Ein Extra zum Kaffee

Bo-ehd

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Hallo alle,

mit dieser Geschichte haben Sammis und ich ein kleines Experiment gewagt: Wir haben einen Plot erdacht, der die Grundrichtung einer Story enthält. Jeder von uns hat die Geschichte dann unabhängig voneinander ausgearbeitet. Dabei war ausdrücklich erlaubt, den Plot/die Story nach Gusto zu verändern; er konnte verlängert, gekürzt, gemildert, verschärft, inhaltlich geändert und schwerpunktgmäßig verlagert werden. Was wir damit zeigen wollen, ist dies: Jeder Autor nimmt eine Vorgabe unterschiedlich wahr, geht unterschiedlich mit Fakten, mit Einstieg, Handlung, Spannungsbogen und Schluss um, und er entwickelt seine eigene Pointe.

Am Ende kommen zwei völlig unterschiedliche Geschichten heraus. Welche schöner lesbar, verständlicher, spannender, überraschender und unterhaltsamer ist, das soll jeder Leser für sich entscheiden. Aber bitte behaltet eure Beurteilung nicht für euch! Tauscht euch aus in den Kommentaren, Sammis und ich freuen sich über jede Stimme.

Sammis Geschichte findet ihr bei der Kurzprosa. Sie trägt den Titel „Nachtschattengewächs“.


Der Plot:
Werner ist überaus glücklich in seiner Ehe mit Sylvia. Bei allen ihren Fähigkeiten, das Haus in Schuss zu halten und die Arbeiten im Haushalt zu verrichten, ist sie auch noch unglaublich hübsch und treu – ein Bollwerk gegen jeden, der versucht, ihr nachzustellen. Doch eines Tages beobachtet er rein zufällig, wie sie ihm eine Tablette in den Kaffee tut.
Für ihn bricht eine Welt zusammen. Er, der sich in einem glücklichen wie sicheren Hafen wähnte, kommt zu dem Schluss, eine heimlich verabreichte Tablette könne nur die Vorbereitung zu einem Giftmord bedeuten. Sofort denkt er über Gegenmaßnahmen nach und beschließt, dass sie sterben müsse, bevor er es tat.
Kurz darauf kommt es zu einer Aussprache. Dabei offenbart sie ihm, dass das Leben an seiner Seite ein Maß an Toleranz erfordert, dass sie schlichtweg überfordert. Die Pfeifenraucherei sei in dieser kleinen Wohnung nicht mehr erträglich, alles stinke, Haar, Haut, Wäsche; er würde nachts röcheln und rasseln. Sie könne und wolle das nicht mehr ertragen. Außerdem sei er Stehpinkler, und sie habe keine Lust mehr, den verspritzten Urin von den Fliesen zu waschen. Zudem sei er gerade dabei, sich totzufressen. Es kommt zum Ehekrieg.
Werner sieht kaum noch eine Chance für seine Ehe. Da er jeden Augenblick damit rechnen muss, vergiftet zu werden, bleibt der gelernte Biologe bei den angedachten Gegenmaßnahmen. Er weiß genau, wo er die Beeren von Atropia Belladonna finden kann, sammelt sie und fügt sie, fein kleingehackt, ihrer Johannisbeermarmelade bei.
Es passiert, was passieren muss. Sylvia kommt ins Krankenhaus und überlebt mit Ach und Krach. Die Polizei ermittelt, und als sie die Medikamente in Sylvias Tablettenschachtel durchsieht, entdeckt sie ein Präparat gegen das Rauchen – jenes Medikament, dass sie ihm nachmittags heimlich in den Kaffee tat.





Die Ausarbeitung:



