Durchlaucht und die beste Droge
Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern, ich sitze im Schatten auf einer Bank. Ein nettes Ambiente insgesamt, das große weiße Gebäude hinter mir, und viele Damen haben so ein Häubchen auf dem Kopf. Sechs Wochen bin ich jetzt bereits hier.
Ha, was sehe ich, mein Töchterchen naht! Claudilein! Endlich wieder zurück, nach zwei Monaten im Land der Bescheuerten, der Kulturverweigerer. Welches Land? Ich verrate es nicht, es geziemt sich nicht.
Und dazu Charles, mein Butler! Nach einem wohlverdienten langen Urlaub. Und was ist das für ein Kerl, dieser andere Mann? Den kenne ich nicht! Dann höre ich meine Tochter.
"Ganz vorsichtig, nur ich darf sprechen! Er war total desillusioniert, dazu medikamentös bestimmt ruhig gestellt. Der letzte Tiefschlag mit dieser Glaskugel-Hexe und ihrer assoziierten Betrügerin hat ihn völlig aus der Bahn geworfen, er war lange in einer schlechten Verfassung. Noch mindestens zwei Wochen hier, dann kann er vielleicht erst wieder nach Hause. Samthandschuhe also!"
Hä? Ich bin doch topfit! Was erzählt meine Tochter da, mein eigenes Kind?
"Hallo Papi! Geht es dir wieder besser? Schau mal, wen ich mitgebracht habe!"
"Claudilein, mein Sonnenschein! Und Charles! Ich habe Ihn so vermisst! Er fehlt mir, merke Er sich das! Verstanden?"
"Sehr wohl, Durchlaucht! Eure Tochter arbeitet bereits daran, diesen Zustand subito zu ändern!"
"Sehr gut, sehr gut! Das ist die Hölle ohne Ihn hier für mich, mit einer Ausnahme, ihr werdet es erfahren! Und wer ist Er da, stelle Er sich mal vor!"
"Papi, das ist mein neuer Freund! Der Referent aus dem Ministerium, ich habe dir bereits von ihm berichtet!"
"Kann Er nicht selber sprechen?"
"Karli Moitzberger, wenn ich mich kurz vorstellen darf. Ich hatte die Ehre, Ihre bezaubernde Tochter kennenlernen zu dürfen, Durchlaucht!"
"Schon besser! Sei Er vorsichtig! Wer meiner Tochter, also unserer Familie Schaden zufügt, der wird.....Charles, wie war das, helfe Er mir!"
Charles antwortete sofort, wie immer hellwach:
"Die Guillotine wurde ja abgeschafft, Durchlaucht. Heute wird auch, wenn überhaupt nur noch vereinzelt, anderweitig exekutiert."
"Exakt! Das meinte ich! Merke Er sich das, junger Mann!"
"Sehr wohl, Durchlaucht! Wenn ich hinzufügen darf: Die Todesstrafe wurde allerdings in fast allen Ländern abgeschafft."
"Juristengeplänkel, höre Er sofort damit auf! Wenn ich mir die "Roten Roben" bei uns in Karlsruhe anschaue, dann deren teilweise völlig am gesunden Menschenverstand vorbeigaloppierenden Entscheidungen....dazu das sich im Nachhinein verklausulierte Herauswinden aus eigenen Fehlern - ja, Fehlern - dann habe inzwischen nicht nur ich größte Zweifel an diesem sogenannten Rechtsstaat. Ich betrachte diese Juristerei inzwischen als eine lächerliche Möchtegern-Wissenschaft auf den Brettern einer Schmierenkomödie. Lahmarschig, man vergebe mir die unflätige Ausdrucksweise, dazu unklar, unpräzise, ungerecht obendrein. Die Kleinen fängt man, die Großen lässt man laufen. Mehr Blitzautomaten innerorts, dafür dem Drogendealer aber dann nur ein herzliches "Dududu, das tut man nicht!". Und ich bin damit wahrlich nicht allein. Basta!"
