Ein Piltdown Fragment

micl

Mitglied
(Der Text kennzeichnet die Begegnung der Hauptfigur meines (ewig) werdenden Romans mit einer, noch nicht näher bezeichneten, zukunftsweisenden Persönlichkeit.
Wer interesse hat, der möge doch bitte auf meiner Site http://www.micl.de vorbeischauen, sich den 20 Seitigen Torso ausdrucken und einen Kommentar dazu in meinem Forum abgeben. Vielen Dank.)

Die dritte Begegnung, so zu sagen:

Gerade im Begriff den Wagon zu besteigen, sehe ich eine Frau die Treppe herauf kommen. Sie wendet sich in Richtung des Zuges, eilig, denn die Ansage zu dessen Abfahrt schallt schon durch die Halle. Halbhohe schwarze Stiefel tragen Ihre ebenso schwarze, am Schlag mit rosanen, blauen und grünen Blumen bestickte Hose, die ihr kaum bis an die Knöchel reicht, über den leeren, hallenden Bahnsteig. Der enge Schnitt in der Taille und ein rosanes, anscheinend indianisch gemustertes Seidenband, das leicht und schräg um ihre Hüfte liegt, viel tiefer als ein Gürtel, lenken den Blick auf sich.
Auch der zweite Blick hat es in sich ; ihr Shirt gibt einen Hauch ihres erkennbar gebräunten Bauches frei und die Wölbungen, die den Stoff formen, verraten kleine, spitze Brüste. Die braunen Augen lachen einem entgegen und ihre rotbraunen Locken, die nicht ganz bis zu den Schultern reichen, scheinen im sanften Rhythmus dieses Lachens mit zu schwingen.
Sie zieht einen riesigen Hardcase-Koffer hinter sich her und trägt einen weiteren, etwas kleineren, an dem ein rosanes Schild baumelt, wie sie an allen Gepäckstücken Flugreisender hängen. Trotz aller Mühe sieht sie jedoch immernoch elegant aus, nur der leichte Glanz des Scheißfilmes auf ihrer Haut verschweigt nicht die Anstrengung, in der sie sich befindet.
Wie ich sie so kommen sehe, meine ich ihr zuvor schon einmal begegnet zu sein, ebenfalls hier am Bahnhof, nur ohne Koffer und Eile. Ich erinnere mich eines sonnenreichen Tages, ich saß mit Sonnebrille in meinem Abteil und betrachtete sie, wie sie am gegenüberliegenden Gleis reglos in der Sonne stand und auf ihren Zug wartete ; nur der Glanz ihrer Haut war der selbe wie heute.
Geschützt durch die dunklen Gläser konnte ich sie direkt ansehen, starrte immer nur auf den einen Punkt, zu dem ihre Augen verschmolzen. Und sie schien es bald zu merken, mußte ihre Bewegungslosigkeit aufgeben, zu mir aufsehen, um gleich darauf den Blick wieder zu senken, sich fragend, ob sie wohl wirklich so schonungslos direkt begutachtet wurde, oder ob nur ein von der Arbeit und von der Hitze des Tages Ermatteter durch sie hindurch, und eben zufällig in ihre Richtung sah.
Vielleicht schläft oder stirbt auch jemand hinter einer solchen Brille; was sagen einem schon diese schwarzen Gläser, die blinde Flecken über den Fenstern der Seele verankern, um die Blicke von dort unabwendbar zu machen, die Menschen dahinter aber mechanisch und metallen, unzugänglich für jedermann.
Als sie die Tür erreicht hat strecke ich ihr meine Hand entgegen und sie übergibt mir, ohne Zögern und anscheinend kaum überrascht, mit einem Lächeln den kleineren der Koffer. Mit dem großen besteigt sie den Zug, während ich den hinteren Teil des Ungetüms hinein hebe, und kaum dass ich das Zwischenabteil betreten habe, schließen sich die Türen.
Entschlossen stellt sie die Koffer neben einander an die Wand und mutmaßt grinsend, ich würde demjenigen, der die Koffer zu stehlen versuche, doch bestimmt nicht helfen, selbst wenn es eine Frau sei.
„Menschen sehen Diebe gerne leiden, und Männer sehen besonders gerne das Leid von Frauen, weil es das Weibliche irgendwie unterstützt und den Beschützer Instinkt zutage fördert. Warum schreiben Männer sonst Bücher über leidende Schönheiten wie Effi Briest, oder warum überlebt sonst Rose die Titanic und nicht der Kerl. Eben weil allein Tränen und Leid eine Frau zur wirklichen Schönheit machen. Sie können also annehmen, daß ich der bemitleidenswerten Diebin mit Genuß zuschauen werde, wie sie sich erfolglos an ihren Monstren verausgabt.“
Während dessen ich losplappere öffne ich die Glastür und wir betreten das Abteil, um uns einander gegenüber in eine der Sitzgruppen zu setzen. Das Fenster ist halb geöffnet und der Fahrtwind wirbelt durch ihr Haar. Noch bevor sie etwas erwidert richtet sie sich erneut auf und macht sich an dem Fenster zu schaffen, wobei ein beträchtlicher Teil ihres Bauchpartie freigelegt wird.
„Demzufolge muss ich ja besonders hässlich sein, wenn sie sich dazu durchringen konnten mir den Koffer zu tragen.“
„Für diese Frechheit muss ich mich wohl bei ihnen entschuldigen,“,entgegne ich mit einer Geste des Bedauerns, „ da war der Instinkt der Menschlichkeit anscheinend etwas schneller als der des Mannes. Das kommt leider vor, obwohl ich mich redlich bemühe meiner Natur freien Lauf zu geben.“
