bei euren Eltern erreichen, dass die Gimmons tagsüber außerhalb der Ställe, im Wald jagen dürfen?“
Trachnan hob verwundert die linke Augenbraue.
„ Das habe ich zu entscheiden nicht meine Eltern, denn mich haben sie zum Verwalter der Ställe und der Bibliothek gemacht.“
„ Dann bitte ich dich Trachnan, lass’ diese armen Tiere die Freiheit weiter erleben. Wie du wahrscheinlich selber weißt, sind die meisten in Freiheit geboren, sie möchten diese Gefühl der Freiheit weiter erleben.“
„ Ich werde darüber nachdenken. Morgen früh sage ich dir Bescheid. Den letzten Pfleger haben sie gebissen und gekratzt, sodass er dem Dienst bei und entsagte und weiter zog. Wieso haben sie dich freundlich behandelt?“
„ Sie sahen in mir keinen Feind, wie in dem Pfleger davor, der sie geschlagen und beschimpft hat. Ich habe deiner Mutter doch erzählt, dass ich mit Tieren sprechen kann.“
Trachnan nickte bloß und wandte sich zum Gehen.
„ Trachnan!“
Nochmals drehte er sich um. Verwunderung lag in seinem Blick.
„ Was?“
„ Ich möchte dir danken.“
Marens Gesicht lief rot an.
„ Dafür, dass du so freundlich zu mir bist und versuchst mich zu verstehen. Gilt die Einladung für meinen freien Tag noch?“
Trachnan neigte den Kopf, auch er war inzwischen rot wie eine Tomate.
„ Wenn du willst, kannst du auch gleich nach dem Abendessen vorbeischaun.“
„ Danke.“
Damit verabschiedete sich Maren und eilte weg, um Futter für die Gimmons zu besorgen.
Nach einem zermürbend langen Nachmittag war Maren froh, als sie endlich den ersehnten Gong zum Abendbrot vernahm. Sie verabschiedete sich noch von den Gimmons und lief dann schnell in die große Speisehalle.
Sie unterhielt sich während des Essens mit Eva, die sie fragte, wie denn ihr erster Tag so gelaufen sei.
Nach dem Essen lief sie in ihre Kammer bürstete ihr Haar steckte es auf. Dann lief sie zu Trachnans Zimmer. Sie klopfte.
„ Herein!“
Maren öffnete und betrat den Raum.
Trachnans Arbeitszimmer war so groß, wie die Bedienstetenbibliothek und sah auch fast so genauso aus, nur dass statt des normalen Küchentisches ein schwerer Eichenschreibtisch stand.
„ Ah, da bist du ja.“
Trachnans Mine hellte sich auf, als er Maren sah.
„ Setz dich doch.“
Er wies mit seiner Hand auf den einfachen Stuhl vor dem Schreibtisch.
„ Du wolltest doch wissen, warum wir keine Drachen in unserem Stall haben.“
Maren nickte.
„Ein Jahr nach meiner Geburt fängt die Geschichte an. Die Schwester meiner Mutter, Mandeschija, verliebte sich in einen Halbdrachen. Zu dieser Zeit jedoch herrschte ein Krieg zwischen Feen und Halbdrachen. So stand die Beziehung Mandeschijas und der des Halbdrachen, ich glaube er hieß Usandos, unter einem schlechten Stern. Meine Mutter, die, die ältere der beiden war, und somit die Verantwortung für Mandeschija besaß, verbot ihr sich weiter mit Usandos zu treffen. Doch Madeschija hörte nicht auf das Wort meiner Mutter. Sie wurde die Frau dieses Ungeheuers. Meine Vater und seine Freunde zogen aus, um das Monster zu töten und um Mandeschija wieder zurückzuholen. Denn du musst wissen, Mandeschija war bereits an einen Feer Namens Frenzon versprochen, so wollte auch dieser Rache an diesem stinkenden Halbdrachen. Sie fanden das Paar und verfolgten es, bis sich dieser nichtsnutzige Halbdrache zum Kampf stellte. Dafür bewundere ich ihn, aber nicht mehr, denn er stellte sich einer Übermacht, von der er genau wusste, dass er ihr nicht gewachsen war. Frenzon war es, der ihm dann schließlich den Gar aus machte, doch er hatte tapfer gekämpft und dafür verdient er Anerkennung. Meine Tante hatte inzwischen die Flucht ergriffen, doch da sie kurz zuvor ein Kind auf die Welt gebracht hatte, war sie geschwächt und der Trupp meines Vaters fand sie bald. Doch das Kind hat sie nicht mehr gehabt. Wir haben auch nicht weiter danach gesucht, denn es war eine verlassene Gegend und wir sind uns alle sicher, dass dieses Kind gestorben ist.
So nun weißt du warum wir keine Drachen im Stall haben. Es ist der Hass gegen alle Drachen und Drachenwesen, der es verbietet mit ihnen Kontakt zu haben. Alle Drachenwesen die wir in unserer Umgebung kennen, werden umgebracht, denn sie sind ein großer Fleck in unserer Familiengeschichte und es wird kein Wesen verschont.“
Maren war entsetzt. Sie konnte nicht begreifen wie viel Hass ihr entgegenschlug. Alle Drachenwesen zu töten, nur weil man gegen einen Hass hegte, das war absurd.
Sie hatte die Brutalität in Trachnans Augen blitzen sehn, als er von ihrem Vater gesprochen hatte, dabei war es ihr eiskalt den Rücken hinuntergelaufen.
„ Trachnan was wurde aus Mandeschija?“
„ Es ist komisch, dass du nach ihrem Schicksal fragst. Aber ich werde es dir trotzdem erzählen. Nachdem mein Vater sie wieder zurück gebracht hatte baute er einen hohen Turm. Er ist schwarz wie die Nacht. Darin steckte er Mandeschija. Keiner darf sie besuchen, außer meiner Mutter, die dies regelmäßig tut, denn sie ist ja ihre Schwester.“
„ Wo steht denn dieser Turm? Denn ich habe ihn noch nicht gesehen“
„ Du überrascht mich, denn eigentlich darf ich es dir nicht erzählen, es ist so etwas, wie ein Familiengeheimnis.“
Marens Gedanken rasten, wie konnte sie ihm klarmachen, ohne dass er Verdacht schöpfte, dass sie unbedingt wissen musste, wo der Turm stand in dem ihre Mutter gefangen gehalten wurde.
„ Hasst du auch alle Drachenwesen?“
Diese Frage kam überraschend für Trachnan. Eigentlich hatte er noch nie richtig darüber nachgedacht, denn seine Eltern lehrten ihm, dass alle Drachenwesen böse sein, doch hatten sie ihm nicht auch gelehrt, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen solle.
Er schaute Maren ins Gesicht.
„ Ich habe noch nie richtig darüber nachgedacht. Ich empfinde nur Hass auf Usandos, da er meine Tante entführte.“
„ Aber kannst du denn nicht verstehen? Die beiden liebten sich, sie wollten ein neues Band zwischen Halbdrachen und Fee schaffen. Du hast doch selbst erzählt, dass zu dieser Zeit überall Krieg zwischen den Fee und Halbdrachen herrschte. Vielleicht wollten sie damit nur zeigen, dass ein friedliches Zusammenleben möglich ist.“
Trachnan konnte Maren nicht ganz verstehen, das mit dem neuen Band leuchtete ihm alles ein, doch wie konnten sich zwei völlig verschiedene Wesen lieben?
„ Ich glaube es ist langsam Zeit, dass ich gehe.“
Maren stand auf und eilte zur Tür. Sie wusste, dass Trachnan erst über das nachdenken musste, was sie ihm erzählt hatte, denn er musste zuerst verstehen, ehe sie ihm weiter Fragen über ihre Mutter stellen konnte.

Trachnan lag in seinem Bett. Unruhig wälzte er sich hin und her. Er konnte die Worte Marens nicht vergessen, aber begreifen konnte er sie auch nicht. Er wusste, dass er voreilige Schlüsse gezogen hatte, was Drachenwesen anging. Er wollte unbedingt wissen, warum Maren sich so bedingt für Drachenwesen einsetzte und er wollte wissen, wie es möglich war, dass sich zwei artverschiedene Wesen lieben konnten.
Vielleicht war Maren ja selbst ein Halbdrache. Er schob diesen Gedanken lächelnd beiseite, dies war nicht möglich, denn dann hätte er die Schuppen an ihrem Hals bemerkt und dem war nicht so.
Er wollte nun endlich schlafen und alle aufkommenden Fragen schob er beiseite. Doch dann kam ein Gedanke, der ihn verlegen machte. Hatte er sich in Maren verliebt?
Er hatte schon öfter Verhältnisse zu anderen Feen und Bediensteten, doch das, was er verspürte, wenn Maren in der Nähe war, hatte er noch nie erlebt.
Er stellte sich Maren vor, als sie lächelnd neben dem Gimmon gesessen hatte und zu ihm aufgeblickt hatte. Ihr sanftes Lächeln, ihr schönes Gesicht und ihre Augen, die ihm entgegenstrahlten. Sein Herz schlug schneller. War er wirklich in Maren verliebt?
Ja, er war es und irgendwie freute ihn dieser Gedanke, doch er hatte auch Angst. Was, wenn Maren ihn nicht liebte, wenn er eine Absage von ihr bekam. Er hatte noch nie einen Korb bekommen, doch dass war, weil er alle damit beeindruckt hatte, dass er ein mächtiger Feer war. Er hatte das Gefühl, dass bei Maren dies nichts nützte, wenn er seine Macht vorspielte. Er überlegte, wie er Maren für sich gewinnen konnte.

Trachnan war nicht der einzige, der wach lag. Auch Maren lag auf ihrem harten Bett wach. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie nach diesem langen, arbeitsreichen Tag endlich schlafen würde, doch sie hatte sich getäuscht. Das Gespräch mit Trachnan ging ihr immer wieder durch den Kopf. Sie wusste auch, dass sie sich in Trachnan verliebt hatte. Doch sie hatte, nach dem Gespräch mit Trachnan erkannt, dass diese Liebe ohnehin keinen Sinn hatte und sie dachte nicht weiter darüber nach.
Was Maren nicht verstand, warum Trachnan Drachenwesen so hasste, er hatte doch noch nie einen kennengelernt. Seine Eltern waren schuld, dass Trachnan so abfällig über Drachenwesen dachte. Aber Trachnan war doch klug, wie konnte er seinen Eltern denn nur so blind glauben?
Nun musst du aber schlafen, Maren. Morgen wird’s ein anstrengender Tag.


Die Tage vergingen wie im Flug und schon war Marens erster freier Tag gekommen. Sie freute sich sehr, denn sie vermisste Gora, wie ihre Mutter Edda und Finschaij Leda.
Sie wachte sehr früh auf, sie zog das silberne Kleid an, das auch sonst immer trug, denn andere Kleidung hatte sie nicht.
Sie lief in die Küche, nahm einen Apfel und ein halbes Hühnchen, das vom gestrigen Nachtmahl noch übrig war.
Dann lief sie schnell über den Hof, lies die Gimmons frei und folgte ihnen in das Dickicht des Waldes.

