Uff, das ist ein sehr schwieriges Kapitel, wenn man über die erste oberflächliche Wahrnehmung hinausgeht. Erst: Fremde Musik, bei uns Live aufgeführt, rührt uns die Schönheit der fremden "Folklore". - Wie ist es mit der eigenen Musik? Die heißt dann mit eher abfälliger Betonung: "Volksmusik". Ich bezweifle, ob die eigene Musik niemals gehört ist, sie steht zur Verfügung, Radio, TV - und wird von den meisten schnellstens weggezappt. Man denkt an "Fischer-Chöre" ... Insofern, falls es so gemeint ist, wäre es vielleicht noch treffender, schärfer formuliert, wenn es hieße: der eigenen Musik / niemals zugehört oder: bei eigener Musik / niemals hingehört.
Warum die Deutsche Volksmusik so aufs Abstellgleis geraten ist, wird von etlichen Fachleuten in ihrer "Benutzung" durch das Dritte Reich gesehen. War Singen und Volkslied damals üblich und (auch natürliches) Ausdrucksmittel der Menschen, wie in jedem anderen Land auch, wurde es durch die Versetzung mit "reichseigenen", parteilichen, politischen Liedern oder den Einsatz für die Zwecke der Ideen des Dritten Reichs in der Zeit danach untragbar, war quasi verbrannt. Es gibt kaum noch ein natürliches Verhältnis zum deutschen Liedgut, wie es in anderen europäischen Ländern üblich und in Deutschland vor der Nazizeit auch.
Volkslieder scheinen für uns keine Geschichte und kein Lebensgefühl mehr zu transportieren, was wir aber der fremdländischen Folklore zuordnen. Ohne sie zu kennen, stelle ich mir ukrainische Musik einesteils als schwermütige, schwere, melancholische Melodien vor - andererseits als tanzfreudige.
Ja, das Gedicht kommt bei mir auf jeden Fall als wichtige und richtige Beobachtung an.
Jongleur