Du sprichst von Trost

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Ralf Langer

Mitglied
Du sprichst von Trost

ich hab ihn nicht gefunden:
Nicht in der Bläue
lauer Sommerstunden;

nicht in der Tiefe
einer Nacht, die sternetrunken
um mein Wachen stieg.

Was ich stets fand
nahm seinen Weg
fernab von allem Land,

und endete in Wellen
- endete am Strand
sind alle Muscheln leere Gräle

sind Form, sind Hülle - Tand
darin ein Ton - ein Klang,
ein Wort wie Trost,

es täuschte mich,
es ist nur ein:
Das ist dir zugelost.
 

Label

Mitglied
Lieber Ralf Langer

Das ist dir zugelost - Kismet ?

Da ist natürlich die Frage weswegen trauert LyrIch, dass es des Trostes bedarf. Was hat es unwiederbringlich verloren?
einen Traum, eine Ideologie, oder eine Lebensgrundlage?

Dieses Gedicht beschreibt in anmutigen Worten und Klang die Suche nach innerem Frieden. LyrIch sucht im Außen die Lösung für das Innere und ist enttäuscht wenn es verheißungsvollen Grälen nachspürt, die sich als leer erweisen.
Bitter klingt der letzte Vers, weil es nur ist.
Jedoch das einzige das jedem bestimmt ist, ist der Tod.
Alles andere kann sich durch eigenes oder anderes Wirken verändern.

Ich habe mich gerne mit deinem Gedicht beschäftigt.

Liebe Grüße
Label
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo label,

ja kismet könnte ein wort sein oder das bennsche
du mußt

ich freue mich über deine expliziten äußerungen
zum klangbild des stückes.
das liegt mir sehr am herzen.

auf der anderen seite nichtes ist so wie der trost
der eigenen mutter...

danke für deine worte

ralf
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Ralf,

auch mir gefällt Dein Gedicht ausgesprochen gut. Das unstillbare Bedürfnis nach Trost, ein (ursprünglich kindliches) Hoffen, das immer wieder enttäuscht wird. Was fehlte kann nicht "nachgefühlt" werden und bleibt doch gerade deshalb so präsent und elementar ...

Rhythmisch bzw. sprachlich finde ich die vorletzte Zeile noch nicht ganz rund. "Es ist nur ein" holpert im Gegensatz zu dem sonst sehr rhythmischen Resttext. Hab noch keine Idee, denke aber drüber nach.

Viele Grüße

Hannah
 

Ralf Langer

Mitglied
Du sprichst von Trost

ich hab ihn nicht gefunden:
Nicht in der Bläue
lauer Sommerstunden;

nicht in der Tiefe
einer Nacht, die sternetrunken
um mein Wachen stieg.

Was ich stets fand
nahm seinen Weg
fernab von allem Land,

und endete in Wellen
- endete am Strand
sind alle Muscheln leere Gräle

sind Form, sind Hülle - Tand
darin ein Ton - ein Klang,
ein Wort wie Trost,

es täuschte mich,
es war nur ein:
Das ist dir zugelost.
 

Hannah Rieth

Mitglied
Was hältst Du von:

Ich täuschte mich

Und kannst Du mit meinen Assoziationen etwas anfangen? Nur wenn Du etwas dazu sagen magst ...

Lieben Gruß

Hannah
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo hannah,

das ist eine schwierige entscheidung.

denn der inhalt würde sich sehr ändern.

es ist was anderes ob ich mich täusche oder ich getäuscht werde.

nichtdesttrotz

ich denke darüber nach

ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo hannah,

"Das unstillbare Bedürfnis nach Trost, ein (ursprünglich kindliches) Hoffen, das immer wieder enttäuscht wird. Was fehlte kann nicht "nachgefühlt" werden und bleibt doch gerade deshalb so präsent und elementar ..."

ich denke mein text bleibt - was die bedeutungsebene von "trost"
angeht - offen.

und das ist auch beabsichtigt.

in meiner welt hängt trost - treue - vertrauen; zusammen.

in einem christlichen kontext ist er eschatologisch, er betrifft die letzten dinge.

die letzten dinge sind nicht immer zwingend der eigene tod, die begenung mit ihm, drängt die frage nach trost auf.

von daher ist mein lyrisches ich - vielleicht auf abwegen -
denn es sucht in den "dingen"

und die antwort ist eher "zwingend".

du kannst "es" nicht ändern. aber dinge die sich nicht ändern lassen, verlieren vielleicht ihren schrecken, wenn man ihnen angesichtigt wird..

soweit einmal meine gedanken

ralf
 
O

orlando

Gast
Hallo Ralf,
mich überzeugt das Gedicht durch Klang und Rhythmus, wobei ich Hannah in ihrer kleinen Mäkelei Recht gebe.
Zwei Dinge möchte ich selber noch anmerken:
Da ist einmal das "sternetrunken", das für mich in letzter Zeit etwas zu häufig benutzt wird. Du könntest es evtl. durch das mindestens ebenso schöne "dunkeltrunken" (orlandisch?) ersetzen. ;)
Und dann die "Gräle" *seufz.
Wenn überhaupt, dann "Grale" für diesen einmalig schönen stoffgewordenen Gottesgedanken (die Göttergedanken).
Damit erschöpfen sich jedoch meine Einwände.
Du sprichst von Trost

ich hab ihn nicht gefunden:
Nicht in der Bläue
lauer Sommerstunden;

nicht in der Tiefe
einer Nacht, die sternetrunken
um mein Wachen stieg.

Was ich stets fand
nahm seinen Weg
fernab von allem Land,

und endete in Wellen
- endete am Strand
sind alle Muscheln leere Gräle
Der Trost: Nicht oben, nicht unten, nur Meer (mehr Weg) und leere Grale.

sind Form, sind Hülle - Tand
darin ein Ton - ein Klang,
ein Wort wie Trost,

es täuschte mich,
es war nur ein:
Das ist dir zugelost.
Jetzt läufst du zur Hochform auf und zwar formal wie inhaltlich (das Los, vortrefflich).
Sehr, sehr schön.

Mir gefällt auch, dass du, wie von mir eingangs erwähnt, Klang, Rhythmus und Bedeutung in Einklang bringst - und zwar (auch) durch die Form selbst, sich gleichsam zärtelnd persiflierend:

sind Form, sind Hülle - Tand
darin ein Ton - ein Klang
Das hat was!

Dir einen erfreuten Gruß
orlando
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo orlando,

ja, ja, das sternetrunken, im nachgang nähere ich mich eurer einschätzung an.
ich werde einmal meinen wortschatz durchforsten nach einem treffenden wort.

danke für deine auslassungen. das freut mich sehr
lg
ralf
 



 
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