Ein Extra zum Kaffee

Kaffeezeit! Werner von Bergfried stand links hinter der Tür zur Küche und beobachtete, wie seine Frau Sylvia den Kaffee zubereitete. Seine Sylvia! Was für eine großartige Ehefrau war sie ihm über mehr als 20 Jahre gewesen. Seine euphorischen Gedanken gipfelten in dem Schluss, dass er es mit ihr nicht besser hätte treffen können. Und was ihn besonders stolz machte: Sie war nicht nur überaus attraktiv, sondern ging trotz ihrer 48 Jahre durchaus als Enddreißigerin durch. Welch wunderbares Erlebnis, sie jeden Tag in der Wohnung wie auch in der Öffentlichkeit um sich zu haben. Viel mehr als ihr bezauberndes Aussehen und ihre jugendliche Art schätzte Werner jedoch ihre kompromisslose Loyalität und ihre Treue, die jedem Angriff von außen widerstand. Mehr noch: Sie war wie durch ein Bollwerk gegen Nachsteller, Gaffer, Neider und Intriganten geschützt. In diesem Augenblick aber, da er an der Küchentür stand, legten sich schwere Zweifel wie eine tiefschwarze Gewitterwolke auf seine Seele. Was zum Teufel tat sie denn da?!
Werner rieb sich die Augen. War es wirklich wahr, was sich ihm beim Blick durch den Türschlitz offenbarte? Sylvia schenkte die beiden großen Tassen voll Kaffee, fügte einen Schuss Milch hinzu, und dann griff sie in die rechte Tasche ihrer Schürze, holte ein kleines weißes Etwas hervor und ließ es in die Tasse fallen, die mit einem großen bunten W vor dem Hintergrund einer Hundertwasser-Malerei verziert war. Es gab nicht den geringsten Zweifel: Sylvia tat ihm ohne sein Wissen eine Pille in den Kaffee.
Werner kombinierte ganz schnell und ziemlich logisch: Frauen – heimlich verabreichte Tabletten – Giftmord. Die Geschichte lieferte als Beweis für eine derartige kausale Kette hunderttausend Beispiele, die in der Regel für das Opfer tödlich endeten. Die Methode war schon immer und ist auch heute so einfach wie erfolgreich, dass sie von den Bösewichten dieser Welt ein ums andere Mal mit größtem Erfolg praktiziert wird, vorzugsweise von Frauen, was durch die Kriminalstatistiken bewiesen ist.
Angstschweiß trat auf seine Stirn. Natürlich hätte er sie sofort zur Rede stellen und versuchen können, das Beobachtete auszudiskutieren. Dann würde sie – und das wäre so unausweichlich wie unangenehm – den Vorfall bestreiten, falsche Tatsachen vorschieben, lügen, tricksen, sich herausreden, laut werden und mauern, den Kaffee verschütten, um das corpus delicti zu vernichten, und noch so Einiges mehr. Werner kannte seine Sylvia nur zu gut. Wurde sie in die Enge getrieben und zu einer Aussage oder gar einem Eingeständnis gezwungen, wuchsen ihr blitzartig Haare auf den Zähnen. Da tat er besser daran, äußerst diplomatisch und mit einer guten Portion kriminalistischen Spürsinns vorzugehen. Nein, eine unehrliche Rechtfertigung im Streit war nicht das, was Werner in diesem Augenblick wollte. Viel wichtiger war ihm zunächst herauszufinden, was ihre Motive waren und was hinter diesem Anschlag auf sein Leben steckte. Denn um sein Leben ging es, das war ihm von Anfang an klar. Steckte vielleicht sogar ein anderer Mann dahinter?
Sein drängendstes Problem war zunächst, wie er sich unauffällig davor drücken könnte, im nächsten Moment, wenn sie sich gemeinsam an den Kaffeetisch setzten, seine Tasse an den Mund zu führen und, wie immer, genüsslich schlürfend den ersten Schluck zu nehmen. Er entschied sich, in einem Augenblick von Sylvias Unachtsamkeit den Kaffee dem nächstbesten Blumentopf anzuvertrauen. Ergab sich diese Gelegenheit nicht, könnte er immer noch diesen Druck auf den Magen vortäuschen, über den er sich in den letzten Wochen so häufig beklagt hatte und der ihm plötzlich – mal wieder – jegliche Lust auf Kaffee und Kuchen nahm.
Er stopfte sich gemächlich eine Pfeife mit seinem Shag, der mit dem pechschwarzen, öligen Latakia angereichert war, und sehnte die Gelegenheit herbei, den Kaffee wegzuschütten, aber sie ergab sich nicht. Und so hielt er sich den Bauch, beugte sich nach vorn und täuschte schmerzende Krämpfe vor. Schwer atmend erinnerte er seine Sylvia an die stechenden Beschwerden, die er schon in den letzten Wochen hatte: „Oh verdammt!“, jammerte er. „Geht das wieder mit dem Magen los?! Ich kann förmlich spüren, wie es mir die Säfte die Speiseröhre hochdrückt.“
„Warum hast du mir das nicht vorher gesagt“, fragte sie in einem ruhigen Ton. „Dann hätte ich die Hälfte Kaffee gemacht.“
„Ich weiß nicht. Es ist plötzlich so über mich gekommen“, festigte er seinen Vorwand.
Sylvia schaute ihn vorwurfsvoll und dennoch mit den Blicken einer liebenden Ehefrau an, und Werner gab sich damit mehr als zufrieden. Sich ihres Verständnisses sicher, zog er sich in einen Sessel zurück, schlug die neueste Ausgabe eines Umweltmagazins auf, in dem er gelegentlich selbst veröffentlichte, und tat so, als würde er sich in seine Lektüre vertiefen. Sylvia hatte noch in der Küche zu tun, und als sie sich gegen sieben Uhr zu ihm gesellte und den Fernseher einschaltete, sah Werner nur kurz auf, nickte ihr gespielt freundlich zu und fuhr fort zu lesen.
