Arno Abendschön
Mitglied
- ab 10 Jahre -
Wie sie ihn riefen, weiß ich nicht mehr. Mir wäre Satan eingefallen. Sie – das war ein älteres Ehepaar, unsere nächsten Nachbarn. Auch sie wohnten in einem allein stehenden Haus über dem Fluss. Unseres stand in einem Wäldchen noch weiter oben, ihres in Wiesen auf halber Höhe, fünfhundert Meter von uns.
Ich war zwölf oder dreizehn, glaube ich. Alle vierzehn Tage schickte meine Mutter mich mit frischen Hühnereiern hinunter. Im Austausch brachte ich einige Flaschen Sprudel und Limonade mit, sie hatten einen Getränkeverkauf. In größeren Abständen legte ich ihnen auch das „Wasserbuch“ zur Abrechnung vor. Ihre Leitung zweigte von unserer ab und die Wasserwerke kassierten nur bei uns. Am Schluss der jeweiligen Verrechnung fiel immer ein kleines Trinkgeld für mich ab.
Die paar Groschen waren mein Lohn der Angst. Die Mutprobe begann, wenn ich die Pforte im Maschendrahtzaun öffnete. Ich durchquerte ihren Garten rasch und so leise wie möglich. Klingelte an der Tür. In diesem Moment entschied sich, ob ich aufatmen konnte. Das war der Fall, wenn Satan im Keller zu bellen und zu toben begann. Blieb es dagegen still, war ich in großer Gefahr und stellte mich sogleich auf den folgenden Kampf ein.
Satan war ein schwarzer Schäferhund, groß, schlank und von gestrecktem Wuchs, dabei sehr beweglich. Er war von äußerster Tücke. Lief er frei herum und kam einer in seine Nähe, begann er sofort, ihn anzufallen. Dabei bellte er nie. Er sprang sein Objekt lautlos an und zwar immer von hinten, nie von vorn. Dem Opfer blieb nichts übrig, als sich wie ein Brummkreisel zu drehen, den Hund nicht aus den Augen zu lassen und ihn möglichst einzuschüchtern. Und zu hoffen, dass Hilfe kam.
Gewöhnlich rechnete man mit mir und der Hund war im Keller. Doch zwei- oder dreimal im Jahr lief er frei herum und sprang auf mein Klingeln um eine Hausecke auf mich zu – und dann begann unser Tänzchen im Windfang. Es ist immer gut gegangen. Die Frau des Hauses öffnete nach zwanzig, dreißig Sekunden, packte Satan und brachte ihn weg. Nicht auszudenken, die Haustür wäre einmal verschlossen geblieben.
Ein paar Mal kam es sogar vor, dass Satan mir auf unserem Privatweg ins Dorf auflauerte. Da war ich ihm eher gewachsen, konnte ihm leichter ausweichen. Er versuchte unablässig, mich von hinten anzuspringen. Ich drehte mich im Weitergehen immer wieder rasch um, ich drohte ihm rückwärts gehend mit einem Stock oder Schirm. So zog ich ihn bis zu den ersten Häusern hinter mir her. Hier endete sein Revier, daher trollte er sich und lief nach Hause.
Wie sie ihn riefen, weiß ich nicht mehr. Mir wäre Satan eingefallen. Sie – das war ein älteres Ehepaar, unsere nächsten Nachbarn. Auch sie wohnten in einem allein stehenden Haus über dem Fluss. Unseres stand in einem Wäldchen noch weiter oben, ihres in Wiesen auf halber Höhe, fünfhundert Meter von uns.
Ich war zwölf oder dreizehn, glaube ich. Alle vierzehn Tage schickte meine Mutter mich mit frischen Hühnereiern hinunter. Im Austausch brachte ich einige Flaschen Sprudel und Limonade mit, sie hatten einen Getränkeverkauf. In größeren Abständen legte ich ihnen auch das „Wasserbuch“ zur Abrechnung vor. Ihre Leitung zweigte von unserer ab und die Wasserwerke kassierten nur bei uns. Am Schluss der jeweiligen Verrechnung fiel immer ein kleines Trinkgeld für mich ab.
Die paar Groschen waren mein Lohn der Angst. Die Mutprobe begann, wenn ich die Pforte im Maschendrahtzaun öffnete. Ich durchquerte ihren Garten rasch und so leise wie möglich. Klingelte an der Tür. In diesem Moment entschied sich, ob ich aufatmen konnte. Das war der Fall, wenn Satan im Keller zu bellen und zu toben begann. Blieb es dagegen still, war ich in großer Gefahr und stellte mich sogleich auf den folgenden Kampf ein.
Satan war ein schwarzer Schäferhund, groß, schlank und von gestrecktem Wuchs, dabei sehr beweglich. Er war von äußerster Tücke. Lief er frei herum und kam einer in seine Nähe, begann er sofort, ihn anzufallen. Dabei bellte er nie. Er sprang sein Objekt lautlos an und zwar immer von hinten, nie von vorn. Dem Opfer blieb nichts übrig, als sich wie ein Brummkreisel zu drehen, den Hund nicht aus den Augen zu lassen und ihn möglichst einzuschüchtern. Und zu hoffen, dass Hilfe kam.
Gewöhnlich rechnete man mit mir und der Hund war im Keller. Doch zwei- oder dreimal im Jahr lief er frei herum und sprang auf mein Klingeln um eine Hausecke auf mich zu – und dann begann unser Tänzchen im Windfang. Es ist immer gut gegangen. Die Frau des Hauses öffnete nach zwanzig, dreißig Sekunden, packte Satan und brachte ihn weg. Nicht auszudenken, die Haustür wäre einmal verschlossen geblieben.
Ein paar Mal kam es sogar vor, dass Satan mir auf unserem Privatweg ins Dorf auflauerte. Da war ich ihm eher gewachsen, konnte ihm leichter ausweichen. Er versuchte unablässig, mich von hinten anzuspringen. Ich drehte mich im Weitergehen immer wieder rasch um, ich drohte ihm rückwärts gehend mit einem Stock oder Schirm. So zog ich ihn bis zu den ersten Häusern hinter mir her. Hier endete sein Revier, daher trollte er sich und lief nach Hause.