@ Eve,
Entschuldigung für mein Fremdwörteln.
"olfaktorisch" = geruchlich
"gustatorisch" = geschmacklich
"auditorisch" = tonlich = Hören
Menschen sind zwar "Augentiere", der optische Teil unseres Hirns ist riesig, aber er ist auch relativ neu.
Sehr viel älter sind jene Hirnteile, die Gerüche und Geschmack verarbeiten (und das Hören), und diese beiden Sinnesqualitäten sind auch direkt mit dem Limbischen System verknüpft, und im LS werden unsere Gefühle/Ängste/ ja sogar in einer Filiale davon unsere Erinnerungen gemanaged.
Dshalb "malt die Erinnerung" immer mit dem guten, dem "goldenen" Pinsel, wenn wir uns an ziemlich lange Vergangenes erinnern = überwiegend positive Gefühlsaufladungen für Alterinnerungen/ für erlittene Traumata auch negative, und die dann oft ins Absurde überzeichnet = "gespenstisch" usw.
Die Geschmacks- und Geruchsverarbeitung, ebenso die Ton"farbe" beim Hören stehen also direkt mit dem LS, dem Gefühls"zentrum" im Hirn (es gibt Unterabteilungen dabei) in Verbindung, und das hat ganz praktische Konsequenzen fürs Welterleben des Lebewesens: Geschmack, Töne, Stimmen und besonders auch Gerüche korrelieren in der Wahrnehmung ganz deutlich mit emotionalen Resonanzen, lösen sie aus, verstärken sie, usw.
Dabei mit bedenken, dass es sog. Pheromone gibt, chemische Substanzen, die jedes Lebewesen als unterschwellige aber höchst-wirksame Signalstoffe über Schweiß, Atmung, Haut/Fellgeruch usw. abgibt, und die Lockstoffe, Aversionsstoffe, Sexstoffe, Immuninformationen, Gesundheits-Status-Informationen, und bisher unbekannt mehr/ des betreffenden Lebewesens enthalten - und auch Menschennasen haben dafür Empfänger (obwohl reduzierte).
(Wenn zb ein Hund an dir riecht, dann hat er danach sowas wie eine 3D-Landkarte deiner aktuellen Befindlichkeiten "vor Augen", einschließlich deines Sexualzustandes, deines Gesundheitszustandes, deines Gefühlszustandes, usw.)
Weil Geschmack, Geruch, Hören (hpts. Tonfarben) direkt mit der Gefühlswelt hirnlich verschaltet sind, ist leicht zu verstehen, warum die Stimme eines Partners "Sehnsucht" auslösen kann, die Stimme eines anderen "Antipathie", warum Parfümgerüche und die "Farbe" von Schweißgerüchen/Hautgerüchen intensive Gefühlsqualitäten für den Empfänger haben - und diese "Verdrahtung" ist uralt, von der Evolution sehr früh erfunden, praktisch "fest-verdrahtet" = hardware
Dieses System ist natürlich hoch-aktiv, wenn sich Partner finden (Sexualpartner, während der Fortpflanzung, bei der Schwangerschaft, während der Jungenaufzucht, etc.) - es ist ein fundamentales, überlebensnotwendiges System, welches den Lebewesen die grundsätzlichen "Loipen" durch ihre Leben -auto-pilotisch- vorgibt (ohne Bewusstseinsfunktionen oder Verstandes-Instanzen zu benötigen, läuft also völlig unbewusst ab).
Dreh- und Angelpunkt des Ganzen im Hirn = das Limbische System im Umfeld des Hippocampus = uralte feste Programmierung. Und im LS werden alle unsere Gefühle gemacht.
Und jetzt noch der Knackpunkt:
Wenn wir geboren werden, ist unser Verstandeshirn samt Sprache, Logik und Ratio noch nicht aktiv (dies alles ist evolutionstechnisch noch sehr neu) - was nachgeburtlich aber direkt aktiv sein muss, als Autopilot, der uns weiterleben lässt, bis mit 2-4/1-3 Jahren das rationale Hirn startet, ist just das LS samt Filialen (anatomisch grob: die rechte Hirnhälfte zusammen mit Zwischen- und Althirn enthält unsere Autopiloten.
Und diese Gefühlswelt ist: averbal, alogisch, großenteils bewusst(seins)los, sie selbst kann nicht zwischen Lebewesen-innen und Lebewesen-außen, also zwischen dem später erst auftauchenden "Ich" und "Umwelt" unterscheiden ("Animismus" genannt = Alles ist beseelt, ist Eins, es gibt keine Zeit), und dies aus dem einfachen Grund, dass dafür ein Immunsystem notwendig ist, und dass dieses Immunsystem erst zeitparallel zusammen mit Sprache, Logik und Selbstbewusstsein entstehen wird (im Alter von 2-4/1-3 Jahren bei Menschen)
Auch der erwachsene Mensch verfügt noch, unterhalb seiner Verstandesebene, über dieses Gefühle-System, und immer dann, wenn Autopiloten benötigt werden, schaltet er völlig unbewusst auf dieses System um und nutzt seine Funktionen.
