Dumm gelaufen (Sammlung)

Ein Schwindler war oft oben auf,
dann stürzte er zu Brei.
So ist nun mal der Weltenlauf:
Er war nicht schwindelfrei.

***

Ein Taucher zeigte sich erpicht,
am Meeresgrund zu stehen,
nur schien er nicht ganz wasserdicht
und ward nicht mehr gesehen.

***

Ein Stuntman sprang aus einem Flieger
mit jubelnder Gebärde:
Jetzt, Schwerkraft, triffst Du den Besieger!
Dann rammte er die Erde.

***

Ein Schüler schwänzte in Physik,
die ihn nicht interessierte.
Dies rächte später das Geschick,
als er mit Strom hantierte.

***

Ein Jäger jagte mit Gewehr
das Nashorn auf der Wiese.
Er traf das Nashorn ungefähr,
doch dieses traf präzise.

***

Ein Greenhorn wollte im Saloon
Wildwestflair live genießen.
Er zog den Colt wie in High Noon,
der Sheriff fands zum Schießen.

Hallo sufnus
Der vorletzte gefällt mir am besten!
Jetzt musste ich selbst ein bisschen knobeln und kam zu diesem Ergebnis:

Es plagten einen Hengst Gefühle,
die heiße Stuten schätzen.
Doch war sein Los, am Stein der Mühle
den Esel zu ersetzen.

LG
Tula

Hey Tula!
Dankeschön fürs Fortführen der Idee!

Gewaltig stand der Hengst im Saft,
die Hengstin blickte kühl.
Zwar hatte Kraft den Schaft gestrafft,
doch fand er nicht ins Ziel.

LG!

S.

lieber sufnus,
das ist mir zu viel drama .
lebe grüße
charlotte

Meinst Du jetzt den (zugegebnermaßen aus Reimgründen etwas explizit geratenen) Dramahengst oder die Dramen im Ausgangsbeitrag?
LG!
S.

(ich entschuldige mich für eine offenbar grad etwas infantil-unsubtile Humoranwandlung... und der Aufgriff des Wörtchens Drama und seine klangliche Einbettung sind völlig kontextlosgelöst aufzufassen... die Doppelreime haben sich mir gerade, keinen Widerstand zulassend, einfach so aufgedrängt.... )


Es litt ein Typ an Damendramen:
Zwar war er gut gebaut,
doch ständig vor dem Amen lahmen
hat den Effekt versaut.

... um der Explizitität nicht das letzte Wort zu überlassen, komme ich hiermit zu etwas völlig anderem (und lass es dann auch mal gut sein ):



Die Affenpocken, muss man sagen,
hams bisher nicht gebracht.
Man könnt in Wuhan nochmal fragen,
wie man das besser macht .

***

Der Mensch ist kopffrei (untenrum)
und Masken sind inan.
Das neuste Virus (summsummsumm)
verlangt nach Sagrotan

***

Für Tante Gaja läufts nicht rund,
weil sie sich fiebrig fühlt,
bis sie den Mist beendet und
den Darwinjoker spielt.

Verdimmi! Da ist mir beim Summsummsumm-Gedicht aus einer Proto-Version ein falscher Textbaustein durchgerutscht... so wie es oben steht (mit dem Sagrotan) ergibts ja nicht so viel Sinn: Also richtigerweise muss es heißen:

Der Mensch ist kopffrei (untenrum)
und Masken sind inan.
Das neuste Virus (summsummsumm)
verlangt jetzt nach Autan.

die dramenmenge an sich erschlägt schon.

Herrlich! Danke für die Schmunzler und Lacher (ja, Mehrzahl!), sufnus!

Die kann ich gut gebrauchen! Gernst gelesen!

LG,
fee

Na was die Dramalastigkeit angeht, bin ich ganz optimistisch, dass fürderhin auch wieder nachdenklichere Anwandlungen meiner Tastatur entfleuchen. Diesmal musste es halt Drrrrrrama sein.

Ansonsten wollt ich bei diesen Versen, die ja womöglich manchem etwas zu kindsköpfig vorkommen, kein apologetisches Namedropping vorausschicken, aber da Didi im ephemeren Beitext zu seiner Bestirnung (liebes Dankeschön dafür!!! ) auch auf das Versmaß hingewiesen hat, kommt jetzt noch die Reverenz vor dem Formvorbild....

Die Texte hier sind zwar inhaltlich ganz auf meinem Mist gewachsen, aber die formalen Vorgaben (Schilderung mehr oder weniger fataler Mishaps in abwechselnd 4- und 3-hebigen, kreuzgereimten Jamben, die ruhig ein bisschen klappern dürfen) sind von einem Größeren erstellt worden: Stefan Pölt, Humorverdichter von Rang, hat als "plotzn" andernorts diese Form entwickelt - findbar per google unter "plotzn" und "Standesgemäßer Abgang". Mein Vorschlag ist daher ja, diese humorlyrische Darreichungsform als Plotzelverse zu verewigen.

Zu gutester Allerletztlichkeit aber: Ein gaaaanz liebes Dankeschön @fee_reloaded für Dein erwärmendes Lob - dass mir ein paar Lacher gelungen sind, freut mich sehr und erstoltzt mich doch einigermaßen unverhohlen.

LG!

S.

"inan" -
heißt: "vergeblich"?

Ja, inan ist wirklich ein selten gewordener Ausdruck, selbst in meinem Fundus seltener Wörter war er schon weitgehend verschüttet, bis er mir von Erich Kykal andernorts wieder ins Gedächtnis gerufen wurde. Ein ganz brauchbares Reimwort, weil es nicht so viel gibt, was sich auf -an reimt und mal einen etwas anderen Schwenk in den Text bringt.
LG!
S.

Hallo Sufnus,

die Vierzeiler gefallen mir - erinnern mich ein wenig an Klapphornverse.

Auf jeden Fall hätten sie auch Potential für einen Extra-Faden bei den Fingerübungen, finde ich.

Liebe Grüße

Andreas

Hey anbas!
Ja... die Plotzelverse haben durchaus auch eine Seelenverwandtschaft mit den Kapphornknaben und -knabinnen. Aber... das ist eine gute Idee... da ließe sich auch ein Fingerübungsfaden mit arrangieren... ich kram mal noch ein paar alte raus und geselle ein paar neue bei... dann gehts los.
LG!
S.

Ha.... Kommando zurück!!!
Ich dachte, in der Schreibwerkstatt könne man so viele Fäden erstellen wie man will, aber dem ist offenbar nicht so... mein Kontingent ist offenbar z. Zt. noch ausgereizt... dann dauerts also entweder noch ein paar Tage, bis ich wieder "frei" bin oder jmd. anderes muss schonmal in Vorlage treten.
LG!
S.