„ Gora, Gora, wo bist du?“
Ihr Stimme schallte durch den Wald. An der Lichtung wartete sie nun schon seit einer halben Stunde. Langsam wurde sie ungeduldig, was war, wenn Trachnan oder einer seiner Jäger Gora gefunden und getötet hatten?
Es raschelte im Gebüsch. Maren blickte auf. Zweige bogen sich zur Seite und zum Vorschein kam Tremon.
Tremon ist was passiert?
Aufrechtgeherin, Maren, wir haben ein komisches Geschöpf gefunden, es liegt dort drüben im Dickicht es tropft der Lebenssaft stark aus ihm heraus, wir haben gedacht du kannst es noch retten.
GORA!
Hast du heilende Mittel dabei?
Nein, aber ich glaube ich kann sie auch so retten. Zeig’ sie mir, schnell.

Tremon trabte ins Dickicht, Maren hinterher. Es gab einen kleinen Pfad, dem Tremon folgte.
Maren konnte das Schimmern von Schuppen erkennen. GORA!
Sie hatten das Wesen erreicht.
Es war wirklich Gora, die dort in einer immer größer werdenden Blutlache lag.
Schnell kniete sich Maren hin, um zu sehen, ob Gora noch zu retten war.
Sie stellte schnell fest, dass Gora weiter keine Wunde hatte, außer die großer, aus der jede Menge des Blutes der Unsterblichen herausfloss.
Maren riss die Ärmel ihres Kleides ab, suchte dann Breitwegerich, schließlich band sie dies alles um die große Wunde am Bauch des Drachenweibchens.
Tremon, bitte pass’ auf Gora auf solange ich weg bin, ich hole nur schnell meine Heilmittel, dann bin ich sofort wieder zurück.
Mit diesen Worten verschwand Maren durch das Gestrüpp und rannte zum Schloss zurück.
Sie suchte schnell all das zusammen, was sie brauchte und verließ das Schloß wieder. Sie merkte nicht, dass Trachnan ihr folgte.

Danke Tremon. So nun kannst du wieder Jagen gehen.
Tremon bellte und verschwand im Inneren des Waldes.
Oh, Gora, meine liebste Gora, wie sehr wünsche ich mir, dass der, der dies getan hat zur Rechenschaft gezogen wird. Gora, bitte überlebe diese Wunde, sowie damals die fehlende Butter in deiner Milch.
Maren arbeitete den ganzen Vormittag, machte nur eine kleine Pause, aß den Apfel und machte weiter.
Als Goras Wunde verbunden und das Blut gestillt war, atmete Maren erleichtert auf. Das Gröbste war geschafft. Nun war es daran, für Gora einen Unterschlupf zu bauen, denn mit ins Schloss konnte Maren den Drachen ja nicht nehmen.
Also fing sie an weiches Moos zu sammeln und bettete Gora behutsam darauf. Dann sammelte sie größere Äste und baute um Gora herum ein Gehege, das sie vor Regen, Wind und anderen Tieren schützen sollte. Dann holte sie sich noch große Farne und baute daraus ein Dach. So war Gora rund um geschützt.
Nun war es Zeit zu warten, bis Gora wieder aufwachte. Maren lehnte sich gegen einen Baumstumpf und schloss die Augen. Durch das frühe Aufstehen und die schnelle Rettungsaktion war Maren unendlich müde. Sie schlief ein.

Trachnan lag hinter einem der Büsche und beobachtete, was geschah. Ihm war es sonderbar vorgekommen, dass Maren schon so früh den Palast verlies, so war er ihr das zweite Mal gefolgt, um herauszufinden, was geschehen war.
Er war geschockt gewesen, als er gesehen hatte, dass der Drache, den er vor zwei Tagen tot geglaubt hatte, noch lebte. Als er dann gemerkt hatte, dass Maren sich wirklich große Sorgen um den Drachen machte, hatte er plötzlich Gewissensbisse bekommen. Als Maren den Drachen versorgte, hatte er nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, dass er keine Drachenwesen mehr jagen oder töten würde. Denn eines war ihm klar geworden, er hatte keinen Grund Drachenwesen zu Hassen, denn ihm hatten sie nichts Böses getan.
Er stand auf und ging zum Drachen hinüber. Er schaute ihn an , nahm dann seinen Mantel und legte ihn über den Drachen, dann beugte er sich über Maren hob sie auf und trug sie zum Schloss zurück.

Als Maren erwachte war es schon Abend. Sie überlegte, wie sie hierher gelangt war. Sie war doch bei den Bäumen eingeschlafen, nachdem sie Gora versorgt hatte. Oder hatte sie das alles nur geträumt.
Die Tür öffnete sich und Trachnan schaute in ihr Zimmer.
Er lächelte, als er sah, dass sie wach war.
„ Hast du Gora entdeckt?“
Ihre Stimme war nur ein Krächzen.
Er nickte.
„Lebt sie noch, oder hast du sie... ?“
Er schüttelte den Kopf.
„ Nein, ich habe sie nicht umgebracht. Sie liegt wahrscheinlich immer noch dort im Wald und wird wieder gesund. Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast. Von nun an werde ich Drachenwesen nicht mehr jagen oder töten, denn sie haben mir nichts getan. Doch allen Halbdrachen schwöre ich bittere Rache.“
Die Freude in Marens Augen erlosch bei diesem letzten Satz..
„Ich habe dir ein neues Kleid mitgebracht, denn dein altes hast du im Wald ja zerrissen.“
Maren nickte.
„ Danke Trachnan.“

Die Jahre vergingen. Zwischen Maren und Trachnan wuchs eine gute und feste Freundschaft. Beide jungen Wesen waren immer noch ineinander verliebt, doch keiner der beiden wollte es offen gestehen, da sie merkten, dass zwischen ihnen immer noch eine Mauer war.
Marens einundzwanzigster Geburtstag stand bevor.
Sie freute sich darauf, denn Gora, Trachnan und sie würden ein schönes kleines Fest im Wald feiern. Trachnan hatte Gora ins herz geschossen, seit dem sie erfuhr, dass auch er mitgeholfen hatte, sie wieder gesund zu pflegen.

Mitten in der Nacht wachte Maren auf. Sie hatte entsetzliche Schmerzen an ihrem Hals. Es brannte wie Feuer. Sie machte sich kalte Umschläge und wollte wieder schlafen, denn am Morgen war ihr einundzwanzigster Geburtstag und sie wollte ausgeschlafen sein. Denn Trachnan und Gora hatten ihr eine Überraschung versprochen.
Doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen und Maren zündete eine Kerze an. Sie wurde unruhig, denn in der ganzen Zeit, die sie auf dem Schloss lebte, war sie noch nie krank gewesen. Sie entschloss sich zu Trachnan zu gehen.
Schnell zog sie sich ihren Mantel über, den sie von Trachnan zum letzten Geburtstag bekommen hatte. Öffnete leise die Tür und schlich sich den Gang entlang zu Trachnans Zimmer.
Sie klopfte.
„ Trachnan, ich bin’s Maren. Darf ich reinkommen?“
„ Ist es wichtig?“
Maren war verblüfft, dass Trachnan zu dieser späten Stunde noch wach war.
„ Ja Trachnan, mir geht es nicht gut. Mein Hals brennt, wie Feuer.“
Man hörte ein klicken an der Tür. Sie öffnete sich und Maren ging ins Zimmer.
Trachnan führte Maren zu einem Stuhl.
„ So, nun setz dich doch erst einmal. Du bist ja ganz blaß und schwitzt. Was ist denn los mit dir. Du warst doch noch nie krank.“
„ Ich würde ja nicht zu dir kommen, wenn es nichts Schlimmes wäre.“
Trachnan sah in Marens verzweifelte Augen.
„ Nun, dann lass mal seh’n.“
Trachnan schlug behutsam die Tücher von Marens Hals.
Er stieß einen kleinen Schrei aus, ließ die Tücher fallen, als hätte er sich daran verbrannt.
„ Maren, hast du irgendwas von meinen Tränken getrunken?“
Die junge Frau schaute ihn verwundert an.
„ Meine Güte, nein. Du hattest doch gesagt, die Folgen könnten schrecklich sein. Was ist denn los?“
„ Maren, dein Hals ist ganz schuppig, genauso wie Goras Panzer.“
Maren wurde kalkweiß, jetzt erinnerte sie sich wieder an Finschaij Ledas Worte.
Dies war die Nacht auf ihren einundzwanzigsten Geburtstag. Sie verwandelte sich in einen Halbdrachen.
Und sie war ausgerechnet zu Trachnan gegangen. Er hasste doch alle Halbdrachen, das hatte er im laufe der vergangenen Jahre oft genug gesagt.
Sie fasste einen Entschluss.
„ Trachnan, Trachnan, bitte beruhige dich.“
Er schaute sie verwundert an.
„ Trachnan, ich muss dir etwas erzählen. Aber ich bitte dich, höre bis zum Schluss zu, dann tu, was du willst.“
Trachnan, der gerade etwas erwidern wollte, schloss den Mund.
„ Ich habe dir erzählt, dass meine Mutter Edda heißt, das stimmt schon, doch sie ist nicht meine richtige Mutter, aber das weißt du ja auch. Als ich bei Finschaij Leda anfing, wusste ich noch nicht, dass mir damit mein Leben ausgesucht hatte. Nach meinem achtzehnten Geburtstag erzählte sie mir eine Geschichte, da ich sie danach gefragt hatte. Auch sie erzählte mir von dem Krieg, Elfen gegen Halbdrachen. Auch von Mandeschija und Usandos. Mandeschija wurde von Finschaij Leda auf ihrer Rückreise bewirtet. Mandeschija erzählte ihr alles, auch, dass sie ihr Kind nahe einer Quelle versteckt hatte.
Trachnan, ich bin die Tochter Mandeschijas und die Tochter des Usandos’. Ich war oft sehr betrübt darüber, dass du sagtest, du hasst alle Halbdrachen, denn ich bin auch einer. So, nun habe ich dir mein Geheimnis erzählt. Finschaij Leda hat mich geschickt, doch nicht, um zu lernen, wie sich eine Dienerin verhält, sondern um meine Mutter zu holen.“
Es herrschte Stille.
Trachnan war, während Marens Erzählung, in sich zusammen gesunken.
Nun richtete er sich wieder auf, mit Tränen in den Augen schaute er Maren an.
„ Mir ist egal, ob du Halbdrache bist oder nicht. Maren, ich liebe dich, so wie du bist, und nicht anders.“
Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
Maren löste sich sanft von ihm, schaute ihm genauso fest in die Augen und flüsterte dann: „ Trachnan, ich liebe dich auch.“
Er küsste sie sanft auf den Mund.
Sie schloss die Augen und genoss es in vollen Zügen, von den starken Armen Trachnans gehalten zu werden.
Nach einer Weile löste sich Trachnan von Maren.
„ Maren, meine Liebste, wir müssen deine Mutter aus dem schwarzen Turm befreien, denn meinen Eltern wird es auffallen, wenn du nur noch mit einem hohen Kragen oder Schal herumläufst.“
Maren nickte, sie wusste, dass er recht hatte.
Sie standen auf.
Trachnan löschte das Licht und führte Maren hinaus zum schwarzen Turm.
„ So Maren, hier sind wir, aber wie willst du dort hinauf gelangen?“
Er wies mit der Hand auf das kleine Fenster am oberen Ende des Turmes.
Maren lächelte nur.
„ Bin ich nun Halbdrache oder nicht?“
Ehe Trachnan etwas sagen konnte, hatte Maren ihren Mantel abgesteift und ihre Flügel ausgebreitet.
Sie stieg schnell in die Luft, sie genoss es zu fliegen, genauso hatte sie sich es als Kind immer vorgestellt. Sie hatte das Fenster erreicht.
Es brannte eine Kerze. Weder ein magisches noch weltliches Gitter war in das Fenster eingelassen. Maren hielt sich fest und zwängte sich durch das Fenster hindurch.
Dann stand sie in einem Raum, der nicht größer war, als ihre eigene kleine Kammer im Schloss. Der Raum war auch genauso spärlich eingerichtet, wie ihr eigener.
„ Usandos?“
Maren schreckte herum. Vor ihr stand eine Frau mit wallendem silbernen Haar, und dem schönsten Gesicht, das Maren je gesehen hatte.
„ Nein, Mutter, ich bin es, deine Tochter.“
Das Gesicht der Frau strahlte auf wie eine Kerze.
„ Maren, du bist es wirklich. Ich hatte schon die ganze Zeit so ein Gefühl, doch dann, als ich heute Abend Schritte am Fuße des Turms gehört habe, war mir klar, es kommt mich jemand holen.“
Maren nahm ihre Mutter in die Arme.
„ Mutter, wir müssen uns beeilen, denn es dämmert schon.“
Mandeschija nickte.
Als erste zwängte Maren sich aus dem Fenster, dann ihre Mutter.
Maren hielt ihre Mutter ganz fest, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Mandeschija schaute erschrocken auf Trachnan.
„ Meine Tochter, dir ist jemand gefolgt, wir sind in der Falle.“
Maren lächelte.
„ Nein Mutter, dies ist Trachnan, der Sohn deiner Schwester, er wird uns begleiten.“
Als Mandeschija sah, wie zärtlich Maren den Sohn ihrer Schwester ansah, wurden alte Erinnerungen in ihr wach. Genau so hatte Usandos sie immer angesehen.
„ So, nun lasst uns aufbrechen. Wir holen noch Gora ab, dann geht es auf zu Finschaij Leda.“
Selbst seine Stimme klingt so, wie die meines Usandos.
Mandeschija seufzte auf und folgte dann ihrer Tochter und ihrem Neffen.


