Durchlaucht auf Hochzeitsreise
So, die Hochzeit von meiner Claudia und ihrem Karli war vorbei, nur junges Gemüse als Gäste, dazu seine Eltern. Ich berichte nicht weiter, die Schwiegereltern meiner Tochter sind übrigens ein Lehrer-Ehepaar. Hauptsache, die Kinder sind glücklich.
Unsere gemeinsame Hochzeitsreise führte dann nach Schottland, also weder wie ursprünglich vorgeschlagen nach Mittelamerika, noch auf den Kongo. Ich hatte meine Frau und die beiden Grünschnäbel überzeugt! Im Luxuszug durch Schottland, also einem absoluten Luxuszug. Nicht so ein Teil, in dem auch Karl-Erwin mit seiner Trulla für ein paar Euro herumfährt, nein! Ein eigenes Appartement mit Bad für jedes Paar und so weiter. Meinem Butler Charles hatte ich Sonderurlaub gewährt, drei Wochen. Er besucht jetzt also mal seine Schwester in Brazzaville, Sie wissen natürlich, wo das ist. Sie ist dort am Goethe-Institut.
Er hätte also die Kongo-Flussreise gerne mitgemacht, nun denn...
Wir waren jetzt bereits seit ein paar Tagen unterwegs, die Damen waren restlos begeistert! Sag ich doch, oder? Durchlaucht fragen, Wohlbehagen! Kultur, die Highlands, Burgen, Schlösser, Einkaufsbummel in Glasgow und Edinburgh, das Auftauch-Viech aus diesem See kam irgendwann auch noch dran. Für alle Aktivitäten hatten wir immer einen persönlichen Coach, also auch, wenn die Damen mal alleine shoppen wollten. Selbstverständlich hatte ich den beiden dafür ein üppigstes Budget zur Verfügung gestellt, man heiratet ja in der Regel nur einmal. Meine Frau! Mein Augenstern! Meine einzige Tochter! Da spielt Geld keine Rolle! Das sieht ein Juwelier auch sehr gern, nun denn!
Man war jetzt nach dem gemeinsamen Dinner im Zug zu Bett gegangen, aber ich durfte noch in den Rauchersalon, ich brauchte das! Auf dem Weg dorthin kam ich an der Bar vorbei. Zwei Herren saßen dort und sprachen mich an. Also, warum nicht? Nach dem zweiten Glas waren wir per Du. Der Chemiker, der Dr. honoris causa und ich.
"Also, Männer, Theodor Fontane. Archibald Douglas, das Gedicht, diese schottische Ballade, das sagt euch doch was?" fragte der Ehrendoktor.
"Ich hab es getragen sieben Jahr und kann es nicht tragen mehr, wo immer.... Das berühmte Douglas-Hemd, 1854!" meldete ich mich sofort.
"Genau! Aber was hältst du von diesem Einstiegstext? Ich hab es getrunken sieben Jahr und kann es nicht trinken mehr. Wo immer die Welt am schönsten war, da war mein Glas ganz plötzlich leer.. Fontane pur, sozusagen!"
"Wie kommst du darauf?" fragte jetzt der Chemikus.
"Ich habe einen Cocktail entwickelt! Archibald Douglas! Scotch, 20 Jahre alt, gelagert und gereift in schottischer Mooreiche..."
"Was? Moorleiche?" fragte ich.
"Ohne L! Eiche! Dann versetzt mit Quellwasser von den Färöer..."
"Das geht nicht! Das ist untragbar! Die Inseln gehören zu Dänemark!" warf ich ein.
"Jetzt hab dich nicht so! Viel H2O, das macht den Barmann froh!" meinte jetzt der Chemikus nur dazu.
"Genau! Der Alkoholgehalt muss runter, Verdünnung tut not, das erste Gebot!"
"Und was ist noch drin in deinem Cocktail?" fragte der Chemikus.
"Gemach, gemach! Jetzt kommt's! Hier ist es, das Hemd! Das Douglas-Hemd!" Er zog einen kleinen Fetzen Stoff aus der Jackentasche.
"Was ist das denn?" fragte ich.
"Es ist der Rest! Der Rest vom Douglas-Hemd! Gefunden unter einem Eckstein der Kirche von Moffat, ganz im schottischen Süden! Ein Original-Relikt, mit Zertifikat!"
"Das ist doch nur ein Stückchen Stoff! Ein Fetzen! Die Mischung, Doktor! Das Mischungsverhätnis, die Zutaten!" kam jetzt vom Chemikus.
"Seht ihr hier die Buchstaben? A und D, oben in der Ecke? Archibald Douglas, und dazu dann das....."
Er holte jetzt aus seiner Jackentasche ein Glasfläschen hervor.
"Heidehonig! Schottischer Heidehonig! Darin wird das Hemd eingeweicht, kommt dann mit dem Quellwasser zurück in das Whisky-Fass, dazu dann noch eine Flasche reiner Wacholderbeeren-Gin, 58 Prozent Alkohol, Cocktailkirsche an einem Stäbchen drauf, ein paar Eiswürfel dazu, fertig ist der Archibald-Douglas-Cocktail!"
