Du wolltest mir von deinen Gedichten erzählen

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Du wolltest mir von deinen Gedichten erzählen
und wie sie dich ansprangen, nachts um halb eins,
du wolltest nur die besten erwählen
und schriebst schlussendlich keins.

Du wolltest mir deine Geschichten schildern,
so schön und bunt und so grell.
Du wolltest sie herrlich bebildern,
es ging bis jetzt nicht so schnell.

Du wolltest mir deine Bilder erklären,
in deinem Kopf schon lange gemalt,
und dass sie bald fertig wären,
das hatte ich fast schon geahnt.

Du wolltest mit mir musizieren,
auf dem Klavier, ein von dir komponiertes Stück,
auf dass wir uns in der Musik verlieren,
doch die Noten blieben beim Umzug zurück.

Du hast so viel Zeit, mir zu berichten,
was alles einfach nicht richtig klappt.
Nicht mit Musik, Gedichten, Geschichten,
deine Arbeit wird ständig gekappt.

Für ein Bild will ich Modell stehen, mein Freund,
ein Bild, das nicht nur im Kopfe gemalt,
das, von deinen Erfahrungen gesäumt,
dich und mich für immer verzahnt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nicht mit Musik, Gedichten, Geschichten,
deine Arbeit wird ständig gekappt.
Sollte es da nicht .heißen ..
Wird deine Arbeit ständig gekappt

By the way
Sehr wahre Erkenntnis ... aber wer zu viel an Träumen und Wünschen anhäuft, muss zwangsläufig der Ernüchterung anheim fallen, wobei die Lösung so einfach erscheint, wie in V6 beschrieben.

Sieht man über wild wechselnde Kadenzen und häufiger Senkungsprall hinweg, ist es ein sehr schönes Gedicht.

Auf jeden Fall hat mich dein Name auch an meine Lieblingssendung Flipper erinnert.
Beislgrüße
 
Hallo hans beislschmidt,

danke für deinen Kommentar.

Sollte es da nicht .heißen ..
Wird deine Arbeit ständig
Eigentlich nicht, die Zeile davor bezieht sich ja darauf, dass mit Musik, Geschichten, Gedichten nichts so richtig klappt. Zugegeben, die Zeile ist nicht gerade so richtig gut...

Sieht man über wild wechselnde Kadenzen und häufiger Senkungsprall hinweg, ist es ein sehr schönes Gedicht.
Danke - ich dachte, die Kadenzen könnten sich in Gedicht abwechseln - aber du meinst sicher, dass sie sich unregelmäßig abwechseln? Habe ehrlich gesagt gar nicht darauf geachtet, gut, dass du es anmerkt. Ich werde versuchen, das zu verbessern.


Schöne Grüße
SilberneDelfine
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin auch nicht gerade der Metrik Meister aber James Blond ist da sehr trittsicher. Schreib ihm doch mal. Das Gedicht hätte es verdient.
Beislgrüße
 
Ich bin auch nicht gerade der Metrik Meister aber James Blond ist da sehr trittsicher. Schreib ihm doch mal. Das Gedicht hätte es verdient.
Beislgrüße
Danke, freut mich einerseits ja, dass du das so siehst. Ich kenne auch unsere Meisterdichter hier, aber ich denke, wenn sie das Gedicht interessiert, werden sie von selbst dazu schreiben. Ich möchte da wirklich keinem auf die Nerven gehen (ich mag es auch nicht, wenn ich angeschrieben werde: „Schau bitte mal, was ich geschrieben habe").
Außerdem habe ich einige Bücher über Metrik... Ich ixe das einfach mal sorgfältig durch. Hätte ich mal direkt machen sollen... :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Jaja, die Metrik.

Liebe SilberneDelfine!

Das Verstehen der Metrik eines Gedichts oder sonst irgendeines Textes geschieht nicht durch deduktive Ableitung von vorgegebenen Regeln, sondern induktiv durch Bebachtung dessen, was man liest.
Zum Beispiel, indem man sich die erste Strophe vorliest, in der die Grundmuster erkennbar sind, in denen das Lied fließt:
Du wolltest mir von deinen Gedichten erzählen
und wie sie dich ansprangen, nachts um halb eins,
du wolltest nur die besten erwählen
und schriebst schlussendlich keines.
xXxXx Xx xXx xXx - der erste Vers hat fünf Hebungen, die Unbetonten dazwischen füttern sie als Jamben - xX - oder Daktylen - Xxx - bzw. Amphibrachyen - xXx - aus. Jamben kann man auch als Trochäen mit Auftakt lesen, das gilt immer - (x)Xx:
x Xx Xx Xxx Xxx Xx
x Xxx Xxx Xxx X
x Xx Xx Xxx Xx
x X xXx X

Die letzte Verszeile dieser ersten Strophe hat nur drei Hebungen. Warum nicht. Das lese ich als gelungene Verdichtung.