Die Reise zu Finschaij Leda dauerte nicht lange, da Maren ihre Mutter und Gora Trachnan auf dem Rücken durch die Lüfte, zu ihr trugen.
Dort verabschiedete sich Gora von allen, denn nun war sie fähig, für sich selbst zu sorgen.
Auch Maren und Trachnan verabschiedeten sich bald. Mandeschija hatte beschlossen bei Finschaij Leda zu bleiben, um ihre Schülerin zu werden.
Maren und Trachnan hatten beschlossen, zurück in Marens Dorf zu gehen, um dort der lieben alten Edda zu helfen. Und um dort ihre Kinder großzuziehen, denn bei einer begabten Hebamme, wie Edda, brauchte man keine Angst zu haben.
Mendios und Reijcha schlossen ihren Frieden mit den Halbdrachen, denn sie hatten das Glück ihres Sohnes gesehen und wollten es durch nichts stören.
 
Ursprünglich veröffentlicht von Isa
Vor langer Zeit, als es noch Könige, tapfere Ritter und Drachen gab, lebte in einem Dorf ein Mädchen. Sie war weder besonders schön, noch besonders klug. Man hätte sie für ein normales Kind gehalten, denn selbst ihr Name, Maren, war etwas ganz Natürliches. Doch es gab eine Sache, vor der sich die Leute fürchteten. Maren konnte mit Tieren sprechen. Sie verstand alles, was sie sagten. Die Fliegen, sowie die wilden Wölfe, die im Winter heulend um die Schafställe schlichen. Aber es gab noch eine Sache, die den Leuten nicht gefiel. Maren war ein Findelkind. Es war nichts genaueres über ihre Herkunft bekannt. Sie wurde im Wald, nahe einer Quelle entdeckt, um sie herum waren verschiedene Vögel, die sie vor der Kälte der Nacht schützten. Die Frau, die Maren fand war schon alt, doch da sie allein wohnte, nahm sie Maren mit sich und zog sie auf. Man entdeckte erst später die Gabe Marens. Von dieser Zeit an war Maren etwas Unnormales, manche Leute sagten sie sei mit dem Teufel im Bund und eine Hexe, andere dagegen sahen in Maren eine große Magierin. Marens Ziehmutter Edda war die Dorfhebamme und hatte einen guten Ruf. Sie wollte, dass Maren ihrer Nachfolgerin wird. Auch Maren freute sich darüber, den Beruf erlernen zu dürfen, den ihre Mutter ausübte.
Doch es sollte anders kommen.
Maren, die inzwischen schon fünfzehn alt war, ging, wie jeden Tag, in den Wald. Es war ein schöner Frühlingstag und Maren war guter Laune. Da hörte sie plötzlich eine Stimme. Es schien so, als ob sie in einer fremden Sprache rufen würde. Maren horchte und lief hinter der Stimme her. Tiefer und tiefer in den Wald. Immer weiter weg von dem Weg, der in den Wald führte. Dann kam sie an einen Teich, der so klar war, dass sie auf den Grund sehen konnte. Doch plötzlich bewegte sich das Schilf und bog sich auseinander. Maren hielt die Luft an . Dort stand die schönste Frau, die sie je gesehen hatte. Das Mädchen fiel auf die Knie, und senkte den Kopf. Es erklang ein silberhelles Lachen. Maren konnte nicht anders und musste den Kopf heben, um diese wunderschöne Frau ansehen.
„ Du bist einem Ruf gefolgt“, die Stimme erinnerte an eine helle Glocke, „ da du nun hier bist, mein Kind, so möchte ich dich um etwas bitten. Mein Drache ist schwer krank. Ich habe schon vieles versucht, um ihn zu heilen, doch es will mir einfach nicht gelingen. Willst du mir helfen?“
Maren war zu verdutzt um irgend etwas sagen zu können. Sie nickte nur.
„ Dann steh’ auf und folge mir, meine Tochter.“
Die Stimme der schönen Frau war seltsam zwingend und so folgte Maren ihr.
Mach einiger Zeit kamen sie zu einer Höhle. Daraus erklangen stöhnende Geräusche. Maren wusste, dass dieses Stöhnen von entsetzlichen Schmerzen herrühren musste. Die schöne Frau war stehen geblieben und machte eine einladende Handbewegung auf den Höhleneingang zu. Maren schritt tapfer durch den Eingang in die Höhle hinein. Dort lag er . Der Drache. Er krümmte sich vor Schmerzen und war kreidebleich.
Als er Maren bemerkte hob er den Kopf.
Es sagte etwas, doch Maren konnte es nicht verstehen.
Die schöne Frau war hinter Maren getreten und flüsterte ihr zu: „ Sie ist noch sehr jung und kann sich deshalb nur in der Tiersprache mit dir unterhalten. Ich werde das übersetzen , was du nicht verstehst. Gerade hat sie draconisch gesprochen.“
Maren kniete sich neben das Drachenweibchen und redete sanft , mit der Sprache der Tiere, auf sie ein. Das Weibchen wurde immer ruhiger und schlief dann ein. Maren untersuchte sie mit der Genauigkeit, wie sei es von Edda gelernt hatte. Schnell hatte sie begriffen, was dem Drachen fehlte.
„ Sie braucht die Milch ihrer Mutter, oder normale Ziegenmilch mit viel Butter versetzt, sonst funktioniert ihr Verdauungssystem nicht richtig. Ihr dürft sie auf keinen Fall mit irgendeiner Art von Fleisch füttern.“
„ Ich danke dir, dass du mir und ihr geholfen hast. Ich weiß nicht wie ich dir danken soll. Oh, jetzt merke ich erst wie unhöflich ich zu dir gewesen bin. Ich habe ja nicht einmal meinen Namen genannt. Also ich bin Finschaij Leda, eine Sijchanfee. Und du musst Maren sein, die Tochter der Mandeschija.“
Maren schaute die Fee verwirrt an und entgegnete dann.“
„ Meine Mutter heißt Edda und ich lebe mit ihr im Dorf im Wald. Ich habe noch nie von einer Mandeschija gehört. Ihr müsst Euch irren.“
Nun war die Sijchanfee ein wenig verwirrt, doch dann zeigte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
„ Dann weißt du es also nicht... Nun ja, wenn du möchtest kannst du wieder zu deiner Edda zurückkehren. Aber darfst auch bei mir bleiben und ich werde dir alles erzählen, was du wissen möchtest.“
„ Ich möchte gern bei Euch bleiben, aber meine Mutter wird sich Sorgen um mich machen, wenn ich so lange fort bleibe.“
„ Darum kümmere ich mich schon. Nun komm’ ich zeige dir mein ganzes Heim.“
Maren folgte der Fee. Die mit leichtem Schritt die Höhle durchquerte, bis sie zu einem kleinen Tunnel kamen. Durch diesen führte die Fee das Mädchen und sie kamen in einen großen Saal, in dem es nur so schimmerte vor Edelsteinen.
Eine große Treppe führte in das Obergeschoss des Schlosses im Berg.
Finschaij Leda begleitete Maren nach Oben und zeigte ihr ein einfaches Zimmer. Dort sah es genauso aus, wie ihr kleines Zimmer bei Edda.
Maren fühlte sich sofort wie zu Hause.
„ Hier wirst du wohnen, bis du wieder zurückkehren möchtest. In einer Stunde gibt es Essen. Meine Dienerin Marlene wird dich zu mir in den Speisesaal bringen.“
Dann verschwand die Fee, sie löste sich in Luft auf.
Nun stand Maren etwas verlassen in ihrem Zimmer. Dann entdeckte sie ein Regal, das mit Büchern voll gestellt war. Edda hatte oft von Büchern erzählt, doch sie hatte noch nie eines in den Händen gehalten.
Maren zog ein Buch heraus und blätterte darin. Sie sah viele Zeichen, die sie nicht zu deuten wusste, doch dann kamen auch Bilder. Auf diesen waren Drachen abgebildet. Sie konnte sich nicht satt sehen an diesen schönen Bildern und so verstrich Zeit und es klopfte an der Tür.
„ Herein!“
Die Tür schwang auf und dort stand ein kleines Mädchen, das einen weiten, hell schimmernden Umhang trug. Die Kapuze hatte es sich tief ins Gesicht gezogen.
„ Es ist Zeit.“
„ Du musst Marlene sein. Du bist nett. Komm’, lass uns Freundinnen sein. Aber zuerst, könntest du mir dein Gesicht zeigen?“
Das Mädchen zog seine Hand hervor und streifte die Kapuze zurück. Maren fuhr erschrocken zurück. Denn das Gesicht des Mädchens war schrecklich entstellt. Doch dann erinnerte sie sich an die Worte ihrer Mutter: „ BEURTEILE EINEN MENSCHEN NIE NACH SEIMEM AUSSEHEN!“
Maren machte einen Schritt auf Marlene zu und umarmte diese.
„ So, nun sind wir Freundinnen.“
Marlene war verdutzt. Dies war das erste Mädchen, dass nett zu ihr war und nicht schreiend von ihr davonlief, sobald sie ihr Gesicht gezeigt hatte.
Ihr entstelltes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
„ Komm’ ich führe dich nun zu meiner Herrin.“, mit einem Blick auf das Buch in Marens Hand fügte sie hinzu: „ Wenn du Fragen zu dem Buch hast, dann kannst du es mit nach unten nehmen und die Herrin fragen, was du wissen möchtest.“
Maren folgte ihrer neuen Freundin, die sie die Treppe hinab, in einen großen Speisesaal führte.
Dort saß an einer langen Tafel Finschaij Leda. Maren setzte sich.
„ So, da du nun da bist können wir ja beginnen.“
Sie klatschte in die Hände und eine große Tür öffnete sich und es kamen Servierwägen herausgerollt, jeder war mit Essen nur so überladen. Das meiste kannte Maren nicht und sie hielt sich zurück und traute sich nicht etwas neues zu probieren.
„ Schmeckt dir mein Essen nicht?“
„ Doch, doch es sind nur so schrecklich viele Speisen, so dass ich gar nicht weiß mit welcher ich beginnen soll.“
„ Nun, dem kann ich Abhilfe verschaffen. Wenn du mir erlaubst, werde ich deinen Teller für dich füllen.“
„Danke!“
Und wieder klatschte die Sijchanfee nur in die Hand und auf Marens Teller erschienen köstliche Speisen, die sie sofort aufaß.
Nachdem sie gegessen hatten, fragte Maren nach den vielen Zeichen in dem Buch und Finschaij Leda erklärte ihr, dass dies Buchstaben seinen und man damit gesprochenes oder gedachtes festhalten könne. Maren bat die Fee darum ihr diese Zeichen beizubringen.
Die Fee willigte ein und so durch lebten sie und Maren viele lehrreiche Jahre.

