Ein Land, was es nie richtig gegeben hat

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MIO

Mitglied
ciconia

Also ich versuchs noch mal. In dem Text heißt es ja ein Land
das mir gebrach zum Leben. Könnte auch heißen was mir gebrach
zum Leben. Trotzdem weiß ich nicht was das bedeuten soll?
LG MIO
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo MIO,

ich bezog mich nur auf den Titel, und der ist grammatikalisch meines Erachtens falsch. Was es bedeuten soll, musst Du den Autor fragen.

Gruß Ciconia
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Hallo Helmut,

ich halte dieses Gedicht für eines Deiner Schwächsten. Einerseits weil es viele sprachliche Mängel und auch mindestens eine Falschaussage enthält. Die DDR gabs schon vor der Mauer, sie wurde von ihr errichtet.

Viele Grüße
Sta.tor
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Mondnein,

vielen Dank zunächst dafür, dass mein Gedicht von 2012 auch heute noch eine gewisse Aktualität besitzt.
Du hast vollkommen recht, dass es in unserer jetzigen Gesellschaftsordnung, der Marktwirtschaft, kein -wir- mehr gibt. Es gilt nur noch das -ich- und sonst nichts, außer dem Geld. Für Geld machen sehr viele alles oder müssen es leider tun.
Mein Gedicht über die DDR sollte zum Ausdruck bringen, dass diese von der westlichen Welt fast ausnahmlos mit einem vorgestellten Adjektivum benannt wurde und diese es deshalb in Reinform nie gegeben hat. Selbst nach der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten wurde ein neues Adjektiv davorgestellt,bis heute.
Mein Blick auf die DDR ist historisch, aber nicht emotional.
Die DDR ist zu einer Fußnote in der Geschichte geworden.

Ganz liebe Grüße

Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Sta.tor,

ich gebe zu, nicht jedes Gedicht von mir gelingt, vor allem, wenn es um geschichtliche Themen geht.
Es hat Jahrzehnte gedauert, ehe man die DDR ohne Adjektivum wahrgenommen hat, und plötzlich war sie wieder weg, bis heute.
Sie hat es, historisch gesehen, nie richtig gegeben.

Liebe Grüße

Helmut
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Kommt drauf an, von welcher Seite gesehen. Die Anhänger der "sogenannten" Schreibweise haben diesen Staat sicherlich nicht ernst genommen oder ignoriert, schlimmstenfalls gedemütigt. Und viele von denen verhalten sich bis heute so.
Aus östlicher Sicht gab es aber auch viele, die die DDR geradezu beneideten, um deren im Vergleich zu ihnen gesehen bemerkenswerten Wohlstand, auch wenn der nur wenig mehr als eine Dekade spürbar war. Aber, der Staat existierte und baute großartige Druckmaschinen von Weltniveau. Nur Schreibmaschinen waren knapp.

Viele Grüße
Sta.tor
 
O

orlando

Gast
Aber der "Witz" des Gedichts liegt doch gerade darin, dass ein EX-DDRler mit den Vorstellungen vieler Wessis konfrontiert wurde (siehe mal die Kommentare von Gerd Geiser und mir) und diese Erfahrung parodierend aufnimmt und verarbeitet.
Ich finde das Gedicht klasse.
Nach wie vor!

LG, orlando
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber MIO,

das habe ich aus phonetischen Gründen gemacht, ein w von was spricht sich nach einen d von Land besser als ein d von das nach einem d von Land. Was grammatikalisch richtig wäre, ist schwer zu entscheiden.

Liebe Grüße

Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber orlando,

ich wollte mit meinem Gedicht bezugnehmen auf die Situation, dass die DDR,obwohl sie gesellschaftlich dem Kapitalismus weit voraus war, aus diesem Grund deshalb als Staat nicht ohne Einschränkungen anerkannt wurde. Mein Gedicht ist als Persiflage auf das Verhalten der Gegner des Sozialstaates gedacht. Ich danke dir sehr für deinen Beitrag zur Diskussion zu diesem Thema.

Liebe Grüße

Helmut
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
zum Thema

Ja, Helmut, da hast Du völlig recht. Vor allem die Zensur war viel weiter entwickelt, aber hier in der Leselupe hat man viel von der DDR gelernt, mindestens in diesem Punkt.
 
