Dunkle Ströme schwarzen Blutes

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dunkle Ströme schwarzen Blutes
fließen in den dunklen Bächen,
alle Geister fliegen weiter
zu des Teufels Urgroßtante.

In der neuen Fernsprechleitung
wimmert leise rosa Rauschen
und an eines Flusses Ufer
weiden purpurrote Schafe.

Sie, (des Teufels Urgroßtante)
holt den Pakt aus einer Truhe,
ich, ich habe meine Brille
noch zu Hause in der Schrankwand.

(Kann deshalb den Pakt nicht lesen,
der dereinst mit Blut besiegelt
wurde, aus des Armes Vene,
dunklen Strömen schwarzen Blutes.)
 
O

orlando

Gast
Ja, ja, die Telekom.

Ich war selber vor Kurzem über längere Zeit vom Festnetz abgeschieden und erlernte bei dieser Gelegenheit, dass Obiger leitungstechnisch bundesweit eigentlich alles gehört, also auch vodafone und andere Anbieter.
Und wenn man sich dennoch weiterhin in die Warteschleifen begeben will, erfährt man so einiges über das Privatleben der Callcenteristen, über ihre Einschätzung der Wetterlage und das gestörte Verhältnis zur Lebensabschnittsgefährtin. Eigentlich eine spannende Zeit.

Du schilderst furios, wie während dieser sinnlosen Gespräche der eigene Blutdruck steigt und mit ihm die Bereitschaft zur Verwünschung bis hin zum Verweis in die Hölle. (Überaus herrlich: "und an eines Flusses Ufer weiden purpurrote Schafe").

Vortrefflich auch der Hinweis auf den eigenhändig unterschriebenen "Pakt", den mit dem Kleingedruckten, und überhaupt die ganze expressive sprachliche Anbindung des Gedichts. - Hier stören die vielen, starken Adjektive kein bisschen, sondern sind klug gewähltes Stilmittel, das dem Ganzen jenes Fließes einverleibt, welches eineseits für unser (kochendes?) Blut, andererseits für das wortlose Rauschen einer defekten Leitung steht.

Das Werk ist in jeder Hinsicht zeitgenössisch, und ich finde es ganz, ganz toll!

Applaudierende Grüße
orlando

(Natürlich gäbe es noch eine (2, 3) andere Ebene(n) ... aber welche, die mich viel weniger ansprächen)
 



 
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