Durchlaucht macht Liebeserfahrungen

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Klaus K.

Mitglied
Durchlaucht macht Liebeserfahrungen

Endlich! Wir waren zurück aus Schottland, ich war völlig wiederhergestellt und von allen Experimenten im Zusammenhang mit einer neuen Cocktail-Rezeptur geheilt. Mein Butler Charles war noch nicht wieder aus dem Kongo vom Besuch seiner Schwester zurück, wurde aber bald erwartet. Meine Dorothee und ich waren also allein zuhause, und sie wirkte hörbar in unserer Küche herum, was man dem Geklapper nach nicht anders bezeichnen konnte. Ich war neugierig und wagte einen Blick in das mir weitgehend unbekannte Reich. Ja, unter der Woche hatten wir halbtags dort immer eine Spitzenkraft, die von morgens bis mittags für unser aller leibliches Wohl sorgte, aber diese Expertin hatte selbstverständlich auch mal Urlaub. Wir waren also alleine, ganz alleine, nur für uns!

Meine Frau! Eine ausgefranste, zerfetzte hellblaue Jeans, ein weißes T-Shirt, dazu Sandaletten, aus denen vorne ihre rot lackierten Fußnägelchen hervorlugten! Bezaubernd! Auf dem Herd standen Töpfe und eine Pfanne, auf der Arbeitsfläche lagen irgendwelche Utensilien oder zumindest die Reste davon. Sie drehte mir den Rücken zu, und ich schnappte zu!
"Huch! Hubertus!"
Ich drehte sie zart um und legte dann meinen rechten Arm um ihre Taille. Schnapp!
"Komm mal her, du kleine Maus!"
Man muss wissen, ich bin knapp über einsachtzig, mein geliebtes Frauchen war mindestens einen Kopf kleiner.
"Hubertus! Die Rouladen! Das geht jetzt nicht!"
Ich zog sie näher an mich heran, und sie versuchte sich zu befreien. Ach wie wonnig, diese Mausefrau, nein, du entgehst mir nicht, du bist jetzt Jagdbeute! Ich lass dich nicht los!
"Ist das nicht ein Induktionsherd?" fragte ich.
"Ja - warum?"
"Da sind Spulen drin! Du hast bestimmt schon mal von der Wechselwirkung zweier Spulen gehört, oder? Das gibt es doch bestimmt in der Psychologie auch?"
"Hubertus, worauf willst du hinaus?"
"Du bist die eine Spule, ich die andere!"
Ich zog sie näher an mich heran. Ihr bezauberndes ungeschminktes Gesicht, ihr brünettes Haar, schulterlang, gerade abgeschnitten, der flotte Seitenscheitel!
"Hubertus! Lass mich raus! Die Rouladen brennen sonst an! Und die Kartoffeln müssen vom Herd, die sind gleich matschig!"
Sie trommelte jetzt mit ihren kleinen Fäusten gegen mein Brust! Diese Düfte! Ihre Haare rochen unglaublich gut, und dazu dann der Geruch ihres dezenten Parfums ... Circe, du machst mich verrückt! Aber jetzt wurde sie doch eher etwas ungehalten.
"Hubertus! Unser Essen! Ich habe mir soviel Mühe gegeben! Die Rouladen müssen jetzt sofort gewendet werden, ich muss noch die Sauce machen, und die Kartoffeln müssen vom Herd!
Bitte lass mich los, mein Held!"
Aha, die Jammerarie! Jetzt kam also die andere Tour! Aber ihr Mitleidsappell verhallte ungehört, ihr hielt meinen Arm immer noch fest um ihre schlanke Taille.
"Erst einen Kuss!" forderte ich.
"Hubertus, du hast geraucht! Erst die Zähne putzen, dann mit Mundwasser spülen! Vorher nicht!"
Teufelsweib! Sie nutzte auch wirklich jede Chance zur Flucht! Und jetzt stampfte sie dazu mit ihren Füßchen auf, rechts, links, dann links, rechts, und ich sah die niedlichen Nägel aufblitzen. Meine Frau, meine geliebte Frau! Einfach unwiderstehlich!
"Die Rouladen sind angebrannt! Und du hast Schuld!"
"Macht nichts! Das nennt sich dann doch das Gewürz der Seligen, oder?"
"Ich habe mir soviel Mühe gegeben, extra für dich! Innen mit Dijon-Senf bestrichen, Schinkenspeck, Zwiebel, die Gürkchen...huch!"