In Wirklichkeit las er keine einzige Zeile, sondern versuchte sich zu erinnern, ob es ihrerseits in letzter Zeit irgendein Verhalten gab, das auf eine Tötungsabsicht hindeutete. Aber er fand nichts, so sehr er sich auch anstrengte. Da gab es keinerlei Anzeichen, weder was das häusliche Miteinander betraf noch die direkte persönliche Beziehung zu ihr. Werner zermarterte sich den Kopf, und vor lauter Frust, nicht einen einzigen Anhaltspunkt gefunden zu haben, folgte er ihr mit größten Zweifeln beladen gegen halbelf ins Bett.
Sylvia war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen, so wie immer. Er indessen wurde von Minute zu Minute unruhiger, kramte in allen denkbaren Bereichen ihres gemeinsamen Lebens, begann schon, Gründe für ihr Vorhaben zu konstruieren, verwarf diese sofort wieder und verließ schließlich frustriert das Schlafzimmer. Er setzte sich in seinen Sessel, zündete sich eine weitere Pfeife an und fuhr mit seinen Überlegungen fort. Nach einer halben Stunde stand Sylvia verschlafen in der Tür.
„Was ist denn, Liebling?“, säuselte er.
„Musst du denn die Schlafzimmertür offen lassen, wenn du dieses stinkende Kraut rauchst? Das nimmt einem ja die Luft zum Atmen.“
„Entschuldige, aber das ist auch meine Wohnung“, vergriff er sich im Ton, ohne es zu wollen.
„Typisch! Na ja, ich habe auch nichts anderes erwartet.“
„Was heißt denn das schon wieder? Passt dir irgendetwas nicht?“
„Wenn du mich schon so direkt fragst, ja, mir passt seit geraumer Zeit so einiges nicht, und ich lasse mir künftig auch nichts mehr gefallen.“
„Und was bitte passt dir an mir nicht? Sag es mir, dann weiß ich wenigstens Bescheid.“
„Bitte, wenn du es hören willst! Mir passt zum Beispiel deine Qualmerei nicht. Die ganze Wohnung stinkt nach diesem parfümierten Kraut, und ich obendrein: Die Haut, die Haare, sämtliche Klamotten am Leib und in den Schränken – alles ist verpestet. Deine Lungen singen jede Nacht ein Lied davon: röcheln, rasseln, husten, alles abwechselnd und nonstop die Nacht hindurch. Und wenn die Lungen vor Erschöpfung nicht mehr mitmachen, fängst du an zu schnarchen.“
„Das tut mir leid, das wusste ich nicht.“
„Du weißt noch mehr nicht: Jeden Tag pinkelst du im Stehen, bis die Fliesen voller Spritzer sind. Ich frage dich: Muss so etwas sein? Wie kann man nur so unhygienisch sein! Bin ich deine Klofrau? Klar bin ich das, ich mache jeden Morgen die Fliesen wieder sauber. Was glotzt du jetzt so komisch?“
Werner saß inzwischen da wie ein begossener Pudel.
„Und überhaupt passt du so langsam nicht mehr in diese Wohnung. Du hast 30 Kilogramm Übergewicht, frisst wie ein Scheunendrescher, trinkst zu viel und hast jeden Tag ein anderes Zipperlein. Was glaubst du, wie lange dein Körper das noch mitmacht? Und auf wen wird es zurückfallen, wenn deine Knochen dein Gewicht nicht mehr aushalten? Dann kann ich auch noch deine Krankenpflegerin spielen. Aber genau das werde ich garantiert nicht tun. So, jetzt weißt du’s, und jetzt will ich ins Bett – und du schläfst hier im Wohnzimmer.“
Werner konnte eine ganze Stunde lang gar nichts denken, dann fand er heraus, dass jeder ihrer Vorwürfe wie ein Mosaikstein ins Ganze passte. „Sie hat genug von mir“, befand er. „Sie will mich loswerden, will den Rest ihres Lebens ohne mich verbringen, sich vielleicht einen neuen Partner suchen, mit ihm alle unsere Ersparnisse verprassen, während ich mir das Gras von unten angucken darf. Da hast du dich aber getäuscht, liebe Sylvia. So springst du mit mir nicht um! Ich akzeptiere deine Pille, aber du wirst zuerst gehen.“
Die Stimmung am nächsten Tag war frostig. Weder Sylvia noch Werner wollte die Diskussion der letzten Nacht fortführen. So nahmen sie ihr Frühstück wortlos ein, dann ging jeder seines Weges. Als Sylvia das Haus verlassen hatte, um für den Tag einzukaufen, schlich sich Werner an die Grenze seines Grundstückes und betrachtete einen Strauch, der schon seit Jahren seine Aufmerksamkeit fand. Er stand so dominant an dieser Stelle, als würde er nur darauf warten, für jemanden irgendwann von besonderem Nutzen zu sein. Werner, der Biologie studiert hatte, hatte das wilde Gewächs schon vor Jahren identifiziert. Der Strauch hieß atropia belladonna, im Volksmund Tollkirsche.
Er pflückte eine Handvoll der hochgiftigen Beeren, schälte sie, zerquetschte das Fruchtfleisch und mischte es heimlich unter die Johannisbeermarmelade, die sich Sylvia zum Kaffee aufs Brot strich.
Dann kam der Nachmittag, und Werner setzte sich in dem Bewusstsein, dem unmittelbar bevorstehenden Tod tugendhaft in die Augen sehen zu müssen, an den Kaffeetisch. Er fühlte sich wie ein griechischer Held der Antike, der der Gerechtigkeit willen und um persönlicher Schmach und Schande zu entgehen, sich und den seinen das Leben nahm. Er dachte sofort an Sokrates, dem man den Schierlingsbecher gereicht hatte, ein Beispiel für einen gewollten Tod, der mit einem natürlichen Gift herbeigeführt wurde.
Mit starrem Blick auf seine Sylvia hob er die Tasse, führte sie an den Mund und nahm zwei große Schlucke. Sylvia betrachtete ihn aus den Augenwinkeln, stand auf, holte sich zwei Scheiben Toastbrot und stellte die Marmelade auf den Tisch.
„Kein Kuchen heute?“, fragte er scheinbar interessiert.
„Siehst du welchen?“
Werner nickte zum Zeichen, dass er verstanden habe. Dann beobachtete er wie gelähmt, wie sie sich die beiden Scheiben Brot bestrich und herzhaft in das erste biss.

