Ein bisschen Weltkrieg

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Fragt sich natürlich, was der größere Fehler war: die Nachgiebigkeit gegenüber Hitlers Tschechei-Expansion oder die Kriegserklärung Englands bei dem Überfall auf Polen. Die Neutralität gegenüber der Besetzung der Mandschurei durch Japan oder die Befreiung Chinas durch die US-Armee.

Wiederholung des Holodomors - - ? ist noch nicht der Weltkrieg. Aber eine bodenlose Schweinerei. Stalins Schatten. Unbeschränkte Lügenpropaganda. Das Verbot von Memorial. Das Vergiften und, wenns nicht geklappt hat, das KZ für Oppositionspolitiker. Ist auch nicht der Weltkrieg.

Und Schi Jing Ping - -

hat ja nicht einmal angefangen.


Der wartet noch ein bißchen ab.
 
Es wären ja eben nicht die Fehler der Vergangenheit, sondern neue. Sie würden darin bestehen, auf eine vordergründige Situation à la 1939 so zu reagieren, als lebten wir noch in der Zeit um 1940. Dabei ist unsere Zeit grundverschieden von der damaligen: 1. Massenvernichtungsmittel mit Weltuntergangspotential, 2. weltweite engste ökonomische Verflechtung mit enormer Störanfälligkeit.

Der Philosoph Julian Nida-Rümelin hat gestern in einem Focus-Interview eine Beobachtung mitgeteilt, die ich auch schon gemacht habe: Bellizisten sind vor allem Vertreter mittlerer bis jüngerer Jahrgänge, die ihre Sozialisation in den 1990er Jahren hatten. Sie haben die atomare Dauerbedrohung vor 1989 nicht mehr persönlich miterlebt und sind in jener kurzen Zeit geprägt worden, als der Westen absolut dominant schien. Aber auch das ist im 21. Jahrhundert schon unwiderruflich Vergangenheit. Wir leben in einer neuen Phase weltweit konkurrierender und gnadenlos um Einflusszonen kämpfender Großmächte. Wir Europäer sind nur Schachfiguren, auch die Ukraine. Die allein maßgeblichen Spieler sind Russland, die USA und China. Und ein Großteil der Staaten weiter südlich verhält sich neutral.

Um den Bogen zur Textkritik doch noch zu bekommen: Das Gedicht ist mir zwar in der Tendenz sympathisch und ich kann auch formal nichts kritisieren, aber es wird, scheint mir, der komplexen Problematik, die es anspricht, nicht wirklich gerecht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Mit Kernwaffen wagt sich keiner hervor. Das ist nur Verhandlungsmasse und Anspruchsliste für Drohgebärden.
Der Krieg wird vom Westen rein wirtschaftlich geführt. Das ist weder Weltkrieg noch die Atomwaffenvergleichsliste des alten kalten Kriegs. Wo die Bedrohung durch Atomwaffen nur zählender Vergleich war. Deshalb auch die respektvollen Abstände und die unüberwindlichen Mauern zur Trennung der Kulturen und Sprachen.
Nun werden Kräfte anders gemessen, denn was die Kulturen und Sprachen heute trennt, sind nicht Mauern und Schußfeld-Abstand, sondern religionsähnliche Wahrheiten, "alternative Wahrheiten": Die Welt besteht nicht aus Tatsachen, sondern aus Medien und den Bildern, Sprechakten und Begründungsketten, die durch die Medien rollen wie Wasserwellen und Anspruchs-Kämpfe.
Medien und Märkte. Frechheiten und Energieabhängigkeiten.
 
Mit Kernwaffen wagt sich keiner hervor. Das ist nur Verhandlungsmasse und Anspruchsliste für Drohgebärden.
Nun, UN-Generalsekretär Guterres z.B. warnt seit Wochen immer wieder eindringlich vor einem Atomkrieg, den er für möglich hält.

Der Krieg wird vom Westen rein wirtschaftlich geführt.
Das ist offenkundig falsch. Westliche Staaten liefern in erheblichem Umfang Waffen an die Ukraine. Daher die immer wieder aufflammende Debatte darüber, wie weit man dabei gehen kann, ohne selbst Kriegspartei zu werden. Melnyk hat sich neulich etwas ironisch überspitzt eher als "Waffenhändler" denn als Botschafter bezeichnet.

Die Welt besteht nicht aus Tatsachen, sondern aus Medien und den Bildern, Sprechakten und Begründungsketten, die durch die Medien rollen wie Wasserwellen und Anspruchs-Kämpfe.
Die Welt besteht auch aus harten Fakten: z.B. Bodenschätzen, Agrar- und Düngemittelproduktion, geostrategischer Lage.
 

G. Neville

Mitglied
In die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, bekanntlich der Erste Weltkrieg, ist man auch so hineingeschlittert. Und den Zweiten Weltkrieg hätte es ohne der Ersten nicht gegeben. Danach war Heulen und Zähneknirschen. Die wirkliche Gefahr sehe ich in einer sich immer schneller drehenden Eskalationsspirale, die langsam eine Eigendynamik entwickelt, die am Ende unkontrollierbar werden kann. Man müsste eigentlich alles dafür tun, diese Spirale zu durchbrechen. Stattdessen wird man Kriegspartei indem man Waffen liefert. Und was die Sanktionen anbelangt: Wüsste nicht, dass Sanktionen jemals einen Krieg beendet haben?
 

klaatu

Mitglied
Eigentlich glaube ich auch nicht daran, dass ein 3. Weltkrieg ausbrechen könnte - aber ich hätte mir auch nicht träumen lassen, dass Donald Trump US-Präsident wird, dass eine offen rechte Partei im Deutschen Bundestag sitzt und Menschen öffentlich fordern, es müsse mal wieder einen großen Krieg geben, weil die Menschheit zu verweichlicht geworden ist... Also ja... Keine Ahnung. Hoffen wir einfach mal das Beste.

Peace
k
 



 
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