Noch einmal: Die Metrik eines Gedichts, das man schreiben will, kann natürlich aus Vorgaben gewählt werden, Aber grundsätzlich ist sie frei, sie wird nicht vorgegeben, sondern induktiv erschlossen, von Leserseite her, nicht von Verfasserseite her (wobei die Verfasserin immer als erste Leserin der Verse gelten darf).

Probleme kann man sich - ganz allgemein gesprochen - machen, indem man Füllungen von drei Unbetonten zwischen die Hebungen fügt. Man kann. Man muß nicht.

Man kann sich am natürlichen Sprachfluß orientieren.
Man kann, man muß nicht.

Natürlich kann man Dr. Blond um Rat fragen. Wenn Du Pech hast, schreibt er Dir eine medizinische Ferndiagnose und läßt Dich einliefern. Davor rettet Dich in der Leselupe keiner. Vor allem nicht mein Namensvetter, der Dich ihm ausliefern will.

Also lies Deine Verse selbst, natürlich vor Dich hinlesend, kommunikativ sprechend, dann zeigen sie ihre eigene Melodie. Das ist absolut das einzige brauchbare Kriterium!
Man kann Kriterien für das Metrum vorgeben, man muß nicht.
Denn:

Wir sind hier nicht in den "Festen Formen",
sondern im freieren Feld des "Gereimten".
Noch!

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Jetzt bin ich beruhigt Delfine, HansZ hat es ausführlich beschrieben. Die Lesart des individuellen Dingsda folgt dem Schema anything goes und auch das ist ein Teil der lyrischen Wahrheit oder Ziel der Eingebung.


Du wolltest mit mir musizieren,
xXxxXxxXx
auf dem Klavier, ein von dir komponiertes Stück,
xxXxxxXxxXxX
auf dass wir uns in der Musik verlieren,
xXxXxxXxxXx
doch die Kom-po-si-tion-en blieben beim Umzug zurück.
xxXxXxXxXxxXxxX

Ich kann mir vorstellen, dass du an dem Wort Kompositionen (3 Hebungen) hängst aber vielleicht gibt's Alternativen, wie Klänge, Töne, Noten oder ähnliches. Wenn es aber - so wie es ist - passt, dann sollte es so bleiben, bevor man mit dem spitzen Bleistift die Eingebung zerstrichelt.

Beislgrüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Mondnein,

vielen Dank, dass du dich so ausgiebig mit meinem Gedicht beschäftigt hast! Hat mich sehr gefreut :).

xXxXx Xx xXx xXx - der erste Vers hat fünf Hebungen, die Unbetonten dazwischen füttern sie als Jamben - xX - oder Daktylen - Xxx - bzw. Amphibrachyen - xXx - aus. Jamben kann man auch als Trochäen mit Auftakt lesen, das gilt immer - (x)Xx:x Xx Xx Xxx Xxx Xx
x Xxx Xxx Xxx X
x Xx Xx Xxx Xx
x X xXx X

Die letzte Verszeile dieser ersten Strophe hat nur drei Hebungen. Warum nicht. Das lese ich als gelungene Verdichtung.
Schön, ich dachte schon, das sei ein Fehler.

Die Metrik eines Gedichts, das man schreiben will, kann natürlich aus Vorgaben gewählt werden, Aber grundsätzlich ist sie frei, sie wird nicht vorgegeben, sondern induktiv erschlossen, von Leserseite her, nicht von Verfasserseite her (wobei die Verfasserin immer als erste Leserin der Verse gelten darf).
Ich dachte immer, man müsse die Metrik so perfekt wie möglich machen (nicht dass ich je ein perfektes Gedicht geschrieben hätte).

Ich wollte ein supergutes Gedicht schreiben, an dem metrisch nichts auszusetzen wäre, habe dann paarmal angefangen und keinen einzigen guten Satz zustande bekommen, weil ich von der ersten Silbe an auf Metrik geachtet habe. Bestenfalls war das hölzern. Dann habe ich das alles weggewischt und nach Gefühl gedichtet.

Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, ist das durchaus erlaubt, oder anders ausgedrückt, es ist nicht unbedingt ein schwaches Gedicht, wenn es nicht nach metrischen Vorgaben geschrieben ist?

Eigentlich hast du die Antwort ja schon gegeben:

Man kann Kriterien für das Metrum vorgeben, man muß nicht.
Nochmals herzlichen Dank!

LG SilberneDelfine
 
Zuletzt bearbeitet:
Du wolltest mit mir musizieren,
xXxxXxxXx
auf dem Klavier, ein von dir komponiertes Stück,
xxXxxxXxxXxX
auf dass wir uns in der Musik verlieren,
xXxXxxXxxXx
doch die Kom-po-si-tion-en blieben beim Umzug zurück.
xxXxXxXxXxxXxxX

Ich kann mir vorstellen, dass du an dem Wort Kompositionen (3 Hebungen) hängst aber vielleicht gibt's Alternativen, wie Klänge, Töne, Noten oder ähnliches. Wenn es aber - so wie es ist - passt, dann sollte es so bleiben, bevor man mit dem spitzen Bleistift die Eingebung zerstrichelt.
Mal schauen... Danke für den Vorschlag!