Du kennst das als zB Verliebtseins-Befindlichkeiten: Alles ist eins, mit dem Partner verschmelzen, seine Stimme, seinen Geruch, selbst sein Aussehen und seine Gestik/Mimik als anziehend, erotisierend, sympathisch usw. zu erleben - wunderschön, intensiv, wie im Traum, mit Worten nicht wirklich wiederzugeben, euphorisierend, "die Liebe" unabwendbar wie "Schicksal", und in diesem Zustand verändert sich sogar das Zeiterleben ganz drastisch, sie geht zB im Fall des Zusammenseins immer zu schnell, und wenn man aufeinander warten muss, dann zerdehnt sie sich zur Ewigkeit, man ist sich sicher "diese Liebe muss ewig sein" (animistisch-"ewig" = es gibt keine Zeit/ verstandlich-"ewig" = es gibt unendlich viel Zeit) usw usw
Technisch gesprochen ist das nur der/ein massiver Einbruch des frühkindlichen Animismus in die Welt der linken Hirnhälfte = "Liebe/Zuneigung/Sympathie" machen deshalb "blind", weil sie mehr oder weniger das Bewusstsein/die Funktionen der linken Hirnhälfte reduzieren, auf Null setzen.
Das Hirn arbeitet währenddessen halt im -sagen wir- "Limbik-Modus", und der ist großenteils autopilotisch, und vom rein-Rationalen her betrachtet, sind deshalb intensiv-Verliebte, intensiv-Entliebte, gerade Getrennte, gerade sich Findende u.ä. tatsächlich unzurechnungsfähig, unzurechnungsfähig nach Maßstab des Verstandes, indes voll zurechnungsfähig nach Maßstab der festprogrammierten Überlebensfunktionen aller Lebewesen = des Limbischen Systems .
Genug Hirnliches und kalt-Technisches, zurück zu Deinem Text:
In Anbetracht des oben Geschilderten: Geschmack, Gerüche, Tonfarben des Partners arbeiten als animistische Signale, die -im positiven Fall- euphorisieren = "glücklich machen", so ist die Kehrseite der Sache, dass dieselben Signale -im negativen Fall, zB einer Trennung- dysphorisieren = "höchst unglücklich machen", und weil das LS eigentlich nur "0" und "1" kennt, also "weiß" oder "schwarz", dann auch drastischer Absturz ins Unglücklichsein, solange halt, bis der LS-Modus verlassen wird und der Verstand (linke Hirnhälfte) wieder die funktionale Oberhand gewinnt.
(danach haben Normal-Erwachsene frisch-Entliebte -vorübergehend- meist erstmal genug vom Rauschzustand der Liebelei, und sie stürzen sich dann mit Vehemenz in ihre rationalen Lebensaufgaben, häufige verrationalisierte (und daher verräterische) Begründung dann: "ich muss erstmal was für mich tun", "ich muss weiterkommen", "man kann auch alleine glücklich sein", "ich suche ab jetzt mein Glück in meiner beruflichen/hobbymäßigen Karriere", usw)
Soweit.
Auch die Stimme des Partners (seine Tonfarbe) ist ein Attraktivum = Grund zur Liebe, und im inversen Fall Abschied: Grund zur Trauer.
Dies hättest Du in Deinem Text besser und genauer ausarbeiten sollen, womit Dein Text noch besser das ausgedrückt hätte, was Du eigentlich (unbewusst) ausdrücken wolltest:
(1) In der Luft noch ein Rest deines Parfums,
(2) Schritte auf dem Weg hinaus.
(3) Die Tür fällt ins Schloss,
(4) setzt einen Laut unter die Stille
(5) unseres letzten Gesprächs.
(1) ist klar = Parfüms, Körpergerüche, selbst die Gerüche der Lieblingsessen, der Lieblingsblumen, der Seifengeruch am Handtuch usw. sind LS-Attraktiva = Animistika = wirken als starke Amulette
(2) ist schon bedrohlich, denn es sind zwar die Schritte des fortgehenden Partners, aber "Schritte" enthalten keine Tonfarben, sind also bereits "bedrohlich" fremdartig = auf Distanz
(3) ist dasselbe wie (2) und verstärkt den Eindruck des Einbruches von bereits Fremdhaftem in die vorher gegebene animistische LS-Liebes-Idylle. Dass die Türe sich schließt, ist das optisch-endgültige Symbol, aber wichtiger, schlimmer, das dabei gehörte völlig farblose, neutrale, unbeteiligte, "abstoßende", bedrohliche Geräusch (ohne LS-Tonfarben).
