Ein Brief an Lilo

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Neto

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Lieber Freund und Genosse, lieber Lilo

wir wollen Dir heute endlich mal einen Brief schreiben. Du glaubst sonst vielleicht, dass wir Dich seit Deiner Abreise im vergangenen Sommer vergessen hätten. Wir denken sehr oft an Dich und erinnern uns auch an unsere gemeinsamen Ausflüge zum Fluss und zu den alten Häusern, wo Hunde in Zwingern sich freuten, wenn wir vorbeischauten.

Wir hätten damals mit Dir den Strand besuchen sollen. Wenn wir bei stürmischem Winterwetter das Rauschen der fernen Brandung hören, fragten wir uns oft, wie das wohl am Strand so ist.

Hast Du mal wieder von Deinem Freund Mike gehört? Wir hörten ihn einmal durch ein Telefon bellen. Wir grüßten zurück und hofften, er hat es verstanden. Er ist wohl nicht so weit wie Du verreist, aber auch ihm scheint es gutzugehen. Wir freuen uns darüber sehr.

Wie ist die Familie, in der Du jetzt lebst? Hast Du auch Hundefreunde, bist Du wieder Capo oder lebst Du allein? Gibt es bei Dir auch Schafe?

Die Wollknäuel laufen fast jeden Tag über den Damm und werden von diesen Schafstinkern, den verdammten weißen Maremanni begleitet. Selbstverständlich verbellen wir sie, allerdings nur so lange, wie uns der Zaun von ihnen trennt.

Für uns unvergesslich ist Dein Kampf mit den drei Schafstinkern. Wir wollten Dir ja helfen, doch wir konnten den Geruch dieser Stinker nicht ertragen und mussten schnell zum Haus laufen.
Frauchen hat Dich dann für Deinen Mut gelobt und die Wunden sauber gemacht.
Wir bewundern Dich noch heute und vermissen Dich als unseren Rudelchef sehr.

Wie ist denn das Futter bei Dir? Bekommst Du dort so leckere Mahlzeiten wie hier bei uns?
Neulich gab es etwas ganz besonders tolles. Frauchen machte uns einen super guten Fraß.

Lady schaute Frauchen bei der Zubereitung zu. Am Abend vorher wurden die Schubladen in der Küche aufgeräumt und ich hörte ein paar mal: "Kriegen die Hunde".

Karamellisierte Walnüsse, die sie gleich durch den Mixer drehte. Dann fand Frauchen noch eine Tüte mit Konditorcreme, die schmiss sie auch in den Topf.
Diese Tüten-Creme hatte sie mal zum Probieren gekauft - sie hatte sie einmal gemacht und dann gleich weggeschmissen. Wir erinnern uns noch an diese Creme. Wenn unseren Menschen etwas ekelig schmeckt, bekommen wir es. Sie glauben, was ihnen ekelig schmeckt, muss für uns köstlich sein.

Sie schnitt drei Karotten in Stücke, gab zwei Kartoffeln und ein halbes Glas eingemachte Auberginen dazu, dann zwei Liter Wasser, und je 250 gr. Reis und Nudeln.
Ich sage Dir, das war ein Festschmaus! Die Hühner schauten diesmal ziemlich dumm, denn nicht ein Reiskorn blieb über.

Jack gibt uns immer noch Gesangsunterricht. Ich mache Fortschritte, meint er, aber Lady ist da genau wie Gangale nicht so begabt.
Ach Lillo, wir wollten Dich erst gar nicht bei uns haben, aber dann hast Du das Leben hier so aufregend gemacht. Wir sind froh in der Erinnerung, dass Deine im Vorjahr geplante Reise im Weinfest stecken blieb und Du dieses zweite schöne Jahr mit uns verbringen konntest.

Fast hätte ich es vergessen.
Erinnerst Du Dich noch an Wuschel, der Dir so ähnlich im Aussehen und Größe war?
Er verfolgte den Bäckerwagen, kläffte und rannte wie von Sinnen hinter dem Wagen her. Dann bremste der Bäcker etwas ab und der verrückte Wuschel biss in den Reifen. Es machte ein Knackgeräusch und vorbei war es mit ihm. Auch er liegt nun hinter dem Haus in der Erde.

Liebe Grüße Deine Freunde
Jack, Lady, Molly und die Katzen





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Hallo Neto,

an sich eine niedliche Geschichte, flüssig geschrieben. Am Schluss fehlt allerdings eine Pointe - man weiß ja recht früh, dass hier aus der Sicht eines Hundes erzählt wird. Trotzdem habe ich sie sehr gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt.

LG SilberneDelfine
 

Neto

Mitglied
Hallo Neto,

an sich eine niedliche Geschichte, flüssig geschrieben. Am Schluss fehlt allerdings eine Pointe - man weiß ja recht früh, dass hier aus der Sicht eines Hundes erzählt wird. Trotzdem habe ich sie sehr gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt.

LG SilberneDelfine
Vielen Dank für Deinen Kommentar zum Brief von Lillo.
Das mit der Pointe finde ich auch schade, aber haben persönliche Briefe eine Pointe?
Mir ist einfach nichts eingefallen, was ich als finalen Höhepunkt hätte verwenden können.
Ich werde weiter suchen und versuche auch noch eine Antwort meiner Hunde zu schreiben.
 
Das mit der Pointe finde ich auch schade, aber haben persönliche Briefe eine Pointe?
Kurzprosa-Texte sollten eine haben :) Das ist quasi ein Merkmal von Kurzprosa.
Ein Hund schreibt für gewöhnlich ja auch keinen Brief. Aber irgendwie fehlt noch der letzte Schliff im Text.

Mir ist einfach nichts eingefallen, was ich als finalen Höhepunkt hätte verwenden können.
Ich werde weiter suchen und versuche auch noch eine Antwort meiner Hunde zu schreiben
Super, ich bin gespannt!
 

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Ich finde diesen Brief herzallerliebst und für mich braucht er keine Pointe - er ist ja keine Kurzgeschichte, sondern Kurzprosa, liebe/r Neto.

Am besten finde ich die Schafstinker. Bei unserer Maus waren's eher die Biberstinker. Da musste man einen großen Bogen drum machen.
Wer Hundebesitzer ist (oder war), weiß, wie man den lieben Fellknäueln sehr wohl am Gesicht ablesen oder sonstwie anmerken kann, was sie aufregt, was sie verachten, fürchten, ekelig oder toll finden.

Dein Brief ist so lebendig geschrieben - fast wie aus dem Leben gegriffen...könnten Hund Briefe schreiben, sähen sie durchaus so aus, denk ich mal.
Sehr gerne gelesen!

LG,
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Neto

Mitglied
Jetzt habe ich den Text überarbeitet.
Kann ich den bisherigen einfach austauschen?
Es sind Kleinigkeiten geändert worden, wegen des fehlendem Schliffs und es wurde ein Absatz hinzugefügt, der eine Pointe sein könnte
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Neto,

unter deinem Text gibt es die Schaltfläche "Bearbeiten".
Hier kannst du ausbessern und der aktuelle Text bleibt stehen.

Liebe Grüße
Manfred
 
Die Pointe (die ja keineswegs lustig sein muss) gehört auch zu Kurzprosa.

In dem Buch „Short Shortstorys schreiben" von Roberta Allen heißt es dazu, S. 66, unter der Überschrift: „Die unverwechselbaren Eigenschaften der Kürzestgeschichte":
Zitat:
„Die unverwechselbaren Charakteristika der Kürzestgeschichte sind Kürze, Intensität und Überraschung."
Zutatende
 



 
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