*

Nach 20 Minuten fuhr der Rettungswagen Sylvia in die Klinik.
„Tollkirsche! Sie hat Tollkirschenmarmelade gegessen“, erklärte Werner dem Sanitäter im letzten Moment, bevor der Wagen wegfuhr. Er selbst ging ins Haus zurück und wartete auf den Tod, der nicht kam. Dafür erschien am darauffolgenden Tag ein Kriminalbeamter, der sich für Sylvias Medikamente und ihre selbstgemachten Marmeladen interessierte. Nach einer Viertelstunde hielt er einen ganzen Schuhkarton voll mit Tabletten in der Hand, die er in einer Wäscheschublade gefunden hatte, und bat Werner, gleich mit aufs Revier zu kommen.
Nachdem er über eine Stunde im Vernehmungsraum gewartet hatte, erschienen der vernehmende Beamte mit einem Doktor aus der Pathologie, den Schuhkarton mit den Medikamenten unter dem Arm.
„Ihrer Frau geht es den Umständen entsprechend; sie leidet unter starken Halluzinationen, scheint aber außer Gefahr zu sein.“ Werner reagierte nicht. Warum sollte er? Hätte er nicht seit Stunden tot sein müssen, verdammt nochmal?
„Sind darunter auch Medikamente, die Ihnen gehören?“, fragte der Beamte und zeigte auf den Karton.
„Nicht dass ich wüsste. Ich brauche nur Blutdrucktabletten, und die liegen in der Küche.“
„Und was ist mit denen?“ Er schob vier Schachteln über den Tisch.
Werner überflog die Namen der Präparate und begann die handschriftlichen Notizen zu lesen: „Synt…pan. Gegen Alkoholabusus, 2 Tabletten, abends. Turb…ron. Gegen Fettleibigkeit. Je 1 Tabl. morgens, mittags und abends. Dorm…san. Gegen Schnarchen, 2 Tabl. vor dem Schlafengehen.
Bei der letzten Packung klingelte es bei Werner. Er nahm sie in die Hand, drehte sie, dass er alle Seiten lesen konnte, entfaltete hastig den Beipackzettel und schüttelte den Kopf. „Fumadoron!“ Er hielt inne. „Fumadoron, Ihr zuverlässiger Helfer gegen das Rauchen. 1Tabl. nachmittags.“ Ungläubig stellte er fest, dass der erste Streifen mit 10 Tabletten fast leer war.“
Werner hielt sich beide Hände vors Gesicht. „Kommissar“, sagte er mit bebenden Lippen. „Ich muss Ihnen da was erklären.“