In der Tür stand ein Mann! Wer war das? Wie war er hereingekommen?
"Kann ich helfen?"
Er schob sich an mir vorbei, nahm ruckzuck die Pfanne vom Herd, dann den Topf mit den Kartoffeln, und drehte sich dann um. Charles! Braungebrannt, etwas zu langes Haar, dazu eine Sonnenbrille.
"Ich habe Ihnen etwas mitgebracht aus dem Kongo. Ladies first! Dorothee, das ist für Sie!"
Er reichte ihr ein kleines Stück Holz mit drei Ecken, eher ein winziges Ypsilon.
"Es ist ein Zauberwerk, aus afrikanischem Bubinga-Holz. Nur für Frauen. Ich dachte mir, es könnte vielleicht psychologisch interessant sein. Ein kurzer Spruch in Reimform seitens der Besitzerin dann, und der Wunsch der Dame wird angeblich sofort erfüllt. Vielleicht ist es ja von Nutzen für Sie?"
"Oh Charles, Sie sind vielleicht mein Retter!"
Und dann, meine kleine Maus ist ja viel zu intelligent, um nicht sofort durchzuschalten.
"Lasse er mich los, der üble Wicht! Die eigene Frau solange festzuhalten, das geziemt sich nicht!"

Wie heißt dieses handtellergroße Zauberdreieck? Bubinga? Tropisches Hartholz? Wie von einer magischen Kraft geführt löste sich mein rechter Arm von ihr, sie war wieder frei. Ein erneuter Versuch von mir scheiterte kläglich, mein Arm wollte nicht mehr nach vorne! Was war hier los? Und jetzt stand sie vor mir, machte mir eine lange Nase und streckte mir dazu noch ihre Zunge raus!

"Charles! Was sagt Er denn jetzt dazu?" fragte ich.

"Induktion, Durchlaucht. Ganz klassisch.- Und das hier ist für Sie, Durchlaucht!"
Aus seiner umgehängten Tragetasche holte Charles jetzt ein kleines, aber dickes Stück Bambusrohr hervor, oben mit einer Art Wachs verschlossen.
"Für Durchlaucht ein Zauberwasser. Nur für Männer, es nennt sich "Brazzaville special". Ich habe es selbst noch nicht probiert, es soll zumindest geschmacklich eher eine Art Cocktail sein. Wie gesagt, es ist wirklich nur für Männer!"
 

Hagen

Mitglied
Bester Klaus,
wieder mal eine erbauliche Geschichte, welche mir den Tag versüßt hat.
Auf den "Brazzaville special" bin ich gespannt!

Nun denn, in diesem Sinne, wir sehen uns, in der ScheinBAR um nicht nur den "Brazzaville special" zu testen!
Zudem lesen wir uns weiterhin!
... und bleib' schön fröhlich, gesund und munter, gute Dinge sowie guten Willens, moralisch einwandfrei, weiterhin positiv motiviert und stets heiteren Gemütes! Sei stets von reiner Seele, Lüge niemals oder erzähle Deiner Dorothee keine dreckigen Witze!
Herzlichst
Yours Hagen
_________________________________
Merke:
Wenn einem das Wasser bis zum Halse steht, dann soll man den Kopf nicht hängen lassen.
 

Klaus K.

Mitglied
Hagen,

sorry, dauerte etwas, aber ich möchte mich erst einmal bedanken für deinen Kommentar etc.!
Ich hatte den "Brazzaville special" mal selber gemacht und war daher einige Tage nicht ansprechbar. Meine Frau hat dann bereits die Lebensversicherungspolicen herausgekramt, tz, tz. Jetzt geht es wieder, aber sie ist stocksauer.
Ich soll gefälligst bei meinem "Queen Mum" bleiben, also meinem Gin-Tonic. Also kein "Dimple" mehr für den Simpel! Mit Gruß, Klaus
 



 
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