"Ist das denn dann wirklich ein Cocktail?" wagte ich zu fragen.
"Ist doch egal! Es geht um die Vermarktung, und einen Fontane-Cocktail kennt und hat eben nicht jeder! Das Hemd, mit A und D? Marketing, sonst nichts. Man könnte den Honig auch direkt dazugeben!"
"Tolle Idee! Schmeckt der?" erkundigte sich ganz vorsichtig der Chemikus.
"Das merkt man nach dem ersten Schluck kaum noch! Man könnte ihn auch ganz einfach Schädelspalter nennen! Dieser Cocktail haut nach zwei Minuten alles weg, garantiert!"
"Wunderbar, dieser historische Bezug! Die Schotten gegen die Engländer! Schädelspalter! Skull-Cracker auf englisch, was für ein Produktname! Archibald Douglas ist da natürlich wesentlich eleganter, vielleicht sollte man zwei Produktlinien fahren, den Archibald für die Damen, den Cracker für die Herren?" lautete mein Vorschlag.
"Perfekt! Und für die Ladies etwas mehr Wasser zur Verdünnung, das verlängert dann deren Begeisterungsdauer! So, und jetzt lasst uns anstoßen! Hier habe ich den Prototyp in einer Flasche mitgebracht, dazu Gläser, Cocktail-Kirschen auf Stäbchen..."
Er öffnete eine größere Aktentasche unter seinem Barhocker und förderte die angesprochenen Utensilien zutage, dazu eine dunkle Flasche. Und dann goss er daraus ein....... und dann die roten Kirschen, welch ein erhabener Anblick, und dieser Kontrast zum dunklen Getränk!
"Zum Wohl Männer, probieren wir ihn mal!"
"Auf die richtige Mischung kommt es eben an - immer wenn du denkst, es ist gleich Schluss, kommt und hilft der Chemikus!"
"Cheers! Let it crack, Archie!" von mir.
"Ist es sehr schlimm mit ihm, Doktor? Wie lange wird er noch hierbleiben müssen?"
Dorothee! Meine Frau! Ihre Stimme! Wo bin ich?
"Das Delirium hat er überstanden, Sorge machen uns noch die offensichtlichen Halluzinationen. Sie sind doch mit ihm verheiratet, vielleicht wissen Sie es ja, was meint er nur? Er ruft laufend nach einem Charles und einem Subito?"
So, die Hochzeit von meiner Claudia und ihrem Karli war vorbei, nur junges Gemüse als Gäste, dazu seine Eltern. Ich berichte nicht weiter, die Schwiegereltern meiner Tochter sind übrigens ein Lehrer-Ehepaar. Hauptsache, die Kinder sind glücklich.
Unsere gemeinsame Hochzeitsreise führte dann nach Schottland, also weder wie ursprünglich vorgeschlagen nach Mittelamerika, noch auf den Kongo. Ich hatte meine Frau und die beiden Grünschnäbel überzeugt! Im Luxuszug durch Schottland, also einem absoluten Luxuszug. Nicht so ein Teil, in dem auch Karl-Erwin mit seiner Trulla für ein paar Euro herumfährt, nein! Ein eigenes Appartement mit Bad für jedes Paar und so weiter. Meinem Butler Charles hatte ich Sonderurlaub gewährt, drei Wochen. Er besucht jetzt also mal seine Schwester in Brazzaville, Sie wissen natürlich, wo das ist. Sie ist dort am Goethe-Institut.
Er hätte also die Kongo-Flussreise gerne mitgemacht, nun denn...
Wir waren jetzt bereits seit ein paar Tagen unterwegs, die Damen waren restlos begeistert! Sag ich doch, oder? Durchlaucht fragen, Wohlbehagen! Kultur, die Highlands, Burgen, Schlösser, Einkaufsbummel in Glasgow und Edinburgh, das Auftauch-Viech aus diesem See kam irgendwann auch noch dran. Für alle Aktivitäten hatten wir immer einen persönlichen Coach, also auch, wenn die Damen mal alleine shoppen wollten. Selbstverständlich hatte ich den beiden dafür ein üppigstes Budget zur Verfügung gestellt, man heiratet ja in der Regel nur einmal. Meine Frau! Mein Augenstern! Meine einzige Tochter! Da spielt Geld keine Rolle! Das sieht ein Juwelier auch sehr gern, nun denn!
Man war jetzt nach dem gemeinsamen Dinner im Zug zu Bett gegangen, aber ich durfte noch in den Rauchersalon, ich brauchte das! Auf dem Weg dorthin kam ich an der Bar vorbei. Zwei Herren saßen dort und sprachen mich an. Also, warum nicht? Nach dem zweiten Glas waren wir per Du. Der Chemiker, der Dr. honoris causa und ich.
