Dufickstsonett

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Dufickstsonett

Ich habe meinen jüngsten Traum auf Sandpapier geschrieben,
Bald wirst Du davon wissen, tief in meine Seele blicken.
Verpönt sind die Gefühle, alle Welt will nur noch ficken,
Doch wenn ich an dich denke, weiß ich du bist mir geblieben.

Der Wind hat meine Barke auf das Meer hinaus getrieben,
Nun atme ich die Stille, werde schnell daran ersticken,
So will ich diesen Brief mit einer Sommernacht besticken,
Und dich in leisen Worten aus der weiten Ferne lieben.

Ein Licht lockt die Delphine, die zu Schulen sich vereinen,
Fand einen schmalen Weg, vorbei an grauen Wolkendecken.
Ich trinke einen Tee und bin seit Stunden auf den Beinen.

Nie wieder will ich gehen, nur am Horizont erscheinen,
Mich hinter tausend Zweifeln vor der Zweisamkeit verstecken,
Nicht nur in meinen Zeilen dich umarmen, mit dir weinen.

©anderedimension
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Andere Dimension,

ich halte es für kein besonders tabubrechendes, geschmackvolles oder besonders ästhetisches Zeichen, die Gossensprache im Gedicht zu benutzen. Zumindest ist der Kontrast des unsterblichen Liebenden, den du zu deinem Protagonisten gewählt hast, zu seiner Ausdrucksweise etwas frappant. Was natürlich auf Weiteres schließen lässt.

Aber ich will ein Wort zum Klingen deines Sonetts sagen:
Ja, es klingt. Es klingt hohl. Ich überlege, warum, und komme zu der Einsicht, dass dem Sonett das fehlt, was man das Sensitive nennt. Es ist die übliche, aus schlechten Romanen bekannte Sprache des Pärchens, das sich am Ende kriegt.

Nein, dem Text als Liebesgedicht fehlt das wirkliche Fühlen, das durch das Herz geht. Dieser Text geht lediglich durch den Unterleib.

Gruß, Fettauge
 
G

Gelöschtes Mitglied 4259

Gast
Was ist eigentlich "Gossensprache"? Sprache auf niedrigstem Niveau? Was ganz besonders Abgeschmacktes, Tumbes, Brutal-Dummes? Ich glaube nicht. "Gossensprache" ist für mich das Gegenstück zur sogenannten "Hochsprache", wobei diese eben nicht höher steht, sondern einfach woanders. Hoch- und Vulgärsprache sind Extrempole einer Sprache, beide haben ihre Berechtigung, aus der gekonnten Verbindung ensteht sprachliche Spannung...

Schönes Gedicht, genialer Titel.

P.
 
Hallo Fettauge,

der Begriff Gossensprache...wie der Name schon sagt...beschreibt eine ganze Sprache...und nicht nur einzelne Wörter oder Begriffe. Entscheidend ist also nicht (nur) was man sagt, sondern vor allem wie man es sagt. Das "Ficken" ist längst zum Synonym geworden und "Alle Welt will nur noch ficken" eine andere Aussage als "Alle Welt will miteinander schlafen". Der Titel konterkariert den Text - soll er auch.
Wir leben in einer von Schlagzeilen dominierten Welt---und das
hat ausnahmsweise mal gar nichts mit der Bild - Zeitung zu tun. Was das Klingen betrifft; dafür sind nicht nur Klangkörper und Melodie verantwortlich...sondern auch das Gehör und die eigenen Assoziationen.

Vielen Dank für deinen Kommentar und Gruß
A.D.
 
Hallo AD,

eigentlich habe ich dein Gedicht nur gelesen, weil ich dachte, der Titel wäre ein Druckfehler.
Dann musste ich feststellen, dass es nicht so war.
Solche Ausdrücke in einem Liebesgedicht? Nein, das gefällt mir nicht.
Es gibt aber auch andere Ansichten. Penelopeia fand den Titel ja genial.

Es grüßt
Marie-Luise
 
Hallo Marie - Luise,

ich habe den Text ganz bewusst an den Titel "verschwendet" und kann verstehen...wenn er nicht jedem gefällt. Der Text besteht aus über 130 Wörtern...der Titel ist nur eines davon,
überschattet aber alle anderen - ein wenig wie im "wahren Leben".

Viele Grüße, A.D.
 
K

kal

Gast
hallo a.d,
macht dir nix draus ... es gibt generationen die nicht mehr mithalten können oder wollen.
denn tatsache ist: ficken ist leider ein "über"ragender teil unserer gesellschaft geworden :(


mir jedenfalls gefällt es trotzdem



wie immer dir gewogen
und liebe grüße
andrea
 
D

Die Dohle

Gast
Zitat kal, moin
"..., denn tatsache ist: ficken ist leider ein "über"ragender teil unserer gesellschaft geworden."

ich gebe zu bedenken:

ach, wenn sie´s doch nur täten ;-)

Hallo Andere Dimension,
ich fasse deinen text als experiment auf, als versuch das, was in die köpfe geimpft wird, dem gegenüberzustellen, was intuitiv empathisch als schön empfunden wird. insofern finde ich deinen text ziemlich gelungen: das fiktiv allgegenwärtige krakeelende ficken kriegt eine stille zärtliche zweifelnde wünschende ohrfeige verpasst. ob der text formal gelungen sich in diesen ansatz fügt? hm, message zumindest angekommen, falls ich richtig liege. das ist nicht wenig.
darüber hinaus: ich selbst muß erst noch lernen, was es mit dem sonett genau auf sich hat, sag also erstmal diesbezüglich nix.

lg
die dohle
 
D

Die Dohle

Gast
Hallo Andere Dimension,
hab nochmal gelesen und gehirnt. bin zu dem schluß gekommen, die empathische rspektvolle liebe ist dem ficken noch nicht gewachsen, der begriff ist derart stark, der rennt alles über den haufen. dem müsste still, -warum nicht, find ich gut, aber glasklar, funkelnd wie sirius, wärmend wie die erste frühlingssonne, stark wie der geruch der erde, wenn die gräser zu wachsen beginnen, zärtlich wie die welpen hütende füchsin und evtl. lustvoll wie der genuss des besten jemals probierten gerichtes ...
irgendwie so, jedenfalls, das muß von innen her strahlen, so dass der text ohne sonnenbrille nicht zu lesen ist. man sollte weinen vor glück, der begriff ficken am ende verwandelt oder gar vergessen sein.
ich glaube fast, die form des sonettes eignet sich dafür weniger, ist zu sehr gebügelt, das killt die kraft der liebe, aber das ist ansichtssache. evtl. ist es so, im fall der wahl der sonettform muß sich form und inhalt derart makellos umarmen, dass, ja, hm, ich sag mal, das ist sehr sehr anspruchsvoll. aber dein text legt nahe, mir wenigstens, das mal zu versuchen und daran zu arbeiten.

mal so gedacht, entlang deines textes

lg
die dohle
 
hallo andrea,

ich nehme schon jede bemerkung auch ernst, sofern sie sich mit dem text befasst. für mich persönlich ist "ficken" ein salonfähiger begriff - und so manches synonym nicht immer auch passend.
vielen dank für deinen kommentar und gruß
a.d.
 



 
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