Du (Distichon)

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Scal

Mitglied
Hallo Le,

da lässt sich sinnend verweilen ...
Frage mich, ob nicht auch "lehrend" anstatt "wütend" stimmig wäre - oder statt "wütend" vielleicht besser "zürnend" ?

Gruß
Scal
 

L'étranger

Mitglied
Hi Scal,

das "lehrend" wäre ein anderer Text, den man selbstverständlich auch zu Diskussion stellen könnte. ;-)

Das "zürnend" ist wirklich ein interessantes Wort. Durch das "z" sehr passend.

Gruß Lé.
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Hallo Lé,

Ein Distichon! Der philosophische Inhalt passt gut zu dieser Form. Allerdings frage ich mich, warum du es optisch so auflöst, das braucht es nicht mE. Im Hexa ist "dem" ein bisschen schwächlich. Und ich habe das Gefühl, dass du hier dem Vers geschuldet etwas umständlicher ausdrückst, als es sein müsste:

Bist doch der Welt nur ein Spiegel, in dem sie sich schaut, und gefällt ihr
nicht - das Gesicht, das sie sieht, bricht sie ihn zürnend entzwei.

Vielleicht geht da noch mehr, also mit der Essenz dieser Zeilen:

Bist du nur Spiegel der Welt, bricht sie dich zürnend entzwei.

LG
atira
 

L'étranger

Mitglied
Nein Atira,

der Text ist nicht als Distichon geplant gewesen, sondern durch geringfügige Änderung einer geworden,

und er ist nur scheinbar eine philosophische Äußerung, sondern zeigt sehr viel Affektivität eines LI, die sich gerade in den scheinbaren Füllworten und in der gewählten Formulierung darstellt.

Gruß Lé.
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
der Text ist nicht als Distichon geplant gewesen, sondern durch geringfügige Änderung einer geworden,

und er ist nur scheinbar eine philosophische Äußerung, sondern zeigt sehr viel Affektivität eines LI, die sich gerade in den scheinbaren Füllworten und in der gewählten Formulierung darstellt.
Hi Lé.

Ja, genauso klingt es: wie zufällig entstanden. Distichen (wie hier als Epigramm) gehören aber inhaltlich und vom Versbau her gut überlegt, da gehört schon ein bisschen Mühe aufgewendet. Sprich, es sollte durchaus "geplant" sein, bloß rhythmisierte Prosa tut es da nicht. Die "Affektivität des LI" (die nur Gültigkeit haben könnte, wenn sie aus dem Text herauslesbar ist, was hier nicht der Fall ist) vermag die Leerstellen (Zitat "Füllworte") im Distichon jedenfalls nicht zu rechtfertigen.

LG
atira
 
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L'étranger

Mitglied
Liebe Atira,

du darfst gerne bei deiner Ansicht bleiben, und ich bei meiner, und deine Distichen so schreiben, wie du es dir vorstellst.
Für mich zeigt das nur, dass du nicht magst, was dir nicht gefällt. Das ist ja mir ganz genauso ;-).

Es ist aber deshalb nicht wahrer.

Die schulmeisterliche Attitude ist allerdings beachtlich.

Gruß Lé.
 
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G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Ich entschuldige mich, wenn es nach "schulmeisterlichen Attitude" klang! Mich hat nur deine ungewohnt saloppe Auffassung dieser anspruchsvollen Form verwirrt. Vielleicht triffst du ja irgendwo im Netz noch die wirklichen Experten für diese Formen Ferdi oder Claudi und kannst sie fragen, was sie davon halten, vielleicht liege ich mit meiner Einschätzung je komplett daneben.

LG
atira
 
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L'étranger

Mitglied
Das tut es, liebe Atira.

Claudi hätte gerne das "nur" gestrichen. Aber in der inhaltlichen Diskussion dieses kleinen Textes spielt es eine große Rolle, dass ein enttäuschtes, frustriertes LI genau solche Worte wählen würde, wie "auch ... nur". Deshalb sind diese Worte so geblieben, und der Hexameterteil bedurfte nur einer Auslagerung des Titels.

Ich spiele frei mit den Formen, und schreibe sehr gern auch hexametrische Prosagedichte. Ich fürchte dabei nichts, und tue es gerne.
Weshalb sollte man sich heute sklavisch an Formen und Verwendungszwecke halten? Hexametrische Prosa klingt gut, und holodaktylische Hexamter tun ihren Dienst, wenn du genau diese Füllworte haben willst.

Der Text ist weit entfernt davon, ein philsophisches Epigramm sein zu wollen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Alles ok, schreib einfach, was dir Freude macht! Die meisten können diese Versmaße (Hexameter, Pentameter, Odenstrophen) ohnehin nicht von freien Formen und Prosa unterscheiden. :)

LG
atira
 
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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
das bezweifel ich! distichen haben einen ganz eigenen klang, wer den nicht wahrnimmt, sollte sich sowieso ein anderes hobby suchen ...

ich mags! es reißt mich nicht vom stuhl, aber es liest sich gerade wegen der ... sagen wir, umgangssprachlichkeit, erfrischender als viele deutlich höher geschraubten versuche dieser art.

lg
patrick
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Patrick, wie meinst du das? Ist das für dich jetzt "umgangssprachlich" oder "der ganz eigene Klang" der alten Form? Und was ist daran "umgangssprachlich"? Ist doch ziemich "hochsprachlich" mit "zürnend", "entzwei brechen" - wer sagt das heute noch?
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
umgangssprachlich bezog ich eher auf die wortwahl, ich meinte aber eigentlich eher, dass die wortwahl moderner daherkommt, als bei vielen dichtern, die distichen schreiben. sie ist im vergleich zu vielem was ich gelesen habe, nicht so hochgestochen.viele neigen ja dazu, schnell wie hölderlin zu schreiben. der klang, die musik, ist eine andere sache :)

lg atira
patrick
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
hmm naja, in den jahren, die ich jetzt in den foren erlebt habe, habe ich schon das ein oder andere distichon gelesen. an die namen der dichter erinnere ich mich allerdings nicht. ich kann dir jetzt also keine konkreten fälle vorlegen, dass liegt auch daran, dass mich distichen nur so semi interessieren. mondnein hat einige richtig gute geschrieben...
 
G

Gelöschtes Mitglied 22614

Gast
Ja, jetzt habe wir uns zu weit von diesem Werk entfernt ( außer mondnein mit seiner Hybridform zum Klanggedicht habe ich hier noch niemanden entdeckt, der sich damit beschäftigt). Aber wenn du von "Klang und Musik" sprichst, Patrick, kaum jemand versteht das. Also ist es im Prinzip egal, wenn man in Klammer in dieser Rubrik "Distichon" schreibt, Hauptsache man rhythmisiert? Ein Zweizeiler als Beispiel aus den Xenien:


Deine Muse besingt, wie Gott sich der Menschen erbarmte,
Aber ist das Poesie, daß er erbärmlich sie fand?



Das elegische Distichon - also wenn kein fokussierter Zweizeiler - ist an sich ein Erzählvers, also besteht aus vielen Versen, ein eher kurzes Beispiel ist "Nänie" von F. Schiller oder Brod und Wein von Hölderlin

LG
atira
 
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