Maren war nun schon drei Jahre bei Finschaij und hatte schon viel gelernt.
Eines Tages spürte sie, dass ihre Zeit bei der Fee sich dem Ende zuneigte.
„ Finschaij, ich möchte Euch etwas fragen.“
„Dann frage, mein Kind. Denn Fragen sind die besten Wege, etwas zu lernen.“
„ Wer ist die Mandeschija?“
„ Oh, ja, ich wusste, dass diese Frage kommen musste. Auch wenn ich gehofft habe., du würdest noch damit warten. Doch nun, da du sie mir gestellt hast, werde ich sie dir, so gut ich kann, beantworten.
Am besten ist es wohl, wenn ich beim Anfang beginne.
Wir die Feen sind schon lange auf dieser Welt, genauso wie die Drachen, Elfen, Trolle, Kobolde, Alben und viele mehr. Es gab immer ein ungeschriebenes Gesetz, dass lautete, alle Wesen dürfen so leben, wie es ihrer Art entspricht, aber sie dürfen dadurch die anderen Wesen nicht stören. Dies ging viele Jahrhunderte gut. Dann traten die Menschen auf diese Erde, und wir mussten uns in die Wälder zurückziehen. Dann kam es auf einmal zu Kämpfen zwischen den Wesen. Denn der Mensch hatte uns den Platz und die Freiheit genommen unsere Kulturen und Lebensweisen frei zu entfalten. Es kam immer häufiger zu Ausschreitungen , denn jedes Lebewesen braucht seinen Platz, um zu Leben.
Nun war es aber so, dass sich eine Fee, in einen Halbdrachen verliebte. Halbdrachen sind Magier, oder Magierinnen, die aussehen, wie wir Feen. Doch haben sie Flügel an ihrem Rücken, die an Drachenflügel erinnern. Sie können Feuerspeien und ihr Hals ist geschuppt. Als sich diese beiden Wesen ineinander verliebten, herrschte gerade erbitterter Krieg zwischen den Feen und Halbdrachen.
Die Familien der beiden waren dagegen, dass sich die Liebenden weiter trafen. Doch die Fee und der Halbdrache schafften es immer wieder sich zu treffen. Eines Tages beschlossen sie zu fliehen. Sie wollten einen Ort suchen, wo sie in Frieden miteinander leben konnten. Die Fee war schwanger und der Halbdrache wollte sie zuerst bitten, doch bei ihrer Familie zu bleiben, da er Angst um sie hatte. Doch die Fee hatte sich in den Kopf gesetzt mit ihrem Geliebten zu fliehen. Es sollte nicht gut ausgehen.
Die Familie der Feen verfolgte die beiden. Sie konnten immer wieder entkommen, doch dann bekam die Fee auf der Flucht ihr Kind, und sie war sehr geschwächt, so dass die Familie der Fee, die Flüchtigen einholte. Der Halbdrache verteidigte die Mutter seines Kindes mit all seinen Kräften, doch am Ende waren es doch zu viele und er wurde getötet. Die Fee war mit ihrem Kind weiter geflohen, doch war sie schon am Ende ihrer Kräfte. Da beschloss sie, ihr Kind auszusetzen. Denn sie wusste, dass ihre Familie es umbringen würde. Sie legte es sanft in eine Kuhle in der Nähe einer Quelle. Sie bat die Vögel darum, das Kind zu beschützen. Dann stellte sie sich ihrer Familie und sie wurde in einen schwarzen Turm eingesperrt. Das Kind jedoch überlebte. Eine Hebamme fand den Säugling und zog ihn bei sich auf.
Dieses Kind, das bist du Maren. Die Fee war deine Mutter, die Mandeschija. Dein Vater hieß Usandos. Deine Geschichte kenne ich, da sie mir deine Mutter erzählt hat, als sie in Gefangenschaft zu ihrer Familie zurückkehrte. Du hast Magie in dir, was du mit Sicherheit in den letzten drei Jahren festgestellt hast. Die Magie mit Tieren zu sprechen kommt von deiner Mutter, ebenso das Heilen. Von deinem Vater hast du die Fähigkeit zu Fliegen, doch das wirst du erst mit einundzwanzig Jahren können. Doch nun musst du mein Haus verlassen. Auch wenn es ohne dich leer sein wird. Aber ich habe deiner Mutter versprochen, dass ich dich zu ihr schicke, wenn du von ihrer Geschichte weißt.“
Maren nickte nur. Sie hatte auch keinen Grund weiter etwas zu sagen. Sie stand auf, umarmte die Fee.
„ Ich danke dir, dass du mir diese Antwort gegeben hast, nun werde ich aufbrechen und meine Mutter suchen. Lebt sie immer noch in diesem schwarzen Turm?“
Die Finschaij Leda nickte nur.
Maren verabschiedete sich mit wenigen, aber herzlichen Worten von ihrer Freundin Marlene. Dann führte die Fee sie wieder durch den Tunnel, in die Höhle. Dort lag immer noch das Drachenweibchen.
Doch es war gewachsen. Ihre Flügel waren vollständig entwickelt und sie war schon an die zehn Meter lang.
„ Ich gebe dir meinen Drachen mit. Sie kann immer noch kein menschliches Wort mit dir wechseln, doch du kannst jetzt draconisch und kannst dich mit ihr verständigen. Sie ist eine gute Begleiterin und wird dir treu sein, aber nur dann wenn du auch ihr treu bist. Vernachlässige sie nie. Behandle sie, wie du auch Marlene behandelt hast. Als deine Freundin. Aber nun geh. Wenn du deine Mutter gefunden hast, dann schicke sie wieder zurück zu mir.“
Maren bedankte sich nochmals und dann ging sie.
Nach einer Weile sagte sie zu dem Drachen.
„ Ich sollte dir einen Namen geben, denn dann kann ich besser zu dir sprechen. Du musst mir sagen, wenn du einverstanden bist. Wie wäre es mit Kattla?“
Das Drachenweibchen schüttelte den Kopf.
„ Scarlenda? Raccala? Gora?“
Nun nickte der Drache ganz heftig.
„ Ich danke dir, dass du mir einen Namen gegeben hast. Gora gefällt mir.“
„ Es freut mich, dass es dir gefällt. Weißt du, wo ich den schwarzen Turm finden könnte?“
„ Wir müssen drei Tagesmärsche durch diesen Wald, dann könnten wir in einem Dorf nach fragen. Aber du musst vorsichtig sein, denn die Familie deiner Mutter hat wache Ohren.“
Maren nickte nur und lief dann schweigend neben Gora her.

Nach drei Tagen kamen sie wirklich, wie Gora gesagt hatte in ein kleines Dorf. Es erinnerte Maren sehr an ihr eigenes und sie bekam Heimweh. Doch sie verdrängte es, indem sie an ihre Mutter dachte.
Im Dorf ging sie mit Gora in eine kleine Schenke, um sich dort ein wenig auszuruhen.
„ Gibt es hier in der Nähe noch Feen?“
Der Wirt starrte Maren verwundert an, doch dann nickte er.
„ Ja, aber was wollt Ihr bei den Feen? Sie sind gefährlich. Sie leben tief im Wald. Dort haben sie einen hohen, schwarzen Turm errichtet. Aus diesem kommt jede Nacht ein herzzerreißendes Seufzen, oder es erklingt eine verlockende Melodie. Doch jeder, der versucht hat, herauszufinden, was es mit diesem Turm auf sich hat, wurde nie wieder gesehen. Nehmt Euch lieber in Acht. Geht mit diesem Drachen lieber nicht dort hinein. Denn Drachen können die Elfen nicht leiden. Sie haben alle schönen Malereien von Drachen, die wir in unserem Dorf hatten, zerstört.“
Maren blickte nachdenklich, doch dann stand sie auf und verabschiedete sich vom Wirt.
Sie verließ die Schenke und schlug den Weg in Richtung Wald ein. Gora trottete hinter ihr her.
„ Gora, es tut mir leid, aber du musst mich nun verlassen. Denn du hast den Wirt ja gehört, die Feen werden dich töten.“
„ Nein, Maren, Finschaij Leda hat mir gesagt, ich solle dich nicht eher verlassen, als dass du deine Mutter in den Armen hälst. Ich werde immer in deiner Nähe bleiben. Du kannst mich ja immer an dieser Lichtung treffen.“
Maren umarmte Gora und ging dann immer tiefer in den Wald hinein.