Eine entzweite Parterschaft ist -logisch gesehen- ein Zugewinn an persönlicher Freiheit, wird aber emotional im akuten Fall genau invers, nämlich als Gefangennahme in einer "erstickenden" seelischen Leere erlebt (solche Effekte von mir "magische Umkehrung" genannt). Das animistische "Alles ist Eins" scheitert hier daran, dass es eben doch eine Umwelt gibt (zu der der Partner jetzt wieder gehört) mit eigenen Gesetzen und Widerständlichkeiten, und dies ist eine Ur-Frustration, weil hier das "Alles ist Eins", "Grenzenlos" punktuell verletzt wird, denn der weggehende Partner setzt dem erlebten Liebes-Animismus hier ein Begrenztsein, und zwar auf seinem ureigenen "Schlachtfeld" (das ist die Geschichte mit dem Raum im letzten Abschnitt Deines Textes, wobei das räumliche Entfernen des Partners und der hinterlassene materielle leere Raum nur hilfsweise Vergegenständlichungen der ablaufenden seelischen Mechanismen sind: Wenn der Partner geht, wird der zur Verfügung stehende physikalische Raum leer und größer, aber der vorher unter Einschluss des Partners emotional so erlebte =unbegrenzte= seelische Raum des "Alles ist Eins" schrumpft zurück auf das Gefängnis mit dem Namen: "ich bin jetzt (und mit meinen Gefühlen) ganz alleingelassen" = hilflos wie ein Kind ohne Mutter !!)
[es gibt ein sehr taugliches Tropfenmodell für den betreffenden seelischen Mechanismus]
(4) wird hier auch sehr gekonnt ausgedrückt "setzt einen (völlig neutralen, unbeteiligten, farblosen) Laut unter die Stille, und dieses Stille allerdings, die hat eine Farbe, die grelle Farbe des Schmerzes, sie schreit in Ohren und Seele
(5) hier wäre meine Kritik: Meintest Du wirklich hier nur ganz neutral "Gespräch" = wichtige Inhalte eines letzten Gespräches, oder wolltest Du eigentlich darauf abheben, dass dabei ein letztes Mal das tonal/stimmliche Amulett = die Stimme des noch anwesenden Partners aktiv war = die quasi letzte Suggestion, bevor der Liebes-Animismus dann zusammenbrach?
Denn der grausam neutrale unbeteiligte Laut, den die Türe UNTER das letzte Gespräch setzt, den setzt sie eigentlich als a-personales Geräusch unter die geliebte/sympathische Stimme (Tonfarbe/Timbre) des entliebten Partners - und dies erst gibt dem Geräusch der zuschlagenden Türe eine -im Bild- überwertige Bedeutung, sodass es sich lohnt, dies ausdrücklich zu schildern (was Du ja gemacht hast).
[Zurück bleibt ein
leerer Raum,
nicht nur in mir.]
Nein, der leere Raum bleibt auch im entliebten Partner, und zwar ebenfalls als erstmal geschrumpftes seelisches Gefängnis, auch bei ihm ist der bisher gelebte Animismus der Verliebtheit an eine Grenze der rationalen Erwachsenen-Realität gestoßen - und um beide herum ist nun auch mehr leerer Raum, nämlich das normalphysikalische "mehr Platz", wobei "Raum" als Begriff besser ist, denn als diffus-multidimensionaler Erlebensraum enthält er natürlich auch die Hoffnung/die averbale Anfrage, dass sich vielleicht alles wieder einrenken mag mit der Liebelei und dieser Animismus doch noch weitergehen kann = das heimliche Warten auf neue LS-Euphorisierung (wäre die einfachste Form = die am wenigsten Energie-aufwendige für das betreffende Lebewesen, das ansonsten seinen Status in der Realität mit viel Aufwand verändern muss um seine Chance auf erneute euphorisierende Wechselwirkung zu erhöhen)
PS:
Mein Trost für alle Entliebten (ich bin 55 und kann über diese Art von Hobby nur noch sehr müde lächeln):
(a) Jeder Abschied ist ein kleiner Tod, tatsächlich stimmt das, aber hinter jedem solchen Tod flammt des grelle Licht des Lebens weiter, wenn man, ja, wenn man sich nur willig darauf einlässt.
(b) Leere Räume, besonders wenn sie plötzlich eintreten (Räume "sind" nicht, sondern sie ereignen sich als Prozesse, wie alles in dieser Welt), können durchaus anfangs erschrecken, aber danach haben sie den unnachahmlichen Vorteil, dass man sie von grundauf und selbst und völlig frei ausgestalten kann mit eigenem, neuen Inventar nach eigenem gusto, vorausgesetzt, man beherrscht die notwendigen tools, solches Werk durchzuführen (ist oft nicht der Fall, und dann ertrinken die Leute tatsächlich in völlig leeren Räumen).