Sammis Geschichte findet ihr bei der Kurzprosa. Sie trägt den Titel „Nachtschattengewächs“.
 
Sorry, nachdem ich den Plot gelesen hatte, hatte ich keine Lust mehr, die Geschichte zu lesen. Im Plot hast du schon alles verraten inklusive des Endes. Tipp: Für solche Sachen gibt es den Kasten:
Spoiler

Dann kann sich der Leser überlegen, ob er alles wissen will und den Spoiler öffnet oder nicht.

Auch mit der langatmigen Erläuterung darüber, dass ihr beide zum gleichen Thema eine Geschichte geschrieben habt, erschlägst du den Leser. Ein kurzer Hinweis hätte genügt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Bo-ehd

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Sorry, mach dich mal schlau, was ein Plot ist und welche Aufgabe er hat. Du verwechselst hier Plot mit Klappentext/Werbetext. Und, liebe Delfine, du hast das ganze Experiment leider nicht begriffen. Es geht doch hier nicht darum, einfach eine Geschichte einzustellen. Das Experiment hat doch eindeutig den Zweck, zu zeigen, wie unterschiedlich Autoren mit vorgegebenen Inhalten umgehen und gestalten. Das habe ich expressis verbis auch so erläutert. Du musst schon lesen, was da steht.
Gruß Bo-ehd
 

petrasmiles

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Lieber bo-ehd,

ich habe 'Spoiler' und Text gelesen, und finde, dass Du so ziemlich den Spoiler wiedergegeben hast - was SilberneDelfines Kommentar kritisiert.
Als Frau finde ich es auch nicht so prickelnd, wenn die Liebe des Ehemannes auf den hausfraulichen Qualitäten und ihre Treue gründet - also nichts, was mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat, sondern Eigenschaften sind, die ihm nützen.
Aber nun hast Du nun einnmal so einen Mann ausgewählt, und dann entwickelt er sich schnell zu dem Egoisten, der er ist, und 'belohnt' ihre Loyalität nicht mit einer ebensolchen. Ob mir nun Deine Geschichte nicht gefällt, oder der Protagonist, kann ich nicht so gut auseinanderhalten, darum mag ich das hier nicht bewerten.

Liebe Grüße
Petra
 
Ich finde die Geschichte gut erzählt. Der Übergang zwischen der Lobhudelei auf seine Frau und der Zielsicherheit, mit der er ihr sofort Giftmord unterstellt, hätte vielleicht noch ein bisschen ausgestaltet und verzögert werden können. Das kommt etwas plötzlich.

Die Idee für das Projekt ist insgesamt interessant. Den Plot habt ihr aber im Vorfeld schon sehr minutiös festgelegt. Noch interessanter fände ich es, wenn dies etwas skizzenhafter geschehen wäre, sodass noch mehr Spielraum beim Ausgestalten bestanden hätte. Die Unterschiede wären dann nicht nur stilistischer Art, sondern der Plot nähme auch unterschiedliche Richtungen. Das wäte, denke ich, für die Leserschaft noch interessanter.

Grundsätzlich finde ich die Idee aber wie gesagt gut!

Beste Grüße!
 
Das Experiment hat doch eindeutig den Zweck, zu zeigen, wie unterschiedlich Autoren mit vorgegebenen Inhalten umgehen und gestalten.
Was ist daran besonders? Natürlich kommt bei jedem Autor zum gleichen Inhalt eine andere Geschichte heraus. Das Experiment ist ja auch nicht neu.

