Ein Licht in dunkler Zeit

Kitty-Blue

Mitglied
Ein Licht in dunkler Zeit

Dunkelheit und Schwere fällt still auf das Land,
Lebenslust und Freude sind hier jetzt verbannt.
Tausend heiße Tränen, die fließen zum Meer,
viele tote Seelen sind bald kalt und leer.

Nebel, Frost und Kälte bedecken das Feld,
dunkler schwarzer Schatten liegt über der Welt.
Trauer in den Herzen wohin man auch sieht,
niemand will es glauben, was hier jetzt geschieht.

Leere auf den Straßen, nun bleibt man zuhaus,
Dörfer und auch Städte sehn einsam heut aus.
Alles geht zu Ende, ganz still flieht das Jahr,
all die großen Träume sind bald nicht mehr wahr.

Plötzlich zündet jemand die Kerzen still an,
Flammen in den Fenstern erfreun Frau und Mann.
Gärten, Hof und Häuser erhellt nun ihr Licht,
das in dunklen Zeiten uns Hoffnung verspricht.

.
 

Frodomir

Mitglied
Hallo Kitty-Blue,

ich finde, dein Gedicht trägt eine schöne und liebevolle Wärme in sich, die in der letzten Strophe dann sichtbar wird. Allerdings gibt es beim Handwerklichen einige Dinge, die mir aufgefallen sind. Wenn ich darf, werde ich sie dir nennen.

Ein Thema ist für mich beim Lesen die Wortwahl. Dein Gedicht ist sehr substantivlastig. Das ist an sich noch kein Problem, doch wenn diese Substantive keine Bilder erzeugen können, weil sie sehr abstrakt sind, dann besteht die Gefahr, dass das Gedicht beliebig wirken kann. Und da hebt sich dein Text leider nicht wirklich von vielen anderen ab, die auf Wörter wie Dunkelheit, Schwere, Schatten oder Herz setzen. Viel interessanter wäre es doch, von der abstrakten Ebene weg zu gehen und Ideen zu finden, wie man z.B. Dunkelheit oder Schwere beschreiben könnte, ohne die Wörter direkt zu nennen.

Ebenfalls aufgefallen ist mir folgender Vers: viele tote Seelen sind bald kalt und leer
Für mich ist das ein Pleonasmus, also sozusagen doppelt gemoppelt. Wenn die Seelen tot sind, assoziiert man das automatisch mit kalt und leer. Eine warme und volle tote Seele dagegen erscheint unlogisch. Wie wäre es deshalb, wenn du einfach schriebest: viele Seelen sind bald kalt und leer

Metrisch finde ich dein Gedicht an den meisten Stellen gut zu lesen, auch wenn es hier und da ein bisschen holpert. Aber ich denke, die Themen bezüglich der Wortwahl sind zunächst wichtiger, um mehr Originalität und lyrische Kraft erzeugen zu können.

Trotz meiner Anmerkungen habe ich dein Gedicht gern gelesen und verbleibe mit lieben Grüßen
Frodomir
 

Kitty-Blue

Mitglied
Vielen Dank für deine Analyse meines Gedichts.

Es ist nicht immer einfach die richtigen Worte zu finden, und sie dann noch in Reim und Form zu bringen.
Die Zeile "viele tote Seelen sind bald kalt und leer" ist ein Beispiel dafür.
Ich hatte erst geschrieben "viele dunkle Seelen". Allerdings habe ich schon mehrmals die Worte "dunkel"
und "Dunkelheit".
Um diese Wortwiederholung zu vermeiden, habe ich dann "dunkle Seelen" in "tote Seelen" geändert.

Dein Vorschlag, das Wort wegzulassen und nur "Seelen" zu schreiben, funktioniert aber auch nicht, weil es
dann zwei Silben zu wenig wären, und es dann beim Lesen holpert. Das Gedicht ist durchgängig mit einer
Silbenzahl von 11 Silben pro Zeile geschrieben. Würde ich jetzte eine einzige Zeile mit 9 Silben schreiben,
ließe es sich nicht mehr gut lesen, weil dann die Betonung nicht mehr stimmt.

Ich werde aber noch mal darüber nachdenken, ob ich noch ein ein anderes Wort finde.
Vielleicht "graue Seelen"?
 