"Also, Männer, Theodor Fontane. Archibald Douglas, das Gedicht, diese schottische Ballade, das sagt euch doch was?" fragte der Ehrendoktor.
"Ich hab es getragen sieben Jahr und kann es nicht tragen mehr, wo immer.... Das berühmte Douglas-Hemd, 1854!" meldete ich mich sofort.
"Genau! Aber was hältst du von diesem Einstiegstext? Ich hab es getrunken sieben Jahr und kann es nicht trinken mehr. Wo immer die Welt am schönsten war, da war mein Glas ganz plötzlich leer.. Fontane pur, sozusagen!"
"Wie kommst du darauf?" fragte jetzt der Chemikus.
"Ich habe einen Cocktail entwickelt! Archibald Douglas! Scotch, 20 Jahre alt, gelagert und gereift in schottischer Mooreiche..."
"Was? Moorleiche?" fragte ich.
"Ohne L! Eiche! Dann versetzt mit Quellwasser von den Färöer..."
"Das geht nicht! Das ist untragbar! Die Inseln gehören zu Dänemark!" warf ich ein.
"Jetzt hab dich nicht so! Viel H2O, das macht den Barmann froh!" meinte jetzt der Chemikus nur dazu.
"Genau! Der Alkoholgehalt muss runter, Verdünnung tut not, das erste Gebot!"
"Und was ist noch drin in deinem Cocktail?" fragte der Chemikus.
"Gemach, gemach! Jetzt kommt's! Hier ist es, das Hemd! Das Douglas-Hemd!" Er zog einen kleinen Fetzen Stoff aus der Jackentasche.
"Was ist das denn?" fragte ich.
"Es ist der Rest! Der Rest vom Douglas-Hemd! Gefunden unter einem Eckstein der Kirche von Moffat, ganz im schottischen Süden! Ein Original-Relikt, mit Zertifikat!"
"Das ist doch nur ein Stückchen Stoff! Ein Fetzen! Die Mischung, Doktor! Das Mischungsverhätnis, die Zutaten!" kam jetzt vom Chemikus.
"Seht ihr hier die Buchstaben? A und D, oben in der Ecke? Archibald Douglas, und dazu dann das....."
Er holte jetzt aus seiner Jackentasche ein Glasfläschen hervor.
"Heidehonig! Schottischer Heidehonig! Darin wird das Hemd eingeweicht, kommt dann mit dem Quellwasser zurück in das Whisky-Fass, dazu dann noch eine Flasche reiner Wacholderbeeren-Gin, 58 Prozent Alkohol, Cocktailkirsche an einem Stäbchen drauf, ein paar Eiswürfel dazu, fertig ist der Archibald-Douglas-Cocktail!"
"Ist das denn dann wirklich ein Cocktail?" wagte ich zu fragen.
"Ist doch egal! Es geht um die Vermarktung, und einen Fontane-Cocktail kennt und hat eben nicht jeder! Das Hemd, mit A und D? Marketing, sonst nichts. Man könnte den Honig auch direkt dazugeben!"
"Tolle Idee! Schmeckt der?" erkundigte sich ganz vorsichtig der Chemikus.
"Das merkt man nach dem ersten Schluck kaum noch! Man könnte ihn auch ganz einfach Schädelspalter nennen! Dieser Cocktail haut nach zwei Minuten alles weg, garantiert!"
"Wunderbar, dieser historische Bezug! Die Schotten gegen die Engländer! Schädelspalter! Skull-Cracker auf englisch, was für ein Produktname! Archibald Douglas ist da natürlich wesentlich eleganter, vielleicht sollte man zwei Produktlinien fahren, den Archibald für die Damen, den Cracker für die Herren?" lautete mein Vorschlag.
"Perfekt! Und für die Ladies etwas mehr Wasser zur Verdünnung, das verlängert dann deren Begeisterungsdauer! So, und jetzt lasst uns anstoßen! Hier habe ich den Prototyp in einer Flasche mitgebracht, dazu Gläser, Cocktail-Kirschen auf Stäbchen..."
Er öffnete eine größere Aktentasche unter seinem Barhocker und förderte die angesprochenen Utensilien zutage, dazu eine dunkle Flasche. Und dann goss er daraus ein....... und dann die roten Kirschen, welch ein erhabener Anblick, und dieser Kontrast zum dunklen Getränk!
"Zum Wohl Männer, probieren wir ihn mal!"
"Auf die richtige Mischung kommt es eben an - immer wenn du denkst, es ist gleich Schluss, kommt und hilft der Chemikus!"
"Cheers! Let it crack, Archie!" von mir.
"Ist es sehr schlimm mit ihm, Doktor? Wie lange wird er noch hierbleiben müssen?"
Dorothee! Meine Frau! Ihre Stimme! Wo bin ich?
"Das Delirium hat er überstanden, Sorge machen uns noch die offensichtlichen Halluzinationen. Sie sind doch mit ihm verheiratet, vielleicht wissen Sie es ja, was meint er nur? Er ruft laufend nach einem Charles und einem Subito?"
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