Bevor der junge Mann - er war mir übrigens etwas zu dick für sein Alter - antworten konnte, schaltete sich mein Töchterchen ein:
"Du sollst dich nicht so aufregen. Papi! Schluss jetzt damit, auch du, Karli! Papi braucht jetzt Ruhe und positive Gedanken!"
Die einzige Frau, und wer hatte das Kommando? Merkt hier eigentlich mal irgendjemand irgendwas?
Und dann kam eine Dame, ganz in weiß gekleidet aber ohne Häubchen auf dem Haar, auf uns zu.
"So, einen Moment Unterbrechung bitte! Wir müssen flugs mal unsere Tabletten nehmen, nicht wahr? Dann wird alles wieder gut, alles kommt ins Lot, es gibt keinen Grund zur Aufregung mehr danach!"
"Wer hat die verordnet, und was ist das?" schaltete sich Claudia ein. "Mein Vater nimmt nichts, was ich nicht vorher gesehen und freigegeben habe!"
"Ganz harmlos, schauen Sie selbst! Und ihr Vater bekommt grundsätzlich nichts, was ich nicht vorher gesehen und freigegeben habe!"
Sie drückte mir jetzt ein kleines Röhrchen mit Tabletten in die Hand, drehte sich um und zog mit kräftigen Schritten davon.
Meine Tochter nahm mir das Röhrchen aus der Hand.
"Lass mal sehen, Papi! Hmm, zwei Tabletten. Baldrian ultraleicht, und Dextrose! Mehr ist es nicht! Quasi alles nur ein Placebo!"
"Claudia! Mir geht es blendend! Hole sie sofort zurück! Ich brauche sie!"
"Mache ich, das mache ich!" schaltete sich Karli ein und lief der Dame hinterher, holte sie ein und kam dann nach einem kurzen Wortwechsel mit ihr zurück.
"Gott sei Dank, Dorothee! Lass dich nicht von meiner Familie abhalten, ich erkläre ihnen gerade, was mit mir passiert ist!"
"Rege dich dabei aber nicht auf, Hubertus Moritz! Ich will das nicht, du musst dich schonen!"
"Ihr seid per Du?" fragte Claudia, sichtlich verwundert.
"Na klar! Wir verstehen uns blendend! Dorothee ist die erste Frau - außer dir natürlich, mein Schatz - die sich um mich kümmert! Hat Er es ebenfalls gehört, Charles? Ich sprach bislang bewusst nur von einer Frau?"
"Durchlaucht, das Kompliment ist mir nicht entgangen!"
Die Dame ganz in Weiß räusperte sich und erklärte jetzt:
"Ihr Vater braucht das. Er ist ein so kultivierter, feiner Mann. Diese Frauen, mit denen er es bislang zu tun hatte, waren das reine Gift für ihn! Ich bin das Gegengift sozusagen, ein Gift mit extremer Nebenwirkung für uns beide, aber ein Gift ohne Hintergedanken! Mir gehört diese private Klinik hier, das sollten Sie wissen, damit da keine falschen Vorstellungen aufkommen. Ich bin übrigens verwitwet und leider kinderlos."
Ich erhob mich jetzt von meiner Sitzbank und stellte mich dann direkt vor Dorothee.
"Habt ihr das verstanden, alle Drei? Dorothee ist meine Droge im positiven Sinn, wenn ihr nicht da seid, sind wir übrigens mindestens 12 Stunden am Tag zusammen. Mir geht es blendend, wie gesagt, und ich sage euch jetzt, damit da keine Fragen offenbleiben, nein, ich frage sie ganz direkt: Dorothee, willst du meine Frau werden? Würdest du mich heiraten?"
Da standen sie jetzt, wie die Salzsäulen! Meine Tochter, mein Butler, und dieser Referent aus dem Ministerium! Aber auch die Angesprochene war sichtlich überrascht und atmete tief ein. Und dann, sie kam dabei ganz dicht an mich heran:
"Hubertus! Ja, ich will!"
Die beste Droge für einen Mann? Eine Frau, eine tolle Frau, was sonst?
Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern, ich sitze im Schatten auf einer Bank. Ein nettes Ambiente insgesamt, das große weiße Gebäude hinter mir, und viele Damen haben so ein Häubchen auf dem Kopf. Sechs Wochen bin ich jetzt bereits hier.
Ha, was sehe ich, mein Töchterchen naht! Claudilein! Endlich wieder zurück, nach zwei Monaten im Land der Bescheuerten, der Kulturverweigerer. Welches Land? Ich verrate es nicht, es geziemt sich nicht.
Und dazu Charles, mein Butler! Nach einem wohlverdienten langen Urlaub. Und was ist das für ein Kerl, dieser andere Mann? Den kenne ich nicht! Dann höre ich meine Tochter.
"Ganz vorsichtig, nur ich darf sprechen! Er war total desillusioniert, dazu medikamentös bestimmt ruhig gestellt. Der letzte Tiefschlag mit dieser Glaskugel-Hexe und ihrer assoziierten Betrügerin hat ihn völlig aus der Bahn geworfen, er war lange in einer schlechten Verfassung. Noch mindestens zwei Wochen hier, dann kann er vielleicht erst wieder nach Hause. Samthandschuhe also!"
Hä? Ich bin doch topfit! Was erzählt meine Tochter da, mein eigenes Kind?
"Hallo Papi! Geht es dir wieder besser? Schau mal, wen ich mitgebracht habe!"
"Claudilein, mein Sonnenschein! Und Charles! Ich habe Ihn so vermisst! Er fehlt mir, merke Er sich das! Verstanden?"
"Sehr wohl, Durchlaucht! Eure Tochter arbeitet bereits daran, diesen Zustand subito zu ändern!"
"Sehr gut, sehr gut! Das ist die Hölle ohne Ihn hier für mich, mit einer Ausnahme, ihr werdet es erfahren! Und wer ist Er da, stelle Er sich mal vor!"
"Papi, das ist mein neuer Freund! Der Referent aus dem Ministerium, ich habe dir bereits von ihm berichtet!"
"Kann Er nicht selber sprechen?"
"Karli Moitzberger, wenn ich mich kurz vorstellen darf. Ich hatte die Ehre, Ihre bezaubernde Tochter kennenlernen zu dürfen, Durchlaucht!"
"Schon besser! Sei Er vorsichtig! Wer meiner Tochter, also unserer Familie Schaden zufügt, der wird.....Charles, wie war das, helfe Er mir!"
Charles antwortete sofort, wie immer hellwach:
"Die Guillotine wurde ja abgeschafft, Durchlaucht. Heute wird auch, wenn überhaupt nur noch vereinzelt, anderweitig exekutiert."
"Exakt! Das meinte ich! Merke Er sich das, junger Mann!"
"Sehr wohl, Durchlaucht! Wenn ich hinzufügen darf: Die Todesstrafe wurde allerdings in fast allen Ländern abgeschafft."
"Juristengeplänkel, höre Er sofort damit auf! Wenn ich mir die "Roten Roben" bei uns in Karlsruhe anschaue, dann deren teilweise völlig am gesunden Menschenverstand vorbeigaloppierenden Entscheidungen....dazu das sich im Nachhinein verklausulierte Herauswinden aus eigenen Fehlern - ja, Fehlern - dann habe inzwischen nicht nur ich größte Zweifel an diesem sogenannten Rechtsstaat. Ich betrachte diese Juristerei inzwischen als eine lächerliche Möchtegern-Wissenschaft auf den Brettern einer Schmierenkomödie. Lahmarschig, man vergebe mir die unflätige Ausdrucksweise, dazu unklar, unpräzise, ungerecht obendrein. Die Kleinen fängt man, die Großen lässt man laufen. Mehr Blitzautomaten innerorts, dafür dem Drogendealer aber dann nur ein herzliches "Dududu, das tut man nicht!". Und ich bin damit wahrlich nicht allein. Basta!"
