Du sprachst darüber

Du sprachst darüber.
Dass wir nur uns selbst haben.
Dass wir uns nur ein paar wenige Lebenssekunden lang
selbst haben. So ganz und gar.
Und dass wir uns in diesen Momenten ängstigen,
so fremd erscheint das Bild.
Wie zum Beweis wischst du über den Spiegel.
Schaust tief hinein, scheinst zufrieden.
Die Summe des Lebens, sagst du,
ist die Erkenntnis des Nicht-Seins. Darüber hinaus,
sagst du, darüber hinaus, gedacht, gesprochen, geschrieben,
gäbe es nicht/s. Es sei eine Flucht.
Eine Flucht vor der Angst vor uns selbst.
Ich schaue dir bei deinen Worten über die Schulter.
Schaue in den Spiegel, sehe dich nicht,
nur eine gespenstige Gestalt, die sich für den Bruchteil
einer Sekunde selbst sieht und flieht.
Hab keine Angst, sagst du zum weggewischten Ich.
Der Schmerz dauert nur ein Leben lang.

Hab keine Angst, sagst du zum weggewischten Ich.
Der Schmerz dauert nur ein Leben lang.

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Einer dieser Sätze, Otto, die auf den Grund dessen, was wir Seele nennen, sinken und dort lange spürbar liegenbleiben.

Was mir auch besonders gefiel: das "du sprachst darüber" des Titels erzeugt in mir das Gefühl der Stimmigkeit zum "über den Spiegel wischen" so als gelte es, das Rauhe durch diese Bewegung (darüber) aufzuweichen. In der Metapher: den Schmerz erträglich zu machen.

Grüße von Elke

Hab keine Angst, sagst du zum weggewischten Ich.
Der Schmerz dauert nur ein Leben lang.

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Oh ja, hier kann ich Elke nur zustimmen. Das geht tief. Wie der komplette Text, vom ersten Wort an.

Das sind die Texte, die Prosazüge haben, aber doch so tiefgehende, so ergreifende Lyrik sind. Zumindest mir erging es so, dass ich von Beginn an hineingezogen werde in die Welt dieser wohlgewählten Worte, die mich dann auch nach dem Ende noch nicht loslassen.

Es gibt Texte, da fühlt man sich sofort angesprochen, mitgenommen, verstanden und verstehend. Für mich ist das solch einer.

LG
Beba

Lb. Otto,

mein Herz fühlt jede Silbe Deines Textes und meine Tränen kämpfen.

Durch diese Un-/Stimmigkeit habe ich das Kostbarste verloren was ich je in meinem Leben besessen habe.


Ein wunderbares Stück - wie gewohnt

liebe Grüße
equinox

Ich danke euch.


Du bist fort

Es ist still geworden
Ich schreie in die Nacht
Doch die Sterne schweigen
Nur meine Gedanken klingen nach

Hörst Du jetzt auf mir das Wasser in die Augen zu treiben?

Das wollte ich wohl Meinen, dass es in "das Beste" landet


LG
equinox

Lieber Otto,

längere Zeit war ich nicht dazu gekommen, Deinen Text wirklich in mich einsinken zu lassen.

Deine Textstelle:"Eine Flucht vor der Angst vor uns selbst" ließ mich immer wieder ratlos zurück.

Jetzt endlich bin ich zu meinem Verständnis gelangt, was natürlich nicht auch das Deine sein muss.

Die Angst vor uns selbst bedeutet jetzt für mich die Angst vor der möglichen Tiefe unserer Wahrnehmung über uns selbst, was natürlich auch beinhaltet, dass ein Schmerz eine unglaubliche Tiefe haben kann. Aus dem Zusammenhang Deines Textes erschließt sich mir diese Zeile so.

Wie Du Deine Aussagen mit Hilfe des Spiegels deutlich machen kannst ist ein lyrisches Meisterwerk.

Tröstlich finde ich auch, dass Du über etwas verfügst, um Dich mitteilen zu können, eben über diese Begabung derartig gekonnt mit Sprache umgehen zu können. Etwas aussprechen zu können, bringt immer schon ein Körnchen Erleichterung.

Dir Alles Liebe
Vera-Lena

toll

ich finde dies
deine beste schrift
lieben gruss milko

Liebe Vera-Lena...

'Etwas aussprechen zu können, bringt immer schon ein Körnchen Erleichterung'

So ist es. Ich danke dir für deine wohltuenden Worte. Und ja...
manchmal ängstige ich mich vor der Tiefe der Eindrücke und wende mich vor ihnen (vor mir) ab.

Danke auch die, lieber Milko.

Letztendlich können wir uns glücklich dafür schätzen, dass uns das wort nicht fremd ist.

Letztendlich können wir glücklich darüber sein, dass uns das wort nicht fremd ist.