O

orlando

Gast
Hallo, ihr Lieben,
da ich in dieser Angelegenheit bereits die zweite Mail erhielt, sehe ich mich genötigt, noch einmal Stellung zu nehmen.
Helmuts Gedicht ist von einer größeren Anzahl von Usern für gut befunden worden, darunter Elke Nachtigall, Gerd Geiser, Ralf Langer, HerbertH und zwei anonymen Wohlgesonnenen.
Warum mir der Text zusagte, habe ich als AchterZwerg begründet.
Dem gegenüber steht eine Anzahl ebenso gestandener User, denen der Text überhaupt nicht gefällt. So weit so gut.
Mein Eindruck war nun, dass das Gedicht vielleicht missverstanden worden sein könnte. Ganz kann ich mich noch immer nicht davon lösen ... allerdings ist Helmut Ganze dafür der richtige Ansprechpartner.
Ich denke auch, dass es offenbar nach über 25 Jahren noch immer diverse Missverständnisse zwischen ehemaligen DDR-Bürgern und den alten Bundesländlern gibt. -
Ich bin geborene Westberlinerin und mit diesen Verklausulierungen (der "sogenannten ...", der "sowjetischen Besatzungszone", "drüben", dem "unterdrückten Teil Deutschlands" etc. aufgewachsen.
Das hat mich gleichwohl nicht daran gehindert, eine politische Gesinnung zu entwickeln, die der DDR lange Zeit sehr positiv gegenüber gestanden hat. Und für diese habe ich mich aktiv eingesetzt. - Mehr als einmal auch in diesem Forum.
Ich glaube ehrlich gesagt ebenfalls nicht, dass den anderen Text-Wohlmeinenden daran gelegen war, die Errungenschaften des Sozialismus mit ihren Wertungen infrage zu stellen.
Ich persönlich fühle mich - offen gesagt - ein wenig unter Druck gesetzt. Denn: Von mir aus kann jeder werten wie er will.

Ich freue mich stets, wenn ich handwerklich und/oder inhaltlich Fortschritte erkennen kann. - Dies war m. E. in diesem Gedicht der Fall. Deshalb war ich aufrichtig erfreut, dass Helmut - nach so vielen fruchtarmen Versuchen - einmal einen Treffer landen konnte. Und ich hätte es ihm wirklich gegönnt, wenn ihm diese kleine Freude geblieben wäre.

Einige sehen die von ihm vorgestellte Gedichtsqualität anders, was für mich durchaus in Ordnung ist.

Ein echtes Problem kann ich darin nicht erkennen.

LG, orlando
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Ja, lieber Sta.tor,

trotz Weltniveau zum Beispiel im Maschinenbau wurde die DDR von der westlichen Welt als Staat nur zögerlich oder gar zu spät anerkannt. Diese hietorische Tatsache wollte ich mit meinem Gedicht zum Ausdruck bringen. Es ist auch keine Wertung der Lebensverhältnisse in der DDR damit verbunden. Ich danke dir herzlich für deinen Beitrag zu diesem Thema.

Liebe Grüße

Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber orlando,

vielen herzlichen Dank für deinen umfangreichen Beitrag zu meinem Gedicht und für dein Verständnis meiner Reimerei.
Um es nochmal zu sagen, mein Gedicht soll lediglich eine Beschreibung der Situaton sein, die zum Teil im Kalten Krieg entstanden ist und keine Bewertung der Lebensverhältnisse der Bürger der DDR beinhalten.

Liebe Grüße

Helmut
 
hallo helmut ganze,

ein klagelied, welches seine berechtigung hat.

es hakt an der ein oder anderen stelle - und so bin ich mal mit dem bügeleisen drüber..

seh meine versio bitte nicht als verbesserung oder klugscheißere, sondern einfach nur als weitere option..

Dort, wo`s uns nie gegeben hat,
da fand bisher mein Leben statt.
Nicht, wie versprochen, mit `nem Sieg,
begann`s nach dem verlor`nen Krieg.
Nur Trümmer, Scherben, weit und breit,
wir hofften auf die neue Zeit.
Wir waren anfangs Zone pur,
von Plan und Richtung keine Spur,
dann kam zu uns die SBZ,
ein Unwort war`s, und gar nicht nett.
Sowjetische Besatzungszone,
nicht wirklich besser, auch nicht ohne,
und nach der Mauer kam, oh Herr,
die sogenannte DDR.
Als man uns endlich anerkannte
und einfach DDR nur nannte,
kam unverhofft auch schon die Wende.
Und mit ihr wiederum das Ende.
Rund vierzig Jahr in meinem Leben
hat`s dieses Sprachgewirr gegeben.
Jetzt heißt es, blickt man mal zurück
auf seine Welt ein kleines Stück,
nun wiederum, oh lieber Herr,
die vormalige DDR.
Mein Land, das mir gebrach zum Leben,
hat es wohl leider nie gegeben.


viele grüße, a.d.
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Liebe Andere Dimension,

vielen Dank für deine Bemühungen zu meinem Gedicht.
Ich muss noch im Text deine Verbesserungen vergleichen.
Auf alle Fälle ist die Aussage geblieben, wobei es dabei um kein Nachweinen ging und geht. Lediglich ist es eine Parodie auf die von der westlichen Welt gewählte Sprachregelung für ein nicht gewolltes Land. Erst einmal aus aktuellem Zeitmangel
meinerseits heraus mein kurzes Statement zu deiner Textbearbeitung.

Ganz liebe Grüße

Helmut
 



 
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