„Was willst du hier?“
Maren blieb stehen und sah sich um. Das Blattwerk bog sich auseinander und dort stand ein Feer.
Maren fuhr erschrocken zurück.
„ Was willst du hier?“
Die Stimme des Feer war schneidend. Er blickte Maren aus seinen braunen Augen kalt an.
„ Ich wollte zu den Feen...“
„ Warum?“
„ Finschaij Leda schickt mich. Ich habe eine Zeit lang bei ihr gelernt und dann sagte sie mir ich solle die Feen im Fewald aufsuchen und bei ihnen eine Zeit lang dienen, damit ich voll ausgebildet wieder zu ihr zurückkehren kann. Denn sie sagte, wer bei den Feen gedient hat, ist qualifiziert genug bei einer Sijchanfee zu dienen.“
Der Feer blickte überrascht, dann erschien ein wissendes Lächeln auf seinem schönen Gesicht.
„ Folge mir. Ich bin Trachnan, der Sohn der Reijcha und des Mendios. Wie lautet dein Name?“
„ Oh, ich bin Maren. Die Tochter der Edda, wer mein Vater ist kann ich dir nicht sagen. Ich bin ein Findelkind.“
Trachnan zog die Augenbraun hoch. Sagte aber nichts.
Der Wald um sie herum wurde immer dichter. Doch plötzlich tat sich eine Lichtung auf und Maren stand vor einem wunderschönen Schloss, das in einem hellen weiß erstrahlte.
Sie gingen ins Innere des Schlosses. Dort sah es so aus, wie bei Finschij Leda.
„ Mutter, wir haben einen Gast im Haus.“
Eine große Tür am Ende des Saales öffnete sich und eine wunderschöne Frau eilte herein. Ihr langes Kleid wischte den Boden hinter ihr.
„ Mutter, darf ich dir vorstellen, dies ist Maren. Finschaij Leda hat sie zu uns geschickt, da sie hier lernen soll.“
Reijcha schaute Maren abschätzend an, dann klatschte sie in die Hände und eine Dienerin kam herein.
Sie trug ein silbernes Kleid in ihren Händen.
„ So mein Kind, dies wirst du hier tragen. Das ist Rena, sie wird dir dein Gemach zeigen und dir beim Ankleiden helfen. Dann wird sie dich in mein Studierzimmer geleiten, dort werde ich dir alles weitere erklären.“
Sie wandte sich wieder ab und eilte aus dem Saal. Trachnan machte eine spöttische Verbeugung und verschwand ebenfalls in die selbe Richtung wie seine Mutter.
Rena zeigte Maren ihr Zimmer und richtete Maren für die Besprechung mit der Fee her.
Maren fühlte sich komisch, denn sie war seit langem wieder gebadet und neu eingekleidet. Auch ihre Haare fielen glänzend über ihre Schultern. Kurz gesagt, Maren war eine bezaubernde Schönheit.
Rena führte Maren in das Studierzimmer der Fee. Diese saß hinter einem großen Schreibtisch. Neben ihr saß ihr Sohn. Sein Mund war geöffnet, so erstaunt war er über die Schönheit Marens.
Seine Mutter bemerkte es und funkelte ihn böse an.
Maren machte einen kleinen Knicks, so wie sie ihn von Finschaij Leda gelernt hatte.
„ So Maren, Finschaij Leda schickt dich. Wenn du von ihr kommst, dann musst du eine besondere Begabung haben. Könntest du mir diese nennen?“
„ Nun ja, ich kam das erste mal zu ihr, weil ich einem besonderen Ruf gefolgt bin. Ich hörte eine fremde Sprache, doch sie schien mir irgend was sagen zu wollen, deshalb bin ich ihr gefolgt. Sie führte mich zu Finschaij Leda. Sie erklärte mir, dass ihr Drache krank sei, und wenn ich ihn heilen würde, würde sie mich belohnen.
Nun, da ich in einem kleinen Dorf aufgewachsen bin, in dem jeder jedem hilft, sah ich darin kein Problem und heilte den Drachen. Finschaij Leda muss darin etwas besonders festgestellt haben, auf jeden Fall fragte sie mich dann, ob ich nicht bei ihr bleiben wolle, um zu lernen. Ich lebte drei Jahre bei ihr, bis sie mir dann sagte, dass ich fort müsse, zu anderen Feen, um zu lernen, was eine gute Dienerin alles wissen braucht. So bin ich zu Euch gelangt, verehrte Reijcha.“
Trachnan blickte Maren staunend an.
„ Und du bist wirklich einer fremden Sprache in den Wald gefolgt und hast einfach einen Drachen geheilt?“
Man konnte die Verwunderung aus seiner Stimme deutlich hören. In den letzten Minuten hatte Maren Trachnan bezaubert. Reijcha bemerkte die Veränderung ihres Sohnes, doch da dieser schon öfter Bediensteten feurige Blicke zugeworfen hatte, schenkte sie ihm nicht viel Beachtung.
„ So, Maren. Da Wir nun von dir erfahren haben, dass du gut mit Drachen und anderen Tieren umgehen kannst, und dazu auch noch fremde Sprachen verstehst, wirst du in den Ställen arbeiten. Die Bedingungen sind einfach. Du bewohnst ein eigenes kleines Zimmer und hast einen Tag in der Woche frei. Ein mal im Monat bekommst du neue Kleidung und jeden Tag wirst du mit Essen in der großen Halle versorgt.
In den Ställen wirst du dich um die Verletzungen der Tiere kümmern. Dein normaler Arbeitstag hat neun Stunden, doch es kann öfter sein, dass du durch einen Notfall länger arbeiten musst. Wenn du krank wirst, kümmert sich der Arzt der Bediensteten um dich. In deiner freien Zeit darfst du dich auch außerhalb des Schlosses aufhalten. Die große Bibliothek ist dir verboten, doch du darfst in einer kleinen Bibliothek der Dienstboten lesen. Bücher dürfen nicht aus der Bücherei entfernt werden. Wenn du fragen hast wende dich an meinen Sohn, du findest ihn im Gelehrtenzimmer in der Nähe der Ställe. So du bist nun entlassen. Trachnan, führe sie bitte auf ihr Zimmer und zeige ihr, was sie sonst noch alles wissen muss.“

„ Du musst meiner Mutter verzeihen, sie kann manchmal sehr ruppig sein.“
Maren blickte Trachnan nur an. Sie war verzaubert von seinen braunen Augen, die so bewundernd auf sie herab blickten.
„ Hier, das ist dein Zimmer.“
Trachnan zeigte ihr einen kleinen Raum, in dem nur ein schmales Bett, eine kleine Kommode und ein alter Stuhl standen.
Trachnan blickte verlegen auf Maren.
„ Es ist nicht gerade ein Traumzimmer, aber ich denke, du wirst ohnehin die meiste Zeit in den Ställen verbringen.“
Er schloss die Tür des Raumes wieder und führte Maren dann den Gang entlang, in den Innenhof des Schlosses.
Dieser bestand aus einem großen Platz, einem Brunnen und aus Stall.
In diesem Stall tummelten sich allerlei Gestalten. Von kleinen hundeähnlichen Wesen bis zu großen Pferden mit Flügeln.
Maren war begeistert. So eine große Artenzahl.
„ Am Anfang wirst du dich hauptsächlich um die Gimmons kümmern. Das sind diese kleinen Tiere dort.“
Er zeigte mit dem Finger auf die kleinen hundeähnlichen Wesen.
„ Sie sehen nur so harmlos aus, du wirst schon noch merken, dass sie sehr scharfe Zähne haben.“
Er wandte sich um und führte Maren in das Innere der Ställe. Maren blickte sich um, denn sie konnte nicht glauben, dass Trachnans Familie keine Drachen besaßen.
Maren musste plötzlich an Gora denken, die sie allein im Wald zurückgelassen hatte. Sehnsucht nach Gora keimte in ihr auf. Sie konnte sich nicht mehr richtig auf das konzentrieren, was Trachnan sagte.
„ ... und dies hier sind die Eseb... . Maren hörst du mir zu.“
Maren blickte erschrocken auf.
„Entschuldigung, ich musste gerade an meine Mutter denken, die ich schon so lange nicht mehr gesehen habe.“
Trachnan nickte verständnisvoll.
„Keine Angst, in ein paar Jahren wirst du sie schon wiedersehen. Das wird sich jetzt lange anhören, doch du wirst sehen, diese paar Jahre werden, wie im Flug, vergehen.“
Maren erwiderte den Blick Trachnans und er schaute verlegen zur Seite.
„ Ich denke, wenn du ...“
Sie brach den Satz ab und fragte statt dessen.
„ Warum habt ihr eigentlich keine Drachen bei euch. Bei Finschaij Leda habe ich Gora versorgt.“
Trachnan zuckte mit den Achseln.
„ Weißt du, dies ist eine lange und traurige Geschichte, wenn du willst kannst du an deinem ersten freien Tag bei mir vorbei kommen und ich werde sie dir erzählen.“
Er schaute hoffnungsvoll in ihr Gesicht. Sie lächelte und stimmte mit einem leichten Kopfnicken zu.
Den restlichen Tag verbrachten sie damit, sich von Trachnan alles zeigen zu lassen und als der Gong zum Abendmahl rief verabschiedeten sich die beiden voneinander.

Die erste Nacht in ihrem neuen Heim träumte Maren von einem schwarzen Turm in dem sie gefangen war. Sie sah auch öfter Edda ihre Mutter, wie diese vor dem Turm stand und versuchte ihre Ziehtochter zu befreien. Dann sah sie Trachnan, wie er auf Gora ritt und ihr dabei königlich zulächelte.
Dann jedoch verschwanden all die Bilder, und sie viel in ein tiefes schwarzes Loch und sie schrie und schrie und schrie ...

Sie öffnete die Augen. Sie war schweißgebadet und ihr Puls raste. Neben ihrem Bett stand Eva, die Dienstmagd, sie hatte Maren beim Abendessen kennengelernt.
„ Geht es dir gut?“
Sie sorgte sich um Maren, da sie selbst wusste, wie es war, wenn man fremd irgendwo hin kam.
„ Nein, nein, es geht schon wieder. Es war nur ein Alptraum.“
Eva nickte. Sie kannte dies nur allzu gut. Sie kam aus dem kleinen Dorf vor dem Wald. Man hatte sie als Kind immer davor gewarnt in den Wald zu gehen, doch dann war eine Hungersnot über das Dorf hereingekommen. Sie hungerten alle, da hatte Eva dann beschlossen im Wald nach Nahrung zu suchen. Dann war sie zu diesem Schloss gekommen, sie war erstaunt gewesen, dass es dieses Schloss wirklich gab. Dann hatte sie Trachnan angesprochen. Er lief anscheinend immer vor dem Schloss herum, um die Menschen dort aufzusammeln, die sich verirrten. Eva hatte ihm ihre Geschichte erzählt und er hatte gesagt, dass ein Platz als Dienstmädchen frei sei. Eva hatte sofort eingewilligt, denn sie hatte nichts zu verlieren. Als sie dann später bemerkte, dass sie nicht mehr nach Hause konnte, war sie zuerst erschüttert gewesen, dann wütend und im Laufe der Zeit hatte sie sich damit abgefunden, ihre Familie nie wieder zu sehen. Als sie Maren gestern das erste Mal gesehen hatte , war sie glücklich, denn Maren war fast im gleichen Alter wie sie und sie war sich sicher, dass sie Freundinnen werden würden.
„ Wenn du jemanden zum Reden brauchst, kannst du einfach zu mir kommen. Meine Kammer ist die gegenüber von dir.“
„ Danke Eva. Du bist wirklich sehr nett zu mir.“
Eva verabschiedete sich und Maren legte sich wieder hin und fiel in den ersehnten ruhigen Schlaf.