Jedenfalls habe ich keine Lust, eine Geschichte zu lesen, deren Ende mir vorher schon verraten wird. Dass alles vorher schon verraten wird, das habe ich kritisiert, nicht das Experiment (obwohl ich es nicht weltbewegend finde). Und ich habe dir ja gezeigt, wie man das Ganze einstellen kann (mit Spoiler) , sodass sich jeder Leser selbst entscheiden kann, ob er das vorher wissen will oder nicht.
 
Als Frau finde ich es auch nicht so prickelnd, wenn die Liebe des Ehemannes auf den hausfraulichen Qualitäten und ihre Treue gründet - also nichts, was mit ihrer Persönlichkeit zu tun hat, sondern Eigenschaften sind, die ihm nützen.
In dem Punkt muss ich Petra Recht geben. Das ist mir beim Lesen auch sauer aufgestoßen. Auch Rollenklischees wie " Haare auf den Zähnen" finde ich als Frau unangenehm.

Dennoch finde ich den Text von der Erzähltechnik her gelungen. Du wählst halt einen auktorialen Erzähler, während Sammis da personaler vorgegangen ist. Das ist sch8n auch interessant, diese Unterschiede zu vergleichen.
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Petra,
dass Wilhelm so rüberkommt wie er rüberkommt, ist beabsichtigt. Seine Wutreaktion muss ja zu seinem Charakter passen. Aber darum geht es hier überhaupt nicht. Es geht - ich sagte es schon - ausschließlich darum, wie unterschiedlich Autoren mit Inhaltsvorgaben umgehen, wenn sie die entsprechenden Freiheiten haben. Das zu zeigen, war der Zweck dieses Experiments mit Sammis. Das ist in dem vorangestellten Text auch mehr als breit dargestellt und erläutert worden.
Das Ergebnis zeigt, dass der eine Autor nah am Plot bleibt, der andere macht was ganz anderes.
Ich verstehe die Aufregung nicht.
Gruß Bo-ehd
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo bo-ehd,

wo siehst Du Aufregung?
ich sehe aber auch Dein Argument nicht. Wie kann denn die Absicht des Experiments nichts mit der Geschichte zu tun haben, die dann dabei herauskommt?!
Aber das klären wir wohl hier und heute nicht mehr.

Liebe Grüße
Petra
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo lightandsound,
ja, mit der Perspektive gehen die Unterschiede los. Schön, dass dir das sofort aufgefallen ist. Damit ich mich nicht zu häufig wiederholen muss, verweise ich auf meine vorangegangenen Reaktionen. Sieh es mir bitte nach.
Gruß Bo-ehd

Soeben kommt dein zweiter Post. Da gebe ich dir voll Recht. Der Plot hätte ganz gewolltt so verfasst werden müssen, dass er an gezielten Stellen Entscheidungen des Autors erfordert hätte. Das hätte sich positiv auf die Ausschmückung bzw. Gestaltung ausgewirkt. Aber die Sache ist anders gelaufen: Ich habe einen Plot aus der Schublade geholt und nahezu unverändert gelassen.
Positiv gesehen: Hier sieht man, wie wichtig mir ein ausgearbeiteter Plot ist. Er enthält alle Features, die die Geschichte ausmachen. Wenn die Vorarbeit so präzise ist, brauch ich zum Verfassen der Endfassung mit allen Ausformulierungen noch eine gute Stunde. Hat was damit zu tun, dass ich in meiner Berufszeit eine Zeitlang auf Kommando habe schreiben müssen. Da geht man automatisch rationaler vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Bo-ehd,

Es geht - ich sagte es schon - ausschließlich darum, wie unterschiedlich Autoren mit Inhaltsvorgaben umgehen, wenn sie die entsprechenden Freiheiten haben.
Wenn es AUSSCHLIESSLICH darum gehen sollte, dann muss ich aber auch sagen: Du kannstxwohl davon ausgehen, dass uns allen, die wir selbst regelmäßig lesen und schreiben, dieser Umstand sehr wohl bewusst ist.
Welche Reaktionen unsererseits wären denn dann deinem Dafürhalten nach angemessen gewesen: Hätten wir nur die Unterschiede herunterbeten sollen, die uns aufgefallen sind, einer Schulklasse gleich? Ich fürchte, da fühlen die meisten sich nicht ernst genommen. Wir haben es hier mit lauter erwachsenen Menschen zu tun, die selbst mannigfaltige Erfahrung mit Texten haben, und das Forum ist auch dazu da zu diskutieren, an welchen Stellen ein Text gelungen ist und entsprechend auch zu sagen, was einem nicht so gut gefällt und warum.