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Frodomir

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Hallo Kitty-Blue,

vielen Dank für deine Antwort. Hm, ich verstehe das Dilemma, aber ich habe so bei mir gedacht, dass ich das Gedicht sogar besser finden würde, wenn du nicht stringent auf die 11 Silben pro Zeile setzen würdest. Schau mal, was hältst du von dieser Variante der 1. Strophe?:

Dunkelheit und Schwere fallen still aufs Land,
Lebenslust und Freude sind von hier verbannt.
Tausend heiße Tränen fließen hin zum Meer
und die Seelen sind bald kalt und leer.


Meiner Meinung nach holpert das metrisch nicht und durch das Weglassen des Adjektivs vor Seelen umgehst du den logischen Fehler (der auch mit grau einer wäre) und hebst außerdem das Substantiv stärker hervor, was für mich mehr Kraft in dein Gedicht bringen würde.

Was meinst du?

Liebe Grüße
Frodomir
 

Kitty-Blue

Mitglied
Nein, ich finde es schon besser, wenn man die Silbenzahl einhält.
Es klingt dann einfach flüssiger, also es sind dann alle Zeilen mehr im Fluss,
und es lässt sich besser lesen.

Mit den "toten Seelen" hast du natürlich Recht, das passt nicht so gut.
Ich werde noch mal darüber nachdenken, ob mir da noch ein besseres Wort einfällt.
Vielleicht klingt es besser, wenn man es umdreht: "viele kalte Seelen sind bald tot und leer"?
Ich weiß auch nicht so recht.
 

Frodomir

Mitglied
Ja, das verstehe ich. Aber wie findest du meine Vorschläge in den ersten drei Versen? Ich finde deine neue Idee bisher am besten: viele kalte Seelen sind bald tot und leer

Es ist immer noch zu überlegen, ob nicht doch ein anderes Adjektiv besser passen würde, aber im Vergleich zu den toten Seelen klingt es meiner Meinung nach besser.
 

Kitty-Blue

Mitglied
Bei deinen Vorschlägen stimmt die Silbenzahl nicht überein. Dadurch ändert sich die Betonung.
Ich möchte es schon bei den 11 Silben pro Zeile belassen.

Ich werde aber noch mal über das Gedicht nachdenken, und vielleicht ändere ich noch etwas.

Vielen Dank für deine Auseinandersetzung mit meinem Text.
 

Frodomir

Mitglied
Dunkelheit und Schwere fallen still aufs Land,
Lebenslust und Freude sind von hier verbannt.
Tausend heiße Tränen fließen hin zum Meer


Doch, jeweils 11 Silben. Habe extra drauf geachtet. Und im ersten Vers ist die Pluralform meiner Meinung nach auch unerlässlich, weil du ja zwei Substantive hast.

Ja, gern. Ich wünsche dir einen guten Start ins neue Jahr.

Liebe Grüße
Frodomir
 

Kitty-Blue

Mitglied
Ja, 11 Silben, aber du veränderst damit die Betonung.
Aber die Betonung muss immer gleichmäßig sein, in jeder Zeile.
Ich habe immer die Silben 1, 3, 5, 8 betont, und zwar durchgänging
im ganzen Gedicht, in jeder Zeile.
Du hast jetzt in den Zeilen 1 und 3 statt der 8. Silbe die Silben 7 und 9 betont.
Damit passen diese beiden Zeilen dann nicht mehr ganz.

Grammatikalisch hast du natürlich Recht, es müsste "fallen" heißen.
Aber weil dann die Betonung nicht passt, habe ich mich für "fällt still" entschieden,
weil das "still" betont sein muss.

Bei mir sieht die Betonung so aus:
XxXxXxxXxxX
Bei dir sähe es so aus:
XxXxXxXxXxX
So könnte man es natürlich auch machen, aber dann müsste man es konsequent
in jeder Zeile so betonen.

Ich finde es wichtig, dass bei einem Gedicht die Metrik passt, weil es sich sonst
nicht gut lesen lässt. Deshalb achte ich immer genau auf Silbenzahl und Betonung.
 
Zuletzt bearbeitet:

Frodomir

Mitglied
Ja, das verstehe ich. Nur der Versuch, eine saubere Metrik zu erzeugen, darf nicht dazu führen, einen grammatischen Fehler wie fällt - fallen zu rechtfertigen. Naja, wenn du noch mal ein paar Änderungen vornehmen solltest, bin ich gespannt, wie sich der Text entwickelt.

Bis dahin alles Gute wünscht
Frodomir
 



 
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