dürre Worte

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Thylda

Mitglied
Liebe Label

Inhaltlich vergleichst Du die Gedanken mit dem Wasserkreislauf, die von den wilden Bächen in begradigte Läufe geleitet werden. Wehe, wenn die überschwänglichen Gedanken einen Damm brechen und Schaden anrichten. Deshalb werden die Gedanken/Wassermassen zurückgehalten und nur ein gehemmtes dürres Rinnsal herausgelassen, während im Kopf die Fluten herrschen.

Treibgut knallt gegen Uferwände, höhlt aus und muß herausgefiltert werden. Ein Damm produziert einen tiefen See. Zum Tornado fällt mir noch ein nettes Zitat ein "things just haven't been the same since that house fell on my sister" :D

Bei Abfluß allerdings muß ich unweigerlich an Badewanne und Kanalisation denken, wie wäre es denn mit "Zuflußgebieten".

Liebe Grüße
Thylda
 

Label

Mitglied
aus ungezählten Zuflussgebieten
strömen Gedanken
schäumen Gefühle
in offene Ohren
an schroffen Wänden
dagegen
wirbelt der Strom
mit Treibgut
das sich in Brüchiges bohrt

filtere und
hemme die Nebenflüsse
hemme den Strom
zum tiefen See
mit einem Damm
wehe er bricht
ein entflohenes Wort
holt kein Tornado mehr ein

und stehe
mit Hemmungen
und dürren Worten
 

Label

Mitglied
Liebe Thylda

danke für deine Interpretation die die in die von mir intendierte Richtung gehen.
Vielen Dank auch für den Hinweis mit den Zuflüssen, mit dem Wort war ich selbst nicht sehr glücklich und die von dir vorgeschlagene Form ist wesentlich besser.

zum Tornado: und alles nur weil sie die roten Schuhe nicht geerbt hat? :D

sturmfreie Tage wünscht dir
Label
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Label,

ich würde die erste Strophe komplett streichen. Meines Erachtens ist sie nicht nötig und kommt auch nicht gegen die starke zweite Strophe und den genialen Schluss an.

Liebe Grüße
Manfred
 

Label

Mitglied
Hallo Manfred

vielen Dank für deine konstruktiven Gedanken, und dein
starke zweite Strophe und den genialen Schluss
hat mich regelrecht beglückt :)

Du hast recht, dass die erste Strophe nicht zur Kernaussage nötig ist. Aber sie steckt das Vorfeld und den Rahmen ab, in dem in der zweiten Strophe die Handlung stattfindet um in der dritten das Ergebnis zu zeigen.
Ich glaube ohne die Erste, ist das Folgende nicht so ohne weiteres einzuordnen oder verstehbar.
Dazu hätte ich gerne noch weitere Meinungen.

Ersatzlos ganz wegfallen lassen, möchte ich sie deshalb erst mal noch nicht, aber denke darauf herum wie ich sie komprimieren könnte.
Was meinst du?

dir einen lieben Gruß
Label
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Label,

was mich angeht, muss ein Gedicht eigentlich gar nichts erklären. Dann kann ich meine Gedanken spielen lassen und es zu "meinem" Gedicht machen.
In meinem Fall heißt dies, dass durch die Erwähnung der Nebenflüsse in der zweiten Strophe die Zuflussgebiete hinreichend beschrieben sind. Was in diesen Nebenflüssen passiert bleibt dann vollkommen meiner Intention überlassen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Carina M.

Mitglied
Liebe Label,

im Gegensatz zu Franke, finde ich die ersten Zeilen keineswegs überflüssig, denn ich empfinde sie als Einstieg in den Text gelungen.
Aber das ist ja nur meine persönliche Meinung.

Ich weiß nicht woran es liegen mag aber in der letzten Zeit ersterben mir Worte auf der Zunge, bevor ich sie geformt habe.