Beste Grüße

Sofie
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Bo-ehd,



Wenn es AUSSCHLIESSLICH darum gehen sollte, dann muss ich aber auch sagen: Du kannstxwohl davon ausgehen, dass uns allen, die wir selbst regelmäßig lesen und schreiben, dieser Umstand sehr wohl bewusst ist.
Welche Reaktionen unsererseits wären denn dann deinem Dafürhalten nach angemessen gewesen: Hätten wir nur die Unterschiede herunterbeten sollen, die uns aufgefallen sind, einer Schulklasse gleich? Ich fürchte, da fühlen die meisten sich nicht ernst genommen. Wir haben es hier mit lauter erwachsenen Menschen zu tun, die selbst mannigfaltige Erfahrung mit Texten haben, und das Forum ist auch dazu da zu diskutieren, an welchen Stellen ein Text gelungen ist und entsprechend auch zu sagen, was einem nicht so gut gefällt und warum.

Beste Grüße

Sofie
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Sofie,
komm mal runter, bitte. Kein Mensch verlangt, dass du eine Unterschiedssammlung herunterbeten sollst. Aber ein solcher Vergleich enthält doch für einen Autoren interessante Aspekte und Fragen. Etwa: Wo liegen hier die Unterschiede bei der Perspektive? Mit welcher werden die Charaktere besser gezeichnet, mehr Spannung aufgebaut? Wie wirken sie sich auf die Dialoge aus? Wo fehlen der Geschichte bei der Ich-Form die Gedanken des anderen? Ich könnte beliebig fortfahren.
Schau dir die unterschiedliche Länge an. Reicht Sammis kurze Version, um die Personen bestens zu zeichnen, Sachverhalte zu erläutern? Ist Sammis Version zu dicht? Meine zu ausschweifend? Hat die Länge hier einen Einfluss auf den Spannungsbogen? Ich will das hier nicht ausdehnen, sondern nur andeuten, dass dieser Vergleich auch für routinierte Verfasser das eine oder andere Problem deutlich macht. Wenn das für manche Schnee von gestern ist, dann sollen sie die Sache einfach abhaken. Deine Befürchtung, dass einige hier sich nicht ernst genommen fühlen, will ich aus diesem Grund auch nicht bestätigen.
Du schreibst, dass die Autoren hier alle erfahren sind und sprichst damit indirekt die Qualität im Forum an. Alle erfahren? 'Na, ja. Auf diese Diskussion lasse ich mich aus Gründen des Hausfriedens nicht ein, verweise statt dessen auf die Rubrik Lyrik und fordere dich auf, mal wirklich kritisch reinzulesen. Die haben auch alle Schreiberfahrung.
Gruß Bo-ehd
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Bo-ehd,

ich hätte es wesentlich spannender gefunden, wenn ihr die Geschichte gemeinsam geschrieben hättet! Das wäre erstens viel schwieriger für euch und eine echte Herausforderung gewesen als dass jeder für sich schreibt. Zweitens ist das für den Leser immer interessant, den jeweiligen Schreibstil als genetischen Fingerdruck zu entdecken - oder eben nicht!

Dein Text beginnt so:

Kaffeezeit! Werner von Bergfried stand links hinter der Tür zur Küche und beobachtete, wie seine Frau Sylvia den Kaffee zubereitete. Seine Sylvia! Was für eine großartige Ehefrau war sie ihm über mehr als 20 Jahre gewesen. Seine euphorischen Gedanken gipfelten in dem Schluss, dass er es mit ihr nicht besser hätte treffen können. Und was ihn besonders stolz machte: Sie war nicht nur überaus attraktiv, sondern ging trotz ihrer 48 Jahre durchaus als Enddreißigerin durch. Welch wunderbares Erlebnis, sie jeden Tag in der Wohnung wie auch in der Öffentlichkeit um sich zu haben. Viel mehr als ihr bezauberndes Aussehen und ihre jugendliche Art schätzte Werner jedoch ihre kompromisslose Loyalität und ihre Treue, die jedem Angriff von außen widerstand. Mehr noch: Sie war wie durch ein Bollwerk gegen Nachsteller, Gaffer, Neider und Intriganten geschützt.
Mannomann! Ein seit zwanzig Jahren verheirateter Mann beschreibt seine Frau mit äußerlichen Attributen. Und sie sieht auch noch zehn Jahre jünger aus! Und loyal und treu. So treu, dass sie "wie durch ein Bollwerk gegen Nachsteller, Gaffer, Neider und Intriganten geschützt" ist. Was hat sie denn für ein Bollwerk?!