Der nächste Tag war für Maren harte Arbeit. Bei Finschaij Leda hatte sie hauptsächlich gelernt mit Magie umzugehen, die schwere Hausarbeit hatte Marlene ihr abgenommen. Nun musste sie sich wieder an harte Arbeit gewöhnen.
Trachnan hatte recht gehabt. Die Gimmons, um die sich Maren kümmern sollte, waren frech.
Und sehr leicht reizbar, wie sie bald darauf merkte. Am Nachmittag hatte sie eine Stunde frei. Sie ging in die Bibliothek.
Dort suchte sie alles, was sie über Gimmons herausfinden konnte.

Gimmon, pl. Gimmons.
Im Volksmund auch Wüstling genannt. Der G. stammt aus dem Norden der Insel Ramia. Dort leben die G. in Rudeln. Der Rudelführer ist immer ein Männchen.
G. werden nicht größer als eine Elle, bzw. ca. 40 cm nicht schwerer als 20 Pfund, und nicht länger als 60 cm. Sein Kopf ist im Verhältnis zum Rumpf relativ groß. Der G. hat kleine spitze Ohren, die er immer aufgerichtet hält, um jedes noch so kleine Geräusch wahrzunehmen. Seine Augen sind riesig, und haben meist einen dunklen Farbton. Sie haben einen extrem feinen und perfekt ausgebildeten Geruchssinn. Das Maul wir von einer Reihe spitzer, scharfer Zähne geziert, die ihn als Raubtier und Fleischfresser ausweisen. Der G. hat einen langen und sehr gelenkigen Hals ( er kann in um 150° drehen). Seinen Rumpfbau kann man mit oval beschreiben. Der G. hat kurze, aber kräftige Beine, die mit scharfen Krallen versehen sind. Er hat einen langen kräftigen Schwanz, mit dem er sich an Ästen festhalten kann. Das Fell ist dunkelbraun bis schwarz, so kann es sich in der Nacht vor Greifvögeln tarnen.
G. leben im Rudel. Der Rudelführer wird durch Überlegenheitskämpfe bestimmt. Die G. Paaren sich im Frühjahr. Die Tragzeit der G.weibchen beträgt 4 Monate. Die G.säuglinge werden mit Fell, jedoch blind geboren. Die Mutter versorgt ihren Wurf, der meist aus 3-5 G. besteht, bis sie sehen können. Dies dauert normalerweise 3 Tage.
Wenn man sich einen G. als Tier hält, sollte man darauf achten, dass es mindestens 7 Gimmons sind die sie haben. Da die Tiere Rudeltiere sind sterben sie wenn sie allein gehalten werden.
Text von Henriette Semitz

Anmerkung: Obwohl Gimmons Fleischfresser sind, sind sie süßen Früchten nicht abgeneigt.


Maren klappte das Buch zu. Sie hatte eine Idee, wie sie mit den Gimmons zurecht kommen würde.
Sie lief in die Küche und verlangte einen Apfel.
Dann rannte sie in den Stall zurück und begab sich in das Gehege der Gimmons.
Sofort rannte der Rudelführer, ein ungewöhnlich großer Gimmon, auf sie zu. Maren konzentrierte sich und dran in die Gedanken des Tieres ein.
Rudelführer, halte ein.
Der Rudelführer stoppte kurz vor ihr.
Ich möchte dir nichts tun, weder dir, noch deinem Rudel. Man hat mir aufgetragen, dass ich mich um euch kümmern soll. Ich möchte es zuerst auf die nette Art versuchen. Du musst mich nicht als Bedrohung deines Rudels sehen. Ich möchte nur gut Freund mit euch sein.
Was will ein Aufrechtgeher von einem Gimmon. Ich werde mein Rudel von dir Aufrechtgeherin beschützen. Denn wir alle wissen, was ihr Aufrechtgeher mir angetan habt.
Maren blickte auf.
Was haben wir euch angetan?
Ihr, die mir und meinem Rudel die Freiheit geraubt habt. Für unsere Jungen ist es nur noch ein Märchen, das die Alten erzählen. Doch viele von uns kennen noch den Geruch der Freiheit, der uns um die Nase weht, wenn wir Jagen.
Maren war bestürzt. Sie hatte geglaubt, dass der Gimmon ein Zuchtexemplar war, und nicht ein Wildfang.
Es schockiert mich dies zu hören. Ich entschuldige mich dafür bei euch. Obwohl ich weiß, dass dir und den deinen diese Entschuldigung nicht viel nützen wird. Doch wollen wir es mit einem Kompromiss versuchen?
Der Gimmon blickte Maren in die Augen.
Du bist anders Aufrechtgeherin. Unser vorheriger Herr prügelte uns, damit wir ihn nicht mehr beißen und ihm gehorchen. Wir haben beschlossen uns nicht mehr unterdrücken zu lassen. Aber wir sind schlaue Tiere, auch wenn man uns dies nicht ansieht. Sage uns deinen Kompromiss und wir werden darüber nachdenken.
Rudelführer, ich dachte mir, dass ich bei Trachnan bewirken könnte, dass ihr den ganzen Tag draußen in den Wälder herumstreifen dürft, am Abend jedoch wieder zurückkehrt, und die Nacht über im Stall verbringt. Eurer Jungen könnten wieder lernen, wie es ist, wenn einem der Wind um die Nase weht wenn man jagt und frei ist. Wenn ihr mich in euerem Rudel akzeptiert, dann könnte ich euch auch besser verstehen lernen. Ihr würdet nie wieder geschlagen werden, so lange ich hier bin.
Als Maren geendet hatte schaute sie in Rudelführers überlegendes Hundsgesicht.
Wir sind alle einverstanden, der Handel ist gut, und mein Name lautet übrigens Tremon.
Mein Name ist Maren.
Tremon kam und leckte Maren einmal quer über das Gesicht, Maren tat es ihm gleich, denn sie wusste, dadurch war sie nun Mitglied im Rudel. Sie gab Tremon den Apfel, den sie genau für diesen Zweck mitgenommen hatte.
„ Da hast du ja neue Freunde gewonnen.“
Maren drehte sich um. Hinter ihr stand Trachnan. Sie lächelte.
Als er sich wieder umdrehte hielt sie ihn am Arm fest.
„ Trachnan, warte. Ich muss mit dir sprechen.“
Trachnans braune Augen schauten Maren fragend, aber zugleich beglückt an.
„ Trachnan könnt ihr bei euren Eltern erreichen, dass die Gimmons tagsüber außerhalb der Ställe, im Wald jagen dürfen?“
Trachnan hob verwundert die linke Augenbraue.
„ Das habe ich zu entscheiden nicht meine Eltern, denn mich haben sie zum Verwalter der Ställe und der Bibliothek gemacht.“
„ Dann bitte ich dich Trachnan, lass’ diese armen Tiere die Freiheit weiter erleben. Wie du wahrscheinlich selber weißt, sind die meisten in Freiheit geboren, sie möchten diese Gefühl der Freiheit weiter erleben.“
„ Ich werde darüber nachdenken. Morgen früh sage ich dir Bescheid. Den letzten Pfleger haben sie gebissen und gekratzt, sodass er dem Dienst bei und entsagte und weiter zog. Wieso haben sie dich freundlich behandelt?“
„ Sie sahen in mir keinen Feind, wie in dem Pfleger davor, der sie geschlagen und beschimpft hat. Ich habe deiner Mutter doch erzählt, dass ich mit Tieren sprechen kann.“
Trachnan nickte bloß und wandte sich zum Gehen.
„ Trachnan!“
Nochmals drehte er sich um. Verwunderung lag in seinem Blick.
„ Was?“
„ Ich möchte dir danken.“
Marens Gesicht lief rot an.
„ Dafür, dass du so freundlich zu mir bist und versuchst mich zu verstehen. Gilt die Einladung für meinen freien Tag noch?“
Trachnan neigte den Kopf, auch er war inzwischen rot wie eine Tomate.
„ Wenn du willst, kannst du auch gleich nach dem Abendessen vorbeischaun.“
„ Danke.“
Damit verabschiedete sich Maren und eilte weg, um Futter für die Gimmons zu besorgen.
Nach einem zermürbend langen Nachmittag war Maren froh, als sie endlich den ersehnten Gong zum Abendbrot vernahm. Sie verabschiedete sich noch von den Gimmons und lief dann schnell in die große Speisehalle.
Sie unterhielt sich während des Essens mit Eva, die sie fragte, wie denn ihr erster Tag so gelaufen sei.
Nach dem Essen lief sie in ihre Kammer bürstete ihr Haar steckte es auf. Dann lief sie zu Trachnans Zimmer. Sie klopfte.
„ Herein!“
Maren öffnete und betrat den Raum.
Trachnans Arbeitszimmer war so groß, wie die Bedienstetenbibliothek und sah auch fast so genauso aus, nur dass statt des normalen Küchentisches ein schwerer Eichenschreibtisch stand.
„ Ah, da bist du ja.“
Trachnans Mine hellte sich auf, als er Maren sah.
„ Setz dich doch.“
Er wies mit seiner Hand auf den einfachen Stuhl vor dem Schreibtisch.
„ Du wolltest doch wissen, warum wir keine Drachen in unserem Stall haben.“
Maren nickte.
„Ein Jahr nach meiner Geburt fängt die Geschichte an. Die Schwester meiner Mutter, Mandeschija, verliebte sich in einen Halbdrachen. Zu dieser Zeit jedoch herrschte ein Krieg zwischen Feen und Halbdrachen. So stand die Beziehung Mandeschijas und der des Halbdrachen, ich glaube er hieß Usandos, unter einem schlechten Stern. Meine Mutter, die, die ältere der beiden war, und somit die Verantwortung für Mandeschija besaß, verbot ihr sich weiter mit Usandos zu treffen. Doch Madeschija hörte nicht auf das Wort meiner Mutter. Sie wurde die Frau dieses Ungeheuers. Meine Vater und seine Freunde zogen aus, um das Monster zu töten und um Mandeschija wieder zurückzuholen. Denn du musst wissen, Mandeschija war bereits an einen Feer Namens Frenzon versprochen, so wollte auch dieser Rache an diesem stinkenden Halbdrachen. Sie fanden das Paar und verfolgten es, bis sich dieser nichtsnutzige Halbdrache zum Kampf stellte. Dafür bewundere ich ihn, aber nicht mehr, denn er stellte sich einer Übermacht, von der er genau wusste, dass er ihr nicht gewachsen war. Frenzon war es, der ihm dann schließlich den Gar aus machte, doch er hatte tapfer gekämpft und dafür verdient er Anerkennung. Meine Tante hatte inzwischen die Flucht ergriffen, doch da sie kurz zuvor ein Kind auf die Welt gebracht hatte, war sie geschwächt und der Trupp meines Vaters fand sie bald. Doch das Kind hat sie nicht mehr gehabt. Wir haben auch nicht weiter danach gesucht, denn es war eine verlassene Gegend und wir sind uns alle sicher, dass dieses Kind gestorben ist.
So nun weißt du warum wir keine Drachen im Stall haben. Es ist der Hass gegen alle Drachen und Drachenwesen, der es verbietet mit ihnen Kontakt zu haben. Alle Drachenwesen die wir in unserer Umgebung kennen, werden umgebracht, denn sie sind ein großer Fleck in unserer Familiengeschichte und es wird kein Wesen verschont.“
Maren war entsetzt. Sie konnte nicht begreifen wie viel Hass ihr entgegenschlug. Alle Drachenwesen zu töten, nur weil man gegen einen Hass hegte, das war absurd.
Sie hatte die Brutalität in Trachnans Augen blitzen sehn, als er von ihrem Vater gesprochen hatte, dabei war es ihr eiskalt den Rücken hinuntergelaufen.
„ Trachnan was wurde aus Mandeschija?“
„ Es ist komisch, dass du nach ihrem Schicksal fragst. Aber ich werde es dir trotzdem erzählen. Nachdem mein Vater sie wieder zurück gebracht hatte baute er einen hohen Turm. Er ist schwarz wie die Nacht. Darin steckte er Mandeschija. Keiner darf sie besuchen, außer meiner Mutter, die dies regelmäßig tut, denn sie ist ja ihre Schwester.“
„ Wo steht denn dieser Turm? Denn ich habe ihn noch nicht gesehen“
„ Du überrascht mich, denn eigentlich darf ich es dir nicht erzählen, es ist so etwas, wie ein Familiengeheimnis.“
Marens Gedanken rasten, wie konnte sie ihm klarmachen, ohne dass er Verdacht schöpfte, dass sie unbedingt wissen musste, wo der Turm stand in dem ihre Mutter gefangen gehalten wurde.
„ Hasst du auch alle Drachenwesen?“
Diese Frage kam überraschend für Trachnan. Eigentlich hatte er noch nie richtig darüber nachgedacht, denn seine Eltern lehrten ihm, dass alle Drachenwesen böse sein, doch hatten sie ihm nicht auch gelehrt, dass er seine eigenen Entscheidungen treffen solle.
Er schaute Maren ins Gesicht.
„ Ich habe noch nie richtig darüber nachgedacht. Ich empfinde nur Hass auf Usandos, da er meine Tante entführte.“
„ Aber kannst du denn nicht verstehen? Die beiden liebten sich, sie wollten ein neues Band zwischen Halbdrachen und Fee schaffen. Du hast doch selbst erzählt, dass zu dieser Zeit überall Krieg zwischen den Fee und Halbdrachen herrschte. Vielleicht wollten sie damit nur zeigen, dass ein friedliches Zusammenleben möglich ist.“
Trachnan konnte Maren nicht ganz verstehen, das mit dem neuen Band leuchtete ihm alles ein, doch wie konnten sich zwei völlig verschiedene Wesen lieben?
„ Ich glaube es ist langsam Zeit, dass ich gehe.“
Maren stand auf und eilte zur Tür. Sie wusste, dass Trachnan erst über das nachdenken musste, was sie ihm erzählt hatte, denn er musste zuerst verstehen, ehe sie ihm weiter Fragen über ihre Mutter stellen konnte.