Lieben Gruß,
Carina
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Carina,

solche Zeiten muss man zulassen, denn die Worte kommen wieder - versprochen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Label

Mitglied
ungezählt
strömen Gedanken
schäumen Gefühle
in offene Ohren
an schroffen Wänden
dagegen
wirbelt der Strom

filtere und
hemme die Nebenflüsse
hemme den Strom
zum tiefen See
mit einem Damm
wehe er bricht
ein entflohenes Wort
holt kein Tornado mehr ein

und stehe
mit Hemmungen
und dürren Worten
 

Label

Mitglied
habe die erste Strophe von Treibgut befreit ;)

Liebe Carina
danke für deine Rückmeldung, die mich sehr gefreut hat und mir mit Manfreds zusammen, geholfen hat, auf das für mich wesentliche zu reduzieren.

die ersterbenden Worte auf der Zunge sind mir, wie du dir des Gedichtes wegen wohl denken kannst, auch bekannt. Sie sind eine Einschätzung zum eigenen Energiehaushalt und zu den Aufnahmebedingungen auf die sie wahrscheinlich treffen würden.

dir einen herzlichen Gruß
Label
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Label,
du wünschst dir ja noch weitere Meinungen. :)
Ich persönlich finde es bedauerlich, dass du Frankes Ratschlag nicht gefolgt bist.

Bei ungereimten Versen, die im ersten Absatz bereits vier "schmückende" Adjektive (+ Titel) enthalten, entsteht bei mir der Eindruck von Laienhaftigkeit. Schade.
Denn wie Manfred richtig sagt, der zweite Absatz und der Schluss haben was ...

Heidrun
 
A

AchterZwerg

Gast
Im ersten Abschnitt sind es (Pardon!) "nur" 2 Adjektive + Titel. Allerdings fallen die Verben auch massiv in die Schmuckrichtung.
Insgesamt gibt es auf jeden Fall zu viel Beiwerk. Insbesondere wenn man sein Gedicht "dürre Worte" nennst. ;)

In diesem Sinne
der8.
 

MarenS

Mitglied
ungezählt
strömen Gedanken
schäumen Gefühle
in offene Ohren
an schroffen Wänden
dagegen
wirbelt der Strom

filtere und
hemme die Nebenflüsse
hemme den Strom
zum tiefen See
mit einem Damm
wehe er bricht
ein entflohenes Wort
holt kein Tornado mehr ein

und stehe
mit Hemmungen
und dürren Worten


Meine Gedanken dazu:

Gedankenströme
wirbeln Treibgut
gegen schroffe Wände

filtere die Nebenflüsse
zwänge den Strom
hinter einen Damm

wehe er bricht
ein entflohenes Wort
entfesselt Gewalten

stehe gedämmt
durch Hemmungen
finde dürre Worte


Inhaltlich sehr interessant. Verfahre mit meinen Gedanken nach Belieben.

Es grüßt die Maren
 

Label

Mitglied
Hallo Heidrun

danke für deinen Kommentar, allerdings teile ich deine persönlichen Präferenzen zu Adjektiven und die daraus folgende Einschätzung nicht.
Wie schon weiter oben erklärt, sind die dürren Worte das Ergebnis
und freue mich, dass du jetzt verdichtete kurze Texte schätzt.

Liebe Maren

deine Version meiner Gedanken finde ich wunderbar. Du hast exakt auf den Punkt gebracht, was ich meinte.
Aber es ist dein Gedicht und ich erlaube mir, es so wie es ist, mit dem Hinweis auf deine Autorenschaft, es als alternative Version mit einzustellen.

Vielen vielen herzlichen Dank
Label
 

Label

Mitglied
ungezählt
strömen Gedanken
schäumen Gefühle
in offene Ohren
an schroffen Wänden
dagegen
wirbelt der Strom

filtere und
hemme die Nebenflüsse
hemme den Strom
zum tiefen See
mit einem Damm
wehe er bricht
ein entflohenes Wort
holt kein Tornado mehr ein

und stehe
mit Hemmungen
und dürren Worten

hier die wie ich finde sehr schöne Version von MarenS

Gedankenströme
wirbeln Treibgut
gegen schroffe Wände

filtere die Nebenflüsse
zwänge den Strom
hinter einen Damm

wehe er bricht
ein entflohenes Wort
entfesselt Gewalten

stehe gedämmt
durch Hemmungen
finde dürre Worte
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
und hier die ultimative herbstfassung

ungezählt
strömen Erreger
schäumendes Gefühl
in offenen Nasen
an schroffen Wänden
wirbelt der Strom

filtere Nebenhöhlen
zwänge den Strom
in ein Tempo

doch wehe er bricht
ein entflohenes Bakterium
entfesselt Gewalten

so steh ich gedämmt
durch watteweiche Hemmungen
finden sich nasale Worte
 



 
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