ein horn konzert

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ein horn konzert


ein horn konzert: der jäger postul john
stöszt frohe botschaft die wen wolf betäubt
er kiekst den jubel jodler juriskant
und rettet käppchen rotzopf satz und sieg

gibt mir zu erst den brief mit schreib maschien
ins wachs geprägt der schlägt zur blauen pause
hek togra fiert für heka toni sauge
me lancho lieme lodis melodien

mein herz mir aus der brust
ich las verlust
verlor den job und stürzte tief
zerlief

im dritten satz der überraschung blitz
chef bin ich geworden
besiegelt mit nem orden
vom rondo ringel pitz

 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"und keiner mehr kennt mich auch hier" (Eichendorff)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
das ist ein Eichendorff-Zitat, für das, wie für alle Gedichtverse, gilt: Der Autor ist mit dem lyrischen Ich nicht identisch.
Es ist, genau genommen, ein Epitaph. Und es paßt auf das langsame Sterben der Leselupe. Und auf den Tod des Leserinnengesprächs, das Dahinsterben der Aufmerksamkeit, das Erlöschen der Poesie der recipientes.

Ich habe die "schutzflehenden" wiederhergestellt. Es war einmal das empfohlene Werk des Monats, mit über 1000 Lesern. Aber schon zu Beginn hatte sich blackout darüber hergemacht und gleich noch zwei Ministranten in den Verriß mit einbezogen. Die Einserwertungen sind nicht mehr sichtbar, die beiden Undichter anonyme Nummern, blackout schweigt.
Keiner liest es mehr, keine bewertet es, keiner kommentiert es. Keiner widerlegt blackouts Schmähbrief.
Dieses Gedicht hier oben liegt auch nur ungelesen im Papierkorb der "Experimente" rum. Dein Einwurf, Scal, ist auch kein wirklicher Kommentar. Nein, ich bin so gut wie tot in der Leselupe.

Und keiner mehr kennt mich auch hier.
 

Scal

Mitglied
ho ko jä po
bo di wen wo
ju jo ju ro sa si

gi mi zu e de bri ma schi
i wa rä ä u au au e
e to fi fü he to sa e
me la ho li lo me

ei er i au e u
i a e u
or e ob ü ür ti
er i

i ri sa er ü er a li
e bi i o
be i ge i e or
om ro o ri e pi

ein horn postet frohbotschaftig, das wölfische betäubend
ein riskant jubilierender jurist
rettet das käppchenrotzopfkind

heka, wer bist du
hinter dem juristantischen schreibmaschinenbrief
das herz ist wachs und eine blaue pause
was aus der tiefe rief?
verlust

doch rascht ein blitz im dritten satz (dem kieksenden, der mit verlust?)
bin ich ein ordenssieg - und fühle mich wie wachs
und rondoringelspitz

Eigenwillig und verwirrend. Kein bloßer Scherz und sicherlich keine Interpretation. Weit davon entfernt.

Die Fülle der möglichen Bezüglichkeiten in Deinen Gedichten ist oft so eigentümlich bildungswissenschaftsschwanger und reichhaltig (Musik, Rhythmenkunde, Metrik, Sprachwissenschaft, Mythologie, Linguistik, Literaturgeschichte, zeitgenössische Kunst, Film, spezielle Aktualitäten und mancherlei mehr), dass du die Leser in vielen Fällen damit wohl überforderst (gilt auch für mich). Zudem beruht das genauere Leser-Ergründungsbedürfnis (braucht auch Zeit und Muße dafür) auf der inneren Geneigtheitsstimmung, sich mit artifizielleren Kunstgebilden ein-gehender auseinandersetzen, sich dafür forschend erwärmen zu wollen. Die Vor-Gestimmtheit im Hinblick auf das, was mit dem Begriff Poesie einhergeht, ist ja oft recht unterschiedlich. Dass deshalb in einem Literaturforum wie hier sich dieses "wollen" nur gelegentlich und oft auch kaum oder nicht ereignet, wird Dich nicht (mehr) überraschen.
Mein Eindruck ist, dass es jemanden bräuchte, der sich ganz speziell nur deinen Gedichten eingehender widmet - einen innerlich Verwandten, einen "Liebhaber". Wobei das wohl am besten mit realen persönlichen Gesprächen verbunden werden sollte, über das schriftliche Kommunizieren hinausgehend, weil in Deinem Fall Schreibgespräche allein zu sehr ins Komplex-Komplizierte - Missverständnisse fördernd - driften könnten.