„Menschlichkeit gehört also nicht zu ihrer Natur.“
„Nicht zu der Natur des Mannes an sich, ich selbst bin natürlich zivilisiert genug um mich meiner animalischen Instinkte zu widersetzen – obwohl ich mich für sie auch nicht zu schämen bräuchte.“
Mit leicht zusammen gekniffenen Augen sieht sie mich einen Moment lang schweigend an. „Das ist sehr interessant, wie sie ihre Natur verdrehen, also die Natur der Männer ´an sich´, nur um ihre Schadenfreude an der natürlichen Schwäche der Frau zu vertuschen.“, sagt sie schelmisch.
Ich kann mich vor lachen nicht mehr halten, „ Sie müssen Rechtsanwältin sein, oder Richterin am Stand- und Schnellgericht Babenhauserheide. Ihnen mit dem Gepäck zu helfen, das ist als ob man eine alte Frau über die Straße begleiten will und gesagt bekommt: ´ich bin alt, nicht blöd´.“ prusste ich ihr entgegen.
„Nein ich bin leider nur ´ne ganz normale Werbekauffrau.“
„Ach, Werbung machen sie ?“, sage ich während wir an der Startbahn des Flughafen vorüber fahren. Ich muss einige Sekunden daran denken, wie die Trasse im Winter, in fortgeschrittener Dämmerung, hell erleuchtet daliegt ; wie der Fingerzeig Gottes auf die vergehende Sonne deutend, die Chancen des vertanen Tages entgültig besiegelnd. Die Fremde scheint wegen meines Schweigens kaum irritiert zu sein, zumindest beginnt sie nicht sinnlos in Ihren Sachen herum zu wühlen oder nach den Koffern zu sehen. Sie scheint in mir zu lesen. „Also die fortschrittlichste Form der Lüge und des Betrugs gutgläubiger Menschen ; daher also das fundierte Wissen über die männliche Natur, wahrscheinlich verkaufen Sie Aftershave oder Autos. Und ich leiste der gesamten Männerwelt einen Bärendienst, weil ich so offen mit Ihnen spreche.“
„Eigentlich versuche ich Parfüm in Szene zu setzen und habe daher mein Insiderwissen was die männliche Psyche angeht. Ich rede Männern ein schlechtes Gewissen ein, und, glauben Sie mir, das ist nicht allzu schwer.“
„Und benebeln unsere Sinne, daß wir es letztlich dazu haben kommen lassen, dass Frauen schon Minister und bald sogar Bundeskanzler und Bundespräsident werden.“
„ Wenn sie es eh schon ahnen, dann brauche ich ja nicht zu verbergen, daß wir an der Übernahme der Weltherrschaft feilen und in den Duftstoffen ein den Charakter zersetzender
Bestandteil enthalten ist, der auf Dauer willenlos macht.“
„Willen- und charakterlos macht Parfüm vielleicht, aber einige Männer haben die Gefahr erkannt, lassen keinerlei Parfüm in ihre Nähe und verweigern sogar Deo, um sich nicht zu gefährden.“
„Hätte gar nicht gedacht, daß Sie zu dieser Sorte gehören, Sie sehen doch ganz ordentlich und gepflegt aus.“, erwidert sie mit festem, hypnotischem Blick.
Mich vorbeugend und mit gedämpfter Stimme raune ich: „Ich weiß gar nicht ob ich Ihnen das sagen darf, aber ich muss mich leider verstellen, also ordentlich kleiden, waschen, rasieren und so, damit ich nicht auffliege. Nur so kann ich meine enge Verbindung zum weiblichen Geschlecht aufrecht erhalten und weiterhin tiefe Einblicke in dessen Machenschaften bekommen.“
„In Wirklichkeit sind Sie also, so sollte man dann wohl sagen, männlicher,“ sagt sie grinsend, und fügt nach einer Pause trocken hinzu: „stinken, saufen und lassen sich richtig gehen, wie ein wahrer Mann ´an sich´.“
„Genau, erst kürzlich war ich wieder auf Schalke, wo wir uns unter Ausschluß der weiblichen Welt versammeln, und habe dort meinen Gefährten, Mitstreitern, oder Brüdern im Geiste, wenn sie so wollen, rölpsend meine neuesten Erkenntnisse veranschaulicht. Aber ich glaube, ich rede zu offen zu Ihnen, man sollte vorsichtiger sein.“
„Sie können mir vertrauen, ich stehe Ihrer Bewegung näher als Sie denken, denn auf Schalke war ich schon mal, und es ist wirklich genau so wie Sie sagen.“ erklärt sie lachend.
Die Augen aufreßend und mit empörtem Tonfall sage ich: „Dann geben Sie also zu, daß Sie eine feminine Spionin sind ?“
Das folgende Gelächter ist allein Ihres, ich beschränke mich darauf sie zu beobachten, zu sehen wie das Lachen durch sie hindurch rauscht, wie es scheinbar in ihren Haaren verebbt, um nur noch im Pulsieren der Halsschlagader fort zu dauern. Darauf hin sehen wir uns lange schweigend an, viel zu lange, um noch im Gespräch fort fahren zu können. Zumal der Zug schon den Geleis wechselt, um in den Bahnhof ein zu fahren, und die Hallen der Lokwerkstatt bereits an uns vorbei ziehen.
„Tut mir leid, aber ich muss Sie jetzt leider Ihrem Schicksal und dem Kampf mit den Koffern überlassen. Haben Sie es denn noch weit ?“
„Noch zehn Minuten, bis Essen.“
 
