Duell

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anemone

Mitglied
Graf von und zu Heidschnuck ereilte eine Depesche.

In großen festen Buchstaben stand es dort, schwarz auf weiß:
„Ich erwarte Sie zum Duell! Uhrzeit: Freitag dieser Woche auf dem Platz des himmlischen Friedens, Punkt 16 Uhr!
Unterschrift: Dr. Steißbein!&#8220.

Graf von und zu Heidschnuck erschrak. Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber hier kam der Beweis: Dr. Steißbein hatte sich durch seine, des Grafen, Äußerung beleidigt gefühlt.
Dabei hatte dieser sich bei seiner Anrede in der vergangenen Woche lediglich vertan und es war ihm das Wort „Scheißbein“ nur so unbedacht herausgerutscht.

Sein Leib- und Magenarzt hatte es sich bei seinem letzten Besuch nicht anmerken lassen und der Graf war der Meinung, die Sache sei erledigt.
Doch mitnichten, wie er jetzt zur Kenntnis nehmen musste. Mitnichten!

Der Freitag nahte und der Graf blickte voller Unbehagen dem vermeintlichen Tag entgegen.

<Was, wenn ich plötzlich verhindert wäre? Aber ein von und zu Heidschnuck ist nicht der Feiglingen einer!> pflegte er sich Mut zuzusprechen, wobei er sich in die Brust warf und am Freitag reichte er dem Sekundanten pünktlich die Hand zur Begrüßung, der ihm daraufhin den Knauf der Waffe entgegenhielt, die der Arzt gewählt hatte.

Seinem Gegenüber zollte er keinerlei Aufmerksamkeit. Auch er hatte seinen Stolz.
Die beiden Kontrahenten stellten sich in der vom Sekundanten vorgeschriebenen Entfernung gegenüber auf und zielten aufeinander.

Der Sekundant konnte ihre Herzen im Rhythmus zweier Urwaldtrommeln schlagen hören und da geschah es: Sie warfen beide ihre Waffen in den Sand und gaben sich die Hand.

„Scheißkerl!“ kam es aus dem Munde seines Gegenübers und sie betranken sich die halbe Nacht im nahe gelegenen Wirtshaus "Zum feuchten Kehricht"!
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo anemone,

ich musste zum Schluss schmunzeln. Das ist gutes Ergebnis für eine Geschichte.

Liest sich aber etwas behäbig.

cu
lap
 

Nicky_H

Mitglied
Hallo Anemone,

es gibt zu viele Merkwürdigkeiten für einen so kurzen Text, so dass ich überlegt habe, ob Du das absichtlich eingebaut hast, oder ob der Text vielleicht etwas unkontrolliert durchgerutscht ist. Vielleicht mal im Detail, woran ich mich gestoßen habe:

> ereilte eine Depesche

Ich würde "ereilen" mehr im Sinne von "einholen" benutzen, aber das ist vielleicht regional unterschiedlich.

> Uhrzeit Freitag dieser Woche.

:confused:

Dann kommt der gesamte Absatz Rückblende, der beschreibt, warum es zu dem Duell kam. Den würde ich nach vorne setzen, und dann könnte es weitergehen mit "Nun hatte ihn eine Depesche ereilt", so dass der erste Teil mit dem Termin aufhört.

> blickte voller Ungeduld dem vermeintlichen Tag entgegen

Er kann es also kaum erwarten, den Herrn Doktor abzuknallen? Und warum "vermeintlichen" Tag?

> pflegte er sich Mut zuzusprechen

Vielleicht besser "sprach er sich Mut zu"? Warum einen allgemeinen Charakterzug andeuten, wenn es um ein konkretes Ereignis geht?

> Er warf sich in die Brust und reichte am Freitag dem Sekundanten pünktlich die Hand

Hm, hier wird evt. ein zu langer Zeitraum innerhalb eines Satzes überbrückt, u.U. liest es sich, als liefe er eine Woche lang "in die Brust geworfen" herum.

> Seinem Gegenüber zollte er keinerlei Aufmerksamkeit.

Sein Gegenüber ist im Moment der Sekundant, aber der ist wahrscheinlich nicht gemeint?

> zielten aufeinander zu

Ist vielleicht auch regional eingefärbt? Ich würde das "zu" streichen.

> „Scheißkerl!“ kam aus dem Munde seines Gegenübers

Die Sicht war gerade auf die des Sekundanten geschwenkt, welches Gegenüber hat der denn?

Die Urwaldtrommeln und die Kneipe sind m.E. auch nicht ganz passend.

Für das "Scheißkerl" am Ende wäre vielleicht eine Verballhornung von "Heidschnuck" besser? Herr Doktor hätte seine Genugtuung, ohne dass man sich erschießen muss, da lässt es sich prima einen drauf heben.

Hm, soweit erst mal. Ein bisschen unscharf, das Ganze, vielleicht liest es sich deswegen ein bissel behäbig.

Viele Grüße
Nicky
 

anemone

Mitglied
hallo Nicki H.,

Ich habe deine Anregungen um Text teilweise entgegengenommen und ihn entsprechend abgeändert.
Die Form ansich möchte ich nicht verändern, da
ich diese Geschichte genau so haben möchte.

Zum Sekundanten ist zu sagen:
Er ist der Beistand bei dem Duell (evtl. der,
der die Leiche hinterher wegtransportieren soll.)
In diesem Falle also der Mensch, der sich als erstes
an Ort und Stelle einfindet, die Entfernung abgesteckt hat
und alles überwacht. Man muss ihn sich seitlich
des Platzes vorstellen. Links und rechts neben ihm
die beiden Kontrahenten. Er ist ein Vertrauter des Arztes,
dafür bestimmt, die Waffen zu übergeben und zu überwachen, dass alles mit rechten Dingen zugeht.

An der Übergabe der Depesche möchte ich nichts verändern,
da mir die "hatte" im Text reichen.

Diese etwas veralterte Ausdrucksweise war Absicht und soll so bleiben.
Ja, und ich danke dir für deine Anregungen!

liebe Grüße
anemone
 



 
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