Dreeesdn! (für Bernd)

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flammarion

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Dreeesden!

Hallo, Bernd, hallo, Ralph, ick muss euch wat azeehln. Ick wa jestan in Dreeesdn. Wat ick da wollte? Na, die neu uffjemotzte Kirrsche ankieken. Is ja janz prächtich jeworrn, könnta schtolz druff sein, kommt jewiß die halbe Welt, um det zu sehn.
Ick kenn ja Dreesdn schon von früha, wa, wo wa mit de Brijade da waan. Vakehrsmuseum musste sich anjekiekt wern for n Titelkamf. Da sin wa also vom Bahnhof durch de Schdatt jeflitzt, keen Ooge rechts, keens links, bloß schnell in det Museum, damit untadessn in de Kneipe det Bier nich im Hahn warm wird.
Janz andas diesma. Mit n Bus bis uff n Theaterplatz, weil da n Behinderten-Parkplatz is. So schnell, wie sich det jetze liest, jings aba ja nich. Weil wa den Theataplatz erst ma ja nich akannt ham. Da musstn wa uff de Dimitroff-Brücke wenden. Wat saachste, Bernd, in Dreesdn jibts ja keene Dimitroff-Brücke? Klar doch. Wenn der vajnüjungssüchtije Sachsenkönich von irrjendwoher nach Hause kam, standen die schönen Mädchen des Landes uff de Brücke vor t Schloss Spalier. Er kommandierte dann: „Die mit roff und die mit roff und die . . .“
Hast ja Recht, wir wan uff die Aujustusbrücke.
Und wat saachst du, Ralph, uff Brückn dürf man nich wenden? Wir Berliner in Dreesdn schon. Jenau, wie die Dresdna in die Berlina Schdraßnbahn Jleisbettn fahn dürfn.
So jenau, wie wir damals uff det Vakehrsmuseum projammiert warn, warn wa diesma uff die Kirrsche schaf. Aba wir ham links un rechts jekiekt, wejen de Orjentierung, weil wa diesma keen Leithammel mithatten so wie damals.
Zuerst wollten se ja nich durch die enge Schdraße, weil se dachtn, da jeht et nich weita, da is Baustelle, da sind wa im Sack. Baustelle ha ick ooch jesehn, aba wenn da nich von hintn noch ne Zufaht is, denn müssen die Baufahzeuje immaßu üba die Schdraßnbahnjleise, det wolln die Dreesdna janz beschdimmt jenau so wenich wie die Balina, so ne Vakehrsbehinderung.
Un außadem wa mir so dusta in Ainnerung, det et in die enge Schdraße noch wat Hübschet zu sehn jibt. Wat, det wusste ick nich mehr, aba alle haben mir jegloobt und kamen mir nach. Det wa richtich, denn wir kamen am Fürstenzug vorbei, nachdem wa die Baustelle rechts liejen jelassen hatten.
Ick saachte die janze Zeit: „Hier muss doch ooch die olle Schlossruine sein, wo is die denn abjeblieben? Ham se etwa anjefang, det Schloss wieda uffzubaun?“
Dabei kenn ick doch den alten Schpruch: „Vor Inbetriebnahme des Mundwerks Gehirn einschalten!“ Det kam doch int Fernsehn, det se det Schloss in alter Pracht entstehen lassen!
Ejal, erst ma zur Frauenkirche. Als könnte die uns wegloofen!
Wie wa um den Fürstenzuch rum warn, da ham wa schon det Malör jesehn: sooo ne lange Schlange Leute, die alle jetze un sofort in die Kirrsche wolltn! Ham wa unsan Kraftfahra vorjeschickt, damit a frächt, ob s n Behinderteneingang jibt. Jabs nich. Det Bauwerk is neu, da is keen Einjang behindat oda wat.
Andasrum – wenn et so ne Bequemlichkeit jäbe, denn würn die beschdimmt ooch Eintritt valang. Aba denn wär det n Museum un keene Kirrsche. Zu Jott jeht man ooch ohne Beene!
Und for n Museum hätte Kwien Elisabeth ooch keen jroßet joldnet Kreuz jeschdifdet.
Nu, wir ham da keene halbe Schdunde in die Schlange jeschdann, da wan wa ooch schon drin in det schöne Jotteshaus. Det Jold, wat mir außen dran jefehlt hatte, wa nu hier drinne zu bestaunen. Ach, wat is det in die Kathedrale herrlich! Det muss man mit eijene Ooren jesehn ham, so herrlich is det!
Den kirchlichen Zierat kricht man ja in viele Kirrschen zu sehn, aba so n einmalijet Bauwerk – von außn vamuteste det allet ja nich, wat da drin is! Mir blieb die Schpucke weg; un ihr wisst, det will bei mir schon wat heißn.
Det Kreuzjewölbe un die vielen Jalerien, Mensch, wie viele Leute möjen hier rinpassen? Un wie muss det klingen, wenn hier Orrjelkonzert is oda zu Weihnachten alle Frommen „Stille Nacht“ singn? Ach, könnt ick doch bloß da mal bei sein!