Trachnan lag in seinem Bett. Unruhig wälzte er sich hin und her. Er konnte die Worte Marens nicht vergessen, aber begreifen konnte er sie auch nicht. Er wusste, dass er voreilige Schlüsse gezogen hatte, was Drachenwesen anging. Er wollte unbedingt wissen, warum Maren sich so bedingt für Drachenwesen einsetzte und er wollte wissen, wie es möglich war, dass sich zwei artverschiedene Wesen lieben konnten.
Vielleicht war Maren ja selbst ein Halbdrache. Er schob diesen Gedanken lächelnd beiseite, dies war nicht möglich, denn dann hätte er die Schuppen an ihrem Hals bemerkt und dem war nicht so.
Er wollte nun endlich schlafen und alle aufkommenden Fragen schob er beiseite. Doch dann kam ein Gedanke, der ihn verlegen machte. Hatte er sich in Maren verliebt?
Er hatte schon öfter Verhältnisse zu anderen Feen und Bediensteten, doch das, was er verspürte, wenn Maren in der Nähe war, hatte er noch nie erlebt.
Er stellte sich Maren vor, als sie lächelnd neben dem Gimmon gesessen hatte und zu ihm aufgeblickt hatte. Ihr sanftes Lächeln, ihr schönes Gesicht und ihre Augen, die ihm entgegenstrahlten. Sein Herz schlug schneller. War er wirklich in Maren verliebt?
Ja, er war es und irgendwie freute ihn dieser Gedanke, doch er hatte auch Angst. Was, wenn Maren ihn nicht liebte, wenn er eine Absage von ihr bekam. Er hatte noch nie einen Korb bekommen, doch dass war, weil er alle damit beeindruckt hatte, dass er ein mächtiger Feer war. Er hatte das Gefühl, dass bei Maren dies nichts nützte, wenn er seine Macht vorspielte. Er überlegte, wie er Maren für sich gewinnen konnte.

Trachnan war nicht der einzige, der wach lag. Auch Maren lag auf ihrem harten Bett wach. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie nach diesem langen, arbeitsreichen Tag endlich schlafen würde, doch sie hatte sich getäuscht. Das Gespräch mit Trachnan ging ihr immer wieder durch den Kopf. Sie wusste auch, dass sie sich in Trachnan verliebt hatte. Doch sie hatte, nach dem Gespräch mit Trachnan erkannt, dass diese Liebe ohnehin keinen Sinn hatte und sie dachte nicht weiter darüber nach.
Was Maren nicht verstand, warum Trachnan Drachenwesen so hasste, er hatte doch noch nie einen kennengelernt. Seine Eltern waren schuld, dass Trachnan so abfällig über Drachenwesen dachte. Aber Trachnan war doch klug, wie konnte er seinen Eltern denn nur so blind glauben?
Nun musst du aber schlafen, Maren. Morgen wird’s ein anstrengender Tag.


Die Tage vergingen wie im Flug und schon war Marens erster freier Tag gekommen. Sie freute sich sehr, denn sie vermisste Gora, wie ihre Mutter Edda und Finschaij Leda.
Sie wachte sehr früh auf, sie zog das silberne Kleid an, das auch sonst immer trug, denn andere Kleidung hatte sie nicht.
Sie lief in die Küche, nahm einen Apfel und ein halbes Hühnchen, das vom gestrigen Nachtmahl noch übrig war.
Dann lief sie schnell über den Hof, lies die Gimmons frei und folgte ihnen in das Dickicht des Waldes.

„ Gora, Gora, wo bist du?“
Ihr Stimme schallte durch den Wald. An der Lichtung wartete sie nun schon seit einer halben Stunde. Langsam wurde sie ungeduldig, was war, wenn Trachnan oder einer seiner Jäger Gora gefunden und getötet hatten?
Es raschelte im Gebüsch. Maren blickte auf. Zweige bogen sich zur Seite und zum Vorschein kam Tremon.
Tremon ist was passiert?
Aufrechtgeherin, Maren, wir haben ein komisches Geschöpf gefunden, es liegt dort drüben im Dickicht es tropft der Lebenssaft stark aus ihm heraus, wir haben gedacht du kannst es noch retten.
GORA!
Hast du heilende Mittel dabei?
Nein, aber ich glaube ich kann sie auch so retten. Zeig’ sie mir, schnell.

Tremon trabte ins Dickicht, Maren hinterher. Es gab einen kleinen Pfad, dem Tremon folgte.
Maren konnte das Schimmern von Schuppen erkennen. GORA!
Sie hatten das Wesen erreicht.
Es war wirklich Gora, die dort in einer immer größer werdenden Blutlache lag.
Schnell kniete sich Maren hin, um zu sehen, ob Gora noch zu retten war.
Sie stellte schnell fest, dass Gora weiter keine Wunde hatte, außer die großer, aus der jede Menge des Blutes der Unsterblichen herausfloss.
Maren riss die Ärmel ihres Kleides ab, suchte dann Breitwegerich, schließlich band sie dies alles um die große Wunde am Bauch des Drachenweibchens.
Tremon, bitte pass’ auf Gora auf solange ich weg bin, ich hole nur schnell meine Heilmittel, dann bin ich sofort wieder zurück.
Mit diesen Worten verschwand Maren durch das Gestrüpp und rannte zum Schloss zurück.
Sie suchte schnell all das zusammen, was sie brauchte und verließ das Schloß wieder. Sie merkte nicht, dass Trachnan ihr folgte.

Danke Tremon. So nun kannst du wieder Jagen gehen.
Tremon bellte und verschwand im Inneren des Waldes.
Oh, Gora, meine liebste Gora, wie sehr wünsche ich mir, dass der, der dies getan hat zur Rechenschaft gezogen wird. Gora, bitte überlebe diese Wunde, sowie damals die fehlende Butter in deiner Milch.
Maren arbeitete den ganzen Vormittag, machte nur eine kleine Pause, aß den Apfel und machte weiter.
Als Goras Wunde verbunden und das Blut gestillt war, atmete Maren erleichtert auf. Das Gröbste war geschafft. Nun war es daran, für Gora einen Unterschlupf zu bauen, denn mit ins Schloss konnte Maren den Drachen ja nicht nehmen.
Also fing sie an weiches Moos zu sammeln und bettete Gora behutsam darauf. Dann sammelte sie größere Äste und baute um Gora herum ein Gehege, das sie vor Regen, Wind und anderen Tieren schützen sollte. Dann holte sie sich noch große Farne und baute daraus ein Dach. So war Gora rund um geschützt.
Nun war es Zeit zu warten, bis Gora wieder aufwachte. Maren lehnte sich gegen einen Baumstumpf und schloss die Augen. Durch das frühe Aufstehen und die schnelle Rettungsaktion war Maren unendlich müde. Sie schlief ein.

Trachnan lag hinter einem der Büsche und beobachtete, was geschah. Ihm war es sonderbar vorgekommen, dass Maren schon so früh den Palast verlies, so war er ihr das zweite Mal gefolgt, um herauszufinden, was geschehen war.
Er war geschockt gewesen, als er gesehen hatte, dass der Drache, den er vor zwei Tagen tot geglaubt hatte, noch lebte. Als er dann gemerkt hatte, dass Maren sich wirklich große Sorgen um den Drachen machte, hatte er plötzlich Gewissensbisse bekommen. Als Maren den Drachen versorgte, hatte er nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, dass er keine Drachenwesen mehr jagen oder töten würde. Denn eines war ihm klar geworden, er hatte keinen Grund Drachenwesen zu Hassen, denn ihm hatten sie nichts Böses getan.
Er stand auf und ging zum Drachen hinüber. Er schaute ihn an , nahm dann seinen Mantel und legte ihn über den Drachen, dann beugte er sich über Maren hob sie auf und trug sie zum Schloss zurück.

