Ein Hauch von Herbst

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rogathe

Mitglied
Ein Hauch von Herbst

Morgenschleier streichen sanft über den glatten See,
friedlich erhebt sich der Tag.
In die Stille hinein lässt Rotkehlchens Flügelschlag
die letzte Kastanie vom Ästchen purzeln.
Zwei grüne Igelchen rascheln noch kurz im gelbroten Laub,
dann lauschen wir, Hand in Hand,
dem Summen einer späten Hummel.

Heute blenden wir sämtliche Nachrichten aus.
 
Zuletzt bearbeitet:

wiesner

Mitglied
atmosphärisch gut eingefangen
jedoch nicht ganz stimmig, wie ich finde
wenns die letzte kastanie ist, muss der herbst mit voller kraft wirken - nicht nur ein hauch

die häufung von verniedlichungen scheint problematisch ... rotkehlchen/ästchen/igelchen
vom ast oder zweig wäre doch gut und ausreichend

die grünen igelchen müssen allerdings bleiben ... sehr schöne idee

'letzten' vor summen würde ich streichen

gruß
wiesner
 

sufnus

Mitglied
Hey!
Ich widerspreche, was die Streichung der Diminutiva angeht. Offensichtlich handelt es sich hier um ein Retro-Gedicht im Zeichen der Neo-Anakreontik, Goethes "Anakreons Grab" lässt grüßen, in dem zwar "nur" zwei Niedlichwörterchen, nämlich Turtelchen und Grillchen, sich tummeln (tummelchen?), in dem aber ebenso die Jahreszeitensymbolik aufgefahren wird, um ein Leck-mich-am-Arsch-Statement mit dem Rücken zum Zeitgeist zu formulieren.
Ich bin jetzt nicht der allergrößte Fan von lyrischem Historismus, aber offenkundig gehören die Verkleinerungen hier zum poetologischen Programm, so dass ihre Streichung wenig Sinn ergibt.
LG!
S.
 

wiesner

Mitglied
eigentlich war ich schon draußen
aber von streichungen aller verniedlichungen habe ich überhaupt nicht gesprochen
allenfalls 'ästchen' schien mir zu viel
rotkehlchen steht fest und grüne igelchen habe ich als schöne idee bereits gelobt

mein gott - rumschreien ohne richtig zu lesen

ich entschuldige mich bei Rogathe
schließlich ist es nicht mein thread

gruß
wiesner
 

sufnus

Mitglied
Hey!
Von Rumschreien kann natürlich keine Rede sein, das ist ja Unfug, und was die Verkleinerungen angeht, hab ich Dich einfach missverstanden :) Ich würde aber keines der Diminutiva der Streichung anheimfallen lassen... ein Ast oder Zweig der fühllos zwischen Rotkehlchen und Igelchen gerammt wird, wär doch ein gar grobes Ding. ;)
Beim Hauch bin ich hingegen zwiespältig, wiesner, da mag an Deinem Einwand was dran sein, wiewohl, wie Du ja sagst, das alles in der Geasamtheit durchaus stimmungsvoll ist.
LG!
S.
 
Heute blenden wir sämtliche Nachrichten aus.
Das Beste, was man an einem solchen Tag machen kann.

Ich frage mich allerdings, ob der letzte Satz die Stimmung im Gedicht nicht kaputt macht. Meiner Meinung nach hätte es ihn nicht gebraucht, denn genau dadurch wird man wieder an die Nachrichten erinnert.

Aber vielleicht war das auch Absicht ...

LG SilberneDelfine
 

rogathe

Mitglied
Herzlichen Dank in die Runde für eure Kommentare und die freundliche Wertung!
Wiesners Vorschlag, "letzten" vor summen zu streichen, übernehme ich.
LG rogathe
 

Scal

Mitglied
"... Summen einer späten Hummel"

Schön, die Zeilen einfach wirken lassen ... (denk ich mir)

Würde nicht "Blenden sämtliche Nachrichten aus" genügen? Oder beherbergt das "Heute" einen gewollten, zeitkritischen Fingerzeig?

LG
Scal
 

rogathe

Mitglied
Hallo Scal,
Es ist eine befristete Auszeit, ehe man sich den Widrigkeiten des Lebens wieder stellt.
Herzlichen Dank für deine Wertung.
LG rogathe
 

Anni123

Mitglied
schöne Stimmung, rogathe. Ein Bruch ist dee sachliche Satz am Ende. Würde ich dann stimmungsvoller schreiben. Sowas wie: DiAlle Nachrichten schweigen... oder ähnlich. <lg von Anni
 



 
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