Bernd, du krichst jetze n Pateiufftrach, du nimmst mir det mit de Widiokammera uff. Wie, von welche Patei? Na, von de Leselupenpatei, da biste doch drin, oda etwa nich? Ick bin da jedenfalls drin, so.
Ham wa uns hinjehockt uff die Kirrschenbänke un n stillet Jebet for die damalijen un heutijen Erbauer abjehaltn. Icke jednfalls, wat die andan jemacht ham außa kieken un staunen, weeß ick nich.
Denn sin wa wieda zurück zu n Bus. Un wie wa so den Fürstenzuch links von uns ham, seh ick die Metallbrücke, die die altersschwarze Kathedrale mit dem – da fiel s mir wie Schuppen aus de Haare – Dresdner Schloss! verbindet. Ja, mit eenmal wusste ick, wo ick damals die Ruine jesehn hatte. Hier waat. Mann, wenn det Berliner Schloss jenau so hübsch jewesen is, denn solln se det aba ma schnell ooch wieda uffbaun.
Wa wollten nu noch irrjendwo Mittach essn, bloß nich in de Innenschdadt von Dreesdn. Is ja wirklich wundaschön, aba teuer wie in jede historische Innenschdadt. Könn wir arme Rentna un Hartz 4-Empfänga uns nich leistn. Aba n Kalenda for t kommende Jah mit schöne Bilder von Dreesdn, ja, den ham wa uns jekooft. Un ooch n Plan von de Innenschdadt, wo die historischen Jebäude dick markiert sin, damit wa wissen, wie det allet heißt, wo wa dran vorbei jeloofn sin.
Ick klapp also janz schdolz den Plan uff und der Kraftfahra tippt mit n Finga druff: „Hier sind wa!“ Un wat lese ick da? Sem-per-o-per! Der Theaterplatz heißt wejen der Semperoper so! Da schteh ick vor die Oper, die ick mir damals schon ankieken wollte, wo wa aba im Schweinsjalopp dran vorbei sin, obwohl se jrade neu aöffnet wurde, un weeß von nischt! Na, nu hab ick aba die Ooren uffjerissen un mir det prachtvolle Jebäude so richtich anjekiekt. Ja, det is zu Recht n berühmtet Bauwerk! Det daneben der Zwinger schteht, hab ick erst zu Hause zur Kenntniß jenomm.
Aba jenau wie damals bei n Titelkampf, wan wa ooch diesma nich nur zu t Vajnüjen in Dreesdn. Wir sollten eene Flanze for unsan neun Hofjartn abholn. Dazu musstn wa üba det „Blaue Wunder“ fahn. Hurra, ne zusätzliche Bereicherung – Old icke uff det Blaue Wunda! Sehr beeindruckende Brücke. Un so schön himmelblau.
Nachdem wa die Flanze hintn drin hattn in n Bus, sollten wa die Neugersdorferstraße lang, um uff n kürzesten Weech zur Autobahn zu kommn. Kennt ihr die Neugersdorferstraße? Ja, da müssta ooch mal hin. Die hat n Jefälle – also bei Rejen sieht die beschdimmt wie n Wasserfall aus. Drei von uns sind ausjestiejen, weil se teils den altersschwachen Bremsen, teils den Fahrkünsten unsres Fahrers nich trauten. Ick blieb vajnüjungssüchtich sitzn un hab jekichert wie ne Jungfa. Mit de Achterbahn uff n Rummel fah ick in mein Alta nich mehr, aba wenn t zun Ausfluch dazu jehört? Denn aba mal hoppla!!!
Der Bus wurde während die janze Faht von alle Seiten, oben und unten injeschlossn, von de Vejetatzjon jeschdreichelt. Zweemal jings soja noch um de Ecke! Irre, einfach irre! Aba wir sin janz ohne Kratza davonjekomm.
Uff de Suche nach nem jünstijen Schpeiselokal sin wa an de Elbe lang jefahn. Keene Schpur von det schlimme Hochwassa, wat hier vor n paa Wochn noch wa. Nee, die Elbe floss so friedlich dahin, als ob se keen Wässachen trübn könnte. Kleene, silban schimmande Wellchen versüßten uns den Anblick der Raddampfer, die jetze fast die jesamte Elbschifffahrt bedienen.
Am drübschen Ufer die zauberhaften Weinburgen! Die hab ick mal bei n Dia-Vortrach jesehn. Un all die netten Villen und Einfamilienhäuser . . . aach, so hübsch und reich verziert! Man kiekt sich jlatt die Oogen aus.
Nee, trotzdem möcht ick nich hier wohn. Ick kenn mir kaum in Balin aus un hier schon ja nich, un denn müsste ick mir ooch noch det Balinan abjewöhn – alte Reiseweisheit: Wohin du auch kommst, sprich immer in der Art der Leute! - nee, nee. Aba schön is hier, wirklich schön! Da wirste vor lauter Kieken uff die alten Patrizierhäuser, Schlösschen und sonstije historische Jebäude kaum flastamüde. Un schon ja nich, wenn de bequem im Bus sitzt.