Richtig, mein "Einwurf" (eher ein Auswurf) ist kein Kommentar. Meine Möglichkeiten und Fähigkeiten sind zu beschränkt, mich interessiert an der Poesie in erster Linie das momenthafte Aufleuchten, das Intuitive, Inspirative (auch in deinen Texten) und das sinnend erspürende, suchend-forschende Empfinden.

Mein Senf, um nicht nur zu schweigen.

Gruß
Scal
 
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Sehr nett, Scal,

so gründlich und abundant auf mein Gedicht einzugehen.

Dein eigenes Gedicht solltest Du aber als eigenes Gedicht einbringen, nicht im Kommentar. Die Vokale-Collage ist originell, steht völlig beziehungslos zu dem "hornkonzert", also: brings als (eigenes) Gedicht ein!

Die Fülle der möglichen Bezüglichkeiten in Deinen Gedichten ist oft so eigentümlich bildungswissenschaftsschwanger und reichhaltig (Musik, Rhythmenkunde, Metrik, Sprachwissenschaft, Mythologie, Linguistik, Literaturgeschichte, zeitgenössische Kunst, Film, spezielle Aktualitäten und mancherlei mehr), dass du die Leser in vielen Fällen damit wohl überforderst (gilt auch für mich).
Du verkehrst in diesem abundanten Satz die Verhältnisse von Textanbieter und Rezipient: Der Gemüsehändler regt mit den sauber aufgetürmten Obst-Pyramiden, mit den bunt gefüllten Tischflächen und Etagengestellen auf dem Markt das Kaufinteresse und den Appetit an, er übersättigt niemanden und nichts. Fenster und Türen im Haus öffnen den Blick und die Belüftung; die Landschaft, die in die Weite sichtbar wird, vergrößert den freien Raum, läßt den Blick aus- und aufatmen.

Das Lesen dieses Lieds ist eigentlich voraussetzungslos. Es ist natürlich gut, den Titel so weit ernst zu nehmen, daß man die Strophen als "Sätze" eines Konzerts liest, mit Kopfsatz in der Sonatenhauptsatzform, und mit dem Rondo am Ende. Die Rotkäppchenmetapher der ersten Strophe braucht vielleicht Grimms Märchen, aber nicht ein Germanistenkolloquium oder Oberseminar von Doktoranden. Die Anspielung auf die Wachsblätter, mit denen man zu der Zeit, wo ich als Zuvieldienstleistender im Büro der Johanniter-Unfall-Hilfe arbeitete, Kopien zog, ist etwas antik, setzt aber keine historische Forschungsarbeit über den Sekretariats-Betrieb der Siebziger Jahre voraus. Und wenn doch, dann darfs als Geheimwissen schelmisch verborgen bleiben.

Man kann es als Musikstück lesen, wie der Titel es ja auch nahelegt. Wer einen Verschwörer-Code entschlüsseln will, mag fündig werden, ist auch nicht schlecht. So ergiebig wie Finnegans Wake ist es aber noch lange nicht.

grusz, hansz
 

Scal

Mitglied
Großartige, literarische Antwort!
Da kollern mir von den reichhaltigen Obst-Pyramiden mannigfaltig gefärbte Früchte entgegen, die ich, da köstlich, rezipientgenüsslich schmatze.

Nö, mein Gedicht stammt aus der Region aktuelles sternloses Stammeln, ich möcht's deshalb nicht unter Ungereimtes hornposten.
"...in Deinen Gedichten ist oft" ... Das "ein horn konzert" ist diesbezüglich gar nicht so sehr repräsentativ.

Gruß
Scal
 



 
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