Bitte diesen Roman nicht zu Ende schreiben. Es ist der Wurm drin. Und zwar ist dieser Wurm nicht nur durch diese bewusst komplizierte, weil offenbar literarisch sein wollende Sprache gekrochen, sondern auch durch die Ansichten des Autors. Das Frauenbild in diesem Text ist ebenso altherrenklischeeverseucht wie die gestelzten und ich kanns nicht anders sagen, inhaltlich dämlichen Dialoge. Was ist da los? Wie gesagt, der Autor jagt offenbar mit seinem Deutsch einer erschreckend naiven Vorstellung von schöner, raffinierter und beschreibungkräftigen Literatursprache nach und fabriziert nur lauter Unfälle. Ich sehe in diesem Text viel Ehrgeiz und leider ebenso viel Unvermögen. Vielleicht würde alles besser, wenn der Autor beim Schreiben mehr an lebensechte Figuren als an den Traum eines vollendeten Romans denken würde. Fast jeden einzelnen Satz und jedes Bild könnte man in Frage stellen und korrigieren, viel Arbeit. Vielleicht besser, man überprüft vorher nochmal, was überhaupt,warum erzählt werden soll und beginnt dann von vorne. Klingt hart, aber ich bin leider überzeugt, dass diese Art zu schreiben eine Sackgasse ist.
 

micl

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Tach Lukas

Sauber, Du bist der erste, der aus seiner Verachtung keinen Hehl macht. Das allein war Grund für mich nach Werken von Dir zu suchen, und was ich da gefunden habe hat mich auch leicht verwirrt, um es gelinde zu sagen.
Deine literarische Perfektion kommt in abstrakten Fünfzeilern, denen keiner einen innhaltlichen Fehler nachweisen kann, weil sie keiner versteht, wohl zur genüge zur Geltung.
Vor Jahren habe ich auch perfekte Fünfzeiler geschrieben, meine Perfektion muss also an meiner konsequenten Arbeit an meinem Thema gelitten haben, da ist es gut, daß Du dies nie versucht hast.
Mein Frauenbild scheint mir übrigens völlig in Ordnung, und das der Zweck dieser dämlichen Dialoge den deckungsgleichen Humor der beiden heraus heben soll, brauche ich Dir sicherlich nicht zu sagen.
Zudem habe ich voran gestellt, daß dies ein Ausschnitt aus dem Gesamten ist, das Lebensnahe wird noch ausreichend durchleuchtet.
 

maskeso

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Mit Kritik umgehen..