Eine Seniorin berichtete auf der Heimfahrt: „Ich war vor dreißig Jahren mal eine Woche mit meinem Mann in Dresden, das hatte uns unsere Brigade zur Silberhochzeit geschenkt. Da sind wir kreuz und quer gelaufen, um so viel wie möglich zu sehen und zu erleben, aber ich sage euch: um die Schönheit dieser Stadt voll auskosten zu können, reicht nicht mal ein Jahresurlaub“.
 

Tinka

Mitglied
Hallo flammarion,
mensch, det is dia aba richtich jut jelugn! Bisken schwea zu lesen, von wejen dem Dialekt,aba jerade det machtet ja so jut!
Liebe Jrüße
Tinka (die zwa keen Balinerin is - manchmal kommen aba die Jene väterlichaseits durch *g*)
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
vielen

dank für s lesen und kommentieren.
ja, das mußte ich schreiben, es war ein soooo schöner ausflug und die germersdorferstr. werde ich mein lebtag nicht vergessen.
lg
 

Doska

Mitglied
Gut
dass ich Berlinerin bin. Da habe ich alles verstanden,
aber so richtig plastisch vorstellen konnte ich mir das alles leider nicht. So etwas muss man - glaube ich - mit eigenen Augen sehen.Aber du hast eine schöne Reklame für Dresden gemacht, so dass man richtig Lust bekommt, diese herrliche Stadt einmal selber zu besuchen, hehe!
Lg
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ach,

warst du etwa noch nicht da? die fahrt lohnt sich wirklich! nicht nur die frauenkirche, der zwinger, das grüne gewölbe, die semperoper, die gemäldegalerie - ich komm schon wieder ins schwärmen. ist alles ziemlich dicht beieinander, aber drin ist es fast unendlich, so viel gibt es zu sehen und zu staunen. aus dem grünen gewölbe haben mich meine kollegen damals kaum rausgekrigt.
lg
 



 
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