Als Maren erwachte war es schon Abend. Sie überlegte, wie sie hierher gelangt war. Sie war doch bei den Bäumen eingeschlafen, nachdem sie Gora versorgt hatte. Oder hatte sie das alles nur geträumt.
Die Tür öffnete sich und Trachnan schaute in ihr Zimmer.
Er lächelte, als er sah, dass sie wach war.
„ Hast du Gora entdeckt?“
Ihre Stimme war nur ein Krächzen.
Er nickte.
„Lebt sie noch, oder hast du sie... ?“
Er schüttelte den Kopf.
„ Nein, ich habe sie nicht umgebracht. Sie liegt wahrscheinlich immer noch dort im Wald und wird wieder gesund. Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast. Von nun an werde ich Drachenwesen nicht mehr jagen oder töten, denn sie haben mir nichts getan. Doch allen Halbdrachen schwöre ich bittere Rache.“
Die Freude in Marens Augen erlosch bei diesem letzten Satz..
„Ich habe dir ein neues Kleid mitgebracht, denn dein altes hast du im Wald ja zerrissen.“
Maren nickte.
„ Danke Trachnan.“

Die Jahre vergingen. Zwischen Maren und Trachnan wuchs eine gute und feste Freundschaft. Beide jungen Wesen waren immer noch ineinander verliebt, doch keiner der beiden wollte es offen gestehen, da sie merkten, dass zwischen ihnen immer noch eine Mauer war.
Marens einundzwanzigster Geburtstag stand bevor.
Sie freute sich darauf, denn Gora, Trachnan und sie würden ein schönes kleines Fest im Wald feiern. Trachnan hatte Gora ins herz geschossen, seit dem sie erfuhr, dass auch er mitgeholfen hatte, sie wieder gesund zu pflegen.

Mitten in der Nacht wachte Maren auf. Sie hatte entsetzliche Schmerzen an ihrem Hals. Es brannte wie Feuer. Sie machte sich kalte Umschläge und wollte wieder schlafen, denn am Morgen war ihr einundzwanzigster Geburtstag und sie wollte ausgeschlafen sein. Denn Trachnan und Gora hatten ihr eine Überraschung versprochen.
Doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen und Maren zündete eine Kerze an. Sie wurde unruhig, denn in der ganzen Zeit, die sie auf dem Schloss lebte, war sie noch nie krank gewesen. Sie entschloss sich zu Trachnan zu gehen.
Schnell zog sie sich ihren Mantel über, den sie von Trachnan zum letzten Geburtstag bekommen hatte. Öffnete leise die Tür und schlich sich den Gang entlang zu Trachnans Zimmer.
Sie klopfte.
„ Trachnan, ich bin’s Maren. Darf ich reinkommen?“
„ Ist es wichtig?“
Maren war verblüfft, dass Trachnan zu dieser späten Stunde noch wach war.
„ Ja Trachnan, mir geht es nicht gut. Mein Hals brennt, wie Feuer.“
Man hörte ein klicken an der Tür. Sie öffnete sich und Maren ging ins Zimmer.
Trachnan führte Maren zu einem Stuhl.
„ So, nun setz dich doch erst einmal. Du bist ja ganz blaß und schwitzt. Was ist denn los mit dir. Du warst doch noch nie krank.“
„ Ich würde ja nicht zu dir kommen, wenn es nichts Schlimmes wäre.“
Trachnan sah in Marens verzweifelte Augen.
„ Nun, dann lass mal seh’n.“
Trachnan schlug behutsam die Tücher von Marens Hals.
Er stieß einen kleinen Schrei aus, ließ die Tücher fallen, als hätte er sich daran verbrannt.
„ Maren, hast du irgendwas von meinen Tränken getrunken?“
Die junge Frau schaute ihn verwundert an.
„ Meine Güte, nein. Du hattest doch gesagt, die Folgen könnten schrecklich sein. Was ist denn los?“
„ Maren, dein Hals ist ganz schuppig, genauso wie Goras Panzer.“
Maren wurde kalkweiß, jetzt erinnerte sie sich wieder an Finschaij Ledas Worte.
Dies war die Nacht auf ihren einundzwanzigsten Geburtstag. Sie verwandelte sich in einen Halbdrachen.
Und sie war ausgerechnet zu Trachnan gegangen. Er hasste doch alle Halbdrachen, das hatte er im laufe der vergangenen Jahre oft genug gesagt.
Sie fasste einen Entschluss.
„ Trachnan, Trachnan, bitte beruhige dich.“
Er schaute sie verwundert an.
„ Trachnan, ich muss dir etwas erzählen. Aber ich bitte dich, höre bis zum Schluss zu, dann tu, was du willst.“
Trachnan, der gerade etwas erwidern wollte, schloss den Mund.
„ Ich habe dir erzählt, dass meine Mutter Edda heißt, das stimmt schon, doch sie ist nicht meine richtige Mutter, aber das weißt du ja auch. Als ich bei Finschaij Leda anfing, wusste ich noch nicht, dass mir damit mein Leben ausgesucht hatte. Nach meinem achtzehnten Geburtstag erzählte sie mir eine Geschichte, da ich sie danach gefragt hatte. Auch sie erzählte mir von dem Krieg, Elfen gegen Halbdrachen. Auch von Mandeschija und Usandos. Mandeschija wurde von Finschaij Leda auf ihrer Rückreise bewirtet. Mandeschija erzählte ihr alles, auch, dass sie ihr Kind nahe einer Quelle versteckt hatte.
Trachnan, ich bin die Tochter Mandeschijas und die Tochter des Usandos’. Ich war oft sehr betrübt darüber, dass du sagtest, du hasst alle Halbdrachen, denn ich bin auch einer. So, nun habe ich dir mein Geheimnis erzählt. Finschaij Leda hat mich geschickt, doch nicht, um zu lernen, wie sich eine Dienerin verhält, sondern um meine Mutter zu holen.“
Es herrschte Stille.
Trachnan war, während Marens Erzählung, in sich zusammen gesunken.
Nun richtete er sich wieder auf, mit Tränen in den Augen schaute er Maren an.
„ Mir ist egal, ob du Halbdrache bist oder nicht. Maren, ich liebe dich, so wie du bist, und nicht anders.“
Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
Maren löste sich sanft von ihm, schaute ihm genauso fest in die Augen und flüsterte dann: „ Trachnan, ich liebe dich auch.“
Er küsste sie sanft auf den Mund.
Sie schloss die Augen und genoss es in vollen Zügen, von den starken Armen Trachnans gehalten zu werden.
Nach einer Weile löste sich Trachnan von Maren.
„ Maren, meine Liebste, wir müssen deine Mutter aus dem schwarzen Turm befreien, denn meinen Eltern wird es auffallen, wenn du nur noch mit einem hohen Kragen oder Schal herumläufst.“
Maren nickte, sie wusste, dass er recht hatte.
Sie standen auf.
Trachnan löschte das Licht und führte Maren hinaus zum schwarzen Turm.
„ So Maren, hier sind wir, aber wie willst du dort hinauf gelangen?“
Er wies mit der Hand auf das kleine Fenster am oberen Ende des Turmes.
Maren lächelte nur.
„ Bin ich nun Halbdrache oder nicht?“
Ehe Trachnan etwas sagen konnte, hatte Maren ihren Mantel abgesteift und ihre Flügel ausgebreitet.
Sie stieg schnell in die Luft, sie genoss es zu fliegen, genauso hatte sie sich es als Kind immer vorgestellt. Sie hatte das Fenster erreicht.
Es brannte eine Kerze. Weder ein magisches noch weltliches Gitter war in das Fenster eingelassen. Maren hielt sich fest und zwängte sich durch das Fenster hindurch.
Dann stand sie in einem Raum, der nicht größer war, als ihre eigene kleine Kammer im Schloss. Der Raum war auch genauso spärlich eingerichtet, wie ihr eigener.
„ Usandos?“
Maren schreckte herum. Vor ihr stand eine Frau mit wallendem silbernen Haar, und dem schönsten Gesicht, das Maren je gesehen hatte.
„ Nein, Mutter, ich bin es, deine Tochter.“
Das Gesicht der Frau strahlte auf wie eine Kerze.
„ Maren, du bist es wirklich. Ich hatte schon die ganze Zeit so ein Gefühl, doch dann, als ich heute Abend Schritte am Fuße des Turms gehört habe, war mir klar, es kommt mich jemand holen.“
Maren nahm ihre Mutter in die Arme.
„ Mutter, wir müssen uns beeilen, denn es dämmert schon.“
Mandeschija nickte.
Als erste zwängte Maren sich aus dem Fenster, dann ihre Mutter.
Maren hielt ihre Mutter ganz fest, bis sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten.
Mandeschija schaute erschrocken auf Trachnan.
„ Meine Tochter, dir ist jemand gefolgt, wir sind in der Falle.“
Maren lächelte.
„ Nein Mutter, dies ist Trachnan, der Sohn deiner Schwester, er wird uns begleiten.“
Als Mandeschija sah, wie zärtlich Maren den Sohn ihrer Schwester ansah, wurden alte Erinnerungen in ihr wach. Genau so hatte Usandos sie immer angesehen.
„ So, nun lasst uns aufbrechen. Wir holen noch Gora ab, dann geht es auf zu Finschaij Leda.“
Selbst seine Stimme klingt so, wie die meines Usandos.
Mandeschija seufzte auf und folgte dann ihrer Tochter und ihrem Neffen.


Die Reise zu Finschaij Leda dauerte nicht lange, da Maren ihre Mutter und Gora Trachnan auf dem Rücken durch die Lüfte, zu ihr trugen.
Dort verabschiedete sich Gora von allen, denn nun war sie fähig, für sich selbst zu sorgen.
Auch Maren und Trachnan verabschiedeten sich bald. Mandeschija hatte beschlossen bei Finschaij Leda zu bleiben, um ihre Schülerin zu werden.
Maren und Trachnan hatten beschlossen, zurück in Marens Dorf zu gehen, um dort der lieben alten Edda zu helfen. Und um dort ihre Kinder großzuziehen, denn bei einer begabten Hebamme, wie Edda, brauchte man keine Angst zu haben.
Mendios und Reijcha schlossen ihren Frieden mit den Halbdrachen, denn sie hatten das Glück ihres Sohnes gesehen und wollten es durch nichts stören.

Deine Geschichte gefällt mir gut.
Mir fällt jedoch auf, dass du sehr oft das Wort "[red]doch[/red]" verwendest. Andererseits sind deine Sätze manchmal zu lang und durch mehrere "[red]und[/red]" verbunden die Dinge beschreiben, die eigentlich, für mein Empfinden, nicht zusammen gehören.
Oder das Gegenteil ist der Fall.
Du machst Kommas wo sie nicht nötig sind.
An einer Stelle schreibst du:
Dann verschwand die Fee, sie löste sich in Luft auf.
Von der Zeitebene her, müsste sie sich zuerst auflösen - dann verschwinden.

Liebe Grüsse Clauda
 



 
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