Ich bin sprachlos. Man wünscht dieser Frau ja geradezu zig Affären. Was ist das für eine Beschreibung einer Frau im 21. Jahrhundert, die sich ZUERST auf ihr Äußeres konzentriert, ihre Treue und Loyalität? Immer? Das ist doch vollkommen unrealistisch. In über zwanzig Jahren.
Hat diese Frau auch einen Beruf? Hat sie irgendetwas, was sie auszeichnet neben ihrem zehn Jahre jüngeren Aussehen? Ist sie sozial engagiert, christlich, ist sie politisch interessiert?

Nein, sie muss jünger aussehen und ihrem Mann Kaffee einschenken. Gegen einen "von Bergfried" - einen Wehrturm! - hat sie keine Chance.

Ich habe diese Szenen einer Ehe zu Ende gelesen, aber der Anfang hat mich sehr verärgert.

Der Weltfrauentag hat schon seine Berechtigung.

Ich weiß, unliterarische Bemerkung, aber musste jetzt mal sein.

Gruß DS
 

fee_reloaded

Mitglied
Was ist das für eine Beschreibung einer Frau im 21. Jahrhundert, die sich ZUERST auf ihr Äußeres konzentriert, ihre Treue und Loyalität? Immer? Das ist doch vollkommen unrealistisch. In über zwanzig Jahren.....

...sie muss jünger aussehen und ihrem Mann Kaffee einschenken. Gegen einen "von Bergfried" - einen Wehrturm! - hat sie keine Chance.

Ich habe diese Szenen einer Ehe zu Ende gelesen, aber der Anfang hat mich sehr verärgert.
Wird hier nicht die Stimme des Autors mit der Werners, des Ehegatten, verwechselt?

Ich jedenfalls habe Sylvias Beschreibung als die seine gelesen, denn es kam nach dem Ausruf
und damit war für mich alles, was folgte dem Gedankengut Werners entsprungen - und der hat sich somit selbst als Ekel und äußerst rückständig entlarvt. Vielleicht - nein, bestimmt etwas überzeichnet, aber das fand ich eigentlich ganz unterhaltsam und habe es als sarkastischen Unterton gelesen. Stimmig übrigens aus meiner Sicht, denn jemand der so denkt und tickt, kommt vielleicht auch wirklich (und zwar als Einziger) gleich mal auf die Idee, seine Ehefrau könnte ihn vergiften. Der Mann ist nun mal der Nabel seiner Welt und dann kommt ganz lang nichts. Und schon gar nicht seine Ehefrau.
Und wer selbst nicht ausschließlich Gutes denkt (und tut), kann eben auch schnell bei anderen das Böse oder Rücksichtslose vermuten....

Das kommt für mich eigentlich ganz gut so rüber und daher habe ich mich als Frau nicht schlecht weggekommen gefühlt beim Lesen. Es ist ja der Mann, der hier schlecht dasteht. Und das war m.E. auch die Absicht von Bo-ehd. Für mich jedenfalls hat's funktioniert und Sinn ergeben.

Das eben nur mal rasch eingeworfen.

fee
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Doc, sieh mal die ganze Sache aus der Sicht eines "Kurzgeschichtenkonstrukteurs".
Für diese Geschichte habe ich zwei ganz unterschiedliche Charaktere benötigt, sonst hätte die Pointe nicht funktioniert. Also habe ich die Figuren überzeichnet. Fee hat das in ihrem Post trefflich erkannt. Das Einzige, was ich mir im Nachhinein ein bisschen vorwerfe, ist die Art, wie ich Sylvia beschrieben habe. Mehr Bild, weniger Beschreibung hätte der Sache gut getan.
Es war also alles so beabsichtigt, weil die Story das erfordert hat. Deshalb habe ich ein Problem damit, deine Spitze am Ende deines Posts überhaupt zu verstehen. Vielleicht gehst du darauf mal kurz ein. Das wäre der Sache sehr dienlich.
Gruß bo-ehd
 



 
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