Drei Heimchen im Herbst

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Drei Heimchen fand ich am Wegesrand,
- zertreten, zerfressen, zerspalten.
So endet wohl alles, was Lebende band,
wo Ordnungen untrüglich walten.

Sie fiedelten froh einen Sommer lang,
durch mitternachts blauweisse Stunden
und tanzten den Tango mit Gras und Gesang
und barockener Lust am Gesunden.

Jetzt liegen sie dort auf dem nassen Asphalt,
zur Freude vielleicht noch von Schimmel.
Auch der muß sich wandeln, es bleibt nur Gestalt,
- Lebt wohl, Musikanten im Himmel!

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Walther

Mitglied
hi lothar,

die idee ist klasse, das metrum holpert ganz erheblich. dabei möchte ich dir vorschlagen, daß du dich zwischen daktylischem und jambischem rhythmus entscheiden solltest.

am besten, du legst ein silbenbild unter den text, dann wirst du rasch feststellen, wo es überall klemmt, und das ist durchaus nicht nur ein vers, es sind mindestens 4 der 12.

lg w.
 
Hallo Walther,
danke fürs comment. Ja wenn das so ist, ist es so. Ich bin leider ein ungebildeter Mensch, kenne das Wesen der Jamben und Daktylen nicht wirklich - wie heißt das denn auf Deutsch? - und verlasse mich beim Dichten ganz und gar aufs ungefilterte Empfinden.

Die traditionellen indischen Sitar-Lehrer lehren ihre Schüler sogar, in die Ragas kleinere Fehler einzubauen, um zuviel Perfektion zu vermeiden, was ein Werk verdirbt: das Perfekte ist immer tot! - wie die Heimchen, um deren Schicksal es hier geht.
Zum Glück brauche ich mir offenbar über selbstverursachte akademische Leichenstarre keine weiteren Gedanken zu machen.

Sei mir gegrüßt
Lothar
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Lothar,
ich erkenne keinerlei rhythmischen Makel. So wie du dein Gedicht geformt hast, machten es viele Meister der Dichtkunst. - Recht eigentlich handelt es sich aber um eine Nachdichtung (was ja durchaus nicht untersagt sondern gang und gebe ist).
Ein kleiner Hinweis wäre vielleicht nicht schlecht.
LG, der8. (Dreieich ;))

Gern bekenne ich aber, dass ich selber auf die Schnelle nicht auf den (Heine?-) Originaltext komme. Weiß aber:
Drei ... fand ich am Wegesrand usw. - Ging es dabei nicht um Hoffnung?
 

Walther

Mitglied
lb. 8er zwerg,

da ich kein meister der dichtkunst bin, bleibe ich bei meine diagnose: das holpert und rumpelt.

lg w.

lb. lothat atzert,

die eigenschwingung kann täuschen. guter rat ist teuer und rar. man sollte ihn daher freundlich behandeln. sonst kommt er nicht mehr vorbei.

lg w.
 
Hallo, achter Zwerg,
Danke für den Vergleich mit den Dichtkunstmeistern. Allerdings verstehe ich den Verweis auf Nachdichtung bzw. Quellenangabe der Vordichtung nicht. Wenn ich es einmal nötig habe, die schöpferische Leistung Anderer NACHZUDICHTEN, (vielleicht weil sie "leckt")höre ich lieber ganz auf.
Es gibt ein Gedicht vom Heine-Feind Nicolaus Lenau - "Drei Zigeuner" - das hat aber außer der Drei und dem Rhythmus nichts mit meinem "Holperwerk" zu tun.
... womit ich zum nächsten ...
lb.= lieb?
Also lieber Walther,
die Eigenschwingung kann täuschen, ja,
aber das Empfehlen einer Dicht-Schablone (Silbenbild haha!) einem Menschen, den man (noch?) nicht kennt, ist heikel. Ich will ja nicht gleich von Platzhirschsyndrom sprechen ... na gut, jetzt hab ich es getan - ich mein's nicht allzu ernst, aber doch ernst genug, um es zur Sprache zu bringen: bin aus dem lyrischen Krabbelstubenalter raus.

Mit freundlich-gedrosseltem Geröhre
Lothar
 
So, nun hab ich es gefunden - das NicolausLenau-Gedicht:

Drei Zigeuner fand ich einmal
liegen an einer Weide
als mein Fuhrwerk mit müder Qual
schlich durch die sandige Heide

Hielt der eine für sich allein
in den Händen die Fiedel
spielt umglüht vom Abendschein
sich ein feuriges Liedel

Hielt der zweite die Pfeif im Mund
blickte nach seinem Rauche
als ob er vom Erdenrund
nichts zum Glück mehr brauche

Und der dritte behaglich schlief
und seine Harfe am Baum hing
über die Saiten ein Windhauch lief
über sein Herze ein Traum ging

An den Kleidern trugen die drei
Löcher und bunte Flicken
aber sie boten trotzig und frei
Spott den Erdengeschicken

Dreifach haben sie mir gezeigt
wenn uns das Leben umnachtet
wie man's verraucht, verschläft und vergeigt
und wie man´s dreimal verachtet

Nach den Zigeunern lange noch schau´n
mußt ich im Weiterfahren
nach den Gesichtern dunkelbraun
nach den schwarzlockigen Haaren


Die Drei und die Fiedel - reicht das, um "Plagiat" genannt zu werden?
 
A

AchterZwerg

Gast
Aber Lothar, erstens meine ich dieses Gedicht nicht und zweitens ist eine Nachdichtung kein Plagiat.
Es gibt beispielsweise eine Reihe von Nachdichtungen der "Bürgschaft" insbesondere im Bereich der komischen Lyrik. Das hat mit Plagiaten überhaupt nichts zu tun! Es geht bei Nachdichtungn lediglich darum, den Rhythmus eines Klassikers oder Romantikers aufzunehmen und ein bis zwei eingängige Verse, damit jeder weiß, worum es sich handelt.
Also ärgere dich nicht unnötig; du hast einfach etwas missverstanden.
Mir kommen halt deine Anfangsverse bekannt vor; das ist alles.

LG, der8.
 
A

AchterZwerg

Gast
Nur damit du siehst, dass ich nicht spinne
https://www.google.de/webhp?sourcei...ion=1&bav=on.2,or.r_gc.r_pw.&biw=1015&bih=455
dieses Thema ist sogar von Rappern aufgenommen woren.
Es git einen Klassiker / Romantiker, der so heißt. Entweder:
Drei Blumen fand ich am Wegesrand oder, was ich stärker vermute:
Drei Frauen fand ich am Wegesrand ...
Ich vergesse selten einen Text oder speziellen Rhythmus. - Deshalb wunderte ich mich noch einen Tic mehr über Walthers Bemerkung. ;)
Kränken wollte ich dich keinesfalls; im Gegenteil! Ich mag es, wenn man Klassikern oder Romantikern auf diese Weise huldigt. -Falls es sich einfach um einen Zufall handeln sollte, ist das auch ok - so oder so: kein Grund sich zu grämen. ;)
LG, der8.
 



 
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