Ein alltägliches Ärgernis

lietzensee

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Ein alltägliches Ärgernis

Als ich denke, dass es ein schöner Moment gewesen war, zucke ich zusammen. Schon wieder, denke ich, schon wieder war es ein schöner Moment gewesen. Ich bin gestern mit ihr durch den Park geschlendert. Das war ein schöner Moment und dass ich das jetzt denke, jetzt wo ich auf den Bus M49 warte, das ist ein Ärgernis. Schon wieder war es ein schöner Moment gewesen. Na toll, was hatte ich denn gestern gedacht, denke ich. Hatte ich gedacht, „Das ist ein schöner Moment“? Nein, das hatte ich gestern nicht gedacht und das ärgert mich jetzt. In dem schönen Moment hatte ich darüber nachgedacht, ob das Wetter hielt und was ich zu der Locke sagen sollte, die sie keck in die Stirn frisiert trug.
Um einen schönen Moment zu erkennen, brauche ich Ruhe. Aber schöne Momente sind selten ruhig. Ruhig wird erst irgendeine Wartezeit zwischen Kippenstummeln an einer Haltestelle. So werden meine schönen Momente immer nur gewesen sein. Ich ärgere mich, kämpfe dagegen an und werde dabei wütend, weil ich mich im Grunde über einen schönen Moment meines Lebens ärgere. Es ist eine Erlösung, als der M49 kommt und ich hektisch nach dem Fahrschein in meinen Taschen suchen muss.
 



 
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