LG SilberneDelfine
 

molly

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,
Dein Gedicht gefällt mir, trotz Metrik ...ein gutes Thema. Nur bei dem Wort "Kompositionen" bin ich hängengeblieben, ich würde Noten nehmen.

Liebe Grüße
molly
 

anbas

Mitglied
Liebe SilberneDelfine,

eigentlich bin ich, was Metrik betrifft, recht pingelig ;).

Hier stören mich die gelegentlichen Unebenheiten überhaupt nicht - bis auf die letzte Strophe... Hier werden in den Zeilen eins und drei die letzte Silbe ebenso betont, wie in den Zeilen zwei und vier. Bei allen anderen Strophen werden aber in den Zeilen eins und drei die vorletzten Silben betont. Diesen Wechsel empfinde ich schon als sehr störend.
Auch der unsauberer Reim "gemalt/verzahnt" kommt hier nicht so gut rüber.

Von daher würde es aus meiner Sicht ausreichen, nur die letzte Strophe noch mal zu überarbeiten.

Ach ja, hier würde ich das "e" streichen - dann ist der Reim sauberer:

und schriebst schlussendlich keines.

Liebe Grüße

Andreas
 
Hallo SilberneDelfine,
Dein Gedicht gefällt mir, trotz Metrik ...ein gutes Thema. Nur bei dem Wort "Kompositionen" bin ich hängengeblieben, ich würde Noten nehmen.

Liebe Grüße
molly
Schön, dass es dir gefällt, molly. Ich habe jetzt den Vorschlag mit den Noten, den hans beislschmidt auch schon machte, umgesetzt. Danke für die Sterne und deinen Kommentar!

LG SilberneDelfine
 
Liebe SilberneDelfine,

eigentlich bin ich, was Metrik betrifft, recht pingelig ;).

Hier stören mich die gelegentlichen Unebenheiten überhaupt nicht - bis auf die letzte Strophe... Hier werden in den Zeilen eins und drei die letzte Silbe ebenso betont, wie in den Zeilen zwei und vier. Bei allen anderen Strophen werden aber in den Zeilen eins und drei die vorletzten Silben betont. Diesen Wechsel empfinde ich schon als sehr störend.
Auch der unsauberer Reim "gemalt/verzahnt" kommt hier nicht so gut rüber.

Von daher würde es aus meiner Sicht ausreichen, nur die letzte Strophe noch mal zu überarbeiten.

Ach ja, hier würde ich das "e" streichen - dann ist der Reim sauberer:




Liebe Grüße

Andreas
Lieber Andreas,

freut mich sehr, dass du dich mit meinem Gedicht beschäftigt hast.
Interessant, dass die Unebenheiten nicht stören, wie schon weiter oben ausgeführt, dachte ich, Metrik müsste immer perfekt eingehalten werden. Ich bin erstaunt und erfreut, dass es doch nicht so streng ist. In der LL stelle ich nur selten Gedichte ein, weil ich weiß, dass die Ansprüche hier sehr hoch sind.

Das „e" in „keines" habe ich schon mal gestrichen. Für gemalt/verzahnt muss ich dann noch etwas anderes finden und auch die Strophe wegen der Betonung bearbeiten (ein sehr wertvoller Hinweis von dir).

Danke für deinen Kommentar!

LG SilberneDelfine
 

anbas

Mitglied
Hallo SilberneDelfine,

gern geschehen.

Bei vielen Reimgedichten ist eine saubere Metrik aus meiner Sicht tatsächlich wichtig. So entsteht ein angenehmer Lese- oder Redefluss, ferner kann man dann besser damit arbeiten, welche Worte oder Silben man mehr betont und welche nicht.

Doch es gibt eben Ausnahmen. Z.B. kann das Thema eines Gedichtes so "sperrig" sein, dass eine "sperrige Metrik" das den Inhalt unterstützt.

Ich finde es immer dann schwierig, wenn eine unsaubere Metrik damit "verteidigt" wird, dass man den Text nur richtig lesen muss, damit die Metrik passt. Auch mit einer komplett wahllos wechselnden Metrik, die den Lesefluss ständig unterbricht, ohne, dass dies einen tieferen Sinner ergibt, tue ich mich dann eher schwer.

Andererseits habe ich in letzter Zeit mal wieder Gedichte von Ringelnatz und Kästner gelesen. Da ist die Metrik häufig auch nicht so glatt - allerdings stört es auch nicht ;).


Liebe Grüße

Andreas
 



 
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