ist wohl eine echte Kunst. Was, bitte, haben die Werke des Kritikers mit dem Wert seiner Kritik zu tun? Es kotzt mich gelinde gesagt an, wenn Autoren ihre Werke hier hinstellen und dann die beleidigte Leberwurst spielen, wenn sie dann doch tatsächlich kritisiert werden. Wenn du kein negatives Feedback zu deinen Geschichten vertragen kannst, dann solltest du sie vielleicht ausdrucken und in dein Regal stellen, aber nicht in ein Forum.
Zum Text: Satz drei allein beinhaltet neun Attribute, es ist fast unlesbar. Insgesamt zu aufgesetzte literarische Mittel, die Dialoge sind tatsächlich an Belanglosigkeit kaum zu überbieten. Alles zusammen recht schlecht.
Meinetwegen kannst du jetzt in Tränen ausbrechen, Flüche ausstoßen oder deine literarische Laufbahn beenden. Wenn du aber vielleicht doch anfängst, Kritik als solche nicht mehr misszuverstehen, dann fände ich das sehr begrüßenswert.
 

maskeso

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Schützenhilfe?

Muss denn hier jeder alles persönlich auf seine eigene unverwechselbare Person beziehen? Ich leiste prinzipiell keine Schützenhilfe, hier geht es um den Umgang mit Kritik und um nichts anderes.
 

Andrea

Mitglied
3 von 10 Punkten

Also, absolut überzeugen kann mich diese Geschichte wahrlich nicht – was nicht allein daran liegt, daß ich dir die Bemerkung über Schalke übelnehme..
Sprachlich bietet sie einige Hammer, die unfreiwillig komisch wirken (die Stiefel, die eine Hose über den Bahnsteig tragen, z.B.), aber auch den vermutlich schönsten Flüchtigkeitsfehler, den ich bisher gefunden habe: der Glanz ihres Scheißfilmes (das arme Mädchen muß ganz schön stinken..). Besonders aufgefallen sind mir dabei deine Konstruktionen, die da heißen: „Die Augen aufreißend und mit empörtem Tonfall sage ich“ oder „Mich vorbeugend und mit gedämpfter Stimme raune ich“. Wenn du schon die adverbiale Form wählst, kannst du dir das „und“ nämlich sparen! (Also Die Augen aufreißend sage ich mit empörten Tonfall). Dadurch wirken einige Sätze auch nicht mehr so gestellt.
Einige Bilder sind schlicht zu dick aufgetragen (der Fingerzeig Gottes...), und du steckst zuviel Energie in die Beschreibung der Umgebung, statt dich deinen Protagonisten zu widmen. Statt denen nämlich eine wahre Malerpalette von Eindrücken entgegenzusetzen, wäre das Zusammenspiel zwischen den beiden interessanter gewesen. Was nun den gemeinsamen Humor betrifft.. vielleicht wäre es besser, die ersten beiden „Begegnungen“ deines Protagonisten zuerst zu lesen, damit man seinen Humor schon kennt. Der Einstieg in ihr Gespräch (mit den Dieben) ist aber so konfus und seltsam, daß er dringend überarbeitet werden muß.
Insgesamt würde ich die Kritik nicht ganz so vernichtend formulieren, wie Lukas dies getan hat, aber ich hoffe, daß dein Roman sich in der Tat noch in der Entstehung befindet und nochmals generalüberholt wird. Mute deinen Lesern nicht zu viele Bilder zu, die dann auch noch in einer Kunstsprache abgefaßt sind – vor allem nicht, wenn du nicht willst, daß deine Protagonisten zu snobistischen Antihelden werden.
 

micl

Mitglied
Danke auch, das mit der Undinflation ist ernst zu nehmen. Nebenbei bemerkt bin ich wirklich eher Lautmaler als Dialogeschaffender.
Allerdings magst Du recht haben, daß es falsch war gerade diesen Teil hier zu veröffentlichen, da ich nicht bedacht habe, wie jemand auf den Text reagiert, der nicht ´per Du´ mit meinen ´Dingen´ ist (das übrigens war ein Schlacke Zitat, oh Gott ich hasse diese Brut). Allerdings glaube ich, daß derjenige der den Anfang gelesen hat damit zurecht kommt.
Auch gebe ich zu, daß ich den Teil sofort nach Fertigstellung veröffentlicht habe, was man nie machen sollte, da man zu dem Zeitpunkt noch völlig eingenommen von seinem Shit ist. Ich bereu ´s, I cried so many tears inside, my heads a goaldfish bowl.
Ansonsten schade, daß ich mein nicht vorhandenes Renomee, meint meine Leselupsche Jungmännlichkeit, hier in den Sack haue.
 



 
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