edelweiß

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juttavon

Mitglied
Schön, wie aus der idyllischen Harmlosigkeit fast unmerklich das ganze Drama einer Flüchtlingsfamilie erscheint. Das geht unter die Haut. Danke. - Herzlichen Gruß, Jutta
 

rogathe

Mitglied
edelweiß

edel-weiß-blau-gold
geschnitzt
maria mit dem kind
geschützt
am steilen feldweg
im kapellchen
die fremde frau hält inne
ihr schleier rutscht vom haar
sie sehnt sich ihren sohn herbei
und flüstert seinen namen
ein ums andere mal
 

Perry

Mitglied
Hallo rogathe,

ich sehe eine Frau in Trauer vor einer Kapelle in den Bergen.
Die Szene könnte auch aus einem dieser Heimatromane bzw. -filme sein, wo der Sohn bei einem Unglück ums Leben gekommen ist.
LG
Manfred
 

Tula

Mitglied
Hallo rogathe und andere Leser

da die Frau einen Schleier trägt, habe ich es auch mit Bezug auf eine fremdländische Frau gelesen, die ihren Sohn im Krieg verloren hat. Dann wäre dieses Gedicht auch eine traurig-schoene Begegnung der Religionen.

So oder so, den Moment hat das Gedicht schoen erfasst.

LG
Tula
 

rogathe

Mitglied
edelweiß

edel-weiß-blau-gold
geschnitzt
maria mit dem kind
geschützt
am steilen feldweg
im kapellchen
die fremde frau hält inne
ihr schleier rutscht vom haar
sie sehnt sich ihren sohn herbei
und murmelt seinen namen
ein ums andere mal
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Pietá

Ich lese es zweideutig (im Sinne der metaphorischen Spiegelung): Zum einen so, daß die Frau, die an ihren Sohn denkt, die Maria des Bilderstöckchens selbst ist (ich denke bei diesen Pietá-Bräuten immer an Sigune), zum andern so, daß da eine Frau davor steht und an ihren eigenen Verlust erinnert wird.

"Verschleierte" Frauen, mit einem halbdurchsichtigen Stoff vor dem Gesicht, kenne ich nur von hochzeitlichen Bräuten und feinen Damen des fin de siécle, wie z.B. die vornehme Frau in Schnitzlers "Reigen".

Orientalische Frauen in Deutschland (z.B. Syrerinnen, die familiäre Verluste erleiden) tragen üblicherweise keine Schleier, sondern Kopftücher.
 

rogathe

Mitglied
Herzlichen Dank, Mondnein, für deine weitreichende Interpretation.
"Schleier" habe ich als Übersetzung für "Hidschab" verwendet.

LG rogathe
 

revilo

Mitglied
das erinnert mich an einen Urlaub...auf dem Weg zum Quartier mussten wir eine Anhöhe erklimmen...auf der Hälfte des Weges stand eine kleine Kapelle...dort habe ich jedes Mal innegehalten....LG revilo
 



 
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