Bevor der junge Mann - er war mir übrigens etwas zu dick für sein Alter - antworten konnte, schaltete sich mein Töchterchen ein:
"Du sollst dich nicht so aufregen. Papi! Schluss jetzt damit, auch du, Karli! Papi braucht jetzt Ruhe und positive Gedanken!"
Die einzige Frau, und wer hatte das Kommando? Merkt hier eigentlich mal irgendjemand irgendwas?
Und dann kam eine Dame, ganz in weiß gekleidet aber ohne Häubchen auf dem Haar, auf uns zu.
"So, einen Moment Unterbrechung bitte! Wir müssen flugs mal unsere Tabletten nehmen, nicht wahr? Dann wird alles wieder gut, alles kommt ins Lot, es gibt keinen Grund zur Aufregung mehr danach!"
"Wer hat die verordnet, und was ist das?" schaltete sich Claudia ein. "Mein Vater nimmt nichts, was ich nicht vorher gesehen und freigegeben habe!"
"Ganz harmlos, schauen Sie selbst! Und ihr Vater bekommt grundsätzlich nichts, was ich nicht vorher gesehen und freigegeben habe!"
Sie drückte mir jetzt ein kleines Röhrchen mit Tabletten in die Hand, drehte sich um und zog mit kräftigen Schritten davon.
Meine Tochter nahm mir das Röhrchen aus der Hand.
"Lass mal sehen, Papi! Hmm, zwei Tabletten. Baldrian ultraleicht, und Dextrose! Mehr ist es nicht! Quasi alles nur ein Placebo!"
"Claudia! Mir geht es blendend! Hole sie sofort zurück! Ich brauche sie!"
"Mache ich, das mache ich!" schaltete sich Karli ein und lief der Dame hinterher, holte sie ein und kam dann nach einem kurzen Wortwechsel mit ihr zurück.
"Gott sei Dank, Dorothee! Lass dich nicht von meiner Familie abhalten, ich erkläre ihnen gerade, was mit mir passiert ist!"
"Rege dich dabei aber nicht auf, Hubertus Moritz! Ich will das nicht, du musst dich schonen!"
"Ihr seid per Du?" fragte Claudia, sichtlich verwundert.
"Na klar! Wir verstehen uns blendend! Dorothee ist die erste Frau - außer dir natürlich, mein Schatz - die sich um mich kümmert! Hat Er es ebenfalls gehört, Charles? Ich sprach bislang bewusst nur von einer Frau?"
"Durchlaucht, das Kompliment ist mir nicht entgangen!"
Die Dame ganz in Weiß räusperte sich und erklärte jetzt:
"Ihr Vater braucht das. Er ist ein so kultivierter, feiner Mann. Diese Frauen, mit denen er es bislang zu tun hatte, waren das reine Gift für ihn! Ich bin das Gegengift sozusagen, ein Gift mit extremer Nebenwirkung für uns beide, aber ein Gift ohne Hintergedanken! Mir gehört diese private Klinik hier, das sollten Sie wissen, damit da keine falschen Vorstellungen aufkommen. Ich bin übrigens verwitwet und leider kinderlos."
Ich erhob mich jetzt von meiner Sitzbank und stellte mich dann direkt vor Dorothee.
"Habt ihr das verstanden, alle Drei? Dorothee ist meine Droge im positiven Sinn, wenn ihr nicht da seid, sind wir übrigens mindestens 12 Stunden am Tag zusammen. Mir geht es blendend, wie gesagt, und ich sage euch jetzt, damit da keine Fragen offenbleiben, nein, ich frage sie ganz direkt: Dorothee, willst du meine Frau werden? Würdest du mich heiraten?"
Da standen sie jetzt, wie die Salzsäulen! Meine Tochter, mein Butler, und dieser Referent aus dem Ministerium! Aber auch die Angesprochene war sichtlich überrascht und atmete tief ein. Und dann, sie kam dabei ganz dicht an mich heran:
"Hubertus! Ja, ich will!"
Die beste Droge für einen Mann? Eine Frau